Affengaffen in Ao Nang

Nach der kräftezehrenden Anreise nach Ao Nang brauchten wir eigentlich nicht nur eines ganz dringend, sondern gleich drei Dinge: Sonne, Strand und mehr Meer!
In unser Hostel, das K-Bunk – sehr nett gestaltet mit kleiner Chill-out Terrasse, Graffitis mit klassischen Banksy-Motiven an den Wänden und ansprechenden Dormitory Rooms (also Schlafräumen mit je 6 Doppelstockbetten), konnten wir am Sonntag, 05.02.17 erst um 14:00 Uhr einchecken. Da wir gegen 11:00 Uhr dort ankamen, waren unsere Betten noch nicht verfügbar, unser desolater Zustand sorgte aber zumindest dafür, dass man uns eine Pre-Check-in Dusche zugestand. Wir klebten förmlich wie angeschleckte Stundenlutscher, also genossen wir die Dusche unheimlich und fühlten uns danach sprichwörtlich wie neu geboren. Und auf wundersame Weise auch fit genug, sofort die Umgebung zu erkunden.

Die Landschaft in Krabi ist atemberaubend. Steil aufragende, bizarre und wild bewachsene Felsformationen, ein dichtes Dschungel-Gewirr aus Palmen und Kautschuk-Bäumen und allerhand fleischig-blättrigen Pflanzen. Schon während der Taxifahrt stand mir der Mund bei diesem herrlichen Anblick offen. Über Krabis Strände hatten wir ebenfalls nur Gutes gehört.

Unser Hostel lag am oberen Ende der Hauptstraße und der Weg zum Strand war mit etwa 15 Minuten Fußweg veranschlagt. Die Hauptstraße ist rechts und links gesäumt mit Marktständen, Garküchen, Bars, den unvermeidlichen (und unentbehrlichen) 7eleven und sogar einem Feinkost Supermarkt (eindeutiger Hinweis auf die mittlerweile seeehr (pauschal)touristisch ausgerichteten Urlauber-Bedürfnisse) mit internationalen Produkten sowie einer Wein- und Champagner-Abteilung. Auch eine große Moschee mit sehr schönen goldenen Minaretten fand sich auf unserem Weg. In dieser Region scheint es sehr viele Muslime zu geben, da uns ein großes Werbeschild auf der „Muslim Street“ begrüßte und die Frauen zu großen Teilen mit Kopftuch und langen, bunten Gewändern gekleidet sind. Später erschallten auch die Rufe des Muezzin, was ich zu Beginn als etwas irreal empfand, da ich Thailand eher mit Buddhismus in Verbindung bringe. Mir war klar, dass es auch Muslime dort gibt, jedoch nicht, dass sie besonders in den südlich gelegenen Provinzen so zahlreich angesiedelt sind.

Schließlich kamen wir am Strand an und tapsten sofort über den in der aufsteigenden Mittagshitze bereits glühend heißen Sandstrand. Basti und ich haben irgendwie ein besonderes Talent, uns immer dann irgendwohin bewegen zu wollen, wenn die Sonne gerade ihren Zenit erreicht hat. In Tel Aviv endete dies bereits letztes Jahr fast in einem kollektiven Kollaps ;o)

Das Wasser war herrlich, aber für eine statthafte Abkühlung eigentlich fast zu warm. Egal – Klamotten runter und rein in die Fluten. Irgendwie musste ich am meine Badewanne denken. Nach ausgedehnter Plantscherei fläzten wir uns in den Schatten eines Baumes – umringt von weiteren Entspannungs-Jägern. Der Strandbereich, der am oberen Rand von Bäumen beschattet wurde, war knallvoll. Doch auch die Anzahl derer, die sich – krebsroten Gesichter, Bäuchen und Beinen zum Trotz, in der vollen Sonne hin drapierten, war bemerkenswert. Aber wir waren zu müde, um uns darüber aufzuregen, dass wir hier wohl nicht unser einsames Paradies finden würden. Stattdessen beobachteten wir fasziniert, wie sich einige Urlauber vor uns in der Sonnenglut ihren persönlichen Garpunkten näherten.
Das weckte gleichzeitig Hungergefühle und wir suchten uns ein nettes Plätzchen unter den riesigen Bäumen oberhalb des Strandes.

Wie üblich entschieden wir uns für einen Fruchtshake und Thaifood. Danach folgt ein kurzer Spaziergang bis zum Ende des Strandes, wo wir eine Gruppe von Touristen entdeckten, die einen Pfad hinauf stiegen, der in den Felsen zu verschwinden schien. Zwischen den Touristen sprangen auch kleine (Rhesus?)Äffchen hin und her – meine ersten Affen in freier Wildbahn (abgesehen von denen – Achtung, Ironie – die wir vorher bereits am Strand begutachtet hatten). Da wir aber noch zu kaputt für einen Trek auf dem steilen Pfad waren, entschieden wir, uns die Erklimmung dessen für den nächsten Tag aufzusparen und schlappten zurück ins Hostel.

Check in, Zimmerbezug, Entpacken unserer Rucksäcke, ausgedehnter Mittagsschlaf, Abendessen in einer Garküche, Bierchen auf der Terrasse – und der Tag war für uns gelaufen. Da das K-Bunk Hostel ausdrücklich damit wirbt KEIN Partyhostel zu sein, hatten wir eine herrlich ruhige Nacht und mit den umlaufenden Vorhängen um die Etagenbetten ist Privatsphäre durchaus gegeben. Mir gefiel es dort wirklich sehr gut – vor allem nach der vielschichtigen Geräuschkulisse in unser Unterkunft in Bangkok.

Den nächsten Tag wollten wir wieder am Strand verbringen, auch wenn uns eigentlich nicht wirklich nach Touri-Getümmel zu Mute war. Ließ sich hier nicht vielleicht doch ein ruhiges, entspanntes Stück Beach finden? Nach einiger Zeit am Strand – den wir auf Grund eines gewissen Learnings erst nach Rückgang der stechendsten Mittagssonne aufgesucht hatten – erinnerten wir uns an den Bergpfad und machten uns auf den Weg dorthin.

Am Fuße des Berges angekommen, war von Affen und Menschen nichts zu sehen. Wir begannen den Aufstieg auf dem – ein entsprechendes Schild gab uns darüber Auskunft – „Monkey Trail“, über eine wackelige Bretterkonstruktion mit einem ebenso fadenscheinigen Geländer, was abwechselnd aus knorrigen Ästen und labberig herabhängenden Bastseilen zusammengeschustert war. Nur wenige Stufen auf dem steil ansteigenden Pfad genügten, um uns den Schweiß mit Hochdruck aus jeder Pore zu treiben. Schnaufend und prustend erklommen wir Stufe um Stufe des sich den Berg hinaufwindenden Weges. Zu unserer Linken ging es aufrecht hinauf, zu unserer Rechten ebenso rapide hinab. Alles, was uns vor einem versehentlichen Absturz bewahrte, war das klapprige Geländer. Im dichten Gebüsch raschelte und zirpte es unentwegt und plötzlich saß er einfach da: ein kleiner Affe. Entspannt baumelte sein Beinchen über das Geländer, auf dem er hockte, und er betrachtete mich eher gelangweilt als neugierig. Im Gegensatz zu mir, die ich – wie erwähnt – tags zuvor meinen ersten Affen in freier Wildbahn erblickt hatte, sah er täglich sicher mehrmals entfernte Verwandte in menschlicher Gestalt sein Habitat durchqueren.

Basti hatte den kleinen, haarigen Gesellen im vorbeigehen gar nicht bemerkt, derweil ich hektisch nach meiner Kamera kramte. In diversen Tierdokumentationen hatte ich bereits gesehen, dass Affen über ungeheuer viel Kraft, Schnelligkeit, immenses Geschick und eine gute Portion Frechheit verfügen, also schob ich mir vorsichtshalber die Schlaufe meiner Kompaktkamera über die Hand und zurrte sie an meinem Handgelenk fest. Der Affe kratzte sich den Bauch und schaute schläfrig drein – mir schlug das Herz bis zum Hals. Ich drückte den Auslöser und mich gleichzeitig an ihm vorbei. Jetzt nur keine hektischen Bewegungen… Dem Affen war meine entzückte Aufgeregtheit vollkommen egal. Er hockte einfach weiter auf dem Geländer und drehte sich natürlich nicht noch einmal um, als ich im Abstand von wenigen Zentimetern an ihm vorüber schlich. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich schaute noch mindestens viermal zurück, um mich zu vergewissern, dass ich das tatsächlich gerade erlebt hatte. Das Grinsen, was sich auf meinem Gesicht breit machte, kann man wohl am besten mit „grenzdebil“ beschreiben.

Den Peak des Monkey-Trail hatte ich inzwischen auch erreicht und eierte den schmalen, holprigen Pfad nun schwitzend, wie in einer 90 Grad Sauna, hinab. Unten angekommen wussten wir sofort, dass sich die etwa 20 minütige Plackerei – nicht nur alleine wegen des affigen Erlebnisses – gelohnt hatte. Vor uns breitete sich ein etwa 600 Meter langer und von Bäumen und Palmen gesäumter Strand aus. Trotz des sich linker Hand auftürmenden 5 Sterne Ressorts war der Beach fast menschenleer. Die Touristen lungerten zu größten Teilen am Pool herum und hatten offenbar keine Lust auf sandige Füße und Hintern. Gut für uns. Wir fanden ein schönes Plätzchen unter einem Baum mit dichtem, schattenspendenden Blattwerk und warfen uns in den Sand.

Am Touri-Strand war vorher keine Ruhe zu finden, da unablässig Longtail Boote in unmittelbarer Strandnähe herumknatterten – hier war alles (fast) ruhig. Fast nur deshalb, da zu Beginn des Strandes ein monströser Dieselgenerator die Idylle störte. Also auch hier keine 100 Prozent paradiesischer Stille, aber wir lagen weit genug von der rumpelnden Maschine, die offenbar das Hotel mit Strom versorgte, entfernt, um uns ausgiebig entspannen zu können. Wir bleiben eine ganze Weile und traten vor Einbruch der Dunkelheit den Rückweg an. Die Affen ließen sich nicht mehr blicken, tobten aber quiekend im Dickicht der Bäume über unseren Köpfen herum. Vermutlich machten sie sich über unsere schweißüberströmten, hochroten Gesichter lustig.

Auf dem Rückweg in´s Hostel kehrte das „grenzdebile“ Grinsen auf mein Gesicht zurück. Sicherlich würde dies nicht die letzte Begegnung mit Affen oder sonstigem Getier während unserer Reise bleiben. Und damit sollte ich Recht behalten…

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