Gebeutelt in Phnom Penh…

Der frühe Morgen des 04.03. hielt für Basti eine böse Überraschung bereit. Eigentlich sah man ihm sein Elend nicht an, was wohl durchaus der bisher erreichten Bräunungsstufe zuzuschreiben war. Das änderte aber nichts daran, dass er sich vor Bauchkrämpfen krümmte und elendig vor sich hin röchelte, als wir uns zur Abfahrtsstelle unseres Busses nach Phnom Penh aufmachten.

Eine Handvoll Imodium Akut sicherte ihn gegen ungewollte Darmaktivitäten während unseres mehrstündigen Transfers ab – ob ihn das auch vor einer oralen Entleerung bewahren würde, sollte sich erst noch zeigen. Plastik-Tüten, proaktiv gesammelt, hatten wir vorsichtshalber in rauen Mengen am Start. Unser Bus – der natürlich keine Toilette an Bord hatte und somit die Schweißperlen-Parade auf Bastis Stirn noch zusätzlich verstärkte, war im vorderen Teil gut gefüllt. Wir verkrümelten uns also auf die hinteren Sitzplätze in Achsennähe.

Hier war es nicht nur besonders „hopsig“, sondern, dank der Nähe zum Motor, von unten her auch ausgesprochen un-kuschelig heiß. Von oben brüllte uns die Klimaanlage zum Ausgleich eiskalte Luft entgegen. Alles nicht zuträglich für den ohnehin schon gebeutelten Patienten.

Wenigstens hatten wir hinten Platz, sodass wir jeweils zwei Doppelsitze für uns allein beanspruchen konnten und Basti fiel dankbarerweise schnell in einen, wenn auch unruhigen, Schlaf. Ich musste mich also mit mir selbst beschäftigen, schrieb etwas und glotzte ansonsten semi-interessiert aus dem Fenster und begutachtete die staubtrockene Landschaft.

Jeder Stopp des Busses brachte eine willkommene Abwechslung und gab mir Gelegenheit, die interessanten Snackvarianten, unter anderem bestehend aus grünen Eiern am Stiel, die auf einem Grill vor sich hin schmurgelten, in Augenschein zu nehmen. Probieren wollte ich nichts der sonderbaren Angebote. Statt dessen hielt ich mich an das, was keine Magenverrenkungen verursachte – Bier. Meine allzeit sichere Nahrungs-Ergänzungs-Bank.

Um 9:30 Uhr waren wir aus Battambang gestartet und weitestgehend durch spärlich besiedeltes Ödland gefahren. Gegen 16:00 Uhr wichen die ausgedörrten Landschaften langsam aber sicher immer größer werdenden Ansammlungen von Häusern und Geschäften – die Ankunft in Phnom Penh ließ sich also entsprechend erahnen.

Um 17:00 Uhr erreichten wir dann auch den Busbahnhof von Phnom Penh und Basti erwachte ebenfalls aus seiner schlaftrunkenen Lethargie. Spätestens, als wie gewohnt Horden von Taxifahrern auf uns zuströmten und uns als Fahrgäste gewinnen wollten, war er fast ganz wach, aber nach der Elendsfahrt natürlich weniger gut gelaunt.

Wir verhandelten also nicht lange herum und gaben dem, der am wenigsten an uns herumzerrte, den Zuschlag für den Fahrauftrag. Interessantes Detail übrigens an dieser Stelle: Die Fahrer schnappten sich stets zuerst Bastis Rucksack. Ich durfte meinen eigentlich immer selbst tragen. Allerdings gab ich ihn so oder so nicht gerne aus der Hand und es machte mir nichts aus, ihn selbst zu den Taxis, oder TukTuks zu schleifen. „Ladys First“ war aber offensichtlich weder in Thailand noch in Kambodscha eine gängige Devise. Hier hatte wohl der Mann noch die Hosen anzuhaben und das Geld in der Tasche. Wenn wir zum Beispiel irgendwo eine Rechnung anforderten, dann wurde diese immer Basti unter die Nase gehalten. Legte ich das Geld in den Umschlag, kam dieser mit entsprechendem Wechselgeld natürlich nicht zurück zu mir – sondern zu Basti. Und obwohl ich meistens diejenige war, die ein Bier bestellt und Basti einen Fruchtshake, war mit schlafwandlerischer Sicherheit davon auszugehen, dass die Getränke entsprechend falsch serviert wurden. Schon lustig, dass dies zu Hause mittlerweile durchaus anders ist ;o)

Unser Hostel war glücklicherweise nicht besonders weit vom Busbahnhof entfernt und so dauerte die Fahrt nur etwas über 10 Minuten und wir standen vorm Onederz Hostel, das vor zwei Monaten gerade neu eröffnet hatte.

Wir hatten zwei Betten im 12er Dorm gebucht und man zeigte uns diese in der dritten Etage. Die Betten befanden sich direkt hinter dem Eingang des Dorms – nicht optimal also – und uns vielen sofort zwei freie Betten an der schönen, großen Fensterfront auf. Wir fragten also den Servicemitarbeiter, der uns das Zimmer zeigte, sofort, ob ein Wechsel möglich wäre. Basti wollte sich verständlicherweise nicht mehr bewegen und so ging ich wieder an die Rezeption und fädelte den Umzugsdeal ein.

So bezogen wir also final ein Doppelstockbett in erster Reihe zum Panoramafenster – Basti unten, ich oben – mit einem herrlichen Ausblick direkt auf den Mekong.

Mit dem Hostel hatten wir einen Volltreffer gelandet. Das Personal war unheimlich freundlich und hilfsbereit, die Betten ultrage-mütlich, es gab große Schließfächer und blitzsaubere und schön gestaltete Gemeinschaftsbäder mit sensationellen Regenwaldduschen. Der Gemeinschaftsraum mit Sitzsäcken und einem monströs großen Fernseher mit Netflix Anschluss war ebenfalls sehr einladend auf einer Zwischenebene zwischen Rezeption und den darüber liegenden Zimmern angelegt. Später entdeckte ich noch eine Dachterrasse, mit tollem Ausblick, auf der wir meistens alleine abhängen konnten, da diese nirgends ausgeschildert war. Wer also irgendwann einmal in Phnom Penh sein sollte, und Lust auf ein schönes Dorm-Bett in einem schicken, modernen Hostel haben sollte, dem sei das Onederz sehr an’s Herz gelegt.

Patient Basti fühlte sich nach der anstrengenden Busfahrt nach wie vor nicht besser und sollte sich direkt nach unserer Ankunft in seinem Bett zusammen. Mir knurrte dagegen mittlerweile ziemlich der Magen und ich erkundigte mich an der Rezeption, ob es in der Nähe etwas Empfehlenswertes gäbe. Als ich das Wort „Night Market“ hörte, war die Entscheidung auch sofort gefallen – zudem sich dieser auch noch in 5-minütiger Laufweite direkt um die Ecke befand.

Bei Ankunft am Night Market war ich zuerst etwas enttäuscht, da die Reihen der aufgebauten Geschäfte zuerst nur aus mönströser Unterwäsche für die Kambodschanerin ab 50 zu bestehen schien. Daneben gab es noch mehr oder weniger authentisch gefälschte Chanel und Gucci Taschen und Sonnenbrillen jeglicher Allerweltsmarken sowie diversen Nippes und gerahmte Insekten.

In der Mitte des Marktes war eine riesige Bühne aufgebaut, auf der sich ein einsames Gesangstalent die Seele aus dem Leib performte. Vor der Bühne standen – natürlich in größtmöglichem Sicherheitsabstand – etwa 8 Leute und begutachteten die Bemühungen des angehenden Schlagerstars. Als ich dieses Spektakel passiert hatte, wurde es interessant.

Auf der Fläche eines mittelgroßen Fußballfeldes war der blanke Asphalt mit Bastteppichen ausgelegt auf denen sich schmatzende und lachende Menschen tummelten. Die Teppichfläche war umgeben mit Essenständen auf den sich die leckersten Dinge auftürmten. Das Angebot was so groß und unüberschaubar, dass ich mich nach einigen Anläufen schließlich für eine Hühnersuppe entschied. Wenig exotisch zwar, aber da weiß man, was man bekommt.

Ich bestellte und machte es mir auf einem freien Plätzchen inmitten der Teppichlandschaft im Schneidersitz gemütlich. Der Boden war von der Hitze des Tages so erwärmt worden, dass es den Anschein hatte, man würde auf einer Fußbodenheizung sitzen. Schließlich wurde mir meine Suppe gebracht und ich fragte mich ernsthaft, wie die vielen verschiedenen Restaurantbetreiber es in diesem Getümmel schafften, den Überblick über ihre Gäste zu behalten. Hier waren mit Sicherheit einige Kambodschaner im Service beschäftigt, die mit einem photographischen Gedächtnis gesegnet waren. Faszinierend!

Die Suppe dampfte und duftete herrlich vor sich hin. Ich schnappte mir ein frisches Paar Stäbchen und untersuchte den Inhalt genauer. Das Schöne an der asiatischen Küche ist – zumindest ist dies meine Meinung – dass nicht nur die Filetstückchen in das Essen wandern, sondern auch der ganze Rest, der nun einmal natürlicherweise zu so einem Tier gehört, entsprechend verarbeitet wird. Aus dem Inneren der Suppenschale förderte ich nach und nach gefleischte Knochen zu Tage, die es sorgfältig abzunagen galt. Auch Innereinen fanden sich bei tieferer Suppenschürfung in Form von Leber und Teilen von Hühnermägen. Außerdem quadratische rote Stückchen, die entweder einmal eine Lunge gewesen waren oder sonstiges gepresste Blutpampe darstellten. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn ich auch noch einen Hühnerhals herausgefischt hätte – ich hätte ihn selbstverständlich gewürdigt und von seiner fleischigen Hülle befreit. Irgendwie finde ich, dass dies dem Tier, was zu meinem „Vergnügen“ im Topf gelandet ist, Respekt zollt.

Ich mochte als Kind schon Innereine und daran hat sich bis heute – trotz BSE und Vogelgrippe – eigentlich auch nichts geändert. Ich esse sie nur, aus eben diesen Gründen, nicht mehr besonders häufig.

Was ich allerdings immer dann esse sobald es meinen Weg kreuzt ist Zuckerwatte. Zum Nachtisch gönnte ich mir also die kambodschanische Variante und konnte keinerlei Unterschied zu den bisher mir bekannten europäischen Ausführungen feststellen. Ich wusste es durchaus zu schätzen, diesen vertrauten Geschmack zu erhalten und nicht etwa eine Note von Chilli, Lemongras oder Koriander zu erschmecken. Bei Zuckerwatte hab ich’s sehr gerne traditionell.

Nach diesen kulinarischen Highlights ging ich zurück in’s Hostel und nach einem kurzen Check up bei Patient Basti ließ ich mich noch etwas auf der Dachterrasse nieder und entspannte Angkor-seeling mit Blick auf den Mekong.

Am nächsten Morgen war Basti wieder ganz hergestellt und mir ging es nach einer ruhigen Nacht in einem herrlich gemütlichen Bett ebenfalls hervorragend. Das Frühstück im Hostel stellte direkt ein weiteres Highlight dar, denn dort gab meine geliebten Fluffy-Pankaces und nicht das flache Plinsen-Substitut zubereitet und serviert wurden.

So gestärkt machten wir uns zu Fuß daran, die Stadt genauer unter die Lupe zu nehmen. Heiß war es natürlich auch hier und die Luftfeuchtigkeit ließ und nach wenigen Metern schon wieder schwitzen, wie nach einem Marathon. Aber irgendwie gewöhnt man sich daran. Zumal ALLE um einen herum am ölen sind ;o) Unsere erste Station erreichten wir nach etwa 20 Minuten Fußweg: den Zentralmarkt oder auch Phsar Thmei, was in der Khmer Sprache „Neuer Markt“ bedeutet.

Dieses Gebäude, was im Stil des Art Déco errichtet ist, wurde von 1935 bis 1937 von zwei französischen Architekten erbaut. Das zentrale Herzstück bildet eine 25 Meter hohe Kuppel, von der 4 jeweils 44 Meter lange Arme in alle Himmelsrichtungen abzweigen. Handel wird hier mit allen möglichen Alltagsgütern wie Stoffen, DVD’s, Sonnenbrillen und Spielzeug, Fake-Handtaschen und Klamotten betrieben.

Am beeindruckendsten fand ich jedoch das Angebot an frischen Früchten, Fleisch und Fisch, Blumen und allen möglichen Snacks. Es gehen einem schier die Augen über angesichts der herrlichen Farben, Formen und Gerüche und dem endlos scheinenden Angebot der Garküchen, die sich im überdachten Inneren der Seitenarme des Zentralmarktes tummeln.

Hier aßen wir auch direkt zu Mittag und der Oktopus, den ich mir zur Feier des Tages bestellt hatte und der direkt neben uns auf dem Grill landetet, schmeckte schlichtweg sensationell und war butterzart.

Die nächste Station unserer Erkundungstour erhob sich nach kurzem Fußmarsch in der lodernden Mittags-Glut vor uns auf einem 27 Meter hohen, künstlich angelegten Hügel. Das spirituelle Zentrum Phnom Penhs, der Wat Phnom, ist mit seinen vielen Statuen und Schreinen und den riesigen Bäumen und hübsch angelegten Schlenderwegen, ein sehr sehenswertes buddhistisches Bauwerk.

In einem der kleineren Tempel entdeckten wir, neben den üblichen Opfergaben an Geldscheinen (echten und kopierten), Räucherstäbchen, Lotosblumen und Früchten sogar ein ganzes Spanferkel! Da bat wohl jemand mit Nachdruck um einen ganz besonders vollen Teller.

In den Bäumen um den Wat Phnom herum erspähten wir auch einige riesige Flughunde, die kopfüber von den Ästen baumelten und sich sonnten – wohlgemerkt inmitten der Stadt!

Nach unserer erfolgreichen Erkundungstour erfrischten wir uns im Hostel mit einem ausgedehnten Nachmittagsnap, um uns am Abend erneut auf den Weg zu machen. Ziel unseres Streifzuges war die Bassac Lane, ein kleines, aber sehr feines Ausgehviertel, was aus vielen unterschiedlichen Bars zusammengewürftel ist, die westlichen Ansprüchen in keinster Weise nachstehen. Hippe Hippsterhangouts mit Kunstcharakter sozusagen.

Den Weg dorthin bestritten wir zu Fuß; vorbei am Independent Monument, welches im Stil der neuen Khmer Architektur in lotosblütenförmiger Art einer Stupa zu Gedenken der Unabhängigkeit Kambodschas von den Franzosen 1953 errichtet wurde. Nach diesem ca. 40 minütigen, und auch des Nächtens noch immer schweißtreibenden, Spaziergang hatten wir uns einen guten Cocktail redlich verdient. Bei herrlichem Vollmond und einer schönen Aussicht über die Stadt schmeckte dieser gleich doppelt so gut. Leider waren die schicken Bars nicht sonderlich belebt, was uns relativ zügig veranlasste, den Rückweg anzutreten. Diesmal gönnten wir uns für diesen auch ein TukTuk, da wir einfach zu kaputt für einen neuerlichen Fußmarsch waren.

Für Montag, den 06.03. stand – nach einem neuerlichen Pancake Frühstück – wieder Kultur auf dem Plan. Wir wollten das Genozid Museum Tuol Sleng, auch bekannt unter der Bezeichnung S21, besuchen. Die Killing Fields, welche sich ebenfalls in Phnom Penh befinden, hatten wir nicht auf dem Plan, aber das Museum wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Eigentlich gingen wir davon aus, dass es sich außerhalb der Stadt befinden würde und nicht, wie sich herausstellte, mitten darin. Das Gebäude steht inmitten eines Wohngebietes und ist von einer Mauer umgeben, die am oberen Ende zusätzlich mit Stacheldraht bewehrt ist. Die Mauer wurde erst errichtet, als das S21 seiner grausamen, zweiten Bestimmung – einem geheimen Foltergefängnis der Roten Khmer, während deren Schreckensherrschaft von 1975 bis 1979 – zugeführt wurde.

Um besser verstehen zu können, was dort vor sich gegangen war, nahmen wir uns einen deutschen Audioguide und verbrachten die nächsten drei Stunden damit, Geschichten von Überlebenden und Erzählern zu lauschen, die dieses furchtbare Kapitel der Khmer beleuchtete und unter der Herrschaft von Pol Pot jeden 4 Kambodschaner zu Tode kommen ließ.

Bis heute ist es nur schwer zu begreifen, wie sich der Hass und die Verblendung einer Diktatur gezielt gegen das eigene Volk richten kann und die Vernichtung von Andersdenkenden, Intellektuellen und einfach modernen Menschen zum Ziel hat. Dieser kurze Zeitraum – gerade einmal 4 Jahre – katapultierten ein blühendes, aufstrebendes Kambodscha in die Steinzeit zurück. Die Folgen sind bis heute spürbar. Aber die Kambodschaner haben ihren Lebensmut und -willen nicht verloren. Auch das spürt man und das gibt allen Hoffnung.

Nach diesem durchaus schockierenden (aber in jedem Fall empfehlenswerten) Besuch mussten wir uns erst einmal ein wenig sammeln. Wir schlenderten etwas ziellos umher, bis wir an einem Hostel ankamen, dass uns an der Eingangstür seine Rooftop-Bar mit Pool anpries. Genau das richtige, um ein wenig abzuschalten.

Vor der Tür kamen wir mit einem deutschen Pärchen in’s Gespräch, was uns, unter Aufbietung aller Handelskunst, unbedingt ihre „Tigerlili“, ein ziemlich abgerocktes, aber durchaus fahrtüchtig wirkendes Motorrad, verkaufen wollten. Ich habe ja bereits des Öfteren über Bastis und meine zittrigen Moped-Ausflüge berichtet, dementsprechend bissen sich die beiden sehr erfolgreich die Zähne an uns aus. Aber wir hatten ein nettes Gespräch und verabschiedeten uns, mit dem Versprechen, einen Aushang zum Verkauf ihrer „Tigerlili“ in unserem Hostel zu platzieren, was wir später auch pflichtbewusst taten. Allerdings erst, nachdem wir in der Rooftopbar etwas enttäuscht feststellen musste, dass man mit der Bezeichnung „Pool“ wohl etwas vollkommen anderes, als ein klassisches Schwimmbad in kleiner Ausführung, gemeint haben musste. Wir entdeckten noch nicht mal ein Plantschbecken, tranken aber trotzdem ein Bierchen zur Entspannung und ärgerten uns nicht, auf diesen billigen „Nepper, Schlepper, Tourifänger“-Trick hereingefallen zu sein.

Abends gingen wir wieder auf den Night Market, um uns durch das Angebot lokaler Köstlichkeiten zu futtern. Zum Dessert orderte ich mir von einem Obsthändler eine „Bunte Tüte“ mit mehr oder weniger ominös aussehenden Früchten.

Auf der Dachterrasse unseres Hostels musste ich dann feststellen, dass lediglich 50 Prozent davon auch genießbar waren. Einige Früchte schmeckten herrlich süß, knackig, ein wenig säuerlich, ganz wunderbar. Die andere Hälfte bot Konsistenzen von nicht essbarer Holzigkeit bis hin zu Säure-Attacken, die meine Gesichtszüge entgleisen lassen. Das mitgelieferte Pülverchen war keine Hilfe, da es – wie ich zuerst vermutet hatte – kein Zucker, sondern Salz mit Chilli war. Aber an der Hälfte der Früchte hatte ich durchaus mein Vergnügen, also betrachtete ich die Investition von 2 Dollar als absolut angemessen für diese fruchtigen Feldtest.

Der folgende Tag stand ganz im Zeichen diverser Schönheitsreparaturen. Mein Tagesrucksack, ein ultralight Raumwunder von Osprey, den mir eine liebe Freundin kurz vor meiner Abreise ganz überraschend zum Geschenk gemacht hatte und den ich seitdem heiß und innig liebte, hatte bereits, auf Grund der teilweise durchaus strapaziösen Reisetätigkeit, zwei kleine Risse genau dort abbekommen, wo er gerne einmal Kontakt mit diversen Untergründen aufnehmen musste.

Ich wollte keine weiteren Beschädigungen riskieren, also musste eine Wunderwaffe zur Reparatur her. Basti und ich gingen im Ausland nicht nur gerne in Supermärkte, wir zeigten uns auch interessiert an internationalen Baumärkten. In Phnom Penh fanden wir nach einem Streifzug durch diverse Lampenläden und Geschäfte mit Malerbedarf auch einen entsprechenden Dealer für Handwerksbedarf und erkundigten uns beim Verkaufspersonal, ob man hier auch das führte, was bekanntlich die Welt im Inneren Zusammenhält: Gaffa-Tape!

Alles hatte man im Angebot: Malerkrep, Isolierband, Klebeband, Packband… aber kein Gaffa. Irgendwann kamen wir auf die Idee, dass man dieses bewährte Klebematerial im Ausland unter Umständen unter einer anderen Bezeichnung führen könnte, da stießen wir auch endlich auf das Produkt unseres Begehrens. Tatsächlich erinnerte ich mich auch in dem Moment, in dem wir es erspähten, dass man Gaffa auf internationaler Basis nicht Gaffa, sondern DUCT Tape nennt.

Der Preis war übrigens auch ganz international und mit fast 7 Euro pro Rolle sicherlich kein Schnäppchen. Etwas besonders ausgefallenes hatte das Tape allerdings: ein herrliches Muster. Die Grundfarbe war ein heller Grünton und auf dieser Grundierung tummelten sich lustige Comic-Gürkchen, die mit Sprechblaser versehen waren, welche „Dill with it“ verlauten ließen. Wir mussten es haben!

Nicht nur, weil es meinen Rucksack erfolgreich von weiteren Beschädigungen bewahren würde, sondern weil es einfach das sensationellste Gaffa-Tape war, was wir jemals erblickt hatten. Basti und ich teilten und die Kosten und verließen glücklich den Baumarkt.

Der nächste Punkt auf unserer To Do Liste: ein Haarschnitt für Basti. Sein Pony versuchte während der letzten Tage bereits, ein gewisses Eigenleben zu entwickeln und sich in seinem Gesicht auszubreiten, also musste entsprechend Abhilfe geschaffen werden. Nachdem wir einen lokalen Choiffeur ausfindig gemacht hatten und dieser ihm zuerst einen der bekannteren David-Beckham-Schnitte mit längerem Deckhaar schmackhaft machen wollte (er hatte im Hinterzimmer wohl bereits die Extension für willige Kunden bereitliegen), blieb es dann doch bei der bewährten Variante „Hinten-Vorne-Seiten-Kurz und die Kopfhaut soll nicht durchscheinen“.

Danach hatten wir uns einen „Feel-Good-Cafe“ in gleichnamigem Etablissement verdient und verkrümelten uns später auf „unsere“ Dachterrasse in „unserem“ Hostel mit Blick auf „unseren“ Mekong, um den Tag vor unserer Abreise nach Kratie zu beenden.

Phnom Penh ist wirklich eine tolle und beeindruckende Stadt. Allerdings sind das hohe, lärmende Verkehrsaufkommen und die damit einhergehende Luftverschmutzung Dinge, die man weniger vermisst, sobald man ihr den Rücken kehrt.

Also machten wir uns am nächsten Tag in eine Region mit weniger Chancen auf Atemwegserkrankungen auf: Kratie, im Osten Kambodschas.

Und hier erwartete uns – im Gegensatz zum pulsierenden Großstadtleben – ein nahezu eremitisches Dasein zwischen Kühen, Katzenbabies und Gottesanbeterinnen. Aber dazu an anderer Stelle mehr!

Besuch beim IT-Mönch und wie es sich anfühlt, von Fledermäusen angepinkelt zu werden…

Für Donnerstag, 02.03. 2017 hatten wir den Plan gefasst, uns einmal wieder einen fahrbaren Untersatz zu besorgen, um die Stadt besser erkunden zu können. Unserem fahrerischen Können in Bezug auf Rollerfahrten in der Stadt trauten wir nach wie vor nicht, also blieb, wie schon öfter zuvor, nur der Drahtesel.

Unser Reiseführer empfahl ein kleines Kaffee in Laufweite und pries den dort servierten Kaffee als den Besten der Stadt an. Wir machten uns also auf den Weg und wieder fielen mir die schönen kolonial-französischen Fassaden in’s Auge, wenn sie auch nicht so prächtig ausfielen wie in Siam Reap. Irgendwie vermittelten sie mir ein vertrautes Gefühl und der Duft von frischem Baguette, der durch die Straßen wehte, verstärke dies noch und ich fühlte mich ein wenig wie in Südfrankreich.

Am Kinyei Café angekommen, studierten wir die Karte und ich entschied mich für einen einfachen schwarzen Kaffee – ohne Schnickschnack – der wirklich unheimlich gut war. Zusammen mit dem georderten Käsesandwich ergab dies ein äußerst zufrieden stellendes Frühstück für mich. Im Café erkundigten wir uns auch direkt, ob man irgendwo in der Nähe Fahrräder mieten könnte. Freundlich verwies man uns an einen Laden, der direkt um die Ecke lag und nachdem wir aufgegessen hatten, gingen wir nach nebenan und begutachteten das – wie üblich – etwas desolate Angebot an Rädern. Wir fanden aber doch schnell zwei Gefährte, die den Richtlinien der StVo im Ansatz entsprachen und radelten los.

Battambang ist mit 180.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Kambodschas, was aber irgendwie nicht auffällt. Auf den Straßen ging es gemächlich zu und wir mussten nicht befürchten, ständig von nervösen Autofahrern über den Haufen gerast zu werden.

Bevor wir uns der klassischen Stadtbesichtigung widmeten, nahmen wir erst einmal Kurs auf eine Polyklinik, die Basti bereits am Vorabend recherchiert hatte. Nach seinem Klinik-Abstecher in Thailand wollte er nun – eher unfreiwillig, jedoch für ihn nicht zu umgehen – die medizinischen Zustände in Kambodscha überprüfen. Seit einigen Tagen hatte er einen merkwürdigen Punkt auf dem Oberschenkel, der ihm, da dieser auch schmerzte, keine Ruhe ließ.

Wir betraten die Eingangshalle und liefen direkt dem Chefarzt in die Arme, der uns sehr freundlich und neugierig empfing. Basti schilderte sein Problem und wurde umgehend auf die Waage gestellt, größentechnisch vermessen und auf ein Bett – was sich praktischer weise ebenfalls direkt im Eingang befand – darnieder gestreckt. Puls, Blutdruck und Temperatur wurden pflichtbewusst von einer Krankenschwester mit Mundschutz (aber ohne Handschuhe) in einem Aufnahmebogen erfasst. Alles sehr dramatisch und der Situation des besorgen Patienten Basti somit sehr angemessen.

Im Anschluss wurden wir in einen Nebenraum gebeten, der unter Gesichtspunkten gewohnter steriler Bedingungen aus Deutschland ein glatter Witz war. Der behandelnde Assistenzarzt trug zwar ebenfalls einen Mundschutz, schickte sich aber ebenfalls an, Bastis Hautinfektion, die bakteriellen Ursprungs war und die man sich mit etwas Glück – oder Pech – in jeder Ecke der Welt zuziehen kann, ohne Handschuhe desinfizieren zu wollen. Nach einer kurzen Intervention kramte er ein Paar Latexhandschuhe hervor und vollzog sein Werk, indem er großzügig eine orange Desinfektionslösung auf Bastis Wunde verteilte. Dann klatschte er ein wenig Watte darüber und versuchte das Ganze mit einem Pflaster, was seinen Dienst zuerst verweigerte, zu fixieren. Es brauchte einige Anläufe und einige neue Pflaster, bis die Behandlung tauglich abgeschlossen war. Der Chefarzt verschrieb zusätzlich noch eine Ladung Antibiotika und damit war das Kapitel auch schon beendet und wir konnten unser normal-touristisches Programm fortsetzen.

Wir fuhren vorbei an Tempeln, schönen Gartenanlagen, auffallend vielen Kunst-Galerien, Straßenhändlern und Cafés, bis wir zum „Riverside Balcony“ direkt am Fluss gelangten. Dieses Restaurant/Bar/Cafe war uns in einer kleinen touristisch aufgearbeiteten Citymap, die wir uns im Hotel besorgt hatten, als eine der überschaubaren Sehenswürdigkeiten und „Places to be“ in Battambang an’s Herz gelegt worden. Von außen sah das mehrstöckige Holzgebäude äußerst einladend aus. Allerdings verhinderte das große Vorhängeschloss an der Tür, dass wir die Lokalität auch von Innen in Augenschein nehmen konnten. Enttäuscht wollten wir wieder abziehen, als eine junge Frau an der Seite des Gebäudes erschien und uns aufklärte, dass das „Riverside Balcony“ erst am Nachmittag seine Pforten öffnen würde. Wir versprachen, später zurück zu kommen und bestiegen erneut unsere Räder und machten uns auf die Suche nach Nahrung, da das Frühstück bereits eine ganze Weile zurücklag.

Fündig wurden wir in der Nähe eines Tempels in einem Innenhof. Das Restaurant war speziell gestaltet und bestand nicht aus einem großen Raum sondern aus nebeneinander liegenden kleinen „Abteilen“, die mit einem Tischchen und Liegesitzen ausgestattet waren. Irgendwie wirkte dies auf uns Japanisch, wobei weder Basti noch ich bisher in Japan gewesen waren. Wir versuchten, auf der kambodschanischen Karte irgendetwas zu finden, was uns ansatzweise bekannt vorkam, scheiterten allerdings komplett und riefen den Kellern zu Hilfe, der auch direkt hilfsbereit mit einer englischen Karte anrückte.

Das Angebot war überschaubar und eher westlich orientiert, was mich lediglich zur Bestellung einer Kokosnuss veranlasste. Diese wurde dann, quasi fangfrisch, auf einem niedrigen Holzblock im Innenhof von einem geübten Servicemitarbeiter mittels einer Art Hackebeil fachmännisch von ihrer äußeren Hülle befreit und flugs mit Strohhalm serviert.

Nach der Rückkehr in unser Hotel mit dem Todesventilator nahmen wir am frühen Abend wieder Kurs zum „Riverside Balcony“ auf. Der Pizzaduft, der aus der Küche zu unserer Liegewiese auf der gemütlichen Terrasse, herüber wehte, veranlasste uns, diese auf Verzehrtauglichkeit hin zu prüfen. Unser Fazit: hauchdünn, extrem knoblauchlastig, lecker! Essen, Bier und Kulisse des „Riverside Balcony“ stimmten und wir ließen den Abend hier nicht all zu früh ausklingen.

Am nächsten Morgen gaben wir unsere Fahrräder zurück und gingen direkt wieder zu unserem Hotel, wo wir um 12:00 Uhr mit einem zuvor gebuchten TukTuk Fahrer einen Ausflug in die Umgebung unternehmen wollten.

Fünf vor Zwölf knatterte „Rita“ – unser Fahrer – samt TukTuk-Sänfte vor die Eingangstür und lud uns freudestrahlend ein. Auf dem Plan stand eine Fahrt mit dem (legendären) Bamboo-Train, eine Fahrt durch die ländlich, dörfliche Umgebung und zum Abschluss der Besuch der Killing- und Bat-Caves. Es wartete also ein tagesfüllendes Programm auf uns.

Rita war unheimlich nett und sprach zudem ziemlich gut Englisch. Er fuhr zuerst mit uns ein wenig durch die Stadt, erzählte uns einiges über die bewegte Geschichte Battambang’s und Kambodscha‘s und kutschierte uns schließlich zu unserer ersten Station des Tages: dem Abfahrtsbahnhof des Bamboo-Train.

Wir wussten in etwa, was uns erwartete und sprangen auf die niedrige Plattform aus Bambusholz, die mit Teppichen und Kehrseiten-schonenden Kissen ausgelegt war, und versuchten, im Schneidersitz, eine bequeme Position einzunehmen. Die Bamboo-Trains – wie gesagt, eine motorisierte Draisinen-artige Konstruktion aus Bambus-Brettern, die ein wenig an fliegende Teppiche erinnerten, lagen nur lose auf zwei Radsätzen auf und waren über einen Keilriemen mit dem hinten angebrachten Dieselmotor einfachster Bauart verbunden.

Es gibt nur eine Strecke – gleichermaßen für den Hin- als auch für den Rückweg. Bei Gegenverkehr muss man absteigen und die Plattformen werden, samt Motor und Radsätzen, von den Schienen gehoben, der Gegenverkehr darf passieren und dann setzt man das Ganze einfach wieder auf die Schienen und knattert weiter.

Die Fahrt startete gemächlich, nahm aber in Windeseile rasant an Fahrt auf. Der Fahrtwind, der uns entgegen schlug, kühlte uns nicht ab – es war brüllend heiß, als wie durch die versengte Landschaft donnerten. Die Fahrt fühlte sich an, als säße man in der Wilden Maus – allerdings in der Highspeed Offroad Edition. Die Schienenstränge verliefen so ungleichmäßig, dass wir ordentlich durchgerüttelt wurden. Teilweise waren notdürftige Reparaturen an den Schienen vorgenommen worden, was die Fahrt aber nur noch abenteuerlicher gestaltete, da man jedes Anschlussstück der Schienen – die sich nicht gleichmäßig zusammenfügten sondern kleine Spalte aufwiesen und in beeindruckend beängstigenden Schlangenlinien verliefen – mit ordentlichen Hopsern und dem Eindruck überfuhr, dass man gleich aus der Spur fliegen müsste.

Unser Fahrer drückte aber unbeeindruckt weiter auf’s Gas und wurde erst langsamer, als wir einen vor uns fahrenden Bamboo-Train fast eingeholt hatten.

Da wir zu zweit hintereinander unterwegs waren, musste der uns entgegenkommende Zug von den Schienen gehoben werden und wir fuhren amüsiert an den in der sengenden Sonne darbenden Touristen und deren Fahrer vorbei. Wieder lieferten wir uns ein Rennen mit unserem Vordermann und kamen – nach ca. 10 Minuten wildester Fahrt – am Ende der Strecke an.

Früher verband der Bamboo-Train Battambang mit Siem Reap und war ein wichtiges Transportmittel für Lebensmittel und sonstige Güter. Heute dient er lediglich noch als Touristenattraktion und fällt vermutlich im nächsten Jahr dem Bau einer neuen Zugstrecke zum Opfer. Dies ist insofern sehr bedauerlich, da damit einen wichtige Einnahmequelle für die Bevölkerung entlang der Strecke ersatzlos entfällt.

An der Endhaltestelle gab es diverse Souvenirs sowie Getränke und Essen zu erstehen. Wir liegen ein wenig in der Gegen herum, die auf Grund der Trockenzeit aber wenig spektakulär und im Wesentlichen staubig anzuschauen war. Als wir nach kurzer Zeit zur Endstation zurückkehrten viel uns ein Grill in`s Auge, auf dem merkwürdiges und recht undefinierbares Getier vor sich hin brutzelte. Die Verkäuferin informierte uns, dass es sich bei dem Grillgut um Feldratten handelte, die ganz köstlich und schön fett seien, da sie ja nur besten Reis und keinen Müll zu sich nahmen und sie amüsierte sich auf Grund unserer angewiderten Gesichtsausdrücke offenbar immens. Wir hatten ja durchaus Erfahrungen mit dem Verzehr nonkonformistischer Lebensmittel gemacht, aber Ratten wollten wir unseren Speiseplan dann doch nicht ergänzen.

Wir bestiegen also wieder unsere fliegenden Bambus-Teppiche und rasten die Strecke zurück. Trotz der brüllenden Hitze war das Ganze ein absoluter Mordsspaß und wir behielten das eingemeißeltes Grinsen in unseren Gesichtern für die nächsten Stunden bei.

Die Fahrt führte uns nun durch einige Dörfer bei denen es sich im aber eher um eine Ansammlung einzelner Hütten handelte. Kühe, Schafe und Ziegen gehörten zur Standard Ausstattung der Haushalte und dösten bräsig im Schatten der zusammengezimmerten Stallungen, die direkt an die Hütten angebaut waren, vor sich hin. Die Umgebung wirkte sehr arm, aber überall, wo wir Menschen sahen, blickten wir in glückliche und zufriedene Gesichter. Die Hütten sind befinden sich stets in relativ großer Höhe und darunter befindet sich ein Freiraum, der fast immer mit Hängematten ausgestattet ist. Die Hütten dienen lediglich zum Schlafen; gelebt, gechillt, gespielt und getroffen wird sich tagsüber unten.

Nach einer Weile machten wir an einem Wat halt und durften uns umschauen. Wir durchstreiften die Anlage und bewunderten die schönen Stupas auf dem Gelände. Unser Fahrer und Guide, die redselige Rita, erklärte uns, dass diese Stupas eine Art Begräbnisstätte darstellt, die auf Wunsch der Familie des Verstorbenen mit individuellen Symbolen und Statuen versehen werden können. Dafür bedarf es allerdings auch immer eines bestimmten Budgets. Je prächtiger der Stupa, desto einflussreicher (und damit auch reicher) war der Verstorbene.

Basti und ich schlenderten durch den Garten des Wats und plötzlich stand ein Mönch in typisch oranger Kluft vor uns. Basti ging direkt weiter, da er wohl befürchtete, dass dieser uns zum Zweck einer Spendenbitte gestoppt hatte. Ich ließ mich jedoch unbefangen auf ein Gespräch ein und schilderte, wo wir herkamen, was wir hier machten und tauschte ein wenig Smalltalk mit dem buddhistischen Geistlichen aus.

Als er mich in sein Haus bat, war ich zunächst etwas befangen, da ich nicht einfach in seine heiligen Hallen hineinschlurfen wollte. Aber er ließ nicht locker und so folgte ich Ihm schließlich in sein spartanisch eingerichtetes Heim.

Dort gab es einen Raum mit einem Schlafplatz (eine dünnen Matte auf dem Boden) und einem Schrank, einen Gebetsraum und einen weiteren Raum, an dessen drei Seiten Tische mit verhüllten Gegenständen standen. Als er einen der mysteriösen Gegenstände enthüllte, traute ich meinen Augen kaum. Darunter befanden sich PC’s – inkl. Monitor und Tastatur. Baujahr in etwa 1990 – also quasi Oldtimer der Personal Computer Generation.

Er erklärte mir, dass er der Meinung sei, dass man sich nur durch Bildung aus Armut und kleingeistigem Denken befreien könne und so hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, die Kinder der Bauernfamilien der Umgebung im Umgang mit Computern zu schulen, um ihnen eine besseren Start in eine erfolgreiches Leben mit den Ansprüchen der Neuzeit zu ermöglichen.

Ich war geradezu platt und machte nur große Augen. Ich hatte sonst etwas erwartet, aber nicht einen IT Mönch, der die Zeichen der Zeit offenbar richtig zu deuten wusste. Das war auch schon alles, was er mir zeigen wollte. Er bat nicht um Spenden oder sonstige Unterstützung. Er wollte sich einfach nur nett unterhalten und vielleicht deutlich machen, dass man hier die Welt nicht für eine Scheibe hielt. Ich verabschiedete mich freudestrahlend von Ihm und wünschte Ihm für seine Bemühungen nur das Beste und er entließ mich ebenso erfreut in die Hitze des Gartens.

Nach diesem schönen und unerwarteten Erlebnis fuhren wir weiter. Die Fahrt dauerte noch nicht lange und wir waren von den ländlichen Sandpisten gerade wieder auf die Hauptsraße abgebogen, als Rita bei einer Straßenhändlerin stoppte. Der kleine Verkaufsstand setzte sich aus einem windschiefen Sonnenschirm, einem Tischen mit Kokosnüssen, einem klapperigen Stühlchen und einem Grill zusammen.

Auf diesem Grill schmurgelte etwas vor sich hin, was wir bereits vom Bamboo-Train kannten: Ratten in den gängigen Verzehrgrößen S, M, und XL – platt wie die Flundern und jenseits des Garpunktes, der als saftig durchgehen würde. Wir waren wohl noch etwas „high“ von unserer wilden Bambus-Zug-Fahrt, jedenfalls ließen wir uns von Rita zu einer Kostprobe überreden. Er wollte uns zuerst eine der großen Exemplare zukommen lassen, was wir aber hektisch ablehnten und ihn um eine kleine Version baten. Diesen speziellen Snack reichte uns die Verkäuferin zusammen mit einem Schälchen Pfeffer, das mit Limettensaft und Chilli gemischt war.

Jetzt kamen wir aus der Ratten-Nummer nicht mehr heraus und ohne großartig weiter darüber nachzudenken, riss sich jeder ein Stückchen des durchgegrillten Nagers ab, dippte es in den Limetten-Pfeffer und mümmelte vor sich hin. Der Ekel, den man vor solchen Sachen hat, kommt meistens nicht von der geschmacklichen Komponente, sondern wird mental impliziert. Vermag man es, den Kopf auszuschalten, ist die Herausforderung keine große mehr.

Und was soll ich sagen… es schmeckte. Und da die Ratte durch den Feuersturm des Grills quasi zweifach getötet worden war und somit auch bestens desinfiziert aufgetischt wurde, fanden wir durchaus Gefallen an der überaus knusprig-krossen  Spezialität mit 1A Röstaroma.

Nun stand die letzte Station unserer Tour auf dem Plan: Die Killing- und Bat Caves von Battambang. Den Name Killing Caves verdanken die Höhlen auf dem Berg Phnom Sampeau, zu Deutsch „Schiffsberg“ – da er die Form eines Schiffes hat – dem grausamen Regime der Roten Khmer unter Pol Pot. Während dieser Schreckensherrschaft, die in Kambodscha lediglich von 1975 bis 1979 ihren Höhepunkt hatte, wurde jeder vierte Kambodschaner Opfer eines Systems, das aus wahn- und aberwitzigen Ideen erwuchs und die Idee des Aufbaus eines Agrarkommunistischen Staates verfolgte. Da die Guerillabewegung der Roten Khmer, deren Name sich von den Khmer, einer bevölkerungsmehrheitlichen Ethnie in Kambodscha ableitete, bei der Bekämpfung ihrer Feinde (im Wesentlichen der eigenen kambodschanischen Bevölkerung – der Bildungselite des Landes und Bewohnern von Städten) Munition sparen wollten, wurden diese oftmals mit Macheten getötet oder einfach in Höhlen zu Tode gestürzt.

Es ist ein bedrückendes Erlebnis, einerseits die schöne, dschungelartige Natur zu durchwandern und den Phnom Sampeau zu erklimmen, um dann vor einem schlundartigen Höhleneingang zu stehen, in dem so viele unschuldige Menschen so grausam zu Tode gekommen sind. Und da die Bergung der sterblichen Überreste nicht möglich ist, haben sie dort auch ihre letzte Ruhe gefunden.

Das drückte natürlich auf die Stimmung… aber wir fingen uns doch recht schnell wieder und machten uns weiter daran, die Spitze des Berges zu erreichen, der mit etwa 800 Metern eher ein Hügelchen ist, sich in der kambodschanischen Flachlandschaft aber durchaus majestätisch erhebt.

Erreicht man den höchsten Punkt, findet man dort, neben einem buddhistischen Kloster, was von Horden kleiner, frecher Rhesusäffchen bevölkert wird, einen Aussichtspunkt. Von dort hat man einen spektakulären Blick auf die Landschaft aus umgebenden Reisfeldern und kann bei guter Sicht fast bis in’s 15km weit entfernte Battambang schauen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause machten wir uns daran, den Kalkstein-Berg auf der gegenüberliegenden Seite wieder hinabzusteigen. 700 Stufen lagen vor uns und die in den Bäumen über unseren Köpfen herumschaukelnden Affen machten den Weg zu einer wackeligen Angelegenheit, da wir ständig befürchteten, von den kleinen haarigen Gesellen überfallen und unserer Habseligkeiten beraubt zu werden.

Unten angekommen, ließen wir uns in einem der zahlreichen Straßenrestaurants nieder und bestellten uns ein Nudelsüppchen und ein Angkor zur Stärkung, denn das eigentliche Highlight des Tages lag noch vor uns. Unser Guide gesellte sich zu uns und wir unterhielten uns ein wenig, bevor wir an einer anderen Stelle des Geländes Station bezogen.

Wie viele weitere hunderte Schaulustige, machten wir es uns auf roten Plastikstühlen, direkt unterhalb der Öffnung der Bat Caves, gemütlich und warteten. Und warteten… und warteten…

Langsam wurden unsere Hälse steif, wie wir da so angestrengt nach oben starrten. Wir harrten einem allabendlich stattfindenden Naturschauspiel besonderer Güte. Nämlich dem Ausflug eines Schwarms an Freischwanzfledermäusen. In ganz Kambodscha leben etwa 6,5 Millionen dieser Tier und in Battambang befindet sich die größte Population dieser Nachtschwärmer.

Langsam aber sicher brach die Dämmerung über uns herein und obwohl wir schon fast dreißig Minuten angestrengt auf die Höhe starrten wollte sich nichts tun. Unser Guide hatte uns vorher erzählt, dass die Tiere eigentlich so gut wie immer die Höhle verlassen, aber es kann vorkommen, dass sie sich durch irgendetwas gestört fühlten und dementsprechend nicht herauskamen. Angesichts der vielen Menschen, die dem Schauspiel beiwohnen wollten, fragten wir uns, ob heute vielleicht so ein Nicht-Ausflug-Tag sein könnte.

Doch plötzlich kam Bewegung in die Sache. In der Höhe sah man erste Feldermäuse flattern. Erst nur vereinzelte, dann nach und nach immer mehr, bis es den Anschein hatte, als würde sich dort ein riesiger Strudel befinden, der sich immer schneller zu drehen begann.

Und dann ging es mit Brachialgewalt los… die Fledermäuse starteten zu ihrem nächtlichen Beutezug. Sie flogen aber nicht alle auf einmal heraus, sondern in einem nicht enden wollenden, gleichmäßigen Strom, der sich, ähnlich einer Perlenschnur, in den Nachthimmel ergoss. Was für ein Anblick!

Ich hatte überall Gänsehaut, sogar im Gesicht, und bekam den Mund nicht mehr zu. Die Fledermäuse, die an einem einzigen Abend auf den Reisfeldern der Umgebung zwischen 50 – 100% ihres eigenen Körpergewichtes an Insekten und Ungeziefer vertilgen, hörten nicht auf aus ihrer steinernen Behausung zu flattern. Wenn es jetzt noch von irgendwo eine dramatisch untermalenden Musik gegeben hätte, dann hätte ich vor lauter Begeisterung zu heulen angefangen.

Dies blieb zum Glück aus und so starrten wir gebannt und fasziniert auf die Tiere, die in schönster stromlinienförmiger Ordnung den Nachthimmel durchflatterten. Nach 20 Minuten war noch kein Ende in Sicht und wir bestiegen einen kleinen Hügel vor der Höhle, um noch näher an dem Ereignis zu sein.

Über uns zogen die Fledermäuse dahin und mir Stand die Klappe nach wie vor offen. Allerdings auch nur so lange, bis neben uns jemand sagte: „They pee when they come out. You better close your mouth“ (Die pinkeln, wenn sie rauskommen. Du machst besser den Mund zu.) Für den Bruchteil einer Sekunde verstand ich nicht, doch als mir bewusst wurde, dass ich eben noch gedacht hatte, dass es zu regnen beginnen würde, da ich irgendwelche Tropfen auf meinen Händen und Schultern gespürt zu haben glaubte, machte ich meine Luke reflexartig dicht. Kurz darauf später stiegen wir den Hügel wieder hinab. Nicht zuletzt auch, da es sehr intensiv zu müffeln begann und wir nicht länger im Piesel-Regen stehen wollten. Wir machten uns also auf die Suche nach unserem Guide.

Der Strom der Fledermäuse hatte, obwohl sie bereits vor 40 Minuten damit begonnen hatten, ihre Höhle zu verlassen, noch immer nicht an Intensität verloren. Der Schwarm in Battambang umfasst über 1 Million Tiere und der Ausflug kann weit über 1 Stunde dauern. So etwas erleben zu können ist einfach der Wahnsinn!

Nachdem wir Rita gefunden hatten, machten wir uns auf den Rückweg nach Battambang und wurden von Ihm nach einer erfrischenden Nachtfahrt wieder sicher im Hotel abgesetzt. Wir bedankten uns mit einem großzügigen Trinkgeld und verabschiedeten uns glücklich.

Dann packten wir im Hotel unsere Rucksäcke für die Fahrt nach Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas, die für den nächsten Tag auf dem Plan stand und gingen noch etwas essen. Wir speisten in einem Restaurant, welches wir noch nicht getestet hatten und Basti bestellte sich, nach längerer Zeit der Abstinenz, einmal wieder ein grünes Curry. Das dies schwerwiegende Folgen haben würde, zeigte sich am Tag, kurz vor Beginn unserer Busfahrt nach Phnom Penh…

Böötchenfahrt mit Hindernissen im wahre Land des Lächelns…

Dienstag, der 28. Februar verlief, nach unserer Inspektion Angkor Wats und einem neuerlichen Ausflug auf die Pub Street Siem Reaps, äußerst beschaulich und stand zudem im Zeichen neuerlichen Aufbruchs, da wir, wie schon so oft zuvor, wieder unsere Backpacks schnürten, um am nächsten Tag nach Battambang aufzubrechen.

Am nächsten Tag standen wir also wieder einmal sehr früh auf und warteten wir vor unserem schönen Guesthouse, was wir wirklich nur ungerne verließen, auf unseren Minibus, der uns zum Bootsanleger Siem Reaps bringen sollte.

Wir hatten uns für die Anreise per Boot entschieden und waren gespannt, wie sich diese gestalten würde. Die Reiseveranstalter halten sich hinsichtlich expliziterer Auskünfte zu den diversen Transportmitteln stets sehr bedeckt. Entweder gibt es ein Speed Boat oder ein normales Boot, Bus ist gleich Bus und Mini Van ist gleich Mini Van – aber es wird einem eigentlich fast immer alles als very VIP angepriesen. So kann man sich eigentlich immer nur auf ein Neues überraschen lassen.

Unser Boot, was wir nach kurzer Fahrt in einem bis unters Dach vollgestopften Mini Bus, erreichten war alles andere als very VIP. Aber es machte einen gemütlichen Eindruck und man konnte im unteren Bereich in Doppelsitzen in Zweierreihe sitzen oder es sich – neben dem gesamten Gepäck – auf dem Dach gemütlich machen. Das Boot war nach allen Seiten offen, Fenster oder ähnlichen Schnickschnack hatte man sich direkt gespart. Die Hartschalensitze lagen in etwa auf gleicher Höhe mit der Wasseroberfläche, was einen schönen und fast „ebenerdigen“ Blick auf das Ufer ermöglichte. Platzkarten gab es keine, also beschlagnahmten Basti und ich direkt einmal jeweils einen Doppelsitz für uns und breiteten uns strategisch aus.

Im Boot waren noch einige Plätze frei, als wir mit riesigem Getöse, was durch den riesigen Dieselmotor im Heck des Bootes verursacht wurde und uns und die Umgebung in eine stinkende, schwarze Wolke hüllte, starteten. Feinstaubfilter ahoi. Ich begann, darüber nachzudenken, wie sinnvoll die Anschaffung eines Mundschutzes – wie ihn fast alle Einheimischen trugen – sein könnte.

Aber bald verflog der Qualm und wir machten uns auf die Reise nach Battambang, die zwischen 6 bis 9 Stunden andauern sollte. Warum diese recht große Zeitspanne zwischen Minimum und Maximum angegeben wird, liegt zum einen am stark variierenden Wasserstand des Mekong. Während der Trockenzeit führt er verständlicherweise viel weniger Wasser, als während der Regenperiode. Einen weiteren Grund werde ich später noch eingehend erläutern.

Der Anleger in Siem Reap ist mit beeindruckenden Stelzenhäusern gesäumt, die teilweise bis zu 10 Meter über dem Wasser thronen. Der Wasserspiegel war auf Grund der Trockenzeit sehr niedrig, was die Häuser wie bizarre Stelzenläufer wirken ließ.

Langsam aber sicher ließen wir die Stadt hinter uns und tuckerten auf dem Mekong dahin. Die Landschaft wurde immer menschenleerer, nur ab und zu lagen kleine Fischerboote in Ufernähe, wo die Fischer ihrem Tagewerk nachgingen. Die Natur zu beiden Seiten wurde immer üppiger und viele weiße Reiher stolzierten im Schilf auf der Suche nach Beute herum. Immer wieder passierten wir riesige Gebilde aus Bambusstangen, die sich als Senken zum Fischfang entpuppten. Sie waren mitten auf dem Fluß verankert und teilweise waren auch kleine Hütten angebaut, die aber weitestgehend unbewohnt schienen.

Ich hatte mich bereits beim Start unserer Fahrt gewundert, wo die Leute hin verschwunden waren, die zuvor alle mit an Bord gekommen waren, aber nun nicht die Sitzreihen neben, vor und hinter uns besetzten. Als Basti vorschlug, ob wir uns nicht einmal auf dem Dach umschauen sollten, löste sich dieses kleine Rätsel auch direkt auf.

Da oben war es mittlerweile ganz schön voll und belagert von sonnenhungrigen Backpackern und dem Gepäck aller Reisenden. Das Dach wölbte sich zu beiden Seiten leicht nach unten und war lediglich mit einer kleine Reling versehen, die etwa eine Handbreit hoch war. Überall lagen Leute oder Rucksäcke herum und man musste konzentriert herumbalancieren, um A: nicht vom Dach in den Mekong zu stürzen oder B: auf irgendetwas oder irgend wen zu treten.

Letzteres misslang mir auf dem Rückweg nach unten, als ich mich entweder für Absturz oder (unbeabsichtigten, aber in der Hitze des Gefechts nicht zu vermeidenden) Fußtritt für eine herumlungernde Touristin entscheiden musste, die sich wirklich außerordentlich dümmlich platziert hatte und die schmale Durchgangsgasse vom Vordereck auf’s Dach komplett mit ihrem ausladenden Allerwertesten blockierte. Ich ignorierte erfolgreich ihr entrüstetes Schnauben und bösen Blicke und war einfach nur froh, dass man mich nicht hatte aus dem Mekong fischen müssen.

Vor meinem wackeligen Rückweg saßen wir etwa eine Stunde auf dem Dach und genossen die Aussicht. Wir passierten schwimmende Dörfer, wo uns immer wieder fröhliche Kinder und Jugendliche zuwinkten und „Hello, Hello“ riefen. Die Dörfer, welche komplett auf dem Wasser lagen, hatten nur in den seltensten Fällen Verbindungen mit dem Festland. Manchmal gab es schmale Stege, die zu Hütten am Rand führten. Ansonsten spielte sich das komplette Leben der Menschen dort auf dem Wasser ab. Leben, schlafen, kochen, spielen, arbeiten, tanzen… immer umgeben von Wasser. Es gab sogar schwimmende Kirchen. Sehr faszinierend und die Menschen wirkten obendrein unheimlich fröhlich und mindestens so interessiert an uns, wie wir an ihnen.

Kambodscha war uns bisher nicht nur durch seine außergewöhnliche Hitze und dementsprechend etwas ausgedörrte Landschaft aufgefallen. Es hat, im Gegensatz zu Thailand, was ja als ursprüngliches Land des Lächelns bekannt ist, etwas unglaublich Schönes zu bieten. Nämlich die freundlichsten, offensten und lebensfrohsten Menschen, die ich jemals zuvor erlebt habe.

Ständig riefen uns Kinder auf der Straße hinterher „Hello, what’s your name“ und wollte uns per High Five abklatschen oder uns mindestens zuwinken. Überall dudelt immer irgendwelche zu laute, zu schräge, zu kreischende Musik und es wird dazu getanzt, wild gehüpft, oder mindestens ebenso schräg gesungen. Auf den Straßen wird gelacht oder man neckt sich und freut sich des Lebens.

Kambodscha ist durch seine bewegte Geschichte und die kriegserschütterte Vergangenheit ein sehr junges Volk. Man sieht kaum ältere Generationen auf den Straßen. Den Lebensmut und die Freude an ihrem Dasein haben diese Menschen aber offensichtlich nicht verloren. Auch, wenn Sie in unseren Augen als arm gelten oder nach unseren Standards ein hartes, sehr einfaches und wenig beneidenswertes Leben führen sind sie in vielerlei Hinsicht doch viel reicher als wir. Man kann nur hoffen, dass sich die Kambodschaner diese Eigenschaften für immer bewahren!

Aber nun zurück auf Böötchen. Wir ließen uns auf dem Dach noch immer die Sonne auf die Bäuche scheinen, als wir von einem Seitenarm des Mekong plötzlich auf scheinbar offenes Gewässer hinausfuhren. Man konnte kein Ufer mehr sehen und zu allen Seiten breitete sich nichts als Wasser aus – bis an den Horizont. Dieses beeindruckende Gewässer war jedoch kein Meer, sondern der Tonle Sap, bzw. Tonle See, größter Binnensee Asiens. Auch hier tauchte plötzlich, wie aus dem Nichts eine schwimmende Kleinstadt – samt Rathaus und Kirche aus.

Langsam aber sicher wurde es mir auf dem Oberdeck zu ungemütlich, denn ich fühlte mich wie die Katze auf dem heißen Blechdach. Ich verkrümelte mich, unbeabsichtigte Fußtritte verteilend, wieder unter Deck. Hier war es wesentlich angenehmer und es wehte sogar eine leichte Brise durch die Sitzreihen.

Nach einiger Zeit auf dem Tonle Sap kehrten wir wieder auf den Mekong zurück und ich versuchte, einen kleinen Powernap einzulegen. Ziel war es hierbei, mit Einnahme einer maximal unbequem wirkenden Position ein maximal gutes Nap-Ergebnis zu erzielen. Ich schnappte mit eine Schwimmweste, legte sie auf die Außenbordwand, um meine Waden etwas zu polstern und hängte einen Fuß nach draußen. Das Bein mit Fuß Nummer Zwei winkelte ich an, um mich damit gegen den Vordersitz zu stabilisieren und nicht zur Seite wegzukippen. Mein Kopf lag jetzt auf dem Platz im Gang und wurde optimal von meinem geliebten Nackenhörnchen gestützt. Ich bin mir sicher, dass dies noch merkwürdiger aussah, als es sich anfühlte, aber es war tatsächlich bequem genug, dass ich tief und fest einschlief.

Geweckt wurde ich dadurch, dass irgendwann dicke, fleischige Wasserpflanzen gegen meinen Außen-Bord-Fuß schlugen, was mich erschrocken veranlasste, den Fuß nach innen zu verlagern. Minuten später fuhren wir so dicht an einer dicken Bambusstande, die zur Fahrbahnmarkierung dienen sollte, vorbei, dass ich vermutlich verdammt weh getan hätte, hätte mein Fuß von draußen herumgebaumelt. Manchmal muss man einfach Glück haben oder im richtigen Moment von Wasserpflanzen geweckt werden.

Der Fluss hatte sich während meines Schläfchens optisch sehr verändert, da überall riesige Inseln von Wasserpflanzen herumtrieben. Diese schienen, je weiter wir uns vorwärts bewegten, immer dichter und höher zu werden. Unser Kapitän hatte durchaus Mühe, einen Weg durch das Gewirr an Pflanzen zu finden, als es plötzlich nach Verbranntem zu stinken begann und die Motorgeräusche immer stockender aus dem hinteren Bootsteil drangen. Der Steuermann kam mit einem Napf von vorne angerannt und schaufelte damit Wasser aus dem Fluss direkt auf den Motor. Dieser dampfe und zischte wie ein Tauchsieder und die beiden Nautiker verschwanden kurzzeitig im Nebel, der durch das verdunstete Wasser vom überhitzten Motor aufstieg.

Da der Kapitän zusammen mit dem Steuermann hinten an der Maschine zu kämpfen hatte, steuerte unser Boot zwar sehr langsam, aber doch führerlos immer tiefer in den Teppich aus Schwimmpflanzen. Irgendwann wurde es dem Motor zu viel und er verabschiedete sich unter lautem Keuchen und Rumpeln komplett. Wir hatten gerade einmal 2,5 Stunden der Tour hinter uns und wir fragten uns, wie es nun weitergehen sollte.

Die Crew war aber offensichtlich auf derartige Vorfälle vorbereitet und begann kurzerhand, den Motor auszubauen und durch einen neuen, der irgendwo hervorgezaubert wurde, zu ersetzen. Das Ganze dauerte etwa eine Stunde, dann war der Kahn wieder flott.

Allerdings nicht ganz so flott wie vorher. Wir waren deutlich langsamer unterwegs und so richtig rund lief der neue Motor nicht. Nach kurzer Fahrt musste die Crew nochmals stoppen, um nachzujustieren.

Erneut setzen wir die Reise fort, doch das Aggregat versagte abermals und da wurde es auch dem Kapitän zu bunt. Er hämmerte auf dem Motorblock herum und fluchte lautstark vor sich hin. Der angeschlagenen Maschine entlockte der so aber doch noch einige Kraftreserven und wir schipperten im Zeitlupentempo zu einem der „Floating Villages“ und machen an einem Hausboot fest. Hier gab es auch einen Shop, wo sich alle mit Essen und Erfrischungen versorgen konnten.

Nach einer Weile legte ein weiteres, vollkommen leeres, Boot an und wir rechneten bereits damit, in dieses Gefährt umgeladen zu werden, als es auch schon wieder ablegte. Trotzdem begann die Crew damit, unser Gepäck von unserem erlahmten Kahn auf den Anleger abzuladen. Wir vermuteten also, dass man uns eine Bus für die Weiterreise nach Battambang zur Verfügung stellen würde.

Ein fahrbarer Untersatz wartetet tatsächlich auf dem Festland auf uns. Allerdings nicht in Gestalt eines Busses für alle Reisenden. Stattdessen standen dort drei Pick ups mit offenen Ladeflächen herum. Die Temperaturen hatten zwischenzeitlich von heiß nach brüllend gewechselt und uns schwante schlimmeres.

Basti roch den Braten und platzierte sich strategisch günstig an der Seitentür der Fahrerkabine neben einem der Pick ups, die immerhin 5 Sitzplätze im Inneren boten und als unser Gepäck verstaut war und der Fahrer den Motor anließ, um die Klimaanlage in Betrieb zu nehmen, hüpften wir einfach hinter den Fahrersitz auf eine 3er Bank und freuten uns wie die kleine Kinder, dass wir einen halbwegs erträglichen und zudem klimatisierten Platz gefunden hatten, statt, wie ein Großteil der Anderen, hinten auf den Pick ups sitzen zu müssen.

Nachdem sich noch zwei weitere Passagiere nebst Fahrer zu uns gesellt hatten ging die Fahrt los. Und was für eine Fahrt das werden sollte… Uns standen 2 Stunden Rüttelplattenfeeling auf einer Straße, die ihren Namen nicht verdiente, bevor. Die Straße war nichts als ein staubiger, rumpeliger, ausgewaschener Dreckpfad, der durch ausgedörrte Landschaft führte.

Unser Fahrer war ein absolutes Genie, der sein Gefährt inkl. touristischer Zuladung trotz der herausfordernden Bedingungen perfekt beherrschte. Der vor uns fahrende Pick up nahm so ziemlich jeden tiefer hängenden Ast und jedes struppige Gebüsch so mit, dass die Leute auf der Ladefläche auch ziemlich viel davon hatten. Unser Fahrer schaffte es, die hinten Mitreisenden vor fast jeder Astpeitsche zu bewahren. Nach einiger Zeit hatte sich der Pick up vor uns auch schon fest gefahren. Alle mussten abspringen, nur wir Luxusreisenden im Inneren der Fahrzeuge durften sitzen bleiben und bestaunen, wie unser Fahrer den vorauseilenden Dilettanten galant mit einem Seil, so dünn wie Zahnseide, Rückwärts aus dem Dreck bugsierte. Das Spielchen machte er noch zwei Mal mit anderen liegen gebliebenen Fahrzeugen und wir klatschten jedes Mal begeistert Beifall.

Als nettes Detail amüsierten wir uns übrigens darüber, dass sein Pick up zwar eine absolute Schrottlaube zu sein schien, sein Besitzer sich aber ganz stilbewusst einen Louis Vuitton Lenkradüberzug geleistet hatte. Dass es sich hierbei um einen Fake handelte, lag nahe, denn ich bin mir sicher, dass es in der Produktpalette des französischen Luxuswarenproduzenten keine Lenkradüberzüge gibt. Es sei denn sie sind Custom made und unser Fahrer sah nicht danach aus, als würde er für derartiges sein Geld zum Fenster hinauswerfen.

Rein fahrerisch war die Tour ein Vergnügen, rückentechnisch für mich die absolute Katastrophe. Obwohl wir wirklich die besten Plätze ergattert hatten, konnte ich schon nach einer viertel Stunde vor Schmerzen kaum noch sitzen und hing wir ein gebeuteltes Fragezeichen auf meiner Bank. Nach 1,5 Stunden legten wir eine Pause ein, in der ich wieder halbwegs gerade biegen konnte.

Der Anblick der anderen Reisenden, die von der Ladefläche krauchten, ließ mich allerdings sofort jeden Schmerz vergessen und in froher und dankbarer Demut verteilte ich mitleidsvolle Blicke. Die Ärmsten waren von oben bis unten mit Staub überzogen. Die wenigen staubfreien Flächen waren teilweise heftig von der Sonne verbrannt oder mit ordentlichen Kratzern überzogen. Trotzdem war die Laune nicht die schlechteste und der letzte Teil der Reise wurde nach der Rast ohne Murren und Knurren angetreten.

Nach weiteren 30 Minuten – und insgesamt moderaten 7 Stunden – erreichten wir endlich den Busbahnhof von Battambang und hier wartete – wie wir fast schon befürchtet hatten – wieder einmal eine Horde wild gewordener TukTuk Fahrer auf uns.

Wir konnten kaum den Pick up verlassen, so sehr bedrängten und die Taxifahrer. Wir kämpften uns zur Ladefläche des Pick ups durch und bevor ich meinen Rucksack herunter hieven und vom Staub befreien konnte, hatte ihn sich schon ein Fahrer zu seinem TukTuk entführen. Die ereignisreiche Anreise hatte uns allerdings so geschlaucht, dass sich die Gegenwehr in Grenzen hielt und wir dem Rucksack-Entführer den Zuschlag gaben. Witziger Weise mussten wir für die Fahrt noch nicht einmal etwas bezahlen, da er auch offiziell für unser Hotel in Battambang arbeitete. Dafür wollte er uns aber direkt eine Tour für den nächsten Tag aufschwatzen. Als wir unser Hotel erreicht hatten, ließen wir ihn ohne weiteren ermüdenden Kommentar einfach stehen und schlichen zur Rezeption.

Das Personal empfing uns freundlich, aber geschüttelt von Hustenanfällen. „Hand vorm Mund“ ist in Asien nicht gebräuchlich, also gingen wir etwas auf Abstand, um am nächsten Tag nicht mit dem gleichen Keuchhusten aufzuwachen. Eine weniger erregerbefallene Angestellte führte uns auf unser Zimmer, welches wir für ok befanden und uns einzugswillig zeigten.

Die Gute hatte noch einen wertvollen Tipp für uns und ermahnte uns, unsere T-Shirts unter keinen Umständen unter dem Ventilator auszuziehen, der sich über unseren Köpfen auf höchster Stufe drehte. Es würde mindestens den Verlust unserer Hände bedeuten! Wir schauten erst uns fragend an und dann Sie und wollten wissen, was der Ventilator des Grauens für Stunts beherrschte, denn das Gerät befand sich in 3 Meter Höhe unter der Decke und keiner von uns beiden ist über 2 Meter groß.

Sie kläre uns dann auf, dass die Deckenhöhe in der 3. Etage viiiiel niedriger sei als in der 2. Etage – auf der wir uns befanden. Somit war diese Information für uns zwar erschreckend, aber ebenso nutzlos wie irrelevant. Danke trotzdem und Safety first.

Als sie das Zimmer verlassen hatte, entdeckte ich, dass dieses eigentlich bereits belegt war. Und zwar mit einer riesigen Kakerlake, die allerdings offensichtlich auf dem letzten Loch pfiff. Sie lag auf dem Rücken und zuckte nur noch schlapp mit einem ihrer Hinterbeinchen.

Wir zwangen sie umgehend zum Auszug, indem wir sie mit einem Flipflop in den Hotelflur schnippten (Wo sie für die nächsten 2 Tage vor sich hinschimmelte – das Hotelpersonal zeigte sich davon ausnahmslos unbeeindruckt, wie unser Feldtest ergab. Wir entsorgten sie später selbst großmütig per Luftbestattung über den Balkon).

Das Zimmer gehörte nun offiziell uns! Wir machten uns noch auf die Suche nach etwas Essbarem und besorgten uns auf dem Rückweg eine Flasche koreanischen Reiswein, der uns im Supermarktregal angelacht hatte. Z

Zurück im Hotel ließen wir uns den Schlummertrunk schmecken und guckten dabei Americas Next Top Model, da unser Hotelzimmer über den Luxus eines Fernsehers mit Empfang diverser englischsprachiger TV-Kanäle verfügte und freuten uns darauf, am nächsten Tag Battambang und Umgebung richtig kennen zu lernen…

Indira Jones und der Tempel der Flashlights

Am Montag, 27.02.2017 schrillten unsere Wecker ganz besonders früh. 4:00 Uhr morgens, um genau zu sein.

Der Grund für diese senile Bettflucht lag begründet in dem Wunsch, dem Sonnenaufgang über Angkor Wat beizuwohnen.

Überraschend fit erhob ich mich von meinem gemütlichen Nachtlager und wir machten uns für den Abmarsch fertig. Um 4:30 standen wir, leicht fröstelnd, denn Morgenstund hat nicht nur Gold im Mund sondern auch in Kambodscha recht frische Temperaturen im Gepäck, vor unserem Hotel und warteten auf unseren Fahrer. Im Gegensatz zu uns überpünktlichen Deutschen ließ der sich aber etwas mehr Zeit mit seiner Ankunft und traf eine akademische Verspätungs-Viertelstunde später ein.

Mit enterten sein TukTuk, was eher einem Jahrmarkts-Karussell-Kähnen ähnelte, und fuhren los. Ich schlang mir nach wenigen Metern meinen Multifunktions-Sarong um die Schultern, um einer sich weiter ausdehnenden Gänsehaut vorzubeugen und war wieder einmal sehr glücklich über diesen Erwerb auf Koh Phagnan. Zum ersten Mal seit Wochen fror ich amtlich.

Auf der Landstraße reihten wir uns in eine schier endlose Karawane an TukTuks ein, die offensichtlich alle das gleiche Ziel hatten. Nach einem Kreisverkehr kamen uns aber plötzlich ebenso viele TukTuks auch wieder entgegen und wir befürchteten schon fast, einem betrügerischen Tour Anbieter aufgesessen zu sein, der uns an irgendeinem B-Tempel abwerfen würde, als wir an einem Gebäudekomplex ankamen, der sich als Ticketschalter für den Eintrittskartenerwerb nach Angkor Wat entpuppte.

Der Fahrer wartete vor dem Eingang auf uns, während wir uns in die noch relativ kurze Schlange vor den Schaltern einreihten. Es war Punkt 5 Uhr morgens und der Betrieb war gerade aufgenommen worden. Es stand eine immense Anzahl an Schaltern zur Verfügung – man war hier also auf Ansturm vorbereitet. Der Eintrittspreis betrug 36 Dollar für ein Tagesticket. Ein ordentlicher Batzen, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Preise am 01. Februar 2017 von 20 auf 36 Dollar hochgeschraubt wurden.

Wir hofften, dass der Großteil unseres touristischen Investments auch tatsächlich für die Instandhaltung dieser einzigartigen Bauwerke aufgewendet wird und zahlten. Dann mussten wir verschlafen in eine Webcam blinzeln, die ein Foto von uns schoss, was sich Sekunden später auf unseren persönlichen Tickets wiederfand.

Ich mag solche Fotos nicht, ich sehe darauf immer aus, als hätte mich Scottland Yard zur internationalen Fahndung ausgeschrieben. Aber egal… ich musste es ja lediglich diversen kambodschanische Kontrollposten vorzeigen und nicht zu meinem neuen Facebook-Profilfoto machen.

Die Tickets in der Tasche, wandten wir uns wieder gen Ausgang und mir stieg Kaffeeduft in die Nase. Basti beschwichtigte mich jedoch, dass es in Angkor Wat genug Möglichkeiten gäbe einen Kaffee zu bekommen, also gebot ich meinem Verlangen Einhalt und wir gingen nach draußen. Wir suchten unseren Fahrer und fuhren die Strecke, die wir soeben gekommen waren, bis zu besagtem Kreisverkehr wieder zurück und bogen schließlich – wie das Hinweisschilder verhieß – nach Angkor ab.

Die Zahl der TukTuks nahm weiterhin konstant zu – hier hatte man kaum eine Chance, sich zu verfahren. Die knatternden Gefährte hatten alle ein gemeinsames Ziel. Dies gab mir auch langsam einen entsprechenden Vorgeschmack auf die Situation vor Ort. Am Ziel unserer ersten Station angekommen, bestand ich auf Kaffee!

Die Budenbetreiber waren bereits in geschäftstüchtiger Stimmung und von allen Seiten wurden wir förmlich zusammen geschrien, dass wir doch bitte irgendetwas konsumieren sollten. „Coffee, Breakfast, Pancake, Bananaaaaaa – Come here, good food, cheap cheap, where are you from, trallalalaaa“. Meine Ohren pulsierten. Selbst zu späterer Stunden wäre dies schwer zu verkraften gewesen, um 05:30 Uhr war es für mich der Supergau der Reizüberflutung. Irgendwie schaffen wir es, uns einen Kaffee zu organisieren und ich freute mich, endlich aus diesem Händlertumult zu entfliehen und nippte glücklich an meinem Kaffee.

Den Bruchteil einer Sekunde später hätte ich ihn fast wieder ausgespuckt. Dieser Kaffee war der fieseste, den ich jemals in meinem ganzen bisherigen Leben zu mir genommen hatte. Darauf war ich nicht vorbereitet und meine Laune sank sofort auf den Normal Null, denn den investierten Dollar war das Gebräu keinesfalls wert. Er schmeckte im ersten Moment für mich, als hätte man anstelle eines Kaffeefilters das Haarnetz eines Fischbrötchenverkäufers benutzt. Außerdem war er so süß, dass einem beim Trinken fast die Zähne quietschten.

Einige angewiderte Gesichtsgrimassen später schaffte ich es, mir einzureden, dass das Zeug irgendwie nach Kakao schmeckte (den ich durchaus auch mit Inbrunst verabscheue), was das schwarze Elend für mich aber doch halbwegs trinkbar machte. Und die nächste „Enttäuschung“ wartete auch bereits in Reichweite. Alle Bilder, die ich bisher von Angkor Wat gesehen hatte, strahlten Ruhe und Besinnlichkeit aus. Und Leere…

Von den Heerscharen an Touristen, die sich gleich vor dem linksseitigen See vor der beeindruckenden Kulisse Angkor Wats tummeln würden, war da natürlich nichts zu sehen. So viele Selfie Sticks auf einen Haufen hatten wir noch nie zuvor in Action erlebt. Überall wurde damit im Himmel herumgestochert und es wirkte fast so, als würden die Besitzer am anderen Ende damit Gefechte um den besten Standplatz durchführen. Kleine Display schwebten über allen Köpfen und warteten auf den großen Moment und das Beste Motiv. Vor dem See herrschte ein Gedränge und Geschiebe, als würde in wenigen Minuten Angelina Jolie hinter Angkor Wat aufsteigen und die Sonne persönlich anknipsen. Quasi eine Art Oskar-Verleihung der Sonnenaufgänge.

Wir verkrümelten uns an den See auf der rechten Seite, wo es um einiges ruhiger zuging. Die meisten Touristen bleiben am ersten See kleben, da der daneben liegende nicht unmittelbar zu sehen ist. Das Fotomotiv ist jedoch genauso schön und man läuft nicht Gefahr, das Handy eines ungeübten Selfie-Stick Halters über den Kopf gezogen zu bekommen.

Die Wetterverhältnisse spielten einigermaßen mit und wir wohnten – so andächtig, wie es der Rummel zuließ – dem Spektakel bei. Auch wenn es ein wenig wie die Hölle des Massentourismus erscheinen mag, man muss es einfach gesehen haben. Der Augenblick, wenn die Sonne sich langsam hinter den Tempeln-Türmen Angkor Wats hervorschiebt und den Himmel immer weiter erklimmt ist einfach wunderschön; fast magisch. Scheuklappen zur partiellen Ausblendung Mitbestaunender hätten das Erlebnis noch etwas mehr abgerundet, aber für diese Exklusivität hatten wir nicht das entsprechende Reisebudget. Wir blieben lange vor dem Tempel sitzen und konnten uns erst losreißen, als sich unsere Mägen meldeten und nach Frühstück verlangten.

Wir mussten also zurück zu den Markschreiern. Ich war nach wie vor nicht bereit, mich diesem erneuten Zusammentreffen zu stellen. Aber wer essen will, muss Nervenstärke beweisen – zumindest an diesem beschaulichen (hüstel) Ort. Nachdem wir wieder minutenlang von diversen Anbietern freundlich angeschrien wurden, gaben wir den weniger ohrenbetäubenden Offerten von „Lady Gaga“ nach.

Die Frühstücksbuden vor Angkor Wat haben aus unerfindlichen Gründen alle sehr ausgefallene Namen, wie „James Bond“, „Mickey Mouse“, oder „Harry Potter“, usw. Lady Gaga servierte uns in Nullkommanichts einen wirklich phantastischen Pancake und da ich nicht noch einmal so einen Elendskaffee zu mir nehmen wollte, gab es zum runterspülen direkt mal – es ist ja schließlich Urlaub – ein kühles Dosen-Angkor. Um 08:37 Uhr hatte ich seit meinen etwas länger zurückliegenden Festival-Zeiten kein Bier mehr getrunken, aber nach dem schönen Sonnenaufgang und der langsam und sehr sicher heraufkriechenden Hitze hielten wir dies für überaus angemessen ;o)

Nach dem Frühstück nahmen wir den Haupttempel Angkors, das sich insgesamt auf einer Fläche von 200 qkm erstreckt, genauer unter die Lupe und begutachteten während der folgenden zwei Stunden nahezu jeden Stein, jedes Relief und jedes Eckchen dieses wahnsinnig beeindruckenden und zudem auch weltgrößten sakralen Bauwerkes des Khmer Königreiches aus dem 12 Jahrhundert.

Die Hitze nahm währenddessen immer weiter zu, was aber wenigstens zur Folge hatte, dass mein Rucksack leichter wurde, da ich permanent aus der mitgebrachten 1,5 Liter Wasserflasche nuckelte.

Da wir mit unserem Fahrer eine Zeit und einen Treffpunkt für die Fahrt zu nächsten Station vereinbar hatten, mussten wir uns irgendwann von Angkor Wat verabschieden.

Der nächste Tempel, den wir ansteuerten war der Angkor Thom mit dem Bayon – dem Staatstempel des Angkor Thom – der vor allem für seine meterhohen Türme bekannt ist, in die buddhistisch anmutende Gesichter gemeißelt sind.

Mittlerweile war es so heiß, dass ich meinen Panamahut, der durch seinen bisherigen Aufenthalt in meinem Rucksack aussah, als habe er schon gut sechs Monate Weltreise hinter sich, aus dem Daypack-Gefängnis befreite und mir nach einigen Entknautschungs-Bemühungen auf die bereits glühende Rübe zog. Am Tempel herrschte Jahrmarktstimmung; nicht zuletzt auch wegen der Elefanten, die gemütlich ihre Runden durch den nahegelegenen Dschungel zogen, während sie entzückte bis entrückte Touristen auf ihren breiten Rücken balancierten.

Direkt am Bayon befand sich der Elefantenparkplatz, wo die wilden Reiter über eine kleines Plateau – was von weitem wie eine Bademeistertürmchen wirkte – auf- und absteigen sowie die grauen Riesen gegen einen gewissen zusätzlichen Obolus auch füttern durften. Ich fragte mich, ob sich Elefanten ähnlich wie Hund verhielten und so lange alles in sich hineinstopften, was man ihnen vor die gierigen Rüssel hielt, bis sie platzen. Wir machten, mit einer gewissen Abscheu, einen großen Bogen um diese „Attraktion“.

Der Bayon ist, im direkten Vergleich zu Angkor Wat, ein nicht minder beeindruckendes Bauwerk und besticht zudem durch eine imponierende Anzahl zu erklimmender, steiler Stufen, wenn man die Aussicht von ganz oben genießen möchte. Wir wollten uns hier keinesfalls in Zurückhaltung üben, denn vor und hinter uns krauchten chinesische Touristinnen in unpassendem Absatz-Schuhwerk und engen Kleidchen, behangen mit unzähligen Tüchern und geschmückt mit riesigen Sonnenbrillen die Treppen hinauf und herab. Einige von ihnen sahen aus, als stünde ihnen der 80ste Geburtstag kurz bevor, also fühlten wir uns genötigt, möglichst frisch und unbeeindruckt – zwei Treppenstufen auf einmal nehmend – an ihnen vorbei zu hechten. Dies wurde mir, kaum oben angekommen, mit einem Schwitzanfall sintflutartigen Ausmaßes quittiert und ich beschloss, meinen jugendlichen Ehrgeiz auf Grund der Wetterverhältnisse auf eine kreislauf-kompatibleres Maß herunterzuschrauben.

Dem Bayon winkten wir nach etwa 40 Minuten Good bye und machten uns auf die Suche nach unserem Fahrer. Der hatte es sich zwischenzeitlich im Tuktuk in einer Hängematte gemütlich gemacht, die er an die Gestänge zwischen den Sitzplätzen gespannt hatte. Harter Job – alles in Allem ;o)

Wir düsten also weiter, legten einen mittlerweile dringend benötigten Toilettenstopp ein und nahmen die Fahrt wieder auf. Plötzlich kamen uns motorisierte Polizisten entgegen und tippten sich mehrfach – mit gezieltem Blick auf unseren Fahrer – an die Brust. Unser Fahrer wirkte plötzlich etwas nervös und uns fiel auf, dass alle anderen TukTuk-Fahrer – im Gegensatz zu dem unsrigen – braune Westen trugen. Die wurden interessanterweise nicht von den Polizisten „angesprochen“. Unsere Fahrt verlangsamte sich und schließlich kamen wir auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Der Grund unseres Stopps wurde uns von unserem Driver folgendermaßen erklärt: Weiter vorne befand sich wohl ein Kontrollpunkt der Polizei. Dieser Kontrollpunkt konnte nur gegen Zahlung einer gewissen Summe passiert werden. Also müssten wir warten, bis der Kontrollpunkt aufgelöst würde – dann dürften auch wir durch. Das Ganze sollte etwa 2 Stunden dauern. Wir waren, gelinde gesagt, entsetzt. Unser Fahrer war offensichtlich kein „Offizieller“, da er sich nicht in Besitz einer braunen Weste befand. Er fragte uns auch nicht, ob wir uns an den zusätzlichen finanziellen Aufwendungen beteiligen wollten, was uns nur noch mehr verwirrte. Er schlug uns also vor, uns zu einem anderen großartigen Tempel zu bringen, wo wir uns weitere 2 Stunden tummeln dürften.

Nach „tummeln“ war uns aber zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr zu Mute, da sich bereits eine gewisse „Gesteinsmüdigkeit“ bei uns eingestellt hatte. Wir verhandelten ihn auf 60 Minuten herunter, fuhren ein Stück des Weges zurück und er ließ und an einem Kreisverkehr aussteigen.

Die Anzahl der Kreisverkehre in Kambodscha ist bemerkenswert. Vermutlich hatten hier die Franzosen ihre verkehrsregulatorischen Finger im Spiel. Dies aber nur am Rande. Der Name des Tempels, zu dem wir uns dann schleppten, ist mit mittlerweile entfallen, denn er war nicht wirklich großartig. Groß ja, großartig eher weniger.

Wir suchten also – nach einer kurzen Begehung – ein schattiges Plätzchen. Dies fanden wir auf einem Haufen spitzer Steine unter Bäumen am Wegesrand. Zuerst saßen wir nur ölend und frustriert herum, bis sich einige Touristen in unsere Ecke verirrten, die wir interessiert beobachten konnten.

Die herumschlurfenden Besichtigenden wirkten mindestens so frisch wie altbackenes Toastbrot. Auch ihren Gesichtern waren die Strapazen des Tages bereits deutlich anzusehen. Immerhin war es bereits 12:30 Uhr und wir – wenn nicht auch sie – waren schon seit gut 8 Stunden auf den Beinen.

Die Temperaturen lagen bei gemütlichen 40 Grad im Schatten und mein Hut versuchte, sich dauerhaft mit meiner Kopfhaut zu verbinden. Trotzdem amüsierte uns unser steinerner Gaffer-Ausguck herausragend und mobilisierte schließlich unsere Kraftreserven derart, dass wir uns weiterbewegen konnten.

Wir erreichten eine Ansammlung von Restaurants und fanden es großartig, nicht durch Geschrei und Gezeter zu einem Besuch animiert zu werden. Wir suchten uns ein Plätzchen in der Mitte der Fressmeile und bestellten uns frische Frühlingsrollen und das obligatorische begleitende Angkor.

Zwischenzeitlich waren fast 2 Stunden vergangen und wir machten uns – ohne jegliches schlechtes Gewissen – auf die Suche nach unserem Fahrer, der uns bereits erwartete, uns aber auf Grund der Verspätung nicht böse war. Mehr Hängemattenzeit für ihn und wir waren auch wieder etwas fitter.

Wir nahmen also die letzte Station unseres Ausfluges in Angriff – den Ta Prom. Dieser Tempel – Schauplatz für den Film „Lara Croft Tomb Raider“ mit Angelina Jolie, die während der Dreharbeiten ihre Liebe zu Kambodscha entdeckte – nimmt im Reigen der Tempelanlagen Angkor Wats einen besonderen Stellenwert ein, da man sich entschloss, ihn in dem Zustand zu belassen, in dem man ihn vorfand.

Die Vegetation und die herabgefallenen Mauersteine wurden nur so weit entfernt und gesichert, dass es Besuchern möglich ist, die Anlage zu begehen. Besonders eindrucksvoll sind die Würgefeigen (Ficus virens) und die noch größeren Terameles nudiflora, deren Wurzeln ganze Gebäude überwachsen.

Mein Panamahut und ich waren in der sengenden Dauerhitze mittlerweile zu einer Einheit verschmolzen, was wohl auch bewirkte, dass ich mich mich mehr und mehr wie die kleine Schwester von Indiana Jones zu fühlen begann.

Indira Jones – aka Macpeg – kletterte über Wurzeln, schlich gebückt durch halb verfallenen Gänge, zwängte sich durch steinerne Durchgänge und rechnete hinter jeder Ecke mit riesigen rollenden Steinen oder Falltüren, die mit einem falschen Schritt ausgelöst werden und eine Grube mit nadel-spitzen Pfählen auftun konnten. Aber nichts dergleichen passierte. Vermutlich stand ich einfach nur kurz vor einem Hitzschlag.

Nach gut einer Stunde ließ unser Entdecker-Enthusiasmus auch deutlich nach und wir machten uns auf den Rückweg zu unserem Fahrer. Hätten wir den Tempel bis zum Ende durchschritten, wären wir übrigens in etwa 2 Kilometer Entfernung zum Haupteingang – an dem unser Fahrer wartete – herausgekommen. Diese Information hatte uns unser Hängemattenexperte aber natürlich vorenthalten.

Auf Nachfrage, wo sich denn der Ausgang befände, klärte man uns aber auf und so quetschten wir uns an den anderen Besuchern vorbei zurück auf dem Weg, den wir gekommen waren, um einen längeren, hitzigen Fußmarsch zurück zum Treffpunkt zu umgehen.

Um 14:30 Uhr lieferte uns unser Fahrer wieder in unserem Guesthouse ab. Während der Rückfahrt hatten wir unsere Augen bereits nur mit großer Mühe offen halten können und waren nun bereit für einen längeren Powernap. Was für ein Tag!

Irgendwie schafften wir es aber doch, uns abends noch einmal aufzuraffen und uns auf die Pubstreet zu begeben. Dort war es mindestens 48x mal so laut und schrill wie noch am Morgen auf der Frühstücksmeile vor Angkor Wat. Die Bars und Pubs versuchten sich gegenseitig mit Kirmestechno zu übertönen. Dazwischen tummelten sich umgebaute TukTuks, die mit lautester Musik und noch viel bunteren Cocktails nach Kundschaft suchten. Die unzähligen Straßenhändler boten hochinteressante Snacks in Form von Schlangen und Skorpionen am Spieß an. Andere hatten Käfer, Grillen und Taranteln zu riesigen Haufen auf ihren mobilen Snack-Wagen aufgetürmt.

Siam Ream Madness at Night!

Wir hielten das Getümmel noch bis etwa 01:00 Uhr nachts aus und machten uns glücklich und ein wenig gesteinigt auf den Heimweg. Uns stand ein sehr, sehr ruhiger nächster Tag bevor…

Von „Heiß“ nach „Heißer“

Am 24.02.2017 nahmen wir ein letztes, leckeres Pancake Frühstück bei La ein. Während wir aßen, plumpste ein Blatt vom Baum, streifte meine Schulter und landete neben meinem Teller. Wenn ich sage plumpste, dann ist das wirklich korrekt, denn es war sehr schwer für ein halb abgestorbenes Blatt und zudem am oberen und unteren Ende merkwürdig gekrümmt und zusammengerollt.

Ich begutachtete das Blatt, was bei näherer Betrachtung wie eine Papierböötchen aussah, etwas genauer und drehte es herum. Aus dem unteren Teil quollen blitzartig hellrote, relativ große Ameisen hervor und gingen angesichts des Absturzes und meiner Störung sofort in Angriffshaltung indem sie sich auf Ihre 4 Hinterbeine stellten und mit den vorderen Beinen und den Antennen an Ihren Köpfchen wild und drohend in der Luft herumruderten.

Angezogen von unseren Schreckensschreien eilte La herbei und bugsierte das Blatt amüsiert in den nächsten Blumenkübel. Wir versuchten, die letzten auf dem Tisch verbliebenen Ameisen aus der Reichweite unseres Frühstücks zu entfernen, was uns gelang, ohne angepinkelt oder gebissen zu werden, aßen dann weiter und verabschiedeten uns anschließend von La, um unsere Schlafplätze im The Sanctuary zu räumen und auszuchecken.

Gegen 11:00 Uhr verließen wir das Epizentrum transzendentaler Selbstfindung mit den dürren Hipster Hippies und ließen uns entspannt und bei sanfter Briese zurück in die Realität an den Haad Rien schippern.

Wir checkten dort für weiter zwei Nächte im altbekannte und gewährten Shenanigans ein und wurden von Mayzaw, einer quirligen Burmesin, die dort an der Bar arbeitet, überschwänglich zurück begrüßt und sofort zum Bier am Pool genötigt.

Den weiteren Tag verbrachten wir in Haad Rien bei einer ausgedehnten Shoppintour. Abends trafen wir alte Bekannten von unserem vorherigen Aufenthalt gesammelt an der Poolbar und lernten auch einige neue Reisende kennen.

Zu späterer Stunde zog ein größeres Trüppchen aus Kanadiern, Neuseeländern und Amerikanern unter deutscher Beteiligung (meiner Wenigkeit) an den Strand, um zu quatschen, abwechselnd Musik auf einem wokähnlichen Instrument (dessen Namen ich bedauerlicherweise vergessen habe, dem ich aber nach einigen Anfangsschwierigkeiten sogar halbwegs harmonische Töne entlocken konnte) zu machen und das eine und andere Bierchen zu trinken. Ich genoss den entspannten Abend sehr, denn im Gegensatz zum The Sanctuary schien man sich hier durchaus wieder füreinander als nur für sich selbst zu interessieren und wir saßen ziemlich lange und freucht-fröhlich zusammen.

Für den nächsten Tag hatten Basti und ich uns, nach längerer Abstinenz, wieder einmal eine Rollertour vorgenommen. Obwohl in jeglichen Reiseführern ausdrücklich davor gewarnt wird, sich auf Grund der schlechten und zudem sehr kurvig und steil verlaufenden Straßen Koh Phagnans, als ungeübter Fahrer auf einen Roller zu schwingen, wagten wir es erneut. Wir wussten um den Zustand der Straßen und dieser kann wirklich nur als erbärmlich beschrieben werden. Der Vorteil ist allerdings, dass fast (…Bekloppte agieren im Straßenverkehr auf globaler Basis) alle Verkehrsteilnehmer recht vorsichtig und mit geringer Geschwindigkeit unterwegs sind.

Bisher war die Anmietung eines Rollers für uns sehr entspannt abgelaufen. Wir mussten keine Verträge unterschreiben, keine Pässe oder Kautionen hinterlegen und durften – wie auf Koh Lanta – sogar mit den Familienerbstücken durch die Gegend cruisen. Hier tickten die Uhren anders und nach einigem Zögern und verunsichertem Hin- und Herüberlegen, verpflichteten wir uns schließlich vertraglich, dass, wenn wir dem Roller auch nur ein einziges Haar in Form eines Kratzerchens krümmen würden, das jeweilige Teil komplett zu ersetzen. Erwähnt sei hierzu noch, dass fast jedes Teil des Rollers, bei etwaiger Beschädigung, in etwa mit dem Wert eines Kleinwagens der unteren Preisklasse beziffert war. Aber wir wollten die Insel mit einem größeren Radius erkunden und bissen schließlich in den sauren Knebelvertrags-Apfel.

Vom Manager des Shenanigans hatten wir uns noch einige Ausflugstipps geben lassen und die Information, dass es in einer bestimmten Richtung eine sehr gut ausgebaute vierspurige Straße geben sollte, auf der man bequem einige dieser Ziele erreichen könne.

Zunächst aber gestalten sich die Fahrbahnverhältnisse mehr als abenteuerlich. Die schmale Straße, die zu beiden Seiten großzügig mit Abschnitten voller Schotter und Sand versehen war, wand sich in Schlangenlinien an der Küste entlang. Teilweise ging es so steil bergauf, dass man meinte, nach hinten umzukippen oder – gefolgt von der nächsten Abwärtsetappe – nach vorne über den Lenker zu fallen.

Wir tuckerten also mit äußerster Vorsicht und unfähig, die Landschaft zu genießen, dahin. Unsere Hände waren schweißnass, was nicht nur Folge der Mittagshitze war, in der wir uns bewegten und drohten immer wieder vom Gasgriff abzurutschen. Nachdem wir von der Hauptstraße abgebogen waren, um zu einem Wasserfall zu gelangen, wurde es noch wackeliger. Schlaglöcher, so groß wie Bombentrichter, mussten umfahren werden und die Piste war mehr Schotterstrecke als alles andere. Nach einem weiteren wackeligen Abbiegemanöver gelangten wir endlich auf die beschriebene vierspurige Straße und konnten uns auf Grund des perfekt geteerten Untergrundes etwas mehr entspannen.

Auf einer Anhöhe legten wir einen Stopp ein. Uns knurrte bereits seit unserem Start ordentlich der Magen knurrte, da wir noch nicht gefrühstückt hatten. Das kleine Café, was wir so zufällig entdeckt hatten, war eine wahre Oase der Entspannung. Überall waren hübsche, balinesisch anmutende Skulpturen in einer kleinen, wunderschönen Gartenanlage verteilt. Die überdachte Terrasse spendete Schatten und bot einen spektakulären Ausblick auf den üppigen Dschungel und wild bewachsene Hügel. Aus den Boxen dudelte leise Chillout-Musik. Lediglich zwei Schweizer störten kurzzeitig die friedliche Szenerie, da sie sich neben uns ausgiebig über Roller- und Motorradunfälle und daraus resultierenden Verletzungen austauschten. Also genau jenes Gesprächsthema, dem wir aktuell mit Sicherheit nicht folgen wollten. Nachdem sie sich eine Zeit lang offenbar mit Horrorberichten gegenseitig zu übertrumpen versuchten, verabschiedeten sich sich aber dankbarerweise bald und wir hatten das Cafe quasi für uns.

Unsere Überraschung kannte keine Grenzen, als uns die beiden bestellten Sandwiches – zusammen mit einem äußerst leckeren und selbstgebrühten Kaffee – kredenzt wurden. Das Baguette war herrlich frisch und knusprig und im Inneren gefüllt mit krossem Speck, einem himmlischen Gouda, Tomaten, kleinen Gewürzgurken und einer… Achtung, Trommelwirbel… SENFREMOULADE! Als wir hinein bissen und genüsslich vor uns hin schmatzten wurde mir bewusst, dass ich „westliches“ Essen wohl doch etwas vermisste. Zumindest mehr, als ich vorher überhaupt angenommen hatte.

Nachdem wir aufgegessen hatten, genossen wir noch etwas die herrliche Szenerie, verabschiedeten uns von den netten Besitzern (einer Thailänderin und einem Schweizer – was die sensationelle Machart des Sandwiches und den herrlichen Käse erklärte) und brausten – um 100 Prozent entspannter – auf unseren Rollern auf und davon.

Wenig später gelangten wir zu dem Wasserfall, den wir ansteuern wollten und fanden ein kleines Paradies. Nachdem wir einige Meter durch den dichten Dschungel gegangen waren, öffnete sich vor uns eine kleine Schneise im Dickicht.

Der Wasserfall – an dessen unterem Ausläufer wir angelangt waren – stürzte in einen kleinen See, der eher an ein kleines Bassin erinnerte. Darunter schlossen sich abfallend weitere kleine Bassins an. Wir hängten unsere Beine ins Wasser und kühlten uns ab. Es waren nur wenige eine Handvoll anderer Leute hier und so blieben wir eine ganze Weile in herrlicher Natur, umflattert von Schmetterlingen, in angenehmer Ruhe und mit wassergekühlten Beinen sitzen.

Der nächste Stopp unserer Tour über Koh Phagnan sollte ein kleiner privater Beach sein. Dieser war zwar an einen Hotelkomplex angeschlossen, aber Zugang hatte jeder, der sich vorher beim „Schrankenwart“ in eine entsprechende Liste eintrug.

Der Strand war wirklich ein kleines Juwel. Nicht überlaufen, gesäumt mit riesigen Palmen und bewachsenen Felsabhängen. Der Sand war zwar relativ grobkörnig, fast kieselartig, doch das störte uns kaum. Vom Stand aus ging es sehr schnell tief in’s Wasser, was perfekt zum Schwimmen war. Die benachbarte Strandbar bot von der Kokosnuss bis zum Eiskaffee über Snacks und Eis alles, was einen schönen Tag am Strand rund macht.

Die Rückfahrt blieb – auch weil wir uns die anfängliche Schotterpiste unserer vermeintlichen Abkürzung sparten – Vorfalls- und Unfallfrei und wir waren heilfroh, unsere Roller wieder im Ursprungszustand abgeben zu können.

Da unsere westlichen Essensgewohnheiten durch das sensationelle Sandwich ein wenig getriggert waren, suchten wir für das Abendessen eine nicht-asiatische Alternative und landete nach einigem Suchen im „House of Hummus“. Basti und ich hatten bereits unsere Zuneigung für die arabische bzw. israelische Küche bei unserem Urlaub in Tel Aviv entdeckt und so genossen wir die kulinarische Abwechslung bei Hummus, Falafel und Baba Ghanoush.

Nach einem Abschiedsbier an Mayzaw’s Poolbar endete der Abend für uns früh, denn der Wecker schrillte am nächsten Morgen um 07:00 Uhr.

Pünktlich um 08:00 Uhr holte uns der Reisebüroinhaber persönlich – samt im Auto sitzender Frau und des frisch geschlüpften Babys – ab und transferierte uns an den Pier in Thongsala. Von dort aus nahmen wir die Speedferry nach Chumpon, wo wir wiederum in den Bus umstiegen. Dieser Bus brachte uns in der überschaubaren Reisedauer von 8 Stunden – das saßen wir mittlerweile auf einer unserer gut trainierten Hinterbacken ab – auf die Khao San Road nach Bangkok.

„Hello darkness, my old friend…“ schoss es mir angesichts des wilden Treibens auf der Partymeile und in demütiger Erinnerung an unseren dortigen „Bucket“-Absturz durch den Kopf. Also schnell weg hier, bevor wir eventuell wieder den Reizen dieses touristischen Sündenbabels erliegen sollten.

Unser Hostel mit dem klangvollen Namen „48 Airport“ befand sich ohnehin am anderen Ende der Stadt und nahe des Don Muaeng Flughafens, also versuchten wir uns im Kapern eines Taxis. Nach 6 – 7 glücklosen Versuchen, einen Taxifahrer zu finden, der uns nicht pauschal über’s Ohr hauen sondern statt dessen einfach sein Taximeter anschmeißen wollte, fanden wir einen willfährig Transportunternehmer und stiegen in das Taxi, was die Innenraumtemperatur der Neusser Skihalle hatte.

Wir versuchten, dem Fahrer so genau wie möglich unsere Adresse zu vermitteln und fuchtelten jeweils mit unseren Handys vor seinem Gesicht herum. Er nickte nur schläfrig und murmelte wiederholt „Airport, Hotel, Airporthotel, yes, yes…“.

Hätte er unseren Anweisungen nur etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt, hätte aus der 1,15 stündigen Fahrt ein 40minütiger Transfer werden können und er hätte keinen Ärger mit seiner Frau (oder Freundin) bekommen, die sich mehrmals (und immer ungeduldiger und lauter werdend) telefonisch bei ihm meldete. Wenn das Essen zu Hause auf dem Tisch steht, kennen die Tailänderinnen offensichtlich keine Geduld. Vielleicht musste der arme Tropf von Taxifahrer sogar ohne anständiges Essen und sicher ohne Kuscheleinheiten in’s Bettchen gehen. Ein klarer Fall von eigener Selbstschuld.

Aber schließlich erreichten wir unser Hostel, schmissen unsere Rucksäcke auf die überraschend gemütlichen Betten im 6er Dorm, der bis auf uns keine weiteren Gäste zu beherbergen schien, und machten uns auf die Suche nach etwa Essbarem.

Zwei dunkle Gassen weiter fanden wir eine Garküche, die noch in Betrieb war und aßen eine herrlich leckere Nudelsuppe, von der sich Basti gleich noch eine zweite Portion bestellte. Nach einem letzten Chang im Hostel knipsten wir die Lichter aus und schlummerten ein.

Der Wecker klingelte um 08:00 Uhr und an diesem Tag, dem 26.02.17, sollte das zweite Land auf unserer gemeinsamen Reiseliste angesteuert werden: Kambodscha!

Der Transfer zum Flughafen klappte einwandfrei und auch das Bording unseres Air Asia Fluges nach Siem Reap verlief angenehm unspektakulär. Die Flugzeit betrug lediglich etwas mehr als eine Stunde und kaum waren wir abgehoben, befanden wir uns auch fast schon wieder im Landeanflug. Im Flieger hatten wir gerade genug Zeit, einen kleinen Snack zu uns zu nehmen und die Anmeldeformalitäten für das Visa on Arrival auszufüllen, als er auch schon sanft auf kambodschanischem Boden aufsetzte.

Innerlich hatten wir uns bereits auf eine mindestens zweistündige Wartezeit bei der Visaabfertigung eingestellt, doch nachdem wir um 30 Dollar (100 Dollar hatte ich bereits von zu Hause als „Notgroschen“ für derartige Zwecke mitgebracht) Gebühren leichter, ein Passbild (ebenfalls aus Deutschland eingeführt) ärmer und einen entsprechenden Stempel im Pass reicher waren, waren gerade einmal 15 Minuten verstrichen. Läuft, dachten wir uns. Läuft vielleicht zu gut, schoben wir hinterher. Doch nach wie vor gab es keine Anzeichen irgendwelcher Startkatastrophen und wir verließen guter Dinge die Ankunftshalle.

Die uns entgegenschlagende Hitze, als wir das Flughafenterminal verließen, war anders als in Thailand. Trockener, staubiger und um einiges heißer. Eine wahre Gluthölle. Wir hatten beim Wiegen unseres Gepäcks am Schalter der Air Asia in Bangkok erstaunt festgestellt, dass das Gewicht unserer Rucksäcke deutlich – nämlich zwischen 5 und 6 Kilo – zugenommen hatte, was dem feuchtheißen Klima auf den thailändischen Inseln zuzuschreiben war. Wir hofften also unsere Klamotten, Handtücher und Decken endlich einmal wieder ordentlich durchtrocknen zu können. Angesichts der vorherrschenden Wetterverhältnisse und meiner mobilen Wäscheleine sollte dies hier kein Problem darstellen.

Wir rechneten bei Verlassen des Flughafengebäudes bereits wieder mit Heerscharen von fahrwilligen Taxiunternehmern, stellten aber fest, dass dies hier anders geregelt war. Man musste sich an einen separaten Schalter begeben und wurde dort einem Fahrer zugeteilt. Sehr entspannt, diese Vorgehensweise, da die Fahrer nicht versuchen, sich gegenseitig mit Gekreische und Gepäckentführung gegenseitig die Kundschaft wegzuschnappen.

Unser Fahrer brachte uns in seinem TukTuk in die Stadt und in Richtung unseres Hostels. Nicht allerdings, bevor er versucht hatte, uns von seinen unschätzbaren Diensten als lokaler Guide und ortskundiger Führer zu begeistern indem er uns ein Büchlein mit von zufriedenen Touristen handschriftlich dokumentierten Empfehlungen in die Hand drückte. Dafür waren wir noch nicht bereit und zwar auch, weil unser Lonely Plane Reiseführer nachdrücklich davor warnt, sich dem Erstbesten „hinzugeben“ ohne vorher Preise und Dienstleistungen verglichen zu haben. Am Happy Guest House in Siem Reap angekommen, versuchte er, uns ein Versprechen abzunötigen, was beinhaltete uns bei Ihn und NUR bei Ihm zu melden, wenn wir einen Ausflug nach Angkor Wat machen würden. Wir ließen uns allerdings nicht zu spontanen Zugeständnissen hinreißen und checkten erst einmal in unser Doppelzimmer ein.

Wenig später saßen wir im überdachten Garten des wirklich sehr schönen Guest House und ich bestellte mir das, wonach es mir schon so lange gelüstet hatte und was ich in Thailand nirgendwo bekommen hatte: eine frische, also nicht frittierte, Frühlingsrolle – in Deutschland auch als „Summerroll“ bekannt. Einfach köstlich!

Nach dieser kleinen Stärkung – flankiert von einem Angkor (der lokalen und sehr gut trinkbaren Biermarke) – stürzten wir uns in die Planung für den nächsten Tag.

Auf dem Programm stand der lang ersehnte Ausflug nach Angkor Wat – DEM touristischen Hotspot, der auf keiner Kambodschareise fehlen darf. Wir durchstöberten das Internet nach Empfehlungen und prüften das Angebot des Happy Guest House, was ebenfalls entsprechende Touren anbot. Wir riefen sogar noch unseren Fahrer vom Flughafen an, um ihn eventuell bei der Ernährung seiner – wie er uns berichtet hatte – 5 kleine, schwarze Köpfe umfassenden Großfamilie zu unterstützen. Da er aber partout nicht von einem recht hohen Preis abrücken wollte, erhielt das Happy Guest House unseren geneigten Zuschlag.

Wir entschieden uns für die „kleine Tour mit Sonnenaufgang“, welche eben diesen vor Angkor Wat beinhaltet sowie die dortige Besichtigung und anschließend sollte der Bayon Tempel folgen.Den Abschluss bildete der Tempel, der durch den Film „Lara Croft: Tomb Raider“ zu besonderer Berühmt- und Beliebtheit gelangt war: der Ta Prohm.

Nachdem unsere Buchungsmission erfolgreich abgeschlossen war, machten wir uns in das nahegelegene Zentrum auf. Irgendwie hatte ich keine großen Erwartungen an Siem Reap und war daher um so überraschter, wie schön die Stadt doch ist. Wir bewegten uns an einem kleinen Fluss in Richtung City, zu dessen Seiten hübsch hergerichtete Kolonialbauten und riesige, schattenspendende Bäume die Szenerie bestimmten.

Ich fühlte mich ein wenig wie in Südfrankreich – wenn man die Buddhistischen Tempel, die wir passierten, einmal ausklammerte. Überall gab es kleine, gemütliche Cafés und Boulangerien – eindeutiges Erbe der längst vergangenen Kolonialherrschaft der Franzosen. Die offensichtlich sehr ausgeprägte Kaffeekultur ließ mein Kaffee-Liebhaber-Herz sofort höher schlagen.

Auch der Markt nahe der Pub Street konnte sich sehen lassen und offerierte vom Seidenschal über Silberschmuck, ausgestopftem Getier und gerahmten Insekten so ziemlich alles, was das Touri-Herz begehrt.

Vom Markt aus bogen wir in die Pub Street ein und fanden ein schickes und durchaus stylishes Restaurant/Café/Bar-Lokal und ich gönnte mir einen lange überfälligen Gin-Tonic für sensationelle zwei Dollar.

Apropos Dollar… die offizielle Währung in Kambodscha sind Riel. 1 Euro entspricht etwa 4.200 Kambodschanischen Riel. Hebt man allerdings vom ATM Geld ab, spuckt dieser Dollar aus. Bezahlt man mit Dollar, bekommt man einen Teil in Dollar zurück und einen Teil in Riel.

Nachdem ich mich einigermaßen mit dem Umrechnungskurs von Thailändischen Baht zu Euro angefreundet hatte, war dies für mich ein erneuter mathematischer Supergau und mein Hirn fing bei jedem Bezahlvorgang beinahe Feuer.

Zu Beginn hoffte ich noch recht blauäugig, dass sich durch die ständige Herumrechnerei eventuell meine unterentwickelten Kopfrechenfähigkeiten zu ungeahnten Höhen aufschwingen würden. Ein klarer Trugschluss, der den Taschenrechner meines Handys zur meistgenutzten App und zum ständigen Alltagsbegleiter machte.

Gegen frühen Abend traten wir – beschwipst und beschwingt – den 15minütigen Spaziergang zu unserem Hostel an. Das schöne Gebäude – wie so viele hier im Kolonialstil errichtet – verfügte auf jeder Etage über einen ausladenden Balkon, den wir sofort in Beschlag nahmen. Komischerweise fiel uns erst hier, nachdem wir etwas zur Ruhe gekommen waren, so richtig auf, wie unglaublich wir den ganzen Tag über vor uns hingeglüht hatten. Ein kurzer Check des Thermometers auf dem Balkon ergab um 19:18 Uhr Ortszeit eine Außentemperatur von schnuckeligen 30 Grad. Die Sonne war bereits eine Stunde zuvor untergegangen. Tagsüber hatte die Temperatur bei etwa 39 Grad gelegen, was sich auch während unseres gesamten Aufenthaltes in Kambodscha nicht großartig ändern sollte…

Wir hatten Thailand als angenehm heiß empfunden, da auf den Inseln durchaus immer wieder ein angenehmes Lüftchen wehte. Kambodscha präsentierte sich bisher gänzlich ohne Lüftchen und um einige Grade heißer.

Um zu vermeiden, dass mir am nächsten Tag in Angkor Wat eine Reduktion meines Hirns durch dauer-sengende Gluthitze bevorstand, musste ich also meinen Panama-Hut aktivieren.

Im thailändischen Klima „Heiß“ hatte er bisher wenige Einsätze gehabt. Im kambodschanischen Klima „Heißer“ blickte er indes hoffnungsvoll einer erhöhten Anzahl von Hut-Trage-Tagen entgegen…

Vom fliegenden Spaghettimonster und tänzelnden Einhörnern…

Nach unserem, in jeder Hinsicht, herausfordernden Tag mit nahtodähnlichen Erfahrungen während unseres Hikes zum Paradise Beach und anschließender Durchquerung des Spinnenwaldes, sollte der folgende zunächst recht beschaulich verlaufen.

Nach einem Pancake-Frühstück bei La, einem sehr netten und lustigen Restaurantbesitzer, machte sich Basti auf den Weg nach Haad Rin, um unsere Rückreise nach Bangkok zu organisieren, da wir von dort aus am 26.02.17 einen Flug nach Siem Reap, Kambodscha gebucht hatten.

Ich legte mich zuerst etwas an den Strand, kümmerte mich dann um Steuerangelegenheiten (an einem Ort wie dem The Sanctuary ging mir dies sogar etwas leichter von der Hand als sonst zu Hause) und zog mich dann auf eine kleine, gemütliche Plattform mit Sofas und Sesseln im Inneren des Hauptgebäudes zurück, um meinen Blog zu schreiben. Seit Tagen waren wir schon um die Kuchentheke im The Sanctuary herumgeschlichen und hatten die Köstlichkeiten in der Auslage mit prüfenden und verlangensgeschwängerten Blicken beäugt. Da hier die meisten dem Verzehr von Nichts frönten, wunderten wir uns, dass das Angebot jeden Tag wechselte und fragten uns, ob die Belegschaft abends wohl alles aufessen müsse, was tagsüber nicht über den Tresen gegangen war. Dies war eine sehr weit hergeholte Mutmaßung, da sie rein äußerlich nicht den Eindruck vermittelten, als ob sie jeden Abend zum Kuchen-Resteessen genötigt würden.

Jedenfalls wollte ich an diesem Tag wissen, ob die Kuchen und Torten genau so lecker waren, wie sie es optisch versprachen und gab meinem tropfenden, süßen Zahn nach. Meine Wahl fiel auf eine Tiramisu-Torte. Ich bestellte mir noch einen Kaffee dazu, nahm diesen direkt mit und kletterte wieder auf mein gemütliches Kuschel-Plateau zurück und harrte der Bedienung, die mir die Torte kredenzen sollte. Die ließ sich Zeit… so lange, dass ich fast schon nachfragen wollte, ob man mich vergessen hätte. Ich wollte den langsam aber sicher erkaltenden Kaffee nicht ohne die Torte genießen und die Torte wiederum nicht ohne „ein Schälchen Heeßen“ (AdR: sächsischer Begriff für eine Tasse Bohnenkaffee ;o) essen.

Endlich kam der Kaffee und ich konnte loslegen. Und verdammte Axt… die Torte schmeckte zum Niederknien! Eine ausgezeichnete Investition ;o) Ich überlegte kurz, ob ich mir noch ein Stück bestellen sollte, um mich damit in’s Restaurant zu setzen und den darbenden Schönen und Schlanken gezielt ein bisschen was „vorzuessen“; entschied mich aber aus budgetären Gründen dagegen und schrieb weiter.

Gegen frühen Abend traf Basti, mit erfolgreichem Reise-Arrangement im Gepäck, wieder im The Sancturay ein und wir aßen gemeinsam. Von einer Dorm-Bewohnerin hatten wir gehört, dass abends wieder eine Party im Eden Garten steigen sollte. Da wir erst am übernächsten Tag abreisen würden, konnten wir uns durchaus den Gefahren eines weiteren drohenden „Changovers“ stellen und entschieden uns, den Festivitäten rund um elektronische Tanzmusik erneut beizuwohnen.

Da unsere Dorm-Kollegin eine recht aktive Feier-Maus zu sein schien, begannen wir, ihr ein wenig auf den Zahn zu fühlen, woran sich die beglückt wirkenden Feiernden denn sonst noch labten, da sie – wie wir ja bei unserer ersten Party schon festgestellt hatten – teilweise recht wenig Alkohol zu sich nahmen.

Sie ließ uns wissen, dass sie selbst keine Drogen konsumiere und keinen Alkohol tränke. Sie nannte uns aber einige „synthetische und naturbelassene“ Gründe für die partiellen Glückseligkeitszustände einiger Gäste. Für uns jeweils völlig uninteressant. Als sie allerdings „Magic Mushrooms“ erwähnte, wurden wir neugierig. Der Konsum, Besitz und speziell der Handel von und mit Marihuana und allen anderen synthetischen Drogen ist in Thailand streng verboten und wir teilweise drakonisch geahndet. Magic Mushrooms – also psychoaktive Pilze – sind hingegen legal und man kann Mushroom Shakes an fast jeder Straßenecke, in Bars, Clubs und teilweise sogar in Hostels bekommen.

Auf der Party, die recht gediegen und mit wenigen Gästen sehr entspannt gestartet war, überlegten wir einige Zeit hin und her, ob wir uns diesen Pilz-Spezial-Shake genehmigen sollten.

Ich hatte bis dahin keinerlei Erfahrungen mit Magic Mushrooms – schlichtweg aus Angst, dass aus einem guten, ganz schnell ein schlechter Trip werden könnte, den man selbst nicht steuern kann. Und dann hockt man womöglich sabbernd und mit viereckigen Augen da und kann nur abwarten, bis die pilz-induzierte Klapsmühle vorbei ist, oder man komplett Irre wird. Dies war natürlich in keinster Weise erstrebenswert.

Wir legten also einen kleinen Emergency-Plan fest. Zuerst einmal: wir teilen uns das Gesöff! Zweitens: Wir lassen es langsam angehen und schütten den Shake nicht sofort komplett in uns hinein. Wir trinken nur noch Wasser. Drittens: Wenn es einem von uns beiden schlecht geht, wird er vom jeweils anderen ohne viel Aufhebens von der Party entfernt und mit Geleitschutz in den Dorm bugsiert.

Mit Erhebung dieses Planes war unsere Entscheidung gefallen – heute Abend sollte es für uns „Spezial-Pilzsuppe“ geben. An der Bar versuchten wir dann, das Getränk – was, wie bei anderen Mushroom-Bars, auf der Karte nicht zu finden war – zu bestellen und wurden kopfschüttelnd abgewiesen. Wir schauten uns irritiert an und wussten nicht so recht, was nun zu tun war.

Wenige Augenblicke später kam eine andere Bedienung auf uns zu und fragte uns, ob wir einen Shake möchten. Vermutlich war er der Pilz-Misch-Meister des Ladens und musste erst herbeigerufen werden. Er schleppte uns mit an eine Bar im Außenbereich, die noch nicht von anderen Gästen frequentiert war und nahm – mit dem Rücken zu uns gewandt – sein Werk auf.

Er begann damit, eine Mango zu schälen, die wohl für den Fruchtanteil im Shake sorgen sollte. Als er sie kleingeschnitten und zusammen mit Eiswürfeln in den Mixer geworfen hatte, holte er eine große Tupperdose unter dem Tresen hervor und schaufelte daraus eine grau-braune, undefinierbare Masse in den Mixer und schaltete auf „ON“. Unter größerem Getöse mixte das Gerät alle Zutaten zu einer, zugegebenermaßen, unansehnlichen Masse zusammen, die uns in einem Plastikbecher mit Strohhalm kredenzt wurde.

Wir standen vor dem braunen, dickflüssigen Gesöff und ich bekam etwas weiche Knie. Aber die Entscheidung war gefallen und die Neugierde für einen Abbruch zu groß. Der erste Schluck schmeckte genauso, wie der Drink aussah: widerlich, muffig, braun eben. Durch die Mango und das Eis wurde der Genuss erträglich, aber auch das machte den Drink nicht zu einem kulinarischen Highlight…

Nach etwa 20 Minuten hatten wir gut die Hälfte des Shakes zu uns genommen. Bisher gab es keine Anzeichen drohenden Wahnsinns. Vielleicht konzentrierten wir uns noch zu sehr auf den ekelhaften Geschmack des Shakes, als das sich eine Wirkung entsprechen entfalten konnte.

Nach 30 Minuten hatten wir das Getränk komplett intus, tanzten und warteten. Plötzlich schaute mich Basti irritiert und fragend an und meinte, dass ich gestreift wäre und wo das denn her käme? Die Lightshow im Eden Garden zuckte inzwischen wilder als noch zu Beginn der Party und dementsprechend waren auf dem Dancefloor durchaus immer wieder farbige Streifen auszumachen. Ich versuchte, ihm dies entsprechend zu vermitteln, aber er schien skeptisch und beäugte mich ungläubig und amüsiert. Sicherlich waren dies die ersten Anzeichen einer Wirkung des Shakes. Bei mir tat weiterhin erst einmal nichts.

Doch dies sollte sich bald ändern. Eine weitere halbe Stunde verging und wir hielten uns, wie verabredet, an unser Getränk des Abends: Wasser.

Plötzlich stand es auf der Tanzfläche: ein leighaftiges Einhorn! Neben ihm wuselten noch zwei Kätzchen herum und wiegten sich im Takt der Musik. Das Einhorn glitzerte von Kopf bis Fuß, war mit Organzabändern und blinkendem Schmuck so reichlich behangen, dass es den Anschein machte, als hätte es Ali Babas Schatzkammer geplündert und schwebte mit großen, ausladenden Bewegungen über die Tanzfläche.

Diese Erscheinung war nach wie vor keine Auswirkung des Pilz-Misch-Getränks. Es war ein Typ, der sich tatsächlich als schillerndes Einhorn verkleidete hatte und mit seinen Tanz-Miezen (samt Fell-Öhrchen und Fell-Schwänzen) auf der Party eingeschwebt war. „Glamourös schräg“ beschreibt den Anblick wohl am Besten.

Diese optische Stimulanz wiederum sorgte bei uns für eine Art „Durchbruch“.

Wir hielten uns die Bäuche vor Lachen und konnten kaum nach Luft schnappen. Plötzlich war alles und jeder um uns herum Grund für grenzenloses Amüsement.

Die neonfarbenen Malereien an der Bar begannen, ein Eigenleben zu entwickeln, die zuckenden Blitze der Lichtanlage verwandelten sich in Schmetterlinge und tänzelten über den Partygästen herum. Wir schauten gebannt und mit breitestem Grinsen (manchmal erschien es mir, als würden sich meine Mundwinkel am Hinterkopf berühren…) umher und sobald wir uns wieder ansahen brachen wir von Neuem in schallendes und tränentreibendes Gelächter aus.

Nach etwa einer Stunde wurde uns das zunehmende Gewimmel auf der Tanzfläche zu groß und unsere anhaltenden Lachflashs etwas unheimlich und wir verkrümelten uns auf die außenliegende Freifläche – mit Blick auf das tosende Meer, was sich an riesigen, im Wasser liegenden Steinen brach.

Basti begann in den Himmel zu starren und berichtete mir sogleich von seinen Entdeckungen: Wolken, die sich als Sterne verkleidet hatte und miteinander tanzten. Ich klärte Ihn darüber auf, dass das, was er da sah keine Wolken waren, sondern das fliegende Spaghettimonster, was mit seinen Tentakeln den gesamten Himmel überzog. Er wollte sich davon nicht überzeugen lassen, also wandte ich meinen Blick auf die Steine im Meer… die waren allerdings nicht mehr da.

Dafür lag dort aber eine Familien an riesigen Flusspferden, die sich schnaubend von der Brandung umspülen ließen. Gleich daneben entdeckte ich noch einen monströsen Tintenfisch, der versuchte, einen angespülten Blauwal zurück in`s Wasser zu bugsieren, da sich dieser etwas unglücklich auf dem Strand festgefahren hatte.

Basti erkannte inzwischen an den Umrissen der Berglandschaft oberhalb der gegenüberliegenden Bucht, dass dort ein Krokodil liegen müsste. Nur die Lichter unter dem Krokodil konnte er sich nicht erklären. Ich mutmaßte, dass das Krokodil das dortige Dorf verschluckt haben müsste und jetzt saßen die Bewohner im Inneren des Krokodils und warteten geduldig auf Verdauung.

Basti warf einen neuen Denkansatz in die Runde, indem er den Film „The Wolf of Wallstreet“ erwähnte und die Szene, in der der Hauptprotagonist so derart mit Drogen vollgepumpt ist, dass er seinen schicken Sportflitzer nach einer kurzen Fahrt für sicher geparkt vor seinem Anwesen erachtet. Wer den Film kennt, weiß, dass dem nicht so ist. Dies wiederum veranlasst uns nun den ganzen weiteren Abend immer mal wieder unvermittelt „Wir sind das Auto“ zu kreischen und uns immer wieder auf‘s Neue darüber kaputt zu lachen.

Was, wenn es uns am nächsten Tag genau so erging, wie dem Hauptdarsteller des Films? Vielleicht wachten wir irgendwo im Nirgendwo auf, verbeult, orientierungslos, verwirrt und nur das Horn des Einhorns zu unserer Verteidigung in der Tasche? Wieder lachten wir uns krumm.

Das Spielchen ging noch eine ganze Weile so weiter, bis sich etwas Entspannung für unsere Lach- und Bauchmuskeln einstellte und wir uns unter mehr oder weniger dezenten „Wir sind das Auto“-Rufen auf den Rückweg zu unserem Dorm machten. Dort stellten wir fest, dass es bereits 4:30 Uhr war und legten uns, immer noch kichern und giggelnd, schlafen.

Am nächsten Morgen erwachten wir gegen 10:00 Uhr frisch wie der Morgentau. Dank eingehaltener Alkoholabstinenz ging es uns prächtig und es war kein Hangover weit und breit in Sicht. Wir hatten also Glück und einen wirklich phantastischen und unglauglich lustigen Abend gehabt. An diesem Tag machten wir noch eine kleine Wanderung zum benachbarten Haad Yuan und packten am Abend unsere Rucksäcke, um am nächsten Morgen, nach fast einer Woche, dem The Sacntuary den Rücken zu kehren.

Wenn mich jetzt jemand fragen würde, ob ich es noch einmal machen würde, würde ich diese Frage allerdings mit einem klaren „Nein“ beantworten.

Warum? Nach unserer Abreise aus dem The Sanctuary, zwei ruhige und sehr entspannte Tage später, machten wir erneut im Shenanigans in Haad Rien Station, bevor es zurück nach Bangkok und weiter nach Kambodscha gehen sollte. Dort traf ich einen Kanadier, dem ich von unserem kleinen Pilzerlebnis berichtete. Er hatte damit auch bereits in Thailand seine Erfahrungen gesammelt und meinte, dass 5 von 6 Trips phantastisch gewesen seien. Was also war ihm bei seiner 6ten Experience widerfahren? Er erzählte mir, dass es erst einmal sehr gut gelaufen sei und er bis zu einem gewissen Punkt keinerlei Unterschied zu den anderen Malen des Konsums hätte feststellen können. Aber ab einem gewissen Punkt wurde er von jetzt auf gleich blind. Zwar „nur“ für 10 – 15 Minuten, aber dies war für Ihn so eine einschneidende und erschreckende Erfahrung, dass er von weiteren Experimenten dieser Art künftig absehen würde.

Für mich als Brillenträger ist es schon furchtbar genug, wenn ich morgens nach dem Aufstehen meine Brille nicht finden kann, also werde ich mich einem Risiko einer drohenden temporären Erblindung sicherlich nicht aussetzen. So vernünftig bin ich auf meine alten Tage dann doch und gehe künftig lieber in den Wald, um mir Pilze zu suchen, die man ohne jedwede Nebenwirkung genießen kann.

Die schmecken dann in jedem Fall auch viel besser!

PS: Ob diese Geschichte wirklich so passiert ist und ob es sich bei den bepilzten Schlüsselfiguren tatsächlich um Basti und mich handelte, tja… das überlassen wir einfach eurer Phantasie ;o)

Über den Missbrauch von Kaffee und andere hippieske Fragwürdigkeiten…

The Sanctuary – was für ein herrliches Stücken Erde an der Südspitze der Insel Koh Phagnan! Nach unserer aufregenden Anreise per Boot stand uns der Sinn nach vollumfänglicher Entspannung und dafür schien hier genau der richtige Ort zu sein. Zum einen, weil man nicht ohne weiteres hier wegkonnte und zum anderen, weil die Anlage einfach wunderschön ist. Sie ist mit verschiedenen Hütten und Ebenen an einen Felshang gebaut; ähnlich einem verzweigten Netz aus Schwalbennestern – umwuchert von riesigen Bäumen, einer tropischen, farbenfrohen Pflanzenwelt und wunderschönen Gärten.

Doch bevor wir uns auf Tage des Nichtstuns freuen konnten, musste noch die Hürde des Check in genommen werden. Vorabreservierungen sind, wie im letzten Blogeintrag erwähnt, nicht möglich. Wir mussten also nehmen, was wir kriegen konnten – in der Hoffnung, dass wir uns dies, mit unserem zur Verfügung stehenden Budget auch irgendwie leisten konnten. Bei Betreten des Rezeptionsgebäudes, was sich seitlich des Hauptgebäudes befand, traf uns augenblicklich der Schlag – und zwar der Kälteschlag! Ich persönlich werde mit klimatisierten Räumen wohl nie so ganz „warm“ werden, also überzog meinen Körper im Handumdrehen eine beachtliche Gänsehaut und ich wartete nur darauf, dass sich beim Ausatmen weiße Wölkchen vor meinem Mund bilden würden – was natürlich ausblieb ;o)

Nach einigen Minuten des Wartens hatten wir uns akklimatisiert und die Dame an der Rezeption ließ uns wissen, dass im Dorm Room über dem Haupthaus aktuell nur ein einziges Bett zur Verfügung stand, aber eventuell ein Gast noch heute – oder morgen – vorsichtig seinen Check out angekündigt hatte. Im Dorm im oberen Teil der Anlage gäbe es aber auch noch Schlafplätze; diesen könnten wir uns zuerst gerne anschauen und uns dann entscheiden. Ein Mitarbeiter machte sich also mit uns auf den Weg. Unsere Rucksäcke ließen wir vorerst an der Rezeption zurück, was sich als äußerst gute Entscheidung erwies. Der Weg führte uns über winzige Stufen einen sehr steilen Weg hinauf; vorbei am Tea Room, am Meditation Temple – wo gerade so etwas ähnliches wie ein „Happy Breathing Workshop“ stattfand, am Cleaning Space, am Yoga Pavillon… alles sehr spirituell angehaucht und für uns somit vollkommen uninteressant. Aber die Natur war unglaublich schön und artenreich und die Gartenanlage phantastisch angelegt.

Das machten den steilen Aufstieg allerdings auch nicht leichter und wir näherten uns bereits einem Zustand ohnmächtiger Transzendenz – japsend und halb verdurstend. Nach Luft schnappend erreichten wir endlich den Dorm, der sich, wie es schien, ungefähr auf Höhe des Himalaja-Basislagers befand.

Ein sehr einladender Raum mit rechts und links jeweils 6 dicken, rückenfreundlichen Matratzen und mit 400 Baht – also umgerechnet etwa 10€ pro Nacht und Person, durchaus im Budget. Aber wollten wir diesen Aufstieg – dem unweigerlich ja auch ein jedes Mal wieder ein Abstieg folgen würde – täglich auf uns nehmen? Der Gedanke, gleich noch einmal mit unseren Rucksäcken hier hinauf kraxeln zu müssen, jagte mir – trotz völliger Systemüberhitzung – einen Schauer über den Rücken. Wir mussten also die Initiative ergreifen und den „eventuell auszugswilligen“ Gast im Schlafsaal über dem Hauptgebäude einmal selbst interviewen. Schnaubend und hechelnd stiegen wir die Treppen wieder hinab und nahmen den wesentlich komfortabler situierten 10er Schlafraum in Augenschein. Und es schien, als hätten wir Glück, denn der einzige Typ, der sich im Dorm befand, war gerade dabei seine Sachen zu packen. Da ein weiteres Bett unberührt war, musste er derjenige sein, der seine Auszugspläne an der Rezeption geäußert hatte. Auf neugierige Nachfrage hin bestätigte er uns dies und unsere Laune stieg sofort um diverse Level. Der Dormitory Room war ebenso gemütlich, wie der andere in luftiger Höhe, und ausgestattet mit einer sich über die gesamte Wand erstreckende Fensterfront, die einen herrlichen Ausblick auf die rauschende Brandung bot.

Allerdings machte mir eine Sache durchaus Sorgen und zwar die Dicke der vorhandenen Matratzen. Eigentlich konnte man diese eher mit zusammenrollbaren Matten vergleichen. Mein Rücken machte nicht gerade Freudensprünge… Aber ich wollte es wenigstens auf einen Versuch ankommen lassen – zur allergrößten Not hätte ja noch der Himalaya-Dorm eine Übernachtungs-Option dargestellt. Zurück an der Rezeption berichteten wir freudestrahlend von unserer Entscheidung und der Abreisewilligkeit des anderen Gastes und bezogen mit Sack und Pack unser neues, temporäres Heim.

Nach einem ausgedehnten Mittagsschläfchen und anschließendem Abendessen im Restaurant des Sanctuary (es gibt hier übrigens ausschließlich vegetarisches, veganes, organisches und damit auch direkt sehr teures Essen – aber Restaurants in der Umgebung bieten ein entspannteres Preissement und man bekommt durchaus auch Fleisch oder Fisch auf den Teller) machten wir uns mit unseren Stirnlampen auf zum benachbarten Eden Garden – einem coolen Club mit Chill out Terrasse, schönem Ausblick auf den Strand Haad Yuan und wechselnden, internationalen (gerne auch aus Berlin) DJ’s. Wie üblich, entledigt man sich seiner Schuhe vor dem Betreten des nach allen Seiten offenen Bambusgebäudes.

Ich weiß gar nicht, wann ich davor das letzte Mal barfuß getanzt hatte, aber in dieser Nacht haben wir es etwa von 22:00 Uhr bis 04:00 Uhr morgens ziemlich durchgängig getan. Die Stimmung war der Hammer, genauso wie die Musik und es stand immer jemand auf der Tanzfläche und schwebte elfengleich und scheinbar ganz fernab der Realität vor sich hin. Sicherlich kein Resultat von Alkoholgenuss – fast alle tranken Wasser. Ich hielt mich an mein lieb gewonnenes Chang und Basti testete ausgiebig die angebotenen Longdrinks. Was einen dort, unter anderem, zum Schweben bringen kann, erzähle ich später noch ausführlicher.

Der nächste Tag brachte einen ausgewachsenen „Changover“ mit sich und eine dicke Blase unter Bastis großem Zeh, als Folge unseres exzessiven Tanzverhaltens vom Vorabend. Nach einer ausgedehnten Aufwachphase schleppten wir uns zum Frühstück, was vielmehr ein Spätstück war. Viel würde heute nicht passieren; das war klar. Nach einem weiteren Schläfchen konnten wir uns aber doch aufraffen, die weitere Umgebung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und da wir den steilen Pfad in Richtung Eden und Haad Yuan nicht auf uns nehmen wollten, gingen wir einfach in die andere Richtung.

Wir durchquerten einen Palmenhain, wo überall Kokosnüsse mit witzigen Sprüchen herumlagen: „Penguins stole my sanity“ oder „This is not a dress rehearsal“, um nur einige zu nennen. Spiritualität macht offensichtlich kreativ – oder wahnsinnig. Wir hatten uns noch keine abschließende Meinung zu dieser Frage gebildet, amüsierten uns aber prächtig über die Kokosnüsse.

Der üppig von Bäumen, Pflanzen und Palmen gesäumte Weg wurde zunehmend schmaler und irgendwann auch steiler. Eigentlich keine riesige Herausforderung, aber bei 34 Grad im Schatten und mit schwabbeligen Flip Flops an den Füßen wird jeder Hügel zur gefühlten Besteigung eines 5.000ers.

Am höchsten Punkt angekommen verhieß uns ein buntes, selbst gemaltes Schild unsere bevorstehende Ankunft am Haad Why Nam. Die Aussicht auf die unter uns liegende Bucht war atemberaubend. Etwas Schöneres hatte ich bisher nur einmal, einige Jahre zuvor auf Kauaii/Hawaii gesehen. Der Anblick des Strandes und der umgebenden Bucht verschlug mir – trotz oder vielleicht auch wegen des anhaltend ausgewachsenen Hangovers – die Sprache. Unten angekommen nahmen wir eine Ecke das kleinen Strandrestaurants in Beschlag und machten uns auf den dort herumliegenden Sitzsäcken breit. Da wir keine Badeklamotten dabei hatten, stand der Plan für den nächsten Tag umgehend fest: Abschimmeln und Schwimmen am Haad Why Nam! Wir lagen noch eine ganze Weile faul auf den Sitzsäcken herum, bevor wir den Rückweg antragen und früh schlafen gingen.

Am nächsten Tag packten wir unsere Badesachen. Ich wollte meine Wäsche noch in die Reinigung bringen, also liefen wir ein wenig durch die Anlage – die dankbarer weise nicht ausschließlich steil aufsteigend in die Felswand konstruiert war.

Wir gingen an einer Ansammlung kleiner Hütten vorbei, die uns schon vorher aufgefallen war. Die Hütten waren kreisrund und aus gemauertem und glatt verputzten Ziegelwerk mit einem festen Spitzdach. Zu klein, um darin zu wohnen, aber auch zu groß, um als einzelne Toilette, oder ähnliches, durchzugehen.

Der Zufall wollte es, dass sich die Tür einer der Hütten öffnete und eine Frau in einem bunten Sarong herauskam. Wir gingen auf Sie zu, um sie nach Sinn und Zweck dieser kleinen Häuschen zu befragen. Sie entgegnete, dass sie an einem Cleansing-Workshop teilnahm (Workshops gab es hier noch und nöcher… für uns hörte sich das immer irgendwie nach Schwerstarbeit an) und jeder seine persönliche Hütte zugewiesen bekam, da man sich seinen – und jetzt kommt’s – morgendlichen Kaffee-Einlauf (!!!) am liebsten in vertrauter Umgebung gönnen möchte.

Wir schafften es mit knapper Not unsere ernsten und wissbegierigen Minen zu wahren, bedankten uns für die Auskunft und wünschten weiterhin beste Erfolge bei ihrem Workshop. Als wir um die nächste Ecke, in halbwegs sicherer Entfernung bogen, schauten wir uns halb fasziniert, halb entsetzt an und fanden wenig Worte für das soeben gehörte.

Ich liebe Kaffee, aber ich trinke ihn lieber und dünge mit dem Kaffeesatz maximal meine Pflanzen. Dass es offensichtlich noch weitere Verwendungsgebiete gibt, war mir neu und ich bin bis heute nicht sicher, was das genau bringen soll. Die Lady, die sich diese spezielle Art des Kaffee-Genusses gegönnt hatte, wirkte allerdings ganz zufrieden – wenigstens etwas ;o)

Nach dieser irritierend interessanten Begegnung gingen wir an den Haad Why Nam. Der Sand war hier viel feiner als am Beach vor dem Sanctuary und es ging etwas schneller ins tiefere Wasser, so dass Schwimmen hier problemlos möglich war.

Während der letzten Tage waren die Brandung und der Wind so stark gewesen waren, dass daran nicht zu denken war. Jetzt hatte sich der Wind in ein laues Lüftchen verwandelt und das Meer war nahezu flach. Perfekt für einen ausgedehnten Badetag.

Am Stand tummelten sich Gestalten jeglicher Couleur. Junge, hübsche Frauen mit hoch aufgetürmten Undone-Dutts und um die Hüften kreisenden Hulahop-Reifen; tiefengebräunte, salti-schlagende Jungspunde in knapp zulässig knappen Badeshorts, Mitfünfzigerinnen mit Federn in Haaren, Ohren und wallenden Seidenkaftanen, wild jonglierende und balancierende Jung- und Althippies, grauhaarige Eminenzen in goldenen Organza-Pluderhosen (männlich wohlgemerkt!), Instagramm-Fetischistinnen in Einteilern, die über mehr Verzierungen als der Kölner Dom verfügten und die bei natürlich unnatürlichen Posen auf diversen riesigen Steinen mehrfach das Gleichgewicht zu verlieren drohten… Und alle hatten etwas gemeinsam. Sie waren alle unheimlich attraktiv (zumindest strahlten sie diese Überzeugung aus) und unheimlich dünn. Wir hatten schon vorher mitgekommen, das es für einige hier eine Art „Challenge“ darstellte, sich von so gut wie gar nichts zu ernähren und somit Geist und Körper zu reinigen und auf eine neue Ebene zu führen. Oder sich alternativ – vielleicht anstelle einer anständigen Mahlzeit – einen Kaffee-Einlauf verpassen zu lassen… ;o)

Die Gespräche, denen wir mehr oder weniger zufällig lauschten, waren ähnlich gelagert… inhaltlich super-dünn, aber enthusiastisch und in voller Überzeugung ihrer epischen Relevanz geführt. Ich begann mich zu fragen, wie echt das hier alles war. Hatte dies noch irgendetwas mit dem ursprünglichen Aussteiger- und Hippie-Gedanken der 70er Jahre zu tun, oder war es nicht mehr und nicht weniger als eine Art Lifestyle, um einen gewissen Coolnessfaktor zu bedienen? Niemand sprach uns an und wir hatten keine Lust, uns an den banalen Konversationen zu beteiligen. Das lief hier völlig anders, als noch wenige Tage zuvor im Shenannigans. Alle wirkten – trotz dass man sich ständig gegenseitig versicherte, wie schön und wundervoll und amazing und energetic doch alles und jeder war – distanziert und kühl und es schien, als wollten sie irgendeine Form wahren oder ein gewisses Image darstellen. Irgendwie hatte ich mir das alles etwas weniger oberflächlich vorgestellt und war nun durchaus ein bisschen enttäuscht. Ein workshoppender, kaffeemissbrauchender Klangschalen-Hippie wird also in Zukunft wohl auch nicht mehr aus mir – und das sage ich ganz ohne Bedauern.

Der Tag hielt durchaus noch weitere Erkenntnisse bereit.

Unter anderem diese, dass es einen ganz blöde Idee ist, sich gegen 16:30 Uhr spontan zu einem Erkundungs-Hike zu einem abgelegenen Strand, dem Paradise Beach – zu entschließen.

Wir benahmen uns wie der klassische DAT (Dümmster Anzunehmender Teilnehmer) und missachteten alle Regeln, die bei einem derartigen Unterfangen Gültigkeit haben: kaum Wasser dabei, nichts zu Essen am Start, in Flip Flops unterwegs, kein Mückenspray im Rucksack und absolut keinen Plan, wie lange die Wanderung dauern würde. Um 18:00 Uhr beginnt der Sonnenuntergang und um 18:15 Uhr ist es quasi schon stockfinster. Unsere Stirnlampen lagen natürlich auch trocken und sicher im Dorm.

Aber zu Beginn unserer Wanderung war uns das noch herzlich egal und wir wanderten fröhlich los. Zuerst war der Weg ganz passabel, verschlechterte sich aber zusehends und mit jedem weiteren Schritt wurden die zu erklimmenden Steigungen steiler und holperiger.

Der Schotterweg war teilweise von Regenfällen klaftertief ausgespült, dass der Weg wie ein verzweigtes Flussbett – allerdings ohne Wasser – aussah. Bergauf war das mit Flip Flops noch halbwegs gut machbar, bergab glich es einer einzigen Zitterpartie und wir tasteten uns vorsichtig und angespannt von einer haltversprechenden Stelle zur nächsten.

So kamen wir nur im Schneckentempo voran und entsprechend wurde es später und später und noch immer war vom Paradise Beach weit und breit keine Spur. Unsere Gespräche, die wir nur noch keuchend führen konnten, begannen sich bereits darum zu drehen, wer sich von wem zuerst eine Scheibe abschneiden würde, um dem unweigerlichen Hungertod zu entgehen.

Ich hatte hier grundsätzlich die besseren Argumente, denn mit meinem mageren Scheibchen würde Basti nicht besonders lange überleben und somit wären wir beide quasi verloren.

Der Weg verlief weiterhin unbarmherzig auf und ab und wurde nicht besser. Unsere Klamotten waren komplett durchgeschwitzt und die Zeit saß uns im Nacken – mittlerweile war es bereits kurz nach 17:00 Uhr – und unser kleiner Wasservorrat war schon länger ausgetrunken.

Plötzlich vernahmen wir merkwürdige Geräusche im Unterholz hinter uns. Gefolgt von einem Schnauben und Grumeln wurde das Knacken und Krachen zunehmen lauter. Mir schlug das Herz bis zum Hals und auch Basti konnte nur noch mühsam die Form wahren. Das Tempo unserer matten Schritte nahm zu.

Ich rechnete schon mit einer Rotte Wildschweine, die tobend aus dem Gehölz brechen und uns mit wilden, glutroten Augen angreifen würde, als unser unsichtbarer „Verfolger“ seine Deckung aufgab und sich als ziemlich großer und bemerkenswert hübscher Hund zu erkennen gab.

Hunde waren uns bisher immer durch ihr entspanntes Wesen aufgefallen – wie sich einer verhalten würde, der einem im Dschungel über den Weg läuft, wussten wir noch nicht. Der Abstand, mit dem er hinter uns her trottete, verringerte sich immer weiter, bis er schließlich neben uns lief und sich aber nicht weiter für uns zu interessieren schien. Zum Glück – für uns – war es offensichtlich ebenfalls ein Vertreter der relaxten Gattung.

Er umkreiste uns mehrfach, lief vor, hinter oder neben uns, beschnupperte Bäume und markierte sie ausgiebig – und da er unsere Aufmerksamkeit ziemlich komplett einnahm, bemerkten wir erst nach einer Weile des gemeinsamen Wegs, dass dieser deutlich besser wurde und sich der dichte Dschungel um uns herum merklich lichtete.

Wir hatten es geschafft – der Paradise Beach lag nur wenige hundert Meter vor uns und wir erreichten ihn um Punkt 17:30 Uhr! Der Strand hat seinen Namen redlich verdient, denn er erstreckte sich einsam und in einer ausladenden Breite annähernd unberührt vor uns. Erleichtert stellten wir fest, dass sich er nicht völlig menschenleer war und sich dort auch eine kleine Beach-Bar befand, an der wir uns hechelnd eine Flasche Wasser und ein Chang bestellten! Selten zuvor hatte uns ein großer Schluck kühlen Wassers so entzückt, wie an diesem Strand.

Das Bier schmeckte nicht weniger gut und wir erholten uns auf einer gemütlichen Bank unter Palmen mit Blick aufs Meer – umringt von einer Schar von Hunden, unter denen sich auch unser temporärer Dschungel-Begleiter tummelte.

Doch schon nach wenigen Minuten der Entspannung trat unser nächstes Problem auf den Plan… Wir würden es vor Einbruch der Dunkelheit keinesfalls zurückschaffen. Wenn uns die Moskitos nicht bei lebendigem Leibe verspeisen würde, würden wir mindestens irgendwo abstürzen und uns die Hälse brechen.

Am Strand lag ein Fischerboot mit einem riesigen Gewirr aus Netzen an Bord. In uns keimte ein Fünkchen Hoffnung, dass man – sicherlich gegen einen entsprechenden Obolus – vielleicht eine Transferfahrt zurück ins The Sancturay verhandeln könnte. Wir befragten einen Einheimischen, der sich neben uns in einer Hängematte entspannte. Etwas verwirrt, aber offensichtlich nicht völlig desinteressiert, schälte er sich aus selbiger und schlufft zu einem Kollegen hinter der Bar.

Es folgten für uns unverständliche Gespräche und nach einiger Zeit kam er zurück und meinte, dass es auf Grund der Brandung nicht möglich sei, uns dorthin zu bringen.

Dies sorgte bei uns für lange, sorgenvolle Gesichter. Doch nach einer künstlerischen Pause meinte er grinsend, dass er uns zum Haad Why Nam schippern könnte. Was für eine Erleichterung! Vom Haad Why Nam war es nur ein etwa 10 Minütiger Weg zum The Sanctuary und dieser war auch ohne Stirnlampen und mit Flip Flops machbar. Der Preis von 200 Baht stimmte uns noch glücklicher und so nuckelten wir unsere Bierchen leer und bestiegen das Boot bei hereinbrechender Dämmerung und wurden innerhalb weniger Minuten sanft und sicher an den Haad Why Nam verschifft.

Nach einem kurzen Marsch zurück im Sancturay duschten wir uns den Schweiß von der Haut, aßen zu Abend und waren von den Ereignissen des Tages irgendwie noch nicht geschafft genug, dass diese uns direkt in’s Bett getrieben hätten.

Wir machten uns nochmals zum Haad Why Nam auf, da in dieser Nacht eine Feuershow dort stattfinden sollte. Allerdings stellten wir fest, dass es sich bei der Feuershow lediglich um ein müde flackerndes Lagerfeuer handelte und so blieben wir nur auf einen kurzen Drink am Strand und machten uns auf den Rückweg.

Wenn ich gewusst hätte, was uns dort erwartete, hätte ich die sichere Umgebung des Dorm wohl gar nicht erst verlassen. Mit Stirnlampen ausgerüstet schlenderten wir zurück. Basti stoppte plötzlich und zeigte aufgeregt auf eine höhlenartige Vertiefung in einer kleinen Anhöhe der rechten Seite des Weges.

Was ich dort sah, stellte mir sofort sämtliche Nackenhaare auf und mein erster Impuls war: FLUCHT!. In der Mitte der „Höhle“ hockte eine Spinne von der Größe meines Handtellers. Sie war schwarz-grau mit einem verhältnismäßig zierlichen Körper und sehr lange Beine. Zudem schien sie über und über borstig behaart zu sein. Am Schaurigsten aber waren ihre Augen, die das Licht unserer Stirnlampen wie kleine Leuchtdioden gleißend reflektierten.

Mir war geradezu übel vor lauter (wenn auch unbegründeter) Angst. Was könnte sie uns schon tun? Uns anfallen und in den Mund springen? So etwas Ähnliches stellte ich mir jedenfalls bei ihrem Anblick vor…

Ich hatte mich schon länger gefragt, wann der Moment kommen würde, da ich einmal mit so einem Getier zusammentreffen würde – jetzt war er gekommen und ich konnte mich kaum rühren. Ich traute mich einfach nicht näher an sie heran. Bastis Forschergeist war hingegen geweckt und er näherte sich der Monsterspinne bis auf wenige Zentimeter. Mir wurde immer elender, aber ohne Bildbeweis konnte ich sie auch nicht davonkommen lassen. Ich zoomte so weit wie möglich mit meinem iphone an die Spinne heran, aber das Resultat war ein einziger wackeliger Foto-Brei.

Basti erbarmte sich und kramte sein Telefon hervor und schoss die Aranea ab. Er konnte sich kaum losreißen, aber ich drängte auf Rückzug. Was für ein Anblick… meine Nackenhaare standen immer noch weit ab.

Als wir (ich für meinen Teil hochnervös) weiter gingen stellten wir sofort fest, dass diese Spinnenart unter Zuhilfenahme einer Stirnlampe exzellent zu lokalisieren ist. Auf dem Weg sowie rechts und links davon im Gebüsch blinkten uns unzählige kleine Leuchtaugen an. Die Viecher waren einfach ÜBERALL!!!

Ich rechnete bereits damit, mich innerhalb der nächsten Minuten – wie Frodo in Herr der Ringe – in einem riesigen Netz zu verheddern und als Spinnenmahlzeit zu enden. Natürlich geschah nichts dergleichen und bald darauf lagen wir gemütlich und sicher auf unseren Matratzen im Dorm.

Allerdings leistete ich mir noch einen kleine Semi-Panikanfall, indem ich das Moskitonetz, was sich über unseren jeweiligen Schlafplätzen befand, mit der Akribie eines Neurowissenschaftlers inspizierte und jeden einzelnen Millimeter extra gewissenhaft unter meine Matratze (auf der ich übrigens – trotz ihres geringen Durchmessers – überraschend gut schlief) stopfte. Alles in allem muss ich aber sagen, dass ich diesen Vorfall doch recht gelassen genommen habe. Die Ironie in diesem letzten Satz wird Insidern keinesfalls verborgen bleiben ;o)

Ein heißer Ritt auf kühlem Nass…

Nach einer tollen und entspannten Zeit auf Koh Lanta war es am 17.02.2017 an der Zeit, unsere Hängematten zu verlassen und unser kleines Insel-Hopping auf Koh Phangan fortzusetzen.

Der Transfer war gebucht, unsere Backpacks gepackt und so schrillten – nach einer weitestgehend schlaflosen Nacht, in der ich zu allem Übel auch noch ganze 10 Mückenstiche am linken Ellenbogen davontrug – um 06:00 Uhr morgens unsere Wecker.

Eine erfrischende Dusche beseitigte weitestgehend die verquollenen Spuren und wir standen überpünktlich vor unserer Bambushütte zur Abholung parat. Der Van, welcher uns um 07:30 Uhr aufsammelte, war noch nicht mit andere Reisenden besetzt, dementsprechend klemmten wir uns auf die Sitze direkt hinter dem Fahrer. Mit der Zeit und weiteren Pick up Stationen wurde das Gefährt bis unters Dach gefüllt und so erreichten wir nach ca. 3 Stündiger Fahrt den Donsak Pier in Suratthani. Dort besorgten wir uns unsere Fährtickets und wurden großzügig mit Aufklebern, die wir uns pflichtbewusst auf unsere T-Shirts pappten, versehen.

Der Anblick des Seelenverkäufers von einer Fähre weckte nicht zwingend Vertrauen in die Fähigkeiten thailändischer Nautiker, aber für Rückzugsgedanken blieb kein Spielraum. Der riesige Bauch der Personen- und PKW-Fähre tat sich auf und Menschenmassen, gefolgt von Mopes, Autos und Kleinlastern, quoll heraus.

Nach dem Motto „erst rauslassen, dann einsteigen“ warteten wir, bis wir die Fähre entern konnten. An Deck ist es erfahrungsgemäß stets sehr windig, was uns nur zu einem kurzen Rundgang veranlasste, um uns dann halbwegs bequeme Sitzplätze im Inneren zu suchen.

Fast auf Knopfdruck schliefen wir ein. Offensichtlich hatten wir unsere anfängliche Schlaflosigkeit bei diversen Transfers überwunden und schlummerten nun friedlich vor uns hin. Ich bete mein Cocoon Travel Pillow übrigens mittlerweile förmlich an, da es mich stets zuverlässig vor einem steifen Hals und unwürdigen Schlafpositionen bewahrt. Eine absolut lohnenswerte Investition in allen Lebens- und Reiselagen.

Nach ca. 6 Stündiger Überfahrt durch den Golf von Thailand erreichten wir den Thong Sala Pier auf Koh Phagnan und das erste Mal während unserer Reise begrüßte uns unser neues Ziel mit wolkenverhangenem Himmel und einigen Regentropfen. Allerdings zogen die Wolken schnell auf, als wir mit einem Taxi-Van mit gefühlten 5 km/h vom Pier in Richtung Haad Rin fuhren.

Über die schlechten und herausfordernden Straßenverhältnisse hatten wir bereits im Reiseführer gelesen – weshalb auch das Rollerfahren nur für geübte Easy Rider empfohlen wird. Wir waren weit entfernt von derartiger Routine, aber unsere Pläne sahen für die nächsten Tage ohnehin andere Aktivitäten vor.

Haad Rin ist vor allem für ein spezielles Spektakel – nämlich die Full Moon Party am gleichnamigen Strand – gleichermaßen berühmt wie berüchtigt. Wir schätzten uns glücklich, nicht während dieser Zeit, sondern einige Tage nach dem Ereignis dort angekommen zu sein, da die Stadt sonst vor über 30.000 feierwütigen Party-Gängern aus allen Nähten platzt. Nach 3 bis 4 Tagen Vollgas-Feierei, Tonnen vom Müll und einem Strandzustand, der den kompletten Austausch des feinkörnigen Sandes rechtfertigen würde, kehrt bis zum nächsten Vollmond erst einmal wieder nahezu friedlich Stille ein. So fanden wir das Örtchen auch vor.

Wir steuerten ein Hostel an, was wir lediglich für eine Nacht buchen wollten. Die fragwürdigen Gestalten in der Lobby und die Präsentation des unbehaglichen Dormitory-Rooms veranlassten uns aber zum sofortigen Rückzug. Wir klapperten die Gegend nach einer passenden Behausung ab und wurden nach kurzer Zeit fündig.

Das „Lazy House Shenanigans“ machte einen brauchbaren Eindruck auf uns und verfügte, neben einer kleinen Bar im Außenbereich, auch über eine Pool und über kostenlosen Kaffee in der Lobby – der sogar ziemlich gut genießbar war. Wir fanden ein Bettchen in einem 8er Schlafraum und staunten nicht schlecht, als uns der Manager erzählte, dass diese Betten während des Full Moon-Irrsinns für über 1.000 Baht verkauft werden – wir zahlten jeweils  150 Baht und rieben uns innerlich die Hände ;o)

Nach einem schnellen und wenig leckeren Abendessen auf der lokalen Amüsiermeile (ausnahmsweise war uns einmal nicht nach Thai Food, also bestellten wir einen Cheeseburger, der furchtbar und unpassender Weise auch einen Hauch asiatisch schmeckte) kehrten wir wieder in´s Hostel zurück und verbrachten einen unterhaltsamen Abend mit Deutschen, Engländern, Neuseeländern und Burmesen an der Poolbar.

Hier kam zum ersten Mal – und damit recht zeit-verzögert – so richtiges Backpacker-Feeling für uns auf. Wohl auch aus dem Grund, da uns die meisten Leute, mit denen wir bisher zusammentrafen, wohl für ein Pärchen auf Hochzeitsreise gehalten hatten, was sich durchaus kommunikationshemmend auswirken kann. Vor allem die Hostelbetreiber, die auf Grund unseres klangvollen, gemeinsamen Nachnamens zu voreiligen Schlüssen tendierten, machten uns gerne ungefragt zu „Husband and Wife“. Hier kam man mit jedem sofort in’s Gespräch und man erkundigte sich durchaus neugierig, in welchen „Beziehungs-Topf“ man uns beide denn werfen sollte und so entspannen sich angeregte Unterhaltungen in jedwede Richtung.

Der Aufbruch am nächsten Morgen, bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel, war mit 08:00 Uhr wieder sehr früh getimed, daher nahmen wir uns fest vor, während der nächsten Tage keinesfalls irgendeine Form von Weckerklingeln hören zu wollen. Am Strand toste die Brandung ungewöhnlich stark (die Bilder geben dies übrigens noch nicht einmal ansatzweise wieder…) und ein frische Brise pfiff uns um die Nasen. Bereits am Abend zuvor war uns aufgefallen, dass dort überhaupt keine Boote ankerten, wie dies sonst der Fall sein sollte. Als aber nach einiger Zeit ein Taxi-Boot-Schlepper mit entsprechendem Schild auf uns zusteuerte, waren wir guter Hoffnung, ein Fährboot zu erwischen, was uns an die östliche Seite des Haad Tien zum „The Sancturay“ bringen würde.

Zwischenzeitlich war auch eine Truppen reichlich desolat anmutender Engländer vom Taxi-Boot-Promoter akquiriert worden. Wir nahmen an, dass diese von einer Party zurück in ihre Unterkünfte wollten. Auf neugierige Nachfrage hin offenbarte sich aber, dass das Grüppchen mit den übergroßen Sonnenbrillen und den sonnen-versengten Schultern auf eine Afterparty in die „Guys Bar“ nahe des „The Sanctuary“ übersetzen wollte.

Nach einiger Zeit untätigen Herumstehens und Wartens durften wir uns um ein Boot versammeln, was mehr auf dem Strand als im Wasser lag. Ich hatte vorher alle meine empfindlichen Habseligkeiten in wasserdichte Stuffbags umgelagert und den Regenschutz über meinen Rucksack gezogen. Eine überaus weise und vorausschauende Entscheidung, wie sich sogleich herausstellen würde.

Da das Boot sehr weit an den Stand gespült worden war, durften neben der zweiköpfigen Besatzung auch alle männlichen Transferwilligen mit anpacken, um es wieder in Richtung offenes Meer zu bugsieren. Die ersten Versuche scheiterten kläglich; der Kahn schien auf seinem sandigen Liegeplatz festbetoniert zu sein. Der Steuermann kommandierte daraufhin in militärisch anmutendem Ton: „One, Two, Push“.

Nach verzweifeltem, aber trotzdem kläglich scheiternden gepusche durften auch die weiblichen Reisenden ihren Beitrag leisten und zumindest begann sich das Boot vorsichtig in die richtige Richtung zu bewegen. Das Wasser umspülte unsere Beine und den Kiel immer kraftvoller und schließlich gelang das kräftezehrende Vorhaben.

Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir unsere Backpacks schon an Bord gehabt hätten, denn das Wasser vor der hinteren Einstiegsrampe war mittlerweile so hoch, dass es bis auf die Mitte der Oberschenkel reichte. Ich sah uns bereits vor der Küste Koh Phagnans mit unseren Rucksäcken im Wasser treiben. Aber entgegen meiner Befürchtungen klappte der Einstieg – dank starker, helfender Hände der Besatzung – unfallfrei.

Wir positionierten uns und unser Gepäck an Bord des Bootes, in dessen Inneren sich schon eine beachtliche Menge Wasser angesammelt hatte, relativ mittig. Die Besatzung war damit nicht zufrieden und gab uns zu verstehen, dass alle weiter nach hinten – Richtung Motor – rutschen sollten.

Die seitlichen Sitzbänke und die querliegenden Sitz-Bretter waren triefend nass – was uns beim Hinsetzen natürlich feuchte Hosenböden bescherte. Die aufs Ufer zurollende Brandung hatte nicht nachgelassen, im Gegenteil, sie schien sogar noch stärker geworden zu sein.

Der Steuermann startete den Motor und trotz dem, dass wir uns noch gar nicht nennenswert vom Strand entfernt hatten, bekamen wir einen Vorgeschmack darauf, was uns während der Fahrt erwarten würde.

Wir lagen seitlich zum Strand und schaukelten wild auf den Brandungswellen herum. Quer zum Steuermann sitzend krallte ich mich an meinem Backpack fest und mühte mich damit ab, ihn so auszurichten, dass er mir nicht von den Knien ins Wasser im Innere des Bootes fiel. Gleichzeitig versuchte ich noch eine halbwegs stabile Sitzposition zu finden, was barfuß auf dem glitschigen Boden und mit kleinem Daypack auf dem Rücken alles andere als ein einfaches Unterfangen darstellte.

So schwer beschäftigt sah ich die große Welle, die unser Boot seitlich traf, gar nicht auf uns zukommen. Basti und eine der Afterhour-Engländerinnen bekamen eine volle Ladung feinsten, thailändischen Meerwassers auf ihre jeweiligen Rücken ab.

Basti hatte – im Gegensatz zu seiner Sitznachbarin – den Anstand, nicht wir ein hysterischer Brüllaffe zu kreischen. Der Steuermann hatte es mittlerweile unter größter Anstrengung über die Brandung geschafft. Doch das machte die Fahrt keineswegs ruhiger.

Die Wellen peitschten gegen den Bug – das Boot stieg bedrohlich hoch auf, nur um in der nächsten Sekunde, wie in einem Fahrstuhl, nach unten zu stürzen und auf das Wasser aufzuschlagen. Das Wasser spritzte überall herum – interessanterweise nur nicht auf mich. Wer im Phantasialand in Brühl bereits einmal das Vergnügen einer Fahrt mit River Quest genossen hat, der weiß, dass man aus dem Gefährt entweder vollständig trocken oder nass bis auf die Knochen wieder herauskommt. Als mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss, hoffte ich inständig, aus dieser Nummer weitestgehend „ungebadet“ herauszukommen. Ich hätte mich aber auch über eine ordentliche Dusche nicht beschwert! Bei allem Gerüttel, Geschüttel und dieser doch nicht zu unterschätzenden Situation, hatte ich den Spaß meines Lebens. Der stürmische Wind, die peitschenden Wellen, die schäumende Gischt… da fühlt man sich einfach nur lebendig!

Ich bin nicht sicher, ob ein Teil der englischen Partyfraktion diese Meinung teilte, denn die vorher noch eher ins rötlich spielende Gesichtsfarbe eines Mädchens erinnerte jetzt eher an die einstige Trendfarbe Greige – mit einem Hauch morastigen Schlamms. Alles in Allem nicht beneidenswert.

Vom Motor des Fährbootes aus führt eine lange, relativ dünne, verchromte Stange in Richtung Bug. An dieser Stange ist eine Art Seilzug angebracht, mit der die Motorleistung und entsprechend die Geschwindigkeit reguliert wird. Außerdem dient die Stange zur Lenkung des Bootes. Unser Steuermann – ein äußerst erfahrender Vertreter seiner Gewerbes – lenke sein Boot nicht durch die rauhe, aufgewühlte See. Er ritt es förmlich!!! Er hängte sich mit voller Wucht auf die Stange, drückte seine Hüfte dagegen, saß halb darauf. So unglaublich anstrengend wie das für Ihn gewesen sein muss… er ließ es kraftvoll-elegant und fast schon anmutig wirken.

Wir hatten uns kurz vorher am Strand von Haad Rin noch darüber aufgeregt, dass sich die Preise für den Transfer ins „The Sanctuary“ während der letzten 5 Jahre von 200 auf 400 Baht verdoppelt hatten (Eine Autofahrt ist im Gegensatz früher mittlerweile möglich, aber sehr umständlich und lang andauernd). Davon war jetzt keine Rede mehr – der Mann und seine Dienste waren jeden Cent wert!

Zu gerne hätte ich ein Foto von Basti und mir gemacht, traute mich aber nicht, mein Handy aus seiner wasserdichten und somit sicheren Hülle des Stuff Bags zu klauben. Ein Selfie wollte ich nicht mit dem Verlust meines Handys bezahlen.

Nach ca. 15 Minuten wilder Bootsfahrt näherten wir uns der Bucht, an der das „The Sanctuary“ liegt. Der Steuermann brauchte einige Anläufe, bis er den richtigen Winkel zum Strand erwischt; ihn schließlich fand und an seinem Gas-Zug riss und wir mit Vollgas und einem Affenzahn auf den Strand zurasten – dicht vorbei an rechterhand liegenden steilen Felswänden und aus dem Wasser ragenden Steinen, die auf Grund der hohen Wellen einmal mehr, einmal weniger gut zu sehen waren. Der Strand kam immer näher, die Geschwindigkeit nahm immer weiter zu! Wer bremst verliert; wir hatte es über die Brandung geschafft und klatschten mit Getöse auf den Strand – gefolgt von spontanen Jubelschreien und Geklatsche für unseren wilden Wellenreiter-Steuermann.

Erleichtert und glücklich, wieder ein Abenteuer überstanden zu haben, wankten wir den Strand entlang und auf „The Sanctuary“ zu. Basti hatte hier bereits vor 5 Jahren Station gemacht und mir die Location wärmstens ans Herz gelegt.

Was ich auf den ersten Blick vom Hauptgebäude sehen konnte, war wunderschön. Das Haus wirkte, als sei es in den Felsen, der sich kurz hinter dem Strand erhob, ganz natürlich eingepasst worden. Wir hatten im Vorfeld bereits mehrfach mit der Rezeption telefoniert, um in Erfahrung zu bringen, ob noch Hütten oder Dormitory Rooms verfügbar waren. Der Nachteil am „The Sanctuary“ ist, dass man vorab nichts reservieren kann. Das läuft nach dem Motto „First come, first serve“. Am Morgen hatte man uns angedeutet, dass noch Dorms zur Verfügung stünden – wo und zu welchem Preis hatte man uns aber nicht verraten. So führte uns unser Weg zielstrebig an die Rezeption.

Ob wir im „The Sanctuary“ tatsächlich Unterschlupf fanden und was wir sonst auf dieser Seite der wunderschönen Insel Koh Phagnan erlebt haben, erzähle ich Euch beim nächsten Bericht ;o)

Vom Strand in den Dschungel und zurück… Koh Lanta at a glance

Da der erste Monat meiner Asien-Reise mittlerweile fast schon vorüber ist, hinke ich mit meiner Berichterstattung ordentlich hinterher ;o)

Daher gibt es heute einen etwas weniger ausführlichen Eintrag zu unserem Aufenthalt auf Koh Lanta, sonst gibt es den letzten Blogeintrag erst einen Monat nach meiner Rückkehr nach Deutschland und das ist dann doch auch weniger zielführend.

Nach zwei Nächten in unser gemütlichen Bambushütte im OK Chawkoh Bungalow stand schon der nächste Umzug bevor. Ursprünglich war es ja unser Plan gewesen, näher an den Strand zu rücken, stattdessen landetet wir auf Grund einer etwas zu hastig ausgeführten und research-minimierten Hostelworldbuchung direkt in Dschungel.

In den Lanta Maikeaw Bungalos hatten wir uns ebenfalls für eine Bambushütte entschieden, durften jedoch auf Grund eines Überbuchungsfehlers zwischen einer solchen und einem großzügig geschnittenen Zimmer mit einem Doppel- und einem Einzelbett wählen.

Angesichts dieser Offerte und auf Grund der Lage, die mit „im Dschungel“ wirklich treffend bezeichnet war, entschieden wir uns für die luxuriösere Variante.

Die Betten machten auf den ersten Blick einen urgemütlichen Eindruck. Dieser wurde innerhalb wenige Sekunden brutal zerstört, als wir uns auf diesen niederließen. Auf einem Stein zu schlafen wäre kuschliger gewesen. Mein Rücken hatte während der Reise matrazen-technisch bereits einiges erleiden müssen, aber das war der absolute Negativ-Rekord. Ich fragte mich ernsthaft, wie ich darauf einigermaßen gut schlafen können sollte.

Wir checkten gegen 12:00 Uhr ein und überlegten, was wir mit dem Rest des Tages anstellen sollten. Unser Bewegungsradius war bisher ziemlich eingeschränkt, da wir weder permanent auf Tuk Tuk Fahrer zurückgreifen wollten und keiner von uns scharf auf eine Rollerfahrt war. Ich, weil ich als ausgewiesener Fußgänger und Fahrradfahrer bisher nie das Bedürfnis verspürt hatte, einen zu fahren und Basti, weil er in Indien, bei seiner ersten Fahrt, einen ziemlich fiesen Sturz mit großzügigen Abschürfungen, begleitet von tagelangen Schmerzen erlitten hatte.

Ein Fußmarsch kam auf Grund der Abgeschiedenheit unserer Location und der sengenden Hitze nicht in Frage. Außerdem hatte Basti seit einigen Tagen diffuse Schmerzen im Fuß, was diese Option zusätzlich ausschloss. Wir hätten uns auf Fahrräder geschwungen, aber es stand nur eine klapprige Schäse zur Verfügung – zwar kostenfrei, aber trotzdem immer noch eines zu wenig. Wir schlichen um die Roller herum, die in der Anlage zur Anmietung bereitstanden. Keiner von ihnen erweckte auch nur ansatzweise den Anschein eines funktionstüchtigen Zustandes – zumindest nach europäischen Standards.

Wir lungerten auf der Terrasse des hauseigenen Restaurants herum und behielten die ankommenden und abfahrenden Rollerfahrer prüfend im Auge. Wir diskutierten unsere Optionen, die kaum vorhanden waren; wägten ab, diskutierten Pro’s und Kontra’s und fassten einen Entschluss.

Wenn wir hier weg wollten, dann mussten wir das Experiment wagen.

Wir gingen – nach wie vor zögernd – an die Rezeption und erkundigten uns nach Preis und Optionen. Da ich bisher nie gefahren war, bot uns die nette Hausherrin an, dass ich mit Ihrem Roller fahren könnte – wenn irgendetwas daran kaputt gehen sollte, bräuchte ich die Reparatur nicht zu bezahlen. Da ich ein Sparfuchs bin, fruchtete dieses Angebot sofort.

Ich hatte natürlich Angst, das Familienerbstück zu beschädigen, sprang aber mit Anlauf über meinen Schatten und auf den Sitz von „Puh, dem Bären“ (dieses entzückende Motiv zierte die Sitzbank). Basti zitterte sich ebenfalls an sein zweites Roller-Erlebnis heran, aber nach einer ausführlichen (hüstel) 5 minütigen Probefahrt über die hubbelige Dschungelstraße, fühlten wir uns sicher genug, einen Ausritt zu wagen.

Habe ich erwähnt, dass in Thailand Linksverkehr herrscht? Eine weitere Hürde unseres Vorhabens – allerdings gewöhnte ich mich im Handumdrehen an diese für mich neuen Gegebenheiten und wir zuckelten los.

Sofort durchströmte mich ein Gefühl der Freiheit als wir die Hauptstraße, entlang der Küste, mit verantwortungsbewussten 20 km/h entlang rauschten. Hupende Laster und überholende Tuk Tuks und Roller brachten uns nicht aus der Ruhe – wir genossen unsere neu gewonnene Freiheit und hatten keinerlei Bedarf, irgendwo einen Abhang herunter zu rollen oder den Asphalt zu küssen.

Die Straßenverhältnisse sind denkbar schlecht für Rollerfahrer, daher waren wir bereits des Öfteren Zeuge von Rollerunfällen geworden. Die meisten tragen noch nicht einmal einen Helm. Wir fuhren also äußerst vorsichtig und gut behelmt durch die wunderschöne Landschaft.

Unser erster Stop führte uns zur Kantiang Bay in’s „Same Same but Different Ressort“. Hier chillten wir in einem schönen Strandrestaurant unter einem riesigen Spitzdach aus Bambus. Die Bedienung wies uns drauf hin, dass sich über unseren Köpfen ein kleiner Python zum Mittagsschläfchen zusammengerollt hatte und zog verwundert von dannen, als wir es ablehnten, den Platz zu wechseln. Wenige Sekunden später wurden wir – bzw. die über uns schlafende Schlange – zum Fotoobjekt der Begierde für alle weiteren Gäste des Restaurants. Ein irres Erlebnis ;o)

Weiter ging die gemütliche und durch den Fahrtwind herrlich erfrischende Fahrt in Richtung Koh Lanta National Park, wo wir einen Wasserfall besichtigen wollten. Der Wasserfall war nur über einen schmalen Trampelpfad zu erreichen, der uns mitten durch den Dschungel führte. Die Geräuschkulisse war absolut faszinierend. Kreischende Affen, zirpende Grillen und weitere nicht identifizierbare Klänge begleiteten unseren 30 minütigen Hike über Stock und Stein, vorbei an kleinen Flüssen und herabhängenden Lianen und bizarren Felsformationen.

Ich wandere grundsätzlich gerne, also kannte die Begeisterung auch hier keinerlei Grenzen. Schließlich erreichten wir den Wasserfall und erfrischten uns in dem kleinen darunter liegenden See. Wir hatten diesen sogar ganze 5 Minuten für uns alleine, bevor die nächsten Wanderer eintrafen.

Der Weg zurück auf unseren Rollern war nun keine größere Herausforderung mehr für uns. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag mittlerweile bei rund 30 km/h – ich wurde fast schon ein wenig übermütig, legte mich engagiert in die Kurven und fühle mich wie ein Easy Rider.

Abends wollten wir die nahegelegene Mong Bar – einen bekannten Partyhotspot Koh Lantas – mit unserer Anwesenheit beglücken. Den Roller zu nutzen, war allerdings ausgeschlossen, da das lokale Bier in seiner Stärke nicht zu unterschätzen ist.

Wie vorher von unserer Herbergsmutter versprochen, stand nun auch das zweite Fahrrad zur kostenfreien Nutzung bereit. Basti und ich schnappten uns unsere Kopflampen (die Fahrräder verfügten erwartungsgemäß über keinerlei funktionierende Beleuchtung) und schwangen uns auf die Fahrräder. Meines war ein knallgrünes Kinderrad, was den Schriftzug „Angry Bird“ trug und sich überraschend gut fahren ließ. Wir absolvierten den Weg im Handumdrehen.

Bedauerlicherweise rauschte ich wenige Meter vor Ankunft an der Mong Bar in ein bis zum Aufprall unsichtbares Schlagloch, was Angry Bird das Leben kostete. Die Kette drehte durch, eine Vorwärtsbewegung war nicht mehr möglich – ich hatte vermutlich das hintere Lager zerlegt.

Den Rückweg bestritten wir unter ausgelassenem Gekreische und Gelächter – mit Kopflampen nach vorne und nach hinten ausreichend für den restlichen Verkehr sichtbar gemacht – im Tandemmodus. Also Basti durfte strampeln und ich klammerte mich an ihn, während mir der Gepäckträger blaue Flecken in den Hintern drückte. Angry Bird hatten wir nicht verantwortungslos zurückgelassen sondern bei der Mong Bar in verantwortungsvolle Hände zur Abholung am nächsten Tag gegeben. Ich kenne sein Schicksal leider nicht, hoffe aber, dass eine Wiederbelebung erfolgreich verlaufen ist.

Den Freitag verbrachten wir damit, in der Hängematte vor uns hinzuschimmeln und einfach die Seele baumeln zu lassen. Am Samstag, 11.02. bestiegen wir uns wieder unsere Rolle und cruisten nach Old Town – auf der gegenüberliegenden Seite der Insel gelegen. Auf der Fahrt dorthin, die uns durch das Hinterland – wiederum mit atemberaubender Natur versehen – führte, kreuzte ein riesiger Leguan unseren Weg.

Wir waren mit unseren Rollern ein ganzes Stück von Ihm entfernt, als er auf der linken Straßenseite gemütlich aus dem Dickicht hervorschlenderte und gemächlich die Straße überquerte. Er verschwand auf der anderen Straßenseite, als wir an ihm vorbei fuhren. Vom Maul bis zum Schwanz war er gut anderthalb Meter lang. Und das einfach so in freier Wildbahn… Ich war ziemlich überwältigt!

Old Town ist ein wunderschönes, kleines Städtchen, was vor allem durch seine teilweise über 100 Jahre alten Stelzenhäuser bekannt ist, die im Wasser stehen, aber mit dem Festland verbunden sind. Wir schlenderten die Straße entlang, besuchten ein hübsches Cafe, in dem ich endlich einmal wieder zu einem ausgezeichneten Kaffeegenuss kam und besorgen uns getrocknete Mangos bei einem Straßenhändler.

Auf dem Rückweg machten wir an einem Restaurant auf einer Anhöhe an der Küste halt und aßen – bei einem traumhaften Ausblick auf weitere kleine Inselchen vor Koh Lanta – phantastisches Seafood zu günstigen Preisen.

Bevor es wieder zurück in den Dschungel ging, gönnten wir uns am Abend noch etwas, worüber wir schon seit unserer Ankunft in Bangkok gesprochen, aber bisher nie in die Tat umgesetzt hatten: eine Massage! Klassische Thaimassage für mich – Schulter- und Fußmassage für Basti. Kaum hatte die Masseurin ihre Hände auf meinen Rücken gelegt, knackte es schon ordentlich im Gebälk und mein Rücken konnte nach einigen quälenden Nächten auf steinharten Betten endlich ein wenig entspannen.

Abends schnürten wir wieder unsere Rucksäcke, um am nächsten Morgen auszuchecken und unseren Aufenthalt zurück an den Strand zu verlegen. Die Lanta River Sand Bungalows hatten wir schon während unserer ersten Rollertour ausgescheckt und uns auch bereits eine Hütte in dritter Reihe nach Beachfront (die Hütten ganz vorne kosten meistens zwischen 2.500 und 1.500 Baht – für uns eindeutig zu teuer) vor reserviert.

Dieser Spot entsprach genau unseren Vorstellungen von Chillout am Beach. Der Strand war traumhaft schön, kaum besucht und in eine kleine Bucht eingefasst. Nebenan konnte man sich mit Meerblick massieren lassen, was wir später auch taten. Ein Restaurant mit tollem Ausblick auf den benachbarten Klong Nin Beach gab es auch.

Am Abend unserer Ankunft gaben wir wieder einmal unseren Partygelüsten nach und besuchten die Mushroom Bar – ca. 15 Minuten wilder Tuk Tuk Fahrt inklusive. Wir hätten uns den Ausflug eigentlich sparen können, denn die Haudrauf-Feierathmosphäre mit Kirmestechno und gruselig aufgepinselten Neonfarben auf die Leiber der Bucket-Enthusiasten, war nicht die Erfahrung, nach der wir gesucht hatten. Wir machten uns also recht zügig auf den Rückweg und verbrachten den Rest des Abends in unseren Hängematten auf der kleinen Terrasse unseres Bungalows.

Dieser hatte übrigens keinerlei Fenster, nur Bambusverstrebungen, die von innen mit Gardinen verhangen waren. Mehr am Busen der Natur zu schlummern geht nur, wenn man draußen schläft. Wir fanden es herrlich und schliefen – dank einer wirklich und endlich sehr guten Matratze – ausnehmend gut.

Die nächsten Tage verbrachten wir ausschließlich mit Hardcore-Hammocking und am Strand. Bastis Fußschmerzen waren mittlerweile so schlimm geworden, dass wir in die Klinik mussten und er dort sogar schmerzhafte Spritzen in die Ferse über sich ergehen lassen musste. Also war absolute Schonung angesagt, was uns im Lanta River Sand alles andere als schwer fiel.

Am Abend vor unserer Abreise nach Koh Phagnan, am 16.02.17, wurden wir zufällig noch Zeuge eines herrlichen Naturspektakels am Beach. Da unsere Terrasse mit den Hängematten so unheimlich gemütlich war, hatten wir es nach Einbruch der Dunkelheit noch gar nicht bis an den Strand geschafft. Als wir nach dem Essen dort noch einmal hinschlenderten, schien sich dieser überall zu „bewegen“. Ich wurde sofort an ein Erlebnis vor einigen Jahren auf Kauaii erinnert, wo ich mit meiner besten Freundin Urlaub machte und der Strand Nachts durch tausende kleine Krabben zum Leben erweckt wurde.

Wir kramten unsere Kopflampen hervor und sahen überall kleine und größere Krebse in Schneckenhäusern, die ihnen als Behausung und zum blitzartigen Rückzug dienten, herumwuseln. Ich traute mich sogar, einige von ihnen auf meinen Händen herumwandern zu lassen. Wieder ein wunderschönes und faszinierendes Erlebnis, was wir dank oder wegen unserer ausgeprägten Hängematten-Addiction fast verpasst hätten.

Aber eben auch nur fast ;o)

Die Geschichte vom hüpfenden Backpack…

Nachdem unser Ausflug zum Affengaffen in Ao Nang unser einziges Highlight des dortigen Aufenthaltes blieb, entschlossen wir uns, nach einer weiteren, ruhigen Nacht im K-Bunk Hostel, zur raschen Fortsetzung unserer Reise und machten uns am 07. Februar auf nach Koh Lanta. Die Insel ist mit dem Festland per Autofähre zu erreichen und über Brücken verbunden, sodass wir uns für einen Direktransfer per Van entschieden.

Wir hatten so ziemlich jedes Reisebüro in Ao Nang abgeklappert, um den günstigsten Anbieter für unser Vorhaben zu finden – die Preise variierten von 350 bis 600 Baht und so entschieden wir uns für die billigste Variante. Die Abholung sollte um 10:00 Uhr ab Hostel erfolgen. Unsere Rucksäcke hatten wir am Vorabend schon gepackt und mussten selbige morgens, nach einer erfrischenden Dusche, einem Frühstück mit krossem Speck und Rührei und einem sehr guten Kaffee (meistens bekommt man Instant-Kaffee kredenzt, dementsprechend ist ein Filterkaffee für mich persönlich hier stets ein willkommenes morgendliches Highlight) nur noch aus dem dritten Stock nach unten schleifen.

Gut, dass wir bereits um 09:00 Uhr auf der Terrasse hockten und unser Frühstück genossen, denn der kleine Laster mit überdachter Laderampe, die rechts und links mit schmalen Bänken versehen war und uns nach Koh Lanta – oder zumindest zum nächsten Sammelpunkt – bringen sollte, knatterte bereits um 09:30 Uhr vor. Der Fahrer nahm die Quittung für unseren Transfer prüfend in Augenschein, glich unsere Namen offenbar mit seiner eigenen Liste ab und gab uns zu verstehen, dass wir aufsteigen dürften.

Die Laderampe war bereits zur Hälfte gefüllt und wir gesellten uns zur bunten Schar an Reisenden. Etwa 30 Minuten später kamen wir am Fährhafen in Krabi an. Allerdings wollten wir dort gar nicht hin, da wir ja per Van nach Koh Lanta gelangen wollten. Es folgte ein hektische und gestenreiche Konversation mit dem Fahrer, der schließlich zu verstehen schien, dass wir nicht an den Pier sondern an irgendeine andere Stelle gehörten. Also durften wir wieder auf der Ladefläche, die nun ganz uns alleine gehörte, Platz nehmen und wir fuhren weiter.

Ich wollte reflexartig die Tür der Ladefläche schließen, was Basti nur mit einem milden Lächeln quittierte und meinte, dass diese immer offen blieben und ich mich damit nicht abmühen sollte. Etwa 5 Minuten später donnerte der Laster in ein massives Schlagloch, was Bastis Rucksack dazu animierte, fröhlich und äußerst zielstrebig in Richtung dieser Tür zu hüpfen. Ich schrie laut auf und Basti hechtete hinter seinem Rucksack her. Dieser hing bereits halb draußen auf der Straße und Basti drohte es ihm gleich tun zu wollen, konnte sich jedoch unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte wieder – samt Rucksack – ins Innere des Lasters befördern. Wir waren käsebleich und schauten uns schnaufend und entsetzt an, nur um Sekunden später in wildes und erleichtertes Lachen auszubrechen. Dieser unfreiwillige Stunt hätte durchaus das Ende unserer Reise bedeuten können – wir waren froh und glücklich, dass, bis auf einen ordentlichen Schreck und einer kleinen Schramme an Bastis Knie, nichts weiter passiert war.

Wir hatten unsere schlotternden Glieder gerade wieder unter Kontrolle, als die Lasterfahrt auf einem Hinterhof endete. Kein Bus, kein Van, kein Guide weit und breit. Wir kletterten von der Ladefläche und fragten den Fahrer, wie es nun weitergehen sollte. „Back to Hostel“ entgegnete dieser milde lächelnd. Irgendetwas lief hier gerade ganz schief. Unser nächster Transfer würde um 11:00 Uhr ab Krabi gehen, mittlerweile war es 10:15 Uhr, eine Rückfahrt nach Ao Nang hätte bedeutet, dass wir die Abfahrt in jedem Fall verpassen würde. Langsam aber sehr sicher wurde unser Nervenkostüm löchrig. Wir nötigten den Fahrer, über dessen Kopf ein einziges Fragezeichen zu wabern schien, die Nummer des Reisebüros anzurufen und ohne weitere Umwege zu klären, wo wir nun hin müssten.

Das Resultat dieses Gespräches: Er hatte uns falsch zugeordnet und hätte uns gar nicht mitnehmen dürfen – nun klärte sich auch auf, warum er schon so früh am Hostel gewesen war. Er stopfte uns in sein Auto, was auf dem Hinterhof geparkt war und knatterte wieder mit uns los. Nun endlich zur richtigen Station in Krabi. Wir vergewisserten uns dort gefühlt 100-mal, ob wir nun richtig wären, ob und wann es nach Koh Lanta gehen sollte und ob wir auch wirklich, wirklich – also WIRKLICH – die korrekte Company erreicht hätten. Die Antwort fiel jeweils positiv aus und so versuchten wir, uns wieder etwas zu entspannen. Um Punkt 11:00 Uhr fuhr unser MINI-Van vor (wieder fragten wir 3 bis 18-mal nach: „Koh Lanta, right? By Van, correct?! Direct transfer, ok?!“ – Antwort: „Yes, yes yes“.) und wir nahmen hinter dem Fahrer Platz.

Dort hatten wir es richtig gemütlich, mit viel Platz und einer moderat eingestellten Klimaanlage. Die Fahrt war herrlich, da wir ausgiebig die herrliche Landschaft begutäugeln konnten. Nach einiger Zeit verließen wir das Festland, passierten eine Art Maut Station und fuhren über Koh Klang nach Hua Hin, wo wir per Auto-Fähre nach Koh Lanta Noi (Noi steht für „Groß“) übersetzten und schließlich – nachdem wir eine letzte Brücke überquert hatten – auf Koh Lanta Yai (Yai bedeutet „Klein“) landeten.

Wir hofften, hier nun noch ein Stück weiter an unser persönliches, kleines Paradies heranzurücken und hatten schon im Vorfeld über Hostelworld unsere erste Bambushütte am Long Beach gebucht. In Ao Nang mussten wir noch einen 15-minütigen Fußweg bis zum Strand zurücklegen – auf Koh Lanta waren es nur noch ganze 4 Minütchen. Bedauerlicherweise trennte uns die Hauptstraße vom direkten Zugang zum Beach. Und etwas ernüchtert stellten wir fest, dass sich unsere Hütte leider auf der falschen, also von der Hauptstraße aus in Richtung Inland liegenden, Seite befand. Wir bezogen unsere Hütte, die so weit wie möglich von der Straße entfernt war und stellten begeistert fest, dass man die viel befahrene Straße zwar sehen, aber in der hübschen kleinen Anlage nicht wirklich hören konnten.

Die Hütte war richtig knuffig. Es gab eine winzige Terrasse mit einer Hängematte und einem Stuhl. Im Inneren versteckte sich ein großes Bett mit gewohnt steinharter Matratze. Mein Rücken und meine Schultern schrien mittlerweile immer lauter nach einer anständigen Thai-Massage… Es gab einen Kühlschrank, eine kleine Kochecke mit Toaster und Wasserkocher und ein Bad, was dezenten Freiluftcharakter bot, da die Wände nach oben hin nicht bis unter das Dach geschlossen waren. Unsere erste Hütte! Wir waren glücklich mit unserer Wahl, beschlossen aber, unsere nächste Unterkunft noch näher an den Strand zu verlagern und begannen – wieder einmal – unsere Rucksäcke auszupacken.

Dann begaben wir uns an den Strand und unsere Überzeugung, mit Koh Lanta eine wirklich gute Wahl getroffen zu haben, wurde weiter verstärkt. Der Strand erstreckte sich über eine so große Distanz, dass man das Ende nicht sehen konnte. Der Name „Long Beach“ kommt also nicht von ungefähr. Im Gegensatz zum Trubel in Ao Nang war es hier herrlich ruhig und die Zahl der Sonnenanbeter hielt sich in überschaubaren Grenzen. Es gab weniger Palmen, dafür aber imposante Kiefer- und Pinienbäume. Und das Wasser war – so schien es uns jedenfalls – deutlich klarer und um einige Grad kühler als noch bei unserem ersten Zusammentreffen mit Thailands Stränden. Wir verbrachten den Tag am Beach – und aßen Abends in einer netten kleinen Garküche am Straßenrand, bevor wir es uns auf unserer briefmarken-großen Terrasse gemütlich machten und den ersten Tag auf dieser schönen Insel ausklingen ließen…