Mit dem Love-Bus nach Krabi

Nach den ersten ereignisreichen Tagen in Bangkok machten wir uns am Samstag, 04. Februar 2017 auf den Weg in südlichere Gefilde Thailands. Genauer gesagt nach Krabi – einer an der Andamanensee gelegenen Provinz, etwa 800 km von Bangkok entfernt. Krabi Town ist die Hauptstadt dieser Region, doch das eigentliche Ziel hieß für uns Ao Nang – wiederum 20 km westlich von Krabi Town gelegen. Das ehemalige Fischerdorf entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem touristischen Zentrum für Familien und Pauschalurlauber. Backpacker gibt es aber durchaus ebenfalls noch einige und für unsere geplante Weiterreise nach Koh Lanta bildete Ao Nang einen recht guten Ausgangspunkt.

Aber bevor wir eine Gedanken an den nächsten Teil unserer Reise verschwenden konnten, mussten wir erst einmal von Bangkok nach Krabi gelangen. Wie bereits erwähnt, hatten wir uns für die Anreise per Nacht-Bus entschieden. Ich war eigentlich nie ein großer Fan von Busfahrten, aber da sich auch in Deutschland das Netz aus Fernbusanbietern durch Wegfallen des Bahnmonopols als günstige Reise-Alternative etabliert hat, war meine Abscheu gegen dieses Fortbewegungsmittel deutlich gemildert.

Basti – mein Reisen erprobter Begleiter – wurde allerdings nicht müde mir von diversen Negativerfahrungen auf Bustouren seinerseits, aus Indien und Asien, zu berichten. Eigentlich malte er die bevorstehende Busfahrt in den schwärzesten Farben und so stellte ich mich mental schon einmal auf eine ganz prächtige Tortur ein. Wir rechneten damit, dass der Bus gegen 19:00 Uhr am Bangkok Busterminal abfahren würde. Um diese Zeit traf das Taxi, was uns vom Reisebüro auf der Rambutri Road abgeholt hatte, auch dort ein. Unser Fahrer besorgte nach Ankunft die eigentlichen Busfahrkarten, übergab sie uns und ließ uns wissen, dass wir nicht vor 20:40 Uhr abfahren würden. Das verlängerte unsere Gesichter direkt schon einmal um einige Zentimeter. Wir schlichen auf dem Busterminal herum und versuchten, ein „Wegbier“ für die Fahrt aufzutreiben. Keine Chance – auf dem ganzen Gelände, inkl. angrenzendem 7eleven, wurde kein Alkohol verkauft. Sicherlich gibt es dafür gute Gründe, also war dies nicht weiter tragisch. Essens-technisch konnte man sich vor Ort mit allem nötigen Bestens versorgen. Garküchen ohne Ende, Pancake-Stände, Esskastanien, Softdrinks… alles da, was das Herz des Busreisenden begehrt.

Wir entdeckten dann noch ein riesiges Einkaufszentrum im zweiten Stocke des Hauptgebäudes und ließen uns dort – bei besten „vollklimatisierten“ Bedingungen – nieder und warteten, bis unser Bus-Stündchen geschlagen hatte. Schließlich war die Zeit reif und wir trotteten zu unserem Terminal, was wir auf Grund der riesigen Nummern an den Abfahrtsstationen auf problemlos fanden.

Ersten Anlass zur Sorge bereitete mir persönlich ein thailändischer Mitarbeiter der Transfergesellschaft, der unsere Bustickets kontrollierte und diese offensichtlich nicht oder nur schwierig erkennen konnte. Er kniff die Augen zusammen, legte seine Stirn in beeindruckende Falten und bewegte die Tickets vor seinen Augen in unterschiedlichen Abständen vor und zurück und murmelte dabei Unverständliches. Irgendwann gab er sie uns grinsend zurück und meinte nur „Ok, Ok, Ok…“. Ob er auf den Tickets tatsächlich etwas erkannte, bleibt spekulative Vermutung. Ich schaute zu Basti und sagte: „Ich hoffe bloß, dass das nicht unser Busfahrer ist!“. Weitere 15 Minuten später wussten wir: Das war unser Busfahrer! Aber da er in seiner Fahrerkabine nach seiner Brille angelte, die er zuvor – eventuell aus Gründen der Eitelkeit – nicht getragen hatte, entschloss ich mich, gelassen zu bleiben und in den Doppeldecker-Bus zu klettern.

Dieser war überraschend gut und recht komfortabel ausgestattet. In Punkto Beinfreiheit war das Ganze zwar etwas knapp bemessen, jedoch bei weitem nicht so minimal, wie wir es befürchtet hatten. Unsere Plätze fanden sich im oberen Bereich, relativ weit vorne – was bei solchen Reisen durchaus gut ist, denn je weiter hinten man Platz nimmt, desto näher rückt man der Hinterachse und auf der kann es ungemütlich werden. Es sei denn, man mag es, wie auf einem Trampolin durch die Lande zu hopsen. So weit also alles gut.

Der Bus – den ich prompt „Love-Bus“ taufte, da er über ein herzförmiges Fenster in der Seitentür verfügte, setzte sich in Bewegung und unsere Fahrt startete. Und mit ihm startete eine schlaflose Nacht. Eigentlich rühmte ich mich stets, in jeglichen, widrigen Situationen Schlaf zu finden, aber irgendwie schienen diese Tage bereits seit dem Flug nach Bangkok (Flugzeit Thai Airways: 10,5 Stunden – Schlafzeit Peggi: 55 Minuten) gezählt. Trotz bereit liegender, gemütlicher Decken, kuschliger Fleece-Jacke (Wichtige, denn es wurde während er Fahrt richtig kalt), einem multifunktionalen Tuch-Sarong-Turban-Schal (einem Mitbringsel aus Moldawien), meinem bewährten, aufblasbaren Cocoon-Nackenhörnchen und einer überaus eleganten (not ;o) Lufthansa-Schlafbrille inkl. Ohrstöpsel gelang es mir nicht, in Morpheus Arme zu finden.

Welche Position auch immer ich einzunehmen versuchte, entpuppte sich mindestens als falsch, unbequem, blutzufuhr-behindernd oder schmerzhaft. Das eingeschmuggelte Notfallbier (das hatte ich mir noch auf der Rambutri Road besorgt hatte) traute ich mich nicht zu trinken, da Alkoholkonsum im Bus erstens untersagt war und Bier zweitens bekanntlich harntreibende Eigenschaften besitzt und ich wollte alles, nur nicht die Toilette im Bus benutzen. Ich bin diesbezüglich nicht empfindlich, aber der Geruch, der im unteren Bereich des Busses im Vorbeigehen an der Klo-Kabine aus selbiger drang, überspannte mein Erträglichkeits-Level von vorneherein.

Basti erging es während meiner erfolglosen Schlafversuche nicht anders, als mir selbst. Der Ansatz, uns gegenseitig müde zu quasseln blieben ein weiteres erfolgs-negatives Unterfangen. Wir sehnten also den ersten Stopp herbei und nach drei Stunden Fahrt durften wir unser Love-Bus-Gefängnis auch erstmals verlassen. Was Anblick der riesigen, überdachten Halle überraschte uns. Alles war blitzsauber, gekachelt, hell und freundlich und vollgestopft mit Tischen voller verrückter Snacks, Süßigkeiten, Getränke und sonstigem Krimskrams. Wir blieben etwa 20 Minuten – genug Zeit also für entspannte Nutzung der ebenfalls sehr sauberen sanitären Anlagen – diesmal mit dem lang ersehnten Adventure-Klo (ich sage nur: hocken statt hängen ;o) und Ausbalancierung unseres Nikotinhaushaltes. Basti besorgte sich noch einen Beauti Drink in ansprechendem Pink (vermutlich für grenzenlose Schönheit von innen und außen) und weiter ging die nächtliche Fahrt.

Wieder zurück auf unseren Plätzen ging das Schlaflos-Spiel in eine erneute Runde. Nach einigen weiteren Stunden hingen uns die Lippen in Fetzen vom Dauergequatsche. Der Rest des lustigen Busladung schnorchelte friedlich vor sich hin, nur uns wollte ein sanfter Schlummer nicht gelingen.

Wie heißt es doch so schön: „Nach müde kommt blöd“ – Wahnsinn war für uns mittlerweile eine greifbare Option. Draußen zog die nächtliche Landschaft vorbei… Dschungel wechselte sich ab mit dem Schein von Laternen von Straßenhändlern und Wohnhäusern. Interessant war hierbei, dass es selten Landstriche ohne Anzeichen menschlichen Lebens gab. Irgendwo flackerte fast immer ein Licht. In unseren müden Augen flackerte der Irrsinn. Nach endlos scheinenden Stunden fiel ich dann doch – wie Basti auch – in einen kurzen Schlaf. Die Fahrt über eine sprungschanzen-ähnliche Erhebung auf der Straße, während der ich fast aus dem Sitz fiel, machte das Vergnügen aber bald wieder zunichte. Ich beschloss darauf hin, einfach wach zu bleiben. Da muss ich dann richtig tief eingeschlafen sein ;o)

Nach etwa 10 Stunden erreichten wir Suratani – wo sich uns ein unwirkliches, nebelverhangenes und unglaublich tristes Szenario bot. Der Bus hielt kurz an und wir wollten schnell ein Zigarettenpäuschen einlegen, als er sich auch schon wieder in Bewegung setzte. Unser hilfloses Gekrächze und die korrespondierenden schlagmangel-entstellten Gesichter veranlasste einige Mitreisende dazu, uns mitleidig zu informieren, dass wir auch beim Fahrer rauchen könnten. Daraufhin kletterten wir in die Fahrerkabine und klemmten uns links neben dem Wagenlenker direkt hinter die Winschutzscheibe. Leider hatte ich mein Handy auf unserem Platz vergessen, daher gibt es von diesem Highlight leider kein Bildmaterial. Das Erlebnis steigerte unsere Laune allerdings immens und so blickten wir den letzten 4 Stunden unserer Bustour relativ gelassen entgegen.

Wie üblich (insert Side eye here) vielen wir kurz vor Ankunft in Krabi noch einmal in einen so tiefen Schlaf, dass der Ausstieg chaotisch, hektisch und paralysiert ausfiel. Ich konnte eigentlich nur noch hysterisch kichern und brauchte die nächsten 15 Minuten, um mir im Klaren darüber zu werden, wo wir waren und warum! Aus dem Schlaf gerissen zu werden gehörte noch nie zu meinen favorisieren Erlebnissen… Basti war bereits wieder ganz geschäftig dabei, sich um unseren Transfer zum Hostel in Ao Nang zu kümmern. Im Bus hatten wir eine Backpackerin aus Italien kennengelernt, mit der wir uns ein Taxi teilten. Wir hätten auch die Möglichkeit gehabt, statt 500 Baht (geteilt durch 3) für das Taxi zu investieren, nur 80 Baht pro Person für eine weitere Busfahrt aufzuwenden. Jedoch wollten wir nicht noch einen Stunde mit dem Warten auf den lokalen Bus vergeuden, geschweige denn für die nächste Zeit einen von innen sehen. Weiterhin hätte dies bedeutet, dass wir noch einmal ca. anderthalb Stunden in dem Gefährt hätten zubringen müssen. Danke, aber nein Danke!

Nach kaum 20 Minuten Fahrzeit, während der wir einen ersten, phantastischen Vorgeschmack auf die wunderschöne Landschaft Krabis bekamen, standen wir an der Rezeption des K-Bunk Hostel. Die Jungs an der Rezeption waren unglaublich nett und empfingen uns – trümmerhaften Zustands ungeachtet – extrem freundlich. Und somit beginnt das nächste Kapitel unserer Reise.

Aber dazu an anderer Stelle mehr ;o)

 

Königliches Kulturprogramm

Bevor es den versprochenen Bericht zu unsere spektakulären (hüstel) 14 stündigen Bustour durch das nächtliche Thailand gibt, möchte ich Euch noch über unser kulturelles Programm in Bangkok erzählen.

Von den über 300 Tempelanlagen, die es in der Stadt der Engel gibt, haben wir uns – nach Meinung vieler Reisender – für einen der schönsten Tempel, den Wat Phra Kaeo, entschieden. Eingebettet in den ehemaligen Königssitz Grand Palace, einem sich auf 200.000 Quadratmetern ausbreitenden Gebäudekomplex, ist der Tempel des Smaragd-Buddha ein besonderes Kleinod. Wobei der Name „Smaragd-Buddha etwa irreführend ist, denn tatsächlich ist die Buddha Statue aus Jade gefertigt. Leider durften wir im Inneren des Tempels keine Fotos machen, doch wer sich die Mühe machen möchte, findet online natürlich entsprechende Bilder.

Die Pracht des Tempels und sowie der umgebenden Gebäude ist unbeschreiblich. Blattgold, Spiegelplättchen, bemalte Kacheln, Intarsien, kunstvolle Pflanzenarrangements… das Auge kann sich an jeder Ecke an unfassbarer Handwerkskunst und Detailverliebtheit weiden. Einige der Gebäude darf man nur barfuß betreten, was uns teilweise dazu veranlasste, auf den sonnenbeschienen Flächen des Marmorbodens wie hysterische Äffchen von einem Fuß auf den anderen zu hüpfen.

Obwohl wir an einem Samstag dort waren und die Besucherströme endlos erschienen, waren die Wartezeiten an den verschiedenen Kontroll- und Passagestationen nie wirklich lang. Mit 500 Baht pro Person ist der Besuch zwar nicht günstig, aber trotzdem absolut lohnenswert. Als kleiner Tipp noch die Info, dass wir bei Zutritt auf das Gelände des Grand Palace unsere Pässe vorzeigen mussten und per Webcam „geknipst“ wurden. All zu freizügig sollte man auch nicht vorbei schauen. T-Shirt und lange Hosen (oder Röcke) sind für den Einlass Pflicht.

Viel Spaß mit den nachfolgenden Impressionen ;o)