Von „Heiß“ nach „Heißer“

Am 24.02.2017 nahmen wir ein letztes, leckeres Pancake Frühstück bei La ein. Während wir aßen, plumpste ein Blatt vom Baum, streifte meine Schulter und landete neben meinem Teller. Wenn ich sage plumpste, dann ist das wirklich korrekt, denn es war sehr schwer für ein halb abgestorbenes Blatt und zudem am oberen und unteren Ende merkwürdig gekrümmt und zusammengerollt.

Ich begutachtete das Blatt, was bei näherer Betrachtung wie eine Papierböötchen aussah, etwas genauer und drehte es herum. Aus dem unteren Teil quollen blitzartig hellrote, relativ große Ameisen hervor und gingen angesichts des Absturzes und meiner Störung sofort in Angriffshaltung indem sie sich auf Ihre 4 Hinterbeine stellten und mit den vorderen Beinen und den Antennen an Ihren Köpfchen wild und drohend in der Luft herumruderten.

Angezogen von unseren Schreckensschreien eilte La herbei und bugsierte das Blatt amüsiert in den nächsten Blumenkübel. Wir versuchten, die letzten auf dem Tisch verbliebenen Ameisen aus der Reichweite unseres Frühstücks zu entfernen, was uns gelang, ohne angepinkelt oder gebissen zu werden, aßen dann weiter und verabschiedeten uns anschließend von La, um unsere Schlafplätze im The Sanctuary zu räumen und auszuchecken.

Gegen 11:00 Uhr verließen wir das Epizentrum transzendentaler Selbstfindung mit den dürren Hipster Hippies und ließen uns entspannt und bei sanfter Briese zurück in die Realität an den Haad Rien schippern.

Wir checkten dort für weiter zwei Nächte im altbekannte und gewährten Shenanigans ein und wurden von Mayzaw, einer quirligen Burmesin, die dort an der Bar arbeitet, überschwänglich zurück begrüßt und sofort zum Bier am Pool genötigt.

Den weiteren Tag verbrachten wir in Haad Rien bei einer ausgedehnten Shoppintour. Abends trafen wir alte Bekannten von unserem vorherigen Aufenthalt gesammelt an der Poolbar und lernten auch einige neue Reisende kennen.

Zu späterer Stunde zog ein größeres Trüppchen aus Kanadiern, Neuseeländern und Amerikanern unter deutscher Beteiligung (meiner Wenigkeit) an den Strand, um zu quatschen, abwechselnd Musik auf einem wokähnlichen Instrument (dessen Namen ich bedauerlicherweise vergessen habe, dem ich aber nach einigen Anfangsschwierigkeiten sogar halbwegs harmonische Töne entlocken konnte) zu machen und das eine und andere Bierchen zu trinken. Ich genoss den entspannten Abend sehr, denn im Gegensatz zum The Sanctuary schien man sich hier durchaus wieder füreinander als nur für sich selbst zu interessieren und wir saßen ziemlich lange und freucht-fröhlich zusammen.

Für den nächsten Tag hatten Basti und ich uns, nach längerer Abstinenz, wieder einmal eine Rollertour vorgenommen. Obwohl in jeglichen Reiseführern ausdrücklich davor gewarnt wird, sich auf Grund der schlechten und zudem sehr kurvig und steil verlaufenden Straßen Koh Phagnans, als ungeübter Fahrer auf einen Roller zu schwingen, wagten wir es erneut. Wir wussten um den Zustand der Straßen und dieser kann wirklich nur als erbärmlich beschrieben werden. Der Vorteil ist allerdings, dass fast (…Bekloppte agieren im Straßenverkehr auf globaler Basis) alle Verkehrsteilnehmer recht vorsichtig und mit geringer Geschwindigkeit unterwegs sind.

Bisher war die Anmietung eines Rollers für uns sehr entspannt abgelaufen. Wir mussten keine Verträge unterschreiben, keine Pässe oder Kautionen hinterlegen und durften – wie auf Koh Lanta – sogar mit den Familienerbstücken durch die Gegend cruisen. Hier tickten die Uhren anders und nach einigem Zögern und verunsichertem Hin- und Herüberlegen, verpflichteten wir uns schließlich vertraglich, dass, wenn wir dem Roller auch nur ein einziges Haar in Form eines Kratzerchens krümmen würden, das jeweilige Teil komplett zu ersetzen. Erwähnt sei hierzu noch, dass fast jedes Teil des Rollers, bei etwaiger Beschädigung, in etwa mit dem Wert eines Kleinwagens der unteren Preisklasse beziffert war. Aber wir wollten die Insel mit einem größeren Radius erkunden und bissen schließlich in den sauren Knebelvertrags-Apfel.

Vom Manager des Shenanigans hatten wir uns noch einige Ausflugstipps geben lassen und die Information, dass es in einer bestimmten Richtung eine sehr gut ausgebaute vierspurige Straße geben sollte, auf der man bequem einige dieser Ziele erreichen könne.

Zunächst aber gestalten sich die Fahrbahnverhältnisse mehr als abenteuerlich. Die schmale Straße, die zu beiden Seiten großzügig mit Abschnitten voller Schotter und Sand versehen war, wand sich in Schlangenlinien an der Küste entlang. Teilweise ging es so steil bergauf, dass man meinte, nach hinten umzukippen oder – gefolgt von der nächsten Abwärtsetappe – nach vorne über den Lenker zu fallen.

Wir tuckerten also mit äußerster Vorsicht und unfähig, die Landschaft zu genießen, dahin. Unsere Hände waren schweißnass, was nicht nur Folge der Mittagshitze war, in der wir uns bewegten und drohten immer wieder vom Gasgriff abzurutschen. Nachdem wir von der Hauptstraße abgebogen waren, um zu einem Wasserfall zu gelangen, wurde es noch wackeliger. Schlaglöcher, so groß wie Bombentrichter, mussten umfahren werden und die Piste war mehr Schotterstrecke als alles andere. Nach einem weiteren wackeligen Abbiegemanöver gelangten wir endlich auf die beschriebene vierspurige Straße und konnten uns auf Grund des perfekt geteerten Untergrundes etwas mehr entspannen.

Auf einer Anhöhe legten wir einen Stopp ein. Uns knurrte bereits seit unserem Start ordentlich der Magen knurrte, da wir noch nicht gefrühstückt hatten. Das kleine Café, was wir so zufällig entdeckt hatten, war eine wahre Oase der Entspannung. Überall waren hübsche, balinesisch anmutende Skulpturen in einer kleinen, wunderschönen Gartenanlage verteilt. Die überdachte Terrasse spendete Schatten und bot einen spektakulären Ausblick auf den üppigen Dschungel und wild bewachsene Hügel. Aus den Boxen dudelte leise Chillout-Musik. Lediglich zwei Schweizer störten kurzzeitig die friedliche Szenerie, da sie sich neben uns ausgiebig über Roller- und Motorradunfälle und daraus resultierenden Verletzungen austauschten. Also genau jenes Gesprächsthema, dem wir aktuell mit Sicherheit nicht folgen wollten. Nachdem sie sich eine Zeit lang offenbar mit Horrorberichten gegenseitig zu übertrumpen versuchten, verabschiedeten sich sich aber dankbarerweise bald und wir hatten das Cafe quasi für uns.

Unsere Überraschung kannte keine Grenzen, als uns die beiden bestellten Sandwiches – zusammen mit einem äußerst leckeren und selbstgebrühten Kaffee – kredenzt wurden. Das Baguette war herrlich frisch und knusprig und im Inneren gefüllt mit krossem Speck, einem himmlischen Gouda, Tomaten, kleinen Gewürzgurken und einer… Achtung, Trommelwirbel… SENFREMOULADE! Als wir hinein bissen und genüsslich vor uns hin schmatzten wurde mir bewusst, dass ich „westliches“ Essen wohl doch etwas vermisste. Zumindest mehr, als ich vorher überhaupt angenommen hatte.

Nachdem wir aufgegessen hatten, genossen wir noch etwas die herrliche Szenerie, verabschiedeten uns von den netten Besitzern (einer Thailänderin und einem Schweizer – was die sensationelle Machart des Sandwiches und den herrlichen Käse erklärte) und brausten – um 100 Prozent entspannter – auf unseren Rollern auf und davon.

Wenig später gelangten wir zu dem Wasserfall, den wir ansteuern wollten und fanden ein kleines Paradies. Nachdem wir einige Meter durch den dichten Dschungel gegangen waren, öffnete sich vor uns eine kleine Schneise im Dickicht.

Der Wasserfall – an dessen unterem Ausläufer wir angelangt waren – stürzte in einen kleinen See, der eher an ein kleines Bassin erinnerte. Darunter schlossen sich abfallend weitere kleine Bassins an. Wir hängten unsere Beine ins Wasser und kühlten uns ab. Es waren nur wenige eine Handvoll anderer Leute hier und so blieben wir eine ganze Weile in herrlicher Natur, umflattert von Schmetterlingen, in angenehmer Ruhe und mit wassergekühlten Beinen sitzen.

Der nächste Stopp unserer Tour über Koh Phagnan sollte ein kleiner privater Beach sein. Dieser war zwar an einen Hotelkomplex angeschlossen, aber Zugang hatte jeder, der sich vorher beim „Schrankenwart“ in eine entsprechende Liste eintrug.

Der Strand war wirklich ein kleines Juwel. Nicht überlaufen, gesäumt mit riesigen Palmen und bewachsenen Felsabhängen. Der Sand war zwar relativ grobkörnig, fast kieselartig, doch das störte uns kaum. Vom Stand aus ging es sehr schnell tief in’s Wasser, was perfekt zum Schwimmen war. Die benachbarte Strandbar bot von der Kokosnuss bis zum Eiskaffee über Snacks und Eis alles, was einen schönen Tag am Strand rund macht.

Die Rückfahrt blieb – auch weil wir uns die anfängliche Schotterpiste unserer vermeintlichen Abkürzung sparten – Vorfalls- und Unfallfrei und wir waren heilfroh, unsere Roller wieder im Ursprungszustand abgeben zu können.

Da unsere westlichen Essensgewohnheiten durch das sensationelle Sandwich ein wenig getriggert waren, suchten wir für das Abendessen eine nicht-asiatische Alternative und landete nach einigem Suchen im „House of Hummus“. Basti und ich hatten bereits unsere Zuneigung für die arabische bzw. israelische Küche bei unserem Urlaub in Tel Aviv entdeckt und so genossen wir die kulinarische Abwechslung bei Hummus, Falafel und Baba Ghanoush.

Nach einem Abschiedsbier an Mayzaw’s Poolbar endete der Abend für uns früh, denn der Wecker schrillte am nächsten Morgen um 07:00 Uhr.

Pünktlich um 08:00 Uhr holte uns der Reisebüroinhaber persönlich – samt im Auto sitzender Frau und des frisch geschlüpften Babys – ab und transferierte uns an den Pier in Thongsala. Von dort aus nahmen wir die Speedferry nach Chumpon, wo wir wiederum in den Bus umstiegen. Dieser Bus brachte uns in der überschaubaren Reisedauer von 8 Stunden – das saßen wir mittlerweile auf einer unserer gut trainierten Hinterbacken ab – auf die Khao San Road nach Bangkok.

„Hello darkness, my old friend…“ schoss es mir angesichts des wilden Treibens auf der Partymeile und in demütiger Erinnerung an unseren dortigen „Bucket“-Absturz durch den Kopf. Also schnell weg hier, bevor wir eventuell wieder den Reizen dieses touristischen Sündenbabels erliegen sollten.

Unser Hostel mit dem klangvollen Namen „48 Airport“ befand sich ohnehin am anderen Ende der Stadt und nahe des Don Muaeng Flughafens, also versuchten wir uns im Kapern eines Taxis. Nach 6 – 7 glücklosen Versuchen, einen Taxifahrer zu finden, der uns nicht pauschal über’s Ohr hauen sondern statt dessen einfach sein Taximeter anschmeißen wollte, fanden wir einen willfährig Transportunternehmer und stiegen in das Taxi, was die Innenraumtemperatur der Neusser Skihalle hatte.

Wir versuchten, dem Fahrer so genau wie möglich unsere Adresse zu vermitteln und fuchtelten jeweils mit unseren Handys vor seinem Gesicht herum. Er nickte nur schläfrig und murmelte wiederholt „Airport, Hotel, Airporthotel, yes, yes…“.

Hätte er unseren Anweisungen nur etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt, hätte aus der 1,15 stündigen Fahrt ein 40minütiger Transfer werden können und er hätte keinen Ärger mit seiner Frau (oder Freundin) bekommen, die sich mehrmals (und immer ungeduldiger und lauter werdend) telefonisch bei ihm meldete. Wenn das Essen zu Hause auf dem Tisch steht, kennen die Tailänderinnen offensichtlich keine Geduld. Vielleicht musste der arme Tropf von Taxifahrer sogar ohne anständiges Essen und sicher ohne Kuscheleinheiten in’s Bettchen gehen. Ein klarer Fall von eigener Selbstschuld.

Aber schließlich erreichten wir unser Hostel, schmissen unsere Rucksäcke auf die überraschend gemütlichen Betten im 6er Dorm, der bis auf uns keine weiteren Gäste zu beherbergen schien, und machten uns auf die Suche nach etwa Essbarem.

Zwei dunkle Gassen weiter fanden wir eine Garküche, die noch in Betrieb war und aßen eine herrlich leckere Nudelsuppe, von der sich Basti gleich noch eine zweite Portion bestellte. Nach einem letzten Chang im Hostel knipsten wir die Lichter aus und schlummerten ein.

Der Wecker klingelte um 08:00 Uhr und an diesem Tag, dem 26.02.17, sollte das zweite Land auf unserer gemeinsamen Reiseliste angesteuert werden: Kambodscha!

Der Transfer zum Flughafen klappte einwandfrei und auch das Bording unseres Air Asia Fluges nach Siem Reap verlief angenehm unspektakulär. Die Flugzeit betrug lediglich etwas mehr als eine Stunde und kaum waren wir abgehoben, befanden wir uns auch fast schon wieder im Landeanflug. Im Flieger hatten wir gerade genug Zeit, einen kleinen Snack zu uns zu nehmen und die Anmeldeformalitäten für das Visa on Arrival auszufüllen, als er auch schon sanft auf kambodschanischem Boden aufsetzte.

Innerlich hatten wir uns bereits auf eine mindestens zweistündige Wartezeit bei der Visaabfertigung eingestellt, doch nachdem wir um 30 Dollar (100 Dollar hatte ich bereits von zu Hause als „Notgroschen“ für derartige Zwecke mitgebracht) Gebühren leichter, ein Passbild (ebenfalls aus Deutschland eingeführt) ärmer und einen entsprechenden Stempel im Pass reicher waren, waren gerade einmal 15 Minuten verstrichen. Läuft, dachten wir uns. Läuft vielleicht zu gut, schoben wir hinterher. Doch nach wie vor gab es keine Anzeichen irgendwelcher Startkatastrophen und wir verließen guter Dinge die Ankunftshalle.

Die uns entgegenschlagende Hitze, als wir das Flughafenterminal verließen, war anders als in Thailand. Trockener, staubiger und um einiges heißer. Eine wahre Gluthölle. Wir hatten beim Wiegen unseres Gepäcks am Schalter der Air Asia in Bangkok erstaunt festgestellt, dass das Gewicht unserer Rucksäcke deutlich – nämlich zwischen 5 und 6 Kilo – zugenommen hatte, was dem feuchtheißen Klima auf den thailändischen Inseln zuzuschreiben war. Wir hofften also unsere Klamotten, Handtücher und Decken endlich einmal wieder ordentlich durchtrocknen zu können. Angesichts der vorherrschenden Wetterverhältnisse und meiner mobilen Wäscheleine sollte dies hier kein Problem darstellen.

Wir rechneten bei Verlassen des Flughafengebäudes bereits wieder mit Heerscharen von fahrwilligen Taxiunternehmern, stellten aber fest, dass dies hier anders geregelt war. Man musste sich an einen separaten Schalter begeben und wurde dort einem Fahrer zugeteilt. Sehr entspannt, diese Vorgehensweise, da die Fahrer nicht versuchen, sich gegenseitig mit Gekreische und Gepäckentführung gegenseitig die Kundschaft wegzuschnappen.

Unser Fahrer brachte uns in seinem TukTuk in die Stadt und in Richtung unseres Hostels. Nicht allerdings, bevor er versucht hatte, uns von seinen unschätzbaren Diensten als lokaler Guide und ortskundiger Führer zu begeistern indem er uns ein Büchlein mit von zufriedenen Touristen handschriftlich dokumentierten Empfehlungen in die Hand drückte. Dafür waren wir noch nicht bereit und zwar auch, weil unser Lonely Plane Reiseführer nachdrücklich davor warnt, sich dem Erstbesten „hinzugeben“ ohne vorher Preise und Dienstleistungen verglichen zu haben. Am Happy Guest House in Siem Reap angekommen, versuchte er, uns ein Versprechen abzunötigen, was beinhaltete uns bei Ihn und NUR bei Ihm zu melden, wenn wir einen Ausflug nach Angkor Wat machen würden. Wir ließen uns allerdings nicht zu spontanen Zugeständnissen hinreißen und checkten erst einmal in unser Doppelzimmer ein.

Wenig später saßen wir im überdachten Garten des wirklich sehr schönen Guest House und ich bestellte mir das, wonach es mir schon so lange gelüstet hatte und was ich in Thailand nirgendwo bekommen hatte: eine frische, also nicht frittierte, Frühlingsrolle – in Deutschland auch als „Summerroll“ bekannt. Einfach köstlich!

Nach dieser kleinen Stärkung – flankiert von einem Angkor (der lokalen und sehr gut trinkbaren Biermarke) – stürzten wir uns in die Planung für den nächsten Tag.

Auf dem Programm stand der lang ersehnte Ausflug nach Angkor Wat – DEM touristischen Hotspot, der auf keiner Kambodschareise fehlen darf. Wir durchstöberten das Internet nach Empfehlungen und prüften das Angebot des Happy Guest House, was ebenfalls entsprechende Touren anbot. Wir riefen sogar noch unseren Fahrer vom Flughafen an, um ihn eventuell bei der Ernährung seiner – wie er uns berichtet hatte – 5 kleine, schwarze Köpfe umfassenden Großfamilie zu unterstützen. Da er aber partout nicht von einem recht hohen Preis abrücken wollte, erhielt das Happy Guest House unseren geneigten Zuschlag.

Wir entschieden uns für die „kleine Tour mit Sonnenaufgang“, welche eben diesen vor Angkor Wat beinhaltet sowie die dortige Besichtigung und anschließend sollte der Bayon Tempel folgen.Den Abschluss bildete der Tempel, der durch den Film „Lara Croft: Tomb Raider“ zu besonderer Berühmt- und Beliebtheit gelangt war: der Ta Prohm.

Nachdem unsere Buchungsmission erfolgreich abgeschlossen war, machten wir uns in das nahegelegene Zentrum auf. Irgendwie hatte ich keine großen Erwartungen an Siem Reap und war daher um so überraschter, wie schön die Stadt doch ist. Wir bewegten uns an einem kleinen Fluss in Richtung City, zu dessen Seiten hübsch hergerichtete Kolonialbauten und riesige, schattenspendende Bäume die Szenerie bestimmten.

Ich fühlte mich ein wenig wie in Südfrankreich – wenn man die Buddhistischen Tempel, die wir passierten, einmal ausklammerte. Überall gab es kleine, gemütliche Cafés und Boulangerien – eindeutiges Erbe der längst vergangenen Kolonialherrschaft der Franzosen. Die offensichtlich sehr ausgeprägte Kaffeekultur ließ mein Kaffee-Liebhaber-Herz sofort höher schlagen.

Auch der Markt nahe der Pub Street konnte sich sehen lassen und offerierte vom Seidenschal über Silberschmuck, ausgestopftem Getier und gerahmten Insekten so ziemlich alles, was das Touri-Herz begehrt.

Vom Markt aus bogen wir in die Pub Street ein und fanden ein schickes und durchaus stylishes Restaurant/Café/Bar-Lokal und ich gönnte mir einen lange überfälligen Gin-Tonic für sensationelle zwei Dollar.

Apropos Dollar… die offizielle Währung in Kambodscha sind Riel. 1 Euro entspricht etwa 4.200 Kambodschanischen Riel. Hebt man allerdings vom ATM Geld ab, spuckt dieser Dollar aus. Bezahlt man mit Dollar, bekommt man einen Teil in Dollar zurück und einen Teil in Riel.

Nachdem ich mich einigermaßen mit dem Umrechnungskurs von Thailändischen Baht zu Euro angefreundet hatte, war dies für mich ein erneuter mathematischer Supergau und mein Hirn fing bei jedem Bezahlvorgang beinahe Feuer.

Zu Beginn hoffte ich noch recht blauäugig, dass sich durch die ständige Herumrechnerei eventuell meine unterentwickelten Kopfrechenfähigkeiten zu ungeahnten Höhen aufschwingen würden. Ein klarer Trugschluss, der den Taschenrechner meines Handys zur meistgenutzten App und zum ständigen Alltagsbegleiter machte.

Gegen frühen Abend traten wir – beschwipst und beschwingt – den 15minütigen Spaziergang zu unserem Hostel an. Das schöne Gebäude – wie so viele hier im Kolonialstil errichtet – verfügte auf jeder Etage über einen ausladenden Balkon, den wir sofort in Beschlag nahmen. Komischerweise fiel uns erst hier, nachdem wir etwas zur Ruhe gekommen waren, so richtig auf, wie unglaublich wir den ganzen Tag über vor uns hingeglüht hatten. Ein kurzer Check des Thermometers auf dem Balkon ergab um 19:18 Uhr Ortszeit eine Außentemperatur von schnuckeligen 30 Grad. Die Sonne war bereits eine Stunde zuvor untergegangen. Tagsüber hatte die Temperatur bei etwa 39 Grad gelegen, was sich auch während unseres gesamten Aufenthaltes in Kambodscha nicht großartig ändern sollte…

Wir hatten Thailand als angenehm heiß empfunden, da auf den Inseln durchaus immer wieder ein angenehmes Lüftchen wehte. Kambodscha präsentierte sich bisher gänzlich ohne Lüftchen und um einige Grade heißer.

Um zu vermeiden, dass mir am nächsten Tag in Angkor Wat eine Reduktion meines Hirns durch dauer-sengende Gluthitze bevorstand, musste ich also meinen Panama-Hut aktivieren.

Im thailändischen Klima „Heiß“ hatte er bisher wenige Einsätze gehabt. Im kambodschanischen Klima „Heißer“ blickte er indes hoffnungsvoll einer erhöhten Anzahl von Hut-Trage-Tagen entgegen…

Königliches Kulturprogramm

Bevor es den versprochenen Bericht zu unsere spektakulären (hüstel) 14 stündigen Bustour durch das nächtliche Thailand gibt, möchte ich Euch noch über unser kulturelles Programm in Bangkok erzählen.

Von den über 300 Tempelanlagen, die es in der Stadt der Engel gibt, haben wir uns – nach Meinung vieler Reisender – für einen der schönsten Tempel, den Wat Phra Kaeo, entschieden. Eingebettet in den ehemaligen Königssitz Grand Palace, einem sich auf 200.000 Quadratmetern ausbreitenden Gebäudekomplex, ist der Tempel des Smaragd-Buddha ein besonderes Kleinod. Wobei der Name „Smaragd-Buddha etwa irreführend ist, denn tatsächlich ist die Buddha Statue aus Jade gefertigt. Leider durften wir im Inneren des Tempels keine Fotos machen, doch wer sich die Mühe machen möchte, findet online natürlich entsprechende Bilder.

Die Pracht des Tempels und sowie der umgebenden Gebäude ist unbeschreiblich. Blattgold, Spiegelplättchen, bemalte Kacheln, Intarsien, kunstvolle Pflanzenarrangements… das Auge kann sich an jeder Ecke an unfassbarer Handwerkskunst und Detailverliebtheit weiden. Einige der Gebäude darf man nur barfuß betreten, was uns teilweise dazu veranlasste, auf den sonnenbeschienen Flächen des Marmorbodens wie hysterische Äffchen von einem Fuß auf den anderen zu hüpfen.

Obwohl wir an einem Samstag dort waren und die Besucherströme endlos erschienen, waren die Wartezeiten an den verschiedenen Kontroll- und Passagestationen nie wirklich lang. Mit 500 Baht pro Person ist der Besuch zwar nicht günstig, aber trotzdem absolut lohnenswert. Als kleiner Tipp noch die Info, dass wir bei Zutritt auf das Gelände des Grand Palace unsere Pässe vorzeigen mussten und per Webcam „geknipst“ wurden. All zu freizügig sollte man auch nicht vorbei schauen. T-Shirt und lange Hosen (oder Röcke) sind für den Einlass Pflicht.

Viel Spaß mit den nachfolgenden Impressionen ;o)

 

Blümchen, Buckets und Beton…

 

Mein erster Trip nach Bangkok liegt etwa 7 Jahre zurück. Damals nahm ich als Hosted Buyer – also eingeladener Gast – in meiner damaligen Funktion als Projektmanager für eine Kölner Eventagentur  an einer der größten Branchenmessen im asiatischen Raum teil. Der Unterschied zwischen dieser Reise und meinem aktuellen, kleinen Travel-Abenteuer könnte nicht größer ausfallen. Damals durfte ich in einem überaus luxuriösen 5 Sterne Hotel, dem Banyan Tree, in einer Suite mit Blick über Bangkok nächtigen und Drinks in der 230 Meter hoch gelegenen Vertigo Bar schlürfen.

Weit weniger spektakulär, aber nicht minder charmant, fiel meine erste Anlaufstation nach Ankunft am Flughafen aus. Mit dem Mini-Van, gebucht am Airport und eine günstige Alternative zu Taxen, ging die Fahrt in Richtung Khao San Road. Der mörderische Verkehr sowie die Temperaturen waren mir bereits vertraut, also freute ich mich sehr über die Klimanalage im Van, die bei gefühlten -5 Grad ein wenig Heimatgefühle aufkommen ließen. Ich bitte zu bedenken, dass ich quasi aus dem Schneegestöber des winterlichen Ergebirges kommend, direkt in einer tropische Klimazone gelandet war. Mein (noch nicht vorhandener) Teint und die einsetzende Schnappatmung bei Verlassen des Flughafengebäudes erinnerten mich nochmals konsequent daran.

Wer in Bangkok Station macht, der darf sich vor dem Anblick von Beton nicht fürchten. Die Stadt scheint vielfach nur aus diesem Baustoff zu bestehen. Doch biegt man irgendwo um die Ecke, dann findet man auch ganz überraschend einen mit Blumen geschmückten Schrein oder einen hübsch und üppig bepflanzten kleine Park – diese Gegensätze machen die Stadt für mich unheimlich anziehend. Vielleicht hatten wir uns deshalb ja für ein Hostel mit dem vielversprechenden Namen „Green House“ ausgesucht. Die ca. 45 Minuten dauernde Fahrt ab Flughafen Suvarnabhumi brachte uns zur Rambutri Road. Unser Plan bei Vorab-Buchung des Hostels über „Hostelworld“ in Deutschland war es, so nah wie möglich an der berühmt, berüchtigten Khao San Road Station zu machen – jedoch mit so viel Abstand, dass wir unseren „Schönheitsschlaf“ für die nächsten 3 Nächte nicht komplett auf’s Spiel setzten. Dieser Plan wäre sogar hervorragend aufgegangen, wenn uns die angrenzende Live-Music-Kneipe nicht einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Eigentlich erinnerte der Gesang mehr an ein Kreischen, denn an… nun ja… Gesang. Aber das Hostel machte trotzdem einen guten und sauberen Eindruck und zum Preis von etwas weniger als 9 Euro pro Person und Nacht im Doppelzimmer kann man nur auf sehr hohem Niveau jammern. Außerdem waren die Pancakes, die ich mir am nächsten Morgen im hauseigenen Restaurant gönnte einfach göttlich und der Service ausnehmend freundlich und flott.

Schon bei meiner ersten Reise nach Bangkok kannte ich keine große Scheu, was den Verzehr exotischer Speisen von nicht minder exotisch (nach europäischem Geschmack wohl eher fragwürdig) anmutenden Garküchen und Straßenhändlern anbelangte. Also erkundeten Basti und ich nach einem kurzen Fresh up im Hostel die Umbebung und machten uns auf Nahrungssuche. Die erste Wahl fiel für Basti auf eine Mango mit Chilli – wobei er die Chilliflocken äußerst großzügig dosierte und mit meiner Wassermelone in mundgerechten Stücken ordentlich ablöschen musste. Der Geschmack war jeweils absolut phantastisch und nicht zu vergleichen mit den Früchten, wie man sie aus heimischen Supermärkten kennt. Unser Dinner nahmen wir auf an der Straße auf wackeligen Plastikhockern ein. Ich entschied mich für – surprise surprise – Reis. Flankiert von zwei Beilagen in Form von Pak Choi mit Tofu und einem semi-scharfen Hähnchencurry. Beides unheimlich lecker und mit 45 Baht (umgerechnet etwas mehr als ein Euro) unheimlich günstig. Dazu gab es noch ein kühles Chang Bier und für mich war der Gipfel der Glückseeligkeit erreicht. Nach dem Essen waren wir vom Tag geschafft und kehrten ins Hostel zurück, verpfropften unsere Ohren mit Ohrstöpseln gingen schlafen.

Der Plan für den nächsten Tag sah Organisation unserer Weiterreise gen Süden vor. Das W-Lan im Hostel war jedoch maximal für eine mittelprächtige Whats App Kommunikation ausgelegt, also zogen wir los, um uns SIM Karten mit entsprechendem Datenguthaben zu besorgen. Eigentlich stäubte ich mich zu Beginn ein wenig dagegen, denn die Versuchung, doch etwas öfter online zu gehen, als man vielleicht möchte, ist doch recht groß. Wenn man aber für das Öffnen einer Website gefühlte 3,6 Stunden benötigt, dann ist das Nervenkostüm doch schneller löchrig, als einem lieb sein kann. Außerdem sind die Telefoneinheiten extrem günstig und so kann man doch mal in einer Unterkunft anrufen, ohne sein Reisebudget zu sprengen. In Bangkok findet man an nahezu jeder Ecke eine Seven Eleven, wo entsprechende SIM-Karten angeboten werden. Und man findet in jedem Fall auch einen Verkäufer, der die Aktivierung und Freischaltung in Windeseile übernimmt. Ich bin gespannt, wie lange das Datenvolumen in Höhe von 1 GB ausreichen wird.

Tag 2 in Bangkok stand ganz im Zeichen einer ausgedehnten Erkundungstour unseres Viertels – inkl. plattgelaufener Füße und der Verkostung diverser lokaler Biersorten. Bisher schmeckt mir persönlich Chang Bier am besten, wobei auch gegen LEO oder Singha Bier geschmacklich rein gar nichts einzuwenden ist. Am Abend macht wir uns nach China Town auf – stilecht im Tuk Tuk natürlich. Der Fahrer verstand sein Handwerk bestens und wir mussten zu keiner Zeit befürchten, aus dem Gefährt geschleudert zu werden. In Hong Kong hatte ich dahingehend bereits einmal eine etwas grenzwertige Erfahrung gemacht.

Das Essen in der Garküche am Straßenrand war wieder phantastisch und das lebendige Gewusel der winzigen Seitengassen war eine echtes Erlebnis, auch wenn mich die überall angebotenen Haifischflossen – zumeist in getrockneter Form – doch etwas erschaudern ließen. Aber wie heißt es so schön: Andere Länder, andere Sitten.

Zu Tag 3 kann ich leider nicht erwähnenswertes berichten, dann dieser Tag stand ganz im Zeichen eines ausgewachsenen Hangover, da wir uns am Vorabend auf der Khao San Road mit dem Konsum von Thai-Rum mit Red Bull aus kleinen pinken Eimerchen – sogenannten Buckets – (Ich hätte im Leben nicht für möglich gehalten, dass ich mal aus einem Eimer trinken würde… ich lasse es in Zukunft auch auf jeden Fall bleiben) verspekuliert hatten. Ein Kater ist an sich schon keine feine Sache, bei 33 Grad wird er zu einer Herausforderung besonderer Natur. Ab sofort heißte es für uns: Mehr Wasser, weniger Alkohol. Das schont die Reisekasse und unser Köpfe auch ;o)

Zumindest waren wir gestern noch in der Lage unsere Weiterreise zu organisieren. Dies taten wir, indem wir in eines der zahlreichen Reisebüros stolperten; welche alle möglichen Touren und Transfers für Reisende und speziell Backpacker anbieten; und uns mit dröhnenden Köpfen nach den Möglichkeiten erkundigten. Flug war von vorneherein mit ca. 60 Euro nicht zwingend eine Option und nachdem der Nachtzug bereits ausgebucht war, entschieden wir uns für den Bus. Es lohnt sich, Preise zu vergleichen oder ganz auf die Unterstützung eines Reisebüros zu verzichten und direkt am Bahnhof oder Busterminal zu buchen, da man hier doch einen Menge Geld sparen kann. Unser eingeschränkte Handlungsfähigkeit ließ jedoch keinen nennenswerten Spielraum zu und so zahlen wir pro Person 950 Baht – definitiv kein Schnäppchen. Dementsprechend sitzen wir jetzt (Ortszeit: 22:03 Uhr) in einem Doppelstock-Bus mit Ziel: Krabi. Dort werden wir mindesten die nächsten drei Tage verbringen – insofern die Busfahrt von 15 Stunden irgendwann einmal ein Ende hat. Was sind wir froh, das unsere Liegesitze funktionieren. Die Panik ist bereits kurz in Bastis Augen aufgeflackert, nachdem er hektisch am falschen Griff gezogen hat und sich seine Lehne nicht bewegen wollte. Es sind ja doch wirklich immer die kleine Dinge des Lebens, die einen seeehr glücklich machen können ;o)