Gebeutelt in Phnom Penh…

Der frühe Morgen des 04.03. hielt für Basti eine böse Überraschung bereit. Eigentlich sah man ihm sein Elend nicht an, was wohl durchaus der bisher erreichten Bräunungsstufe zuzuschreiben war. Das änderte aber nichts daran, dass er sich vor Bauchkrämpfen krümmte und elendig vor sich hin röchelte, als wir uns zur Abfahrtsstelle unseres Busses nach Phnom Penh aufmachten.

Eine Handvoll Imodium Akut sicherte ihn gegen ungewollte Darmaktivitäten während unseres mehrstündigen Transfers ab – ob ihn das auch vor einer oralen Entleerung bewahren würde, sollte sich erst noch zeigen. Plastik-Tüten, proaktiv gesammelt, hatten wir vorsichtshalber in rauen Mengen am Start. Unser Bus – der natürlich keine Toilette an Bord hatte und somit die Schweißperlen-Parade auf Bastis Stirn noch zusätzlich verstärkte, war im vorderen Teil gut gefüllt. Wir verkrümelten uns also auf die hinteren Sitzplätze in Achsennähe.

Hier war es nicht nur besonders „hopsig“, sondern, dank der Nähe zum Motor, von unten her auch ausgesprochen un-kuschelig heiß. Von oben brüllte uns die Klimaanlage zum Ausgleich eiskalte Luft entgegen. Alles nicht zuträglich für den ohnehin schon gebeutelten Patienten.

Wenigstens hatten wir hinten Platz, sodass wir jeweils zwei Doppelsitze für uns allein beanspruchen konnten und Basti fiel dankbarerweise schnell in einen, wenn auch unruhigen, Schlaf. Ich musste mich also mit mir selbst beschäftigen, schrieb etwas und glotzte ansonsten semi-interessiert aus dem Fenster und begutachtete die staubtrockene Landschaft.

Jeder Stopp des Busses brachte eine willkommene Abwechslung und gab mir Gelegenheit, die interessanten Snackvarianten, unter anderem bestehend aus grünen Eiern am Stiel, die auf einem Grill vor sich hin schmurgelten, in Augenschein zu nehmen. Probieren wollte ich nichts der sonderbaren Angebote. Statt dessen hielt ich mich an das, was keine Magenverrenkungen verursachte – Bier. Meine allzeit sichere Nahrungs-Ergänzungs-Bank.

Um 9:30 Uhr waren wir aus Battambang gestartet und weitestgehend durch spärlich besiedeltes Ödland gefahren. Gegen 16:00 Uhr wichen die ausgedörrten Landschaften langsam aber sicher immer größer werdenden Ansammlungen von Häusern und Geschäften – die Ankunft in Phnom Penh ließ sich also entsprechend erahnen.

Um 17:00 Uhr erreichten wir dann auch den Busbahnhof von Phnom Penh und Basti erwachte ebenfalls aus seiner schlaftrunkenen Lethargie. Spätestens, als wie gewohnt Horden von Taxifahrern auf uns zuströmten und uns als Fahrgäste gewinnen wollten, war er fast ganz wach, aber nach der Elendsfahrt natürlich weniger gut gelaunt.

Wir verhandelten also nicht lange herum und gaben dem, der am wenigsten an uns herumzerrte, den Zuschlag für den Fahrauftrag. Interessantes Detail übrigens an dieser Stelle: Die Fahrer schnappten sich stets zuerst Bastis Rucksack. Ich durfte meinen eigentlich immer selbst tragen. Allerdings gab ich ihn so oder so nicht gerne aus der Hand und es machte mir nichts aus, ihn selbst zu den Taxis, oder TukTuks zu schleifen. „Ladys First“ war aber offensichtlich weder in Thailand noch in Kambodscha eine gängige Devise. Hier hatte wohl der Mann noch die Hosen anzuhaben und das Geld in der Tasche. Wenn wir zum Beispiel irgendwo eine Rechnung anforderten, dann wurde diese immer Basti unter die Nase gehalten. Legte ich das Geld in den Umschlag, kam dieser mit entsprechendem Wechselgeld natürlich nicht zurück zu mir – sondern zu Basti. Und obwohl ich meistens diejenige war, die ein Bier bestellt und Basti einen Fruchtshake, war mit schlafwandlerischer Sicherheit davon auszugehen, dass die Getränke entsprechend falsch serviert wurden. Schon lustig, dass dies zu Hause mittlerweile durchaus anders ist ;o)

Unser Hostel war glücklicherweise nicht besonders weit vom Busbahnhof entfernt und so dauerte die Fahrt nur etwas über 10 Minuten und wir standen vorm Onederz Hostel, das vor zwei Monaten gerade neu eröffnet hatte.

Wir hatten zwei Betten im 12er Dorm gebucht und man zeigte uns diese in der dritten Etage. Die Betten befanden sich direkt hinter dem Eingang des Dorms – nicht optimal also – und uns vielen sofort zwei freie Betten an der schönen, großen Fensterfront auf. Wir fragten also den Servicemitarbeiter, der uns das Zimmer zeigte, sofort, ob ein Wechsel möglich wäre. Basti wollte sich verständlicherweise nicht mehr bewegen und so ging ich wieder an die Rezeption und fädelte den Umzugsdeal ein.

So bezogen wir also final ein Doppelstockbett in erster Reihe zum Panoramafenster – Basti unten, ich oben – mit einem herrlichen Ausblick direkt auf den Mekong.

Mit dem Hostel hatten wir einen Volltreffer gelandet. Das Personal war unheimlich freundlich und hilfsbereit, die Betten ultrage-mütlich, es gab große Schließfächer und blitzsaubere und schön gestaltete Gemeinschaftsbäder mit sensationellen Regenwaldduschen. Der Gemeinschaftsraum mit Sitzsäcken und einem monströs großen Fernseher mit Netflix Anschluss war ebenfalls sehr einladend auf einer Zwischenebene zwischen Rezeption und den darüber liegenden Zimmern angelegt. Später entdeckte ich noch eine Dachterrasse, mit tollem Ausblick, auf der wir meistens alleine abhängen konnten, da diese nirgends ausgeschildert war. Wer also irgendwann einmal in Phnom Penh sein sollte, und Lust auf ein schönes Dorm-Bett in einem schicken, modernen Hostel haben sollte, dem sei das Onederz sehr an’s Herz gelegt.

Patient Basti fühlte sich nach der anstrengenden Busfahrt nach wie vor nicht besser und sollte sich direkt nach unserer Ankunft in seinem Bett zusammen. Mir knurrte dagegen mittlerweile ziemlich der Magen und ich erkundigte mich an der Rezeption, ob es in der Nähe etwas Empfehlenswertes gäbe. Als ich das Wort „Night Market“ hörte, war die Entscheidung auch sofort gefallen – zudem sich dieser auch noch in 5-minütiger Laufweite direkt um die Ecke befand.

Bei Ankunft am Night Market war ich zuerst etwas enttäuscht, da die Reihen der aufgebauten Geschäfte zuerst nur aus mönströser Unterwäsche für die Kambodschanerin ab 50 zu bestehen schien. Daneben gab es noch mehr oder weniger authentisch gefälschte Chanel und Gucci Taschen und Sonnenbrillen jeglicher Allerweltsmarken sowie diversen Nippes und gerahmte Insekten.

In der Mitte des Marktes war eine riesige Bühne aufgebaut, auf der sich ein einsames Gesangstalent die Seele aus dem Leib performte. Vor der Bühne standen – natürlich in größtmöglichem Sicherheitsabstand – etwa 8 Leute und begutachteten die Bemühungen des angehenden Schlagerstars. Als ich dieses Spektakel passiert hatte, wurde es interessant.

Auf der Fläche eines mittelgroßen Fußballfeldes war der blanke Asphalt mit Bastteppichen ausgelegt auf denen sich schmatzende und lachende Menschen tummelten. Die Teppichfläche war umgeben mit Essenständen auf den sich die leckersten Dinge auftürmten. Das Angebot was so groß und unüberschaubar, dass ich mich nach einigen Anläufen schließlich für eine Hühnersuppe entschied. Wenig exotisch zwar, aber da weiß man, was man bekommt.

Ich bestellte und machte es mir auf einem freien Plätzchen inmitten der Teppichlandschaft im Schneidersitz gemütlich. Der Boden war von der Hitze des Tages so erwärmt worden, dass es den Anschein hatte, man würde auf einer Fußbodenheizung sitzen. Schließlich wurde mir meine Suppe gebracht und ich fragte mich ernsthaft, wie die vielen verschiedenen Restaurantbetreiber es in diesem Getümmel schafften, den Überblick über ihre Gäste zu behalten. Hier waren mit Sicherheit einige Kambodschaner im Service beschäftigt, die mit einem photographischen Gedächtnis gesegnet waren. Faszinierend!

Die Suppe dampfte und duftete herrlich vor sich hin. Ich schnappte mir ein frisches Paar Stäbchen und untersuchte den Inhalt genauer. Das Schöne an der asiatischen Küche ist – zumindest ist dies meine Meinung – dass nicht nur die Filetstückchen in das Essen wandern, sondern auch der ganze Rest, der nun einmal natürlicherweise zu so einem Tier gehört, entsprechend verarbeitet wird. Aus dem Inneren der Suppenschale förderte ich nach und nach gefleischte Knochen zu Tage, die es sorgfältig abzunagen galt. Auch Innereinen fanden sich bei tieferer Suppenschürfung in Form von Leber und Teilen von Hühnermägen. Außerdem quadratische rote Stückchen, die entweder einmal eine Lunge gewesen waren oder sonstiges gepresste Blutpampe darstellten. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn ich auch noch einen Hühnerhals herausgefischt hätte – ich hätte ihn selbstverständlich gewürdigt und von seiner fleischigen Hülle befreit. Irgendwie finde ich, dass dies dem Tier, was zu meinem „Vergnügen“ im Topf gelandet ist, Respekt zollt.

Ich mochte als Kind schon Innereine und daran hat sich bis heute – trotz BSE und Vogelgrippe – eigentlich auch nichts geändert. Ich esse sie nur, aus eben diesen Gründen, nicht mehr besonders häufig.

Was ich allerdings immer dann esse sobald es meinen Weg kreuzt ist Zuckerwatte. Zum Nachtisch gönnte ich mir also die kambodschanische Variante und konnte keinerlei Unterschied zu den bisher mir bekannten europäischen Ausführungen feststellen. Ich wusste es durchaus zu schätzen, diesen vertrauten Geschmack zu erhalten und nicht etwa eine Note von Chilli, Lemongras oder Koriander zu erschmecken. Bei Zuckerwatte hab ich’s sehr gerne traditionell.

Nach diesen kulinarischen Highlights ging ich zurück in’s Hostel und nach einem kurzen Check up bei Patient Basti ließ ich mich noch etwas auf der Dachterrasse nieder und entspannte Angkor-seeling mit Blick auf den Mekong.

Am nächsten Morgen war Basti wieder ganz hergestellt und mir ging es nach einer ruhigen Nacht in einem herrlich gemütlichen Bett ebenfalls hervorragend. Das Frühstück im Hostel stellte direkt ein weiteres Highlight dar, denn dort gab meine geliebten Fluffy-Pankaces und nicht das flache Plinsen-Substitut zubereitet und serviert wurden.

So gestärkt machten wir uns zu Fuß daran, die Stadt genauer unter die Lupe zu nehmen. Heiß war es natürlich auch hier und die Luftfeuchtigkeit ließ und nach wenigen Metern schon wieder schwitzen, wie nach einem Marathon. Aber irgendwie gewöhnt man sich daran. Zumal ALLE um einen herum am ölen sind ;o) Unsere erste Station erreichten wir nach etwa 20 Minuten Fußweg: den Zentralmarkt oder auch Phsar Thmei, was in der Khmer Sprache „Neuer Markt“ bedeutet.

Dieses Gebäude, was im Stil des Art Déco errichtet ist, wurde von 1935 bis 1937 von zwei französischen Architekten erbaut. Das zentrale Herzstück bildet eine 25 Meter hohe Kuppel, von der 4 jeweils 44 Meter lange Arme in alle Himmelsrichtungen abzweigen. Handel wird hier mit allen möglichen Alltagsgütern wie Stoffen, DVD’s, Sonnenbrillen und Spielzeug, Fake-Handtaschen und Klamotten betrieben.

Am beeindruckendsten fand ich jedoch das Angebot an frischen Früchten, Fleisch und Fisch, Blumen und allen möglichen Snacks. Es gehen einem schier die Augen über angesichts der herrlichen Farben, Formen und Gerüche und dem endlos scheinenden Angebot der Garküchen, die sich im überdachten Inneren der Seitenarme des Zentralmarktes tummeln.

Hier aßen wir auch direkt zu Mittag und der Oktopus, den ich mir zur Feier des Tages bestellt hatte und der direkt neben uns auf dem Grill landetet, schmeckte schlichtweg sensationell und war butterzart.

Die nächste Station unserer Erkundungstour erhob sich nach kurzem Fußmarsch in der lodernden Mittags-Glut vor uns auf einem 27 Meter hohen, künstlich angelegten Hügel. Das spirituelle Zentrum Phnom Penhs, der Wat Phnom, ist mit seinen vielen Statuen und Schreinen und den riesigen Bäumen und hübsch angelegten Schlenderwegen, ein sehr sehenswertes buddhistisches Bauwerk.

In einem der kleineren Tempel entdeckten wir, neben den üblichen Opfergaben an Geldscheinen (echten und kopierten), Räucherstäbchen, Lotosblumen und Früchten sogar ein ganzes Spanferkel! Da bat wohl jemand mit Nachdruck um einen ganz besonders vollen Teller.

In den Bäumen um den Wat Phnom herum erspähten wir auch einige riesige Flughunde, die kopfüber von den Ästen baumelten und sich sonnten – wohlgemerkt inmitten der Stadt!

Nach unserer erfolgreichen Erkundungstour erfrischten wir uns im Hostel mit einem ausgedehnten Nachmittagsnap, um uns am Abend erneut auf den Weg zu machen. Ziel unseres Streifzuges war die Bassac Lane, ein kleines, aber sehr feines Ausgehviertel, was aus vielen unterschiedlichen Bars zusammengewürftel ist, die westlichen Ansprüchen in keinster Weise nachstehen. Hippe Hippsterhangouts mit Kunstcharakter sozusagen.

Den Weg dorthin bestritten wir zu Fuß; vorbei am Independent Monument, welches im Stil der neuen Khmer Architektur in lotosblütenförmiger Art einer Stupa zu Gedenken der Unabhängigkeit Kambodschas von den Franzosen 1953 errichtet wurde. Nach diesem ca. 40 minütigen, und auch des Nächtens noch immer schweißtreibenden, Spaziergang hatten wir uns einen guten Cocktail redlich verdient. Bei herrlichem Vollmond und einer schönen Aussicht über die Stadt schmeckte dieser gleich doppelt so gut. Leider waren die schicken Bars nicht sonderlich belebt, was uns relativ zügig veranlasste, den Rückweg anzutreten. Diesmal gönnten wir uns für diesen auch ein TukTuk, da wir einfach zu kaputt für einen neuerlichen Fußmarsch waren.

Für Montag, den 06.03. stand – nach einem neuerlichen Pancake Frühstück – wieder Kultur auf dem Plan. Wir wollten das Genozid Museum Tuol Sleng, auch bekannt unter der Bezeichnung S21, besuchen. Die Killing Fields, welche sich ebenfalls in Phnom Penh befinden, hatten wir nicht auf dem Plan, aber das Museum wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Eigentlich gingen wir davon aus, dass es sich außerhalb der Stadt befinden würde und nicht, wie sich herausstellte, mitten darin. Das Gebäude steht inmitten eines Wohngebietes und ist von einer Mauer umgeben, die am oberen Ende zusätzlich mit Stacheldraht bewehrt ist. Die Mauer wurde erst errichtet, als das S21 seiner grausamen, zweiten Bestimmung – einem geheimen Foltergefängnis der Roten Khmer, während deren Schreckensherrschaft von 1975 bis 1979 – zugeführt wurde.

Um besser verstehen zu können, was dort vor sich gegangen war, nahmen wir uns einen deutschen Audioguide und verbrachten die nächsten drei Stunden damit, Geschichten von Überlebenden und Erzählern zu lauschen, die dieses furchtbare Kapitel der Khmer beleuchtete und unter der Herrschaft von Pol Pot jeden 4 Kambodschaner zu Tode kommen ließ.

Bis heute ist es nur schwer zu begreifen, wie sich der Hass und die Verblendung einer Diktatur gezielt gegen das eigene Volk richten kann und die Vernichtung von Andersdenkenden, Intellektuellen und einfach modernen Menschen zum Ziel hat. Dieser kurze Zeitraum – gerade einmal 4 Jahre – katapultierten ein blühendes, aufstrebendes Kambodscha in die Steinzeit zurück. Die Folgen sind bis heute spürbar. Aber die Kambodschaner haben ihren Lebensmut und -willen nicht verloren. Auch das spürt man und das gibt allen Hoffnung.

Nach diesem durchaus schockierenden (aber in jedem Fall empfehlenswerten) Besuch mussten wir uns erst einmal ein wenig sammeln. Wir schlenderten etwas ziellos umher, bis wir an einem Hostel ankamen, dass uns an der Eingangstür seine Rooftop-Bar mit Pool anpries. Genau das richtige, um ein wenig abzuschalten.

Vor der Tür kamen wir mit einem deutschen Pärchen in’s Gespräch, was uns, unter Aufbietung aller Handelskunst, unbedingt ihre „Tigerlili“, ein ziemlich abgerocktes, aber durchaus fahrtüchtig wirkendes Motorrad, verkaufen wollten. Ich habe ja bereits des Öfteren über Bastis und meine zittrigen Moped-Ausflüge berichtet, dementsprechend bissen sich die beiden sehr erfolgreich die Zähne an uns aus. Aber wir hatten ein nettes Gespräch und verabschiedeten uns, mit dem Versprechen, einen Aushang zum Verkauf ihrer „Tigerlili“ in unserem Hostel zu platzieren, was wir später auch pflichtbewusst taten. Allerdings erst, nachdem wir in der Rooftopbar etwas enttäuscht feststellen musste, dass man mit der Bezeichnung „Pool“ wohl etwas vollkommen anderes, als ein klassisches Schwimmbad in kleiner Ausführung, gemeint haben musste. Wir entdeckten noch nicht mal ein Plantschbecken, tranken aber trotzdem ein Bierchen zur Entspannung und ärgerten uns nicht, auf diesen billigen „Nepper, Schlepper, Tourifänger“-Trick hereingefallen zu sein.

Abends gingen wir wieder auf den Night Market, um uns durch das Angebot lokaler Köstlichkeiten zu futtern. Zum Dessert orderte ich mir von einem Obsthändler eine „Bunte Tüte“ mit mehr oder weniger ominös aussehenden Früchten.

Auf der Dachterrasse unseres Hostels musste ich dann feststellen, dass lediglich 50 Prozent davon auch genießbar waren. Einige Früchte schmeckten herrlich süß, knackig, ein wenig säuerlich, ganz wunderbar. Die andere Hälfte bot Konsistenzen von nicht essbarer Holzigkeit bis hin zu Säure-Attacken, die meine Gesichtszüge entgleisen lassen. Das mitgelieferte Pülverchen war keine Hilfe, da es – wie ich zuerst vermutet hatte – kein Zucker, sondern Salz mit Chilli war. Aber an der Hälfte der Früchte hatte ich durchaus mein Vergnügen, also betrachtete ich die Investition von 2 Dollar als absolut angemessen für diese fruchtigen Feldtest.

Der folgende Tag stand ganz im Zeichen diverser Schönheitsreparaturen. Mein Tagesrucksack, ein ultralight Raumwunder von Osprey, den mir eine liebe Freundin kurz vor meiner Abreise ganz überraschend zum Geschenk gemacht hatte und den ich seitdem heiß und innig liebte, hatte bereits, auf Grund der teilweise durchaus strapaziösen Reisetätigkeit, zwei kleine Risse genau dort abbekommen, wo er gerne einmal Kontakt mit diversen Untergründen aufnehmen musste.

Ich wollte keine weiteren Beschädigungen riskieren, also musste eine Wunderwaffe zur Reparatur her. Basti und ich gingen im Ausland nicht nur gerne in Supermärkte, wir zeigten uns auch interessiert an internationalen Baumärkten. In Phnom Penh fanden wir nach einem Streifzug durch diverse Lampenläden und Geschäfte mit Malerbedarf auch einen entsprechenden Dealer für Handwerksbedarf und erkundigten uns beim Verkaufspersonal, ob man hier auch das führte, was bekanntlich die Welt im Inneren Zusammenhält: Gaffa-Tape!

Alles hatte man im Angebot: Malerkrep, Isolierband, Klebeband, Packband… aber kein Gaffa. Irgendwann kamen wir auf die Idee, dass man dieses bewährte Klebematerial im Ausland unter Umständen unter einer anderen Bezeichnung führen könnte, da stießen wir auch endlich auf das Produkt unseres Begehrens. Tatsächlich erinnerte ich mich auch in dem Moment, in dem wir es erspähten, dass man Gaffa auf internationaler Basis nicht Gaffa, sondern DUCT Tape nennt.

Der Preis war übrigens auch ganz international und mit fast 7 Euro pro Rolle sicherlich kein Schnäppchen. Etwas besonders ausgefallenes hatte das Tape allerdings: ein herrliches Muster. Die Grundfarbe war ein heller Grünton und auf dieser Grundierung tummelten sich lustige Comic-Gürkchen, die mit Sprechblaser versehen waren, welche „Dill with it“ verlauten ließen. Wir mussten es haben!

Nicht nur, weil es meinen Rucksack erfolgreich von weiteren Beschädigungen bewahren würde, sondern weil es einfach das sensationellste Gaffa-Tape war, was wir jemals erblickt hatten. Basti und ich teilten und die Kosten und verließen glücklich den Baumarkt.

Der nächste Punkt auf unserer To Do Liste: ein Haarschnitt für Basti. Sein Pony versuchte während der letzten Tage bereits, ein gewisses Eigenleben zu entwickeln und sich in seinem Gesicht auszubreiten, also musste entsprechend Abhilfe geschaffen werden. Nachdem wir einen lokalen Choiffeur ausfindig gemacht hatten und dieser ihm zuerst einen der bekannteren David-Beckham-Schnitte mit längerem Deckhaar schmackhaft machen wollte (er hatte im Hinterzimmer wohl bereits die Extension für willige Kunden bereitliegen), blieb es dann doch bei der bewährten Variante „Hinten-Vorne-Seiten-Kurz und die Kopfhaut soll nicht durchscheinen“.

Danach hatten wir uns einen „Feel-Good-Cafe“ in gleichnamigem Etablissement verdient und verkrümelten uns später auf „unsere“ Dachterrasse in „unserem“ Hostel mit Blick auf „unseren“ Mekong, um den Tag vor unserer Abreise nach Kratie zu beenden.

Phnom Penh ist wirklich eine tolle und beeindruckende Stadt. Allerdings sind das hohe, lärmende Verkehrsaufkommen und die damit einhergehende Luftverschmutzung Dinge, die man weniger vermisst, sobald man ihr den Rücken kehrt.

Also machten wir uns am nächsten Tag in eine Region mit weniger Chancen auf Atemwegserkrankungen auf: Kratie, im Osten Kambodschas.

Und hier erwartete uns – im Gegensatz zum pulsierenden Großstadtleben – ein nahezu eremitisches Dasein zwischen Kühen, Katzenbabies und Gottesanbeterinnen. Aber dazu an anderer Stelle mehr!

Böötchenfahrt mit Hindernissen im wahre Land des Lächelns…

Dienstag, der 28. Februar verlief, nach unserer Inspektion Angkor Wats und einem neuerlichen Ausflug auf die Pub Street Siem Reaps, äußerst beschaulich und stand zudem im Zeichen neuerlichen Aufbruchs, da wir, wie schon so oft zuvor, wieder unsere Backpacks schnürten, um am nächsten Tag nach Battambang aufzubrechen.

Am nächsten Tag standen wir also wieder einmal sehr früh auf und warteten wir vor unserem schönen Guesthouse, was wir wirklich nur ungerne verließen, auf unseren Minibus, der uns zum Bootsanleger Siem Reaps bringen sollte.

Wir hatten uns für die Anreise per Boot entschieden und waren gespannt, wie sich diese gestalten würde. Die Reiseveranstalter halten sich hinsichtlich expliziterer Auskünfte zu den diversen Transportmitteln stets sehr bedeckt. Entweder gibt es ein Speed Boat oder ein normales Boot, Bus ist gleich Bus und Mini Van ist gleich Mini Van – aber es wird einem eigentlich fast immer alles als very VIP angepriesen. So kann man sich eigentlich immer nur auf ein Neues überraschen lassen.

Unser Boot, was wir nach kurzer Fahrt in einem bis unters Dach vollgestopften Mini Bus, erreichten war alles andere als very VIP. Aber es machte einen gemütlichen Eindruck und man konnte im unteren Bereich in Doppelsitzen in Zweierreihe sitzen oder es sich – neben dem gesamten Gepäck – auf dem Dach gemütlich machen. Das Boot war nach allen Seiten offen, Fenster oder ähnlichen Schnickschnack hatte man sich direkt gespart. Die Hartschalensitze lagen in etwa auf gleicher Höhe mit der Wasseroberfläche, was einen schönen und fast „ebenerdigen“ Blick auf das Ufer ermöglichte. Platzkarten gab es keine, also beschlagnahmten Basti und ich direkt einmal jeweils einen Doppelsitz für uns und breiteten uns strategisch aus.

Im Boot waren noch einige Plätze frei, als wir mit riesigem Getöse, was durch den riesigen Dieselmotor im Heck des Bootes verursacht wurde und uns und die Umgebung in eine stinkende, schwarze Wolke hüllte, starteten. Feinstaubfilter ahoi. Ich begann, darüber nachzudenken, wie sinnvoll die Anschaffung eines Mundschutzes – wie ihn fast alle Einheimischen trugen – sein könnte.

Aber bald verflog der Qualm und wir machten uns auf die Reise nach Battambang, die zwischen 6 bis 9 Stunden andauern sollte. Warum diese recht große Zeitspanne zwischen Minimum und Maximum angegeben wird, liegt zum einen am stark variierenden Wasserstand des Mekong. Während der Trockenzeit führt er verständlicherweise viel weniger Wasser, als während der Regenperiode. Einen weiteren Grund werde ich später noch eingehend erläutern.

Der Anleger in Siem Reap ist mit beeindruckenden Stelzenhäusern gesäumt, die teilweise bis zu 10 Meter über dem Wasser thronen. Der Wasserspiegel war auf Grund der Trockenzeit sehr niedrig, was die Häuser wie bizarre Stelzenläufer wirken ließ.

Langsam aber sicher ließen wir die Stadt hinter uns und tuckerten auf dem Mekong dahin. Die Landschaft wurde immer menschenleerer, nur ab und zu lagen kleine Fischerboote in Ufernähe, wo die Fischer ihrem Tagewerk nachgingen. Die Natur zu beiden Seiten wurde immer üppiger und viele weiße Reiher stolzierten im Schilf auf der Suche nach Beute herum. Immer wieder passierten wir riesige Gebilde aus Bambusstangen, die sich als Senken zum Fischfang entpuppten. Sie waren mitten auf dem Fluß verankert und teilweise waren auch kleine Hütten angebaut, die aber weitestgehend unbewohnt schienen.

Ich hatte mich bereits beim Start unserer Fahrt gewundert, wo die Leute hin verschwunden waren, die zuvor alle mit an Bord gekommen waren, aber nun nicht die Sitzreihen neben, vor und hinter uns besetzten. Als Basti vorschlug, ob wir uns nicht einmal auf dem Dach umschauen sollten, löste sich dieses kleine Rätsel auch direkt auf.

Da oben war es mittlerweile ganz schön voll und belagert von sonnenhungrigen Backpackern und dem Gepäck aller Reisenden. Das Dach wölbte sich zu beiden Seiten leicht nach unten und war lediglich mit einer kleine Reling versehen, die etwa eine Handbreit hoch war. Überall lagen Leute oder Rucksäcke herum und man musste konzentriert herumbalancieren, um A: nicht vom Dach in den Mekong zu stürzen oder B: auf irgendetwas oder irgend wen zu treten.

Letzteres misslang mir auf dem Rückweg nach unten, als ich mich entweder für Absturz oder (unbeabsichtigten, aber in der Hitze des Gefechts nicht zu vermeidenden) Fußtritt für eine herumlungernde Touristin entscheiden musste, die sich wirklich außerordentlich dümmlich platziert hatte und die schmale Durchgangsgasse vom Vordereck auf’s Dach komplett mit ihrem ausladenden Allerwertesten blockierte. Ich ignorierte erfolgreich ihr entrüstetes Schnauben und bösen Blicke und war einfach nur froh, dass man mich nicht hatte aus dem Mekong fischen müssen.

Vor meinem wackeligen Rückweg saßen wir etwa eine Stunde auf dem Dach und genossen die Aussicht. Wir passierten schwimmende Dörfer, wo uns immer wieder fröhliche Kinder und Jugendliche zuwinkten und „Hello, Hello“ riefen. Die Dörfer, welche komplett auf dem Wasser lagen, hatten nur in den seltensten Fällen Verbindungen mit dem Festland. Manchmal gab es schmale Stege, die zu Hütten am Rand führten. Ansonsten spielte sich das komplette Leben der Menschen dort auf dem Wasser ab. Leben, schlafen, kochen, spielen, arbeiten, tanzen… immer umgeben von Wasser. Es gab sogar schwimmende Kirchen. Sehr faszinierend und die Menschen wirkten obendrein unheimlich fröhlich und mindestens so interessiert an uns, wie wir an ihnen.

Kambodscha war uns bisher nicht nur durch seine außergewöhnliche Hitze und dementsprechend etwas ausgedörrte Landschaft aufgefallen. Es hat, im Gegensatz zu Thailand, was ja als ursprüngliches Land des Lächelns bekannt ist, etwas unglaublich Schönes zu bieten. Nämlich die freundlichsten, offensten und lebensfrohsten Menschen, die ich jemals zuvor erlebt habe.

Ständig riefen uns Kinder auf der Straße hinterher „Hello, what’s your name“ und wollte uns per High Five abklatschen oder uns mindestens zuwinken. Überall dudelt immer irgendwelche zu laute, zu schräge, zu kreischende Musik und es wird dazu getanzt, wild gehüpft, oder mindestens ebenso schräg gesungen. Auf den Straßen wird gelacht oder man neckt sich und freut sich des Lebens.

Kambodscha ist durch seine bewegte Geschichte und die kriegserschütterte Vergangenheit ein sehr junges Volk. Man sieht kaum ältere Generationen auf den Straßen. Den Lebensmut und die Freude an ihrem Dasein haben diese Menschen aber offensichtlich nicht verloren. Auch, wenn Sie in unseren Augen als arm gelten oder nach unseren Standards ein hartes, sehr einfaches und wenig beneidenswertes Leben führen sind sie in vielerlei Hinsicht doch viel reicher als wir. Man kann nur hoffen, dass sich die Kambodschaner diese Eigenschaften für immer bewahren!

Aber nun zurück auf Böötchen. Wir ließen uns auf dem Dach noch immer die Sonne auf die Bäuche scheinen, als wir von einem Seitenarm des Mekong plötzlich auf scheinbar offenes Gewässer hinausfuhren. Man konnte kein Ufer mehr sehen und zu allen Seiten breitete sich nichts als Wasser aus – bis an den Horizont. Dieses beeindruckende Gewässer war jedoch kein Meer, sondern der Tonle Sap, bzw. Tonle See, größter Binnensee Asiens. Auch hier tauchte plötzlich, wie aus dem Nichts eine schwimmende Kleinstadt – samt Rathaus und Kirche aus.

Langsam aber sicher wurde es mir auf dem Oberdeck zu ungemütlich, denn ich fühlte mich wie die Katze auf dem heißen Blechdach. Ich verkrümelte mich, unbeabsichtigte Fußtritte verteilend, wieder unter Deck. Hier war es wesentlich angenehmer und es wehte sogar eine leichte Brise durch die Sitzreihen.

Nach einiger Zeit auf dem Tonle Sap kehrten wir wieder auf den Mekong zurück und ich versuchte, einen kleinen Powernap einzulegen. Ziel war es hierbei, mit Einnahme einer maximal unbequem wirkenden Position ein maximal gutes Nap-Ergebnis zu erzielen. Ich schnappte mit eine Schwimmweste, legte sie auf die Außenbordwand, um meine Waden etwas zu polstern und hängte einen Fuß nach draußen. Das Bein mit Fuß Nummer Zwei winkelte ich an, um mich damit gegen den Vordersitz zu stabilisieren und nicht zur Seite wegzukippen. Mein Kopf lag jetzt auf dem Platz im Gang und wurde optimal von meinem geliebten Nackenhörnchen gestützt. Ich bin mir sicher, dass dies noch merkwürdiger aussah, als es sich anfühlte, aber es war tatsächlich bequem genug, dass ich tief und fest einschlief.

Geweckt wurde ich dadurch, dass irgendwann dicke, fleischige Wasserpflanzen gegen meinen Außen-Bord-Fuß schlugen, was mich erschrocken veranlasste, den Fuß nach innen zu verlagern. Minuten später fuhren wir so dicht an einer dicken Bambusstande, die zur Fahrbahnmarkierung dienen sollte, vorbei, dass ich vermutlich verdammt weh getan hätte, hätte mein Fuß von draußen herumgebaumelt. Manchmal muss man einfach Glück haben oder im richtigen Moment von Wasserpflanzen geweckt werden.

Der Fluss hatte sich während meines Schläfchens optisch sehr verändert, da überall riesige Inseln von Wasserpflanzen herumtrieben. Diese schienen, je weiter wir uns vorwärts bewegten, immer dichter und höher zu werden. Unser Kapitän hatte durchaus Mühe, einen Weg durch das Gewirr an Pflanzen zu finden, als es plötzlich nach Verbranntem zu stinken begann und die Motorgeräusche immer stockender aus dem hinteren Bootsteil drangen. Der Steuermann kam mit einem Napf von vorne angerannt und schaufelte damit Wasser aus dem Fluss direkt auf den Motor. Dieser dampfe und zischte wie ein Tauchsieder und die beiden Nautiker verschwanden kurzzeitig im Nebel, der durch das verdunstete Wasser vom überhitzten Motor aufstieg.

Da der Kapitän zusammen mit dem Steuermann hinten an der Maschine zu kämpfen hatte, steuerte unser Boot zwar sehr langsam, aber doch führerlos immer tiefer in den Teppich aus Schwimmpflanzen. Irgendwann wurde es dem Motor zu viel und er verabschiedete sich unter lautem Keuchen und Rumpeln komplett. Wir hatten gerade einmal 2,5 Stunden der Tour hinter uns und wir fragten uns, wie es nun weitergehen sollte.

Die Crew war aber offensichtlich auf derartige Vorfälle vorbereitet und begann kurzerhand, den Motor auszubauen und durch einen neuen, der irgendwo hervorgezaubert wurde, zu ersetzen. Das Ganze dauerte etwa eine Stunde, dann war der Kahn wieder flott.

Allerdings nicht ganz so flott wie vorher. Wir waren deutlich langsamer unterwegs und so richtig rund lief der neue Motor nicht. Nach kurzer Fahrt musste die Crew nochmals stoppen, um nachzujustieren.

Erneut setzen wir die Reise fort, doch das Aggregat versagte abermals und da wurde es auch dem Kapitän zu bunt. Er hämmerte auf dem Motorblock herum und fluchte lautstark vor sich hin. Der angeschlagenen Maschine entlockte der so aber doch noch einige Kraftreserven und wir schipperten im Zeitlupentempo zu einem der „Floating Villages“ und machen an einem Hausboot fest. Hier gab es auch einen Shop, wo sich alle mit Essen und Erfrischungen versorgen konnten.

Nach einer Weile legte ein weiteres, vollkommen leeres, Boot an und wir rechneten bereits damit, in dieses Gefährt umgeladen zu werden, als es auch schon wieder ablegte. Trotzdem begann die Crew damit, unser Gepäck von unserem erlahmten Kahn auf den Anleger abzuladen. Wir vermuteten also, dass man uns eine Bus für die Weiterreise nach Battambang zur Verfügung stellen würde.

Ein fahrbarer Untersatz wartetet tatsächlich auf dem Festland auf uns. Allerdings nicht in Gestalt eines Busses für alle Reisenden. Stattdessen standen dort drei Pick ups mit offenen Ladeflächen herum. Die Temperaturen hatten zwischenzeitlich von heiß nach brüllend gewechselt und uns schwante schlimmeres.

Basti roch den Braten und platzierte sich strategisch günstig an der Seitentür der Fahrerkabine neben einem der Pick ups, die immerhin 5 Sitzplätze im Inneren boten und als unser Gepäck verstaut war und der Fahrer den Motor anließ, um die Klimaanlage in Betrieb zu nehmen, hüpften wir einfach hinter den Fahrersitz auf eine 3er Bank und freuten uns wie die kleine Kinder, dass wir einen halbwegs erträglichen und zudem klimatisierten Platz gefunden hatten, statt, wie ein Großteil der Anderen, hinten auf den Pick ups sitzen zu müssen.

Nachdem sich noch zwei weitere Passagiere nebst Fahrer zu uns gesellt hatten ging die Fahrt los. Und was für eine Fahrt das werden sollte… Uns standen 2 Stunden Rüttelplattenfeeling auf einer Straße, die ihren Namen nicht verdiente, bevor. Die Straße war nichts als ein staubiger, rumpeliger, ausgewaschener Dreckpfad, der durch ausgedörrte Landschaft führte.

Unser Fahrer war ein absolutes Genie, der sein Gefährt inkl. touristischer Zuladung trotz der herausfordernden Bedingungen perfekt beherrschte. Der vor uns fahrende Pick up nahm so ziemlich jeden tiefer hängenden Ast und jedes struppige Gebüsch so mit, dass die Leute auf der Ladefläche auch ziemlich viel davon hatten. Unser Fahrer schaffte es, die hinten Mitreisenden vor fast jeder Astpeitsche zu bewahren. Nach einiger Zeit hatte sich der Pick up vor uns auch schon fest gefahren. Alle mussten abspringen, nur wir Luxusreisenden im Inneren der Fahrzeuge durften sitzen bleiben und bestaunen, wie unser Fahrer den vorauseilenden Dilettanten galant mit einem Seil, so dünn wie Zahnseide, Rückwärts aus dem Dreck bugsierte. Das Spielchen machte er noch zwei Mal mit anderen liegen gebliebenen Fahrzeugen und wir klatschten jedes Mal begeistert Beifall.

Als nettes Detail amüsierten wir uns übrigens darüber, dass sein Pick up zwar eine absolute Schrottlaube zu sein schien, sein Besitzer sich aber ganz stilbewusst einen Louis Vuitton Lenkradüberzug geleistet hatte. Dass es sich hierbei um einen Fake handelte, lag nahe, denn ich bin mir sicher, dass es in der Produktpalette des französischen Luxuswarenproduzenten keine Lenkradüberzüge gibt. Es sei denn sie sind Custom made und unser Fahrer sah nicht danach aus, als würde er für derartiges sein Geld zum Fenster hinauswerfen.

Rein fahrerisch war die Tour ein Vergnügen, rückentechnisch für mich die absolute Katastrophe. Obwohl wir wirklich die besten Plätze ergattert hatten, konnte ich schon nach einer viertel Stunde vor Schmerzen kaum noch sitzen und hing wir ein gebeuteltes Fragezeichen auf meiner Bank. Nach 1,5 Stunden legten wir eine Pause ein, in der ich wieder halbwegs gerade biegen konnte.

Der Anblick der anderen Reisenden, die von der Ladefläche krauchten, ließ mich allerdings sofort jeden Schmerz vergessen und in froher und dankbarer Demut verteilte ich mitleidsvolle Blicke. Die Ärmsten waren von oben bis unten mit Staub überzogen. Die wenigen staubfreien Flächen waren teilweise heftig von der Sonne verbrannt oder mit ordentlichen Kratzern überzogen. Trotzdem war die Laune nicht die schlechteste und der letzte Teil der Reise wurde nach der Rast ohne Murren und Knurren angetreten.

Nach weiteren 30 Minuten – und insgesamt moderaten 7 Stunden – erreichten wir endlich den Busbahnhof von Battambang und hier wartete – wie wir fast schon befürchtet hatten – wieder einmal eine Horde wild gewordener TukTuk Fahrer auf uns.

Wir konnten kaum den Pick up verlassen, so sehr bedrängten und die Taxifahrer. Wir kämpften uns zur Ladefläche des Pick ups durch und bevor ich meinen Rucksack herunter hieven und vom Staub befreien konnte, hatte ihn sich schon ein Fahrer zu seinem TukTuk entführen. Die ereignisreiche Anreise hatte uns allerdings so geschlaucht, dass sich die Gegenwehr in Grenzen hielt und wir dem Rucksack-Entführer den Zuschlag gaben. Witziger Weise mussten wir für die Fahrt noch nicht einmal etwas bezahlen, da er auch offiziell für unser Hotel in Battambang arbeitete. Dafür wollte er uns aber direkt eine Tour für den nächsten Tag aufschwatzen. Als wir unser Hotel erreicht hatten, ließen wir ihn ohne weiteren ermüdenden Kommentar einfach stehen und schlichen zur Rezeption.

Das Personal empfing uns freundlich, aber geschüttelt von Hustenanfällen. „Hand vorm Mund“ ist in Asien nicht gebräuchlich, also gingen wir etwas auf Abstand, um am nächsten Tag nicht mit dem gleichen Keuchhusten aufzuwachen. Eine weniger erregerbefallene Angestellte führte uns auf unser Zimmer, welches wir für ok befanden und uns einzugswillig zeigten.

Die Gute hatte noch einen wertvollen Tipp für uns und ermahnte uns, unsere T-Shirts unter keinen Umständen unter dem Ventilator auszuziehen, der sich über unseren Köpfen auf höchster Stufe drehte. Es würde mindestens den Verlust unserer Hände bedeuten! Wir schauten erst uns fragend an und dann Sie und wollten wissen, was der Ventilator des Grauens für Stunts beherrschte, denn das Gerät befand sich in 3 Meter Höhe unter der Decke und keiner von uns beiden ist über 2 Meter groß.

Sie kläre uns dann auf, dass die Deckenhöhe in der 3. Etage viiiiel niedriger sei als in der 2. Etage – auf der wir uns befanden. Somit war diese Information für uns zwar erschreckend, aber ebenso nutzlos wie irrelevant. Danke trotzdem und Safety first.

Als sie das Zimmer verlassen hatte, entdeckte ich, dass dieses eigentlich bereits belegt war. Und zwar mit einer riesigen Kakerlake, die allerdings offensichtlich auf dem letzten Loch pfiff. Sie lag auf dem Rücken und zuckte nur noch schlapp mit einem ihrer Hinterbeinchen.

Wir zwangen sie umgehend zum Auszug, indem wir sie mit einem Flipflop in den Hotelflur schnippten (Wo sie für die nächsten 2 Tage vor sich hinschimmelte – das Hotelpersonal zeigte sich davon ausnahmslos unbeeindruckt, wie unser Feldtest ergab. Wir entsorgten sie später selbst großmütig per Luftbestattung über den Balkon).

Das Zimmer gehörte nun offiziell uns! Wir machten uns noch auf die Suche nach etwas Essbarem und besorgten uns auf dem Rückweg eine Flasche koreanischen Reiswein, der uns im Supermarktregal angelacht hatte. Z

Zurück im Hotel ließen wir uns den Schlummertrunk schmecken und guckten dabei Americas Next Top Model, da unser Hotelzimmer über den Luxus eines Fernsehers mit Empfang diverser englischsprachiger TV-Kanäle verfügte und freuten uns darauf, am nächsten Tag Battambang und Umgebung richtig kennen zu lernen…

Indira Jones und der Tempel der Flashlights

Am Montag, 27.02.2017 schrillten unsere Wecker ganz besonders früh. 4:00 Uhr morgens, um genau zu sein.

Der Grund für diese senile Bettflucht lag begründet in dem Wunsch, dem Sonnenaufgang über Angkor Wat beizuwohnen.

Überraschend fit erhob ich mich von meinem gemütlichen Nachtlager und wir machten uns für den Abmarsch fertig. Um 4:30 standen wir, leicht fröstelnd, denn Morgenstund hat nicht nur Gold im Mund sondern auch in Kambodscha recht frische Temperaturen im Gepäck, vor unserem Hotel und warteten auf unseren Fahrer. Im Gegensatz zu uns überpünktlichen Deutschen ließ der sich aber etwas mehr Zeit mit seiner Ankunft und traf eine akademische Verspätungs-Viertelstunde später ein.

Mit enterten sein TukTuk, was eher einem Jahrmarkts-Karussell-Kähnen ähnelte, und fuhren los. Ich schlang mir nach wenigen Metern meinen Multifunktions-Sarong um die Schultern, um einer sich weiter ausdehnenden Gänsehaut vorzubeugen und war wieder einmal sehr glücklich über diesen Erwerb auf Koh Phagnan. Zum ersten Mal seit Wochen fror ich amtlich.

Auf der Landstraße reihten wir uns in eine schier endlose Karawane an TukTuks ein, die offensichtlich alle das gleiche Ziel hatten. Nach einem Kreisverkehr kamen uns aber plötzlich ebenso viele TukTuks auch wieder entgegen und wir befürchteten schon fast, einem betrügerischen Tour Anbieter aufgesessen zu sein, der uns an irgendeinem B-Tempel abwerfen würde, als wir an einem Gebäudekomplex ankamen, der sich als Ticketschalter für den Eintrittskartenerwerb nach Angkor Wat entpuppte.

Der Fahrer wartete vor dem Eingang auf uns, während wir uns in die noch relativ kurze Schlange vor den Schaltern einreihten. Es war Punkt 5 Uhr morgens und der Betrieb war gerade aufgenommen worden. Es stand eine immense Anzahl an Schaltern zur Verfügung – man war hier also auf Ansturm vorbereitet. Der Eintrittspreis betrug 36 Dollar für ein Tagesticket. Ein ordentlicher Batzen, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Preise am 01. Februar 2017 von 20 auf 36 Dollar hochgeschraubt wurden.

Wir hofften, dass der Großteil unseres touristischen Investments auch tatsächlich für die Instandhaltung dieser einzigartigen Bauwerke aufgewendet wird und zahlten. Dann mussten wir verschlafen in eine Webcam blinzeln, die ein Foto von uns schoss, was sich Sekunden später auf unseren persönlichen Tickets wiederfand.

Ich mag solche Fotos nicht, ich sehe darauf immer aus, als hätte mich Scottland Yard zur internationalen Fahndung ausgeschrieben. Aber egal… ich musste es ja lediglich diversen kambodschanische Kontrollposten vorzeigen und nicht zu meinem neuen Facebook-Profilfoto machen.

Die Tickets in der Tasche, wandten wir uns wieder gen Ausgang und mir stieg Kaffeeduft in die Nase. Basti beschwichtigte mich jedoch, dass es in Angkor Wat genug Möglichkeiten gäbe einen Kaffee zu bekommen, also gebot ich meinem Verlangen Einhalt und wir gingen nach draußen. Wir suchten unseren Fahrer und fuhren die Strecke, die wir soeben gekommen waren, bis zu besagtem Kreisverkehr wieder zurück und bogen schließlich – wie das Hinweisschilder verhieß – nach Angkor ab.

Die Zahl der TukTuks nahm weiterhin konstant zu – hier hatte man kaum eine Chance, sich zu verfahren. Die knatternden Gefährte hatten alle ein gemeinsames Ziel. Dies gab mir auch langsam einen entsprechenden Vorgeschmack auf die Situation vor Ort. Am Ziel unserer ersten Station angekommen, bestand ich auf Kaffee!

Die Budenbetreiber waren bereits in geschäftstüchtiger Stimmung und von allen Seiten wurden wir förmlich zusammen geschrien, dass wir doch bitte irgendetwas konsumieren sollten. „Coffee, Breakfast, Pancake, Bananaaaaaa – Come here, good food, cheap cheap, where are you from, trallalalaaa“. Meine Ohren pulsierten. Selbst zu späterer Stunden wäre dies schwer zu verkraften gewesen, um 05:30 Uhr war es für mich der Supergau der Reizüberflutung. Irgendwie schaffen wir es, uns einen Kaffee zu organisieren und ich freute mich, endlich aus diesem Händlertumult zu entfliehen und nippte glücklich an meinem Kaffee.

Den Bruchteil einer Sekunde später hätte ich ihn fast wieder ausgespuckt. Dieser Kaffee war der fieseste, den ich jemals in meinem ganzen bisherigen Leben zu mir genommen hatte. Darauf war ich nicht vorbereitet und meine Laune sank sofort auf den Normal Null, denn den investierten Dollar war das Gebräu keinesfalls wert. Er schmeckte im ersten Moment für mich, als hätte man anstelle eines Kaffeefilters das Haarnetz eines Fischbrötchenverkäufers benutzt. Außerdem war er so süß, dass einem beim Trinken fast die Zähne quietschten.

Einige angewiderte Gesichtsgrimassen später schaffte ich es, mir einzureden, dass das Zeug irgendwie nach Kakao schmeckte (den ich durchaus auch mit Inbrunst verabscheue), was das schwarze Elend für mich aber doch halbwegs trinkbar machte. Und die nächste „Enttäuschung“ wartete auch bereits in Reichweite. Alle Bilder, die ich bisher von Angkor Wat gesehen hatte, strahlten Ruhe und Besinnlichkeit aus. Und Leere…

Von den Heerscharen an Touristen, die sich gleich vor dem linksseitigen See vor der beeindruckenden Kulisse Angkor Wats tummeln würden, war da natürlich nichts zu sehen. So viele Selfie Sticks auf einen Haufen hatten wir noch nie zuvor in Action erlebt. Überall wurde damit im Himmel herumgestochert und es wirkte fast so, als würden die Besitzer am anderen Ende damit Gefechte um den besten Standplatz durchführen. Kleine Display schwebten über allen Köpfen und warteten auf den großen Moment und das Beste Motiv. Vor dem See herrschte ein Gedränge und Geschiebe, als würde in wenigen Minuten Angelina Jolie hinter Angkor Wat aufsteigen und die Sonne persönlich anknipsen. Quasi eine Art Oskar-Verleihung der Sonnenaufgänge.

Wir verkrümelten uns an den See auf der rechten Seite, wo es um einiges ruhiger zuging. Die meisten Touristen bleiben am ersten See kleben, da der daneben liegende nicht unmittelbar zu sehen ist. Das Fotomotiv ist jedoch genauso schön und man läuft nicht Gefahr, das Handy eines ungeübten Selfie-Stick Halters über den Kopf gezogen zu bekommen.

Die Wetterverhältnisse spielten einigermaßen mit und wir wohnten – so andächtig, wie es der Rummel zuließ – dem Spektakel bei. Auch wenn es ein wenig wie die Hölle des Massentourismus erscheinen mag, man muss es einfach gesehen haben. Der Augenblick, wenn die Sonne sich langsam hinter den Tempeln-Türmen Angkor Wats hervorschiebt und den Himmel immer weiter erklimmt ist einfach wunderschön; fast magisch. Scheuklappen zur partiellen Ausblendung Mitbestaunender hätten das Erlebnis noch etwas mehr abgerundet, aber für diese Exklusivität hatten wir nicht das entsprechende Reisebudget. Wir blieben lange vor dem Tempel sitzen und konnten uns erst losreißen, als sich unsere Mägen meldeten und nach Frühstück verlangten.

Wir mussten also zurück zu den Markschreiern. Ich war nach wie vor nicht bereit, mich diesem erneuten Zusammentreffen zu stellen. Aber wer essen will, muss Nervenstärke beweisen – zumindest an diesem beschaulichen (hüstel) Ort. Nachdem wir wieder minutenlang von diversen Anbietern freundlich angeschrien wurden, gaben wir den weniger ohrenbetäubenden Offerten von „Lady Gaga“ nach.

Die Frühstücksbuden vor Angkor Wat haben aus unerfindlichen Gründen alle sehr ausgefallene Namen, wie „James Bond“, „Mickey Mouse“, oder „Harry Potter“, usw. Lady Gaga servierte uns in Nullkommanichts einen wirklich phantastischen Pancake und da ich nicht noch einmal so einen Elendskaffee zu mir nehmen wollte, gab es zum runterspülen direkt mal – es ist ja schließlich Urlaub – ein kühles Dosen-Angkor. Um 08:37 Uhr hatte ich seit meinen etwas länger zurückliegenden Festival-Zeiten kein Bier mehr getrunken, aber nach dem schönen Sonnenaufgang und der langsam und sehr sicher heraufkriechenden Hitze hielten wir dies für überaus angemessen ;o)

Nach dem Frühstück nahmen wir den Haupttempel Angkors, das sich insgesamt auf einer Fläche von 200 qkm erstreckt, genauer unter die Lupe und begutachteten während der folgenden zwei Stunden nahezu jeden Stein, jedes Relief und jedes Eckchen dieses wahnsinnig beeindruckenden und zudem auch weltgrößten sakralen Bauwerkes des Khmer Königreiches aus dem 12 Jahrhundert.

Die Hitze nahm währenddessen immer weiter zu, was aber wenigstens zur Folge hatte, dass mein Rucksack leichter wurde, da ich permanent aus der mitgebrachten 1,5 Liter Wasserflasche nuckelte.

Da wir mit unserem Fahrer eine Zeit und einen Treffpunkt für die Fahrt zu nächsten Station vereinbar hatten, mussten wir uns irgendwann von Angkor Wat verabschieden.

Der nächste Tempel, den wir ansteuerten war der Angkor Thom mit dem Bayon – dem Staatstempel des Angkor Thom – der vor allem für seine meterhohen Türme bekannt ist, in die buddhistisch anmutende Gesichter gemeißelt sind.

Mittlerweile war es so heiß, dass ich meinen Panamahut, der durch seinen bisherigen Aufenthalt in meinem Rucksack aussah, als habe er schon gut sechs Monate Weltreise hinter sich, aus dem Daypack-Gefängnis befreite und mir nach einigen Entknautschungs-Bemühungen auf die bereits glühende Rübe zog. Am Tempel herrschte Jahrmarktstimmung; nicht zuletzt auch wegen der Elefanten, die gemütlich ihre Runden durch den nahegelegenen Dschungel zogen, während sie entzückte bis entrückte Touristen auf ihren breiten Rücken balancierten.

Direkt am Bayon befand sich der Elefantenparkplatz, wo die wilden Reiter über eine kleines Plateau – was von weitem wie eine Bademeistertürmchen wirkte – auf- und absteigen sowie die grauen Riesen gegen einen gewissen zusätzlichen Obolus auch füttern durften. Ich fragte mich, ob sich Elefanten ähnlich wie Hund verhielten und so lange alles in sich hineinstopften, was man ihnen vor die gierigen Rüssel hielt, bis sie platzen. Wir machten, mit einer gewissen Abscheu, einen großen Bogen um diese „Attraktion“.

Der Bayon ist, im direkten Vergleich zu Angkor Wat, ein nicht minder beeindruckendes Bauwerk und besticht zudem durch eine imponierende Anzahl zu erklimmender, steiler Stufen, wenn man die Aussicht von ganz oben genießen möchte. Wir wollten uns hier keinesfalls in Zurückhaltung üben, denn vor und hinter uns krauchten chinesische Touristinnen in unpassendem Absatz-Schuhwerk und engen Kleidchen, behangen mit unzähligen Tüchern und geschmückt mit riesigen Sonnenbrillen die Treppen hinauf und herab. Einige von ihnen sahen aus, als stünde ihnen der 80ste Geburtstag kurz bevor, also fühlten wir uns genötigt, möglichst frisch und unbeeindruckt – zwei Treppenstufen auf einmal nehmend – an ihnen vorbei zu hechten. Dies wurde mir, kaum oben angekommen, mit einem Schwitzanfall sintflutartigen Ausmaßes quittiert und ich beschloss, meinen jugendlichen Ehrgeiz auf Grund der Wetterverhältnisse auf eine kreislauf-kompatibleres Maß herunterzuschrauben.

Dem Bayon winkten wir nach etwa 40 Minuten Good bye und machten uns auf die Suche nach unserem Fahrer. Der hatte es sich zwischenzeitlich im Tuktuk in einer Hängematte gemütlich gemacht, die er an die Gestänge zwischen den Sitzplätzen gespannt hatte. Harter Job – alles in Allem ;o)

Wir düsten also weiter, legten einen mittlerweile dringend benötigten Toilettenstopp ein und nahmen die Fahrt wieder auf. Plötzlich kamen uns motorisierte Polizisten entgegen und tippten sich mehrfach – mit gezieltem Blick auf unseren Fahrer – an die Brust. Unser Fahrer wirkte plötzlich etwas nervös und uns fiel auf, dass alle anderen TukTuk-Fahrer – im Gegensatz zu dem unsrigen – braune Westen trugen. Die wurden interessanterweise nicht von den Polizisten „angesprochen“. Unsere Fahrt verlangsamte sich und schließlich kamen wir auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Der Grund unseres Stopps wurde uns von unserem Driver folgendermaßen erklärt: Weiter vorne befand sich wohl ein Kontrollpunkt der Polizei. Dieser Kontrollpunkt konnte nur gegen Zahlung einer gewissen Summe passiert werden. Also müssten wir warten, bis der Kontrollpunkt aufgelöst würde – dann dürften auch wir durch. Das Ganze sollte etwa 2 Stunden dauern. Wir waren, gelinde gesagt, entsetzt. Unser Fahrer war offensichtlich kein „Offizieller“, da er sich nicht in Besitz einer braunen Weste befand. Er fragte uns auch nicht, ob wir uns an den zusätzlichen finanziellen Aufwendungen beteiligen wollten, was uns nur noch mehr verwirrte. Er schlug uns also vor, uns zu einem anderen großartigen Tempel zu bringen, wo wir uns weitere 2 Stunden tummeln dürften.

Nach „tummeln“ war uns aber zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr zu Mute, da sich bereits eine gewisse „Gesteinsmüdigkeit“ bei uns eingestellt hatte. Wir verhandelten ihn auf 60 Minuten herunter, fuhren ein Stück des Weges zurück und er ließ und an einem Kreisverkehr aussteigen.

Die Anzahl der Kreisverkehre in Kambodscha ist bemerkenswert. Vermutlich hatten hier die Franzosen ihre verkehrsregulatorischen Finger im Spiel. Dies aber nur am Rande. Der Name des Tempels, zu dem wir uns dann schleppten, ist mit mittlerweile entfallen, denn er war nicht wirklich großartig. Groß ja, großartig eher weniger.

Wir suchten also – nach einer kurzen Begehung – ein schattiges Plätzchen. Dies fanden wir auf einem Haufen spitzer Steine unter Bäumen am Wegesrand. Zuerst saßen wir nur ölend und frustriert herum, bis sich einige Touristen in unsere Ecke verirrten, die wir interessiert beobachten konnten.

Die herumschlurfenden Besichtigenden wirkten mindestens so frisch wie altbackenes Toastbrot. Auch ihren Gesichtern waren die Strapazen des Tages bereits deutlich anzusehen. Immerhin war es bereits 12:30 Uhr und wir – wenn nicht auch sie – waren schon seit gut 8 Stunden auf den Beinen.

Die Temperaturen lagen bei gemütlichen 40 Grad im Schatten und mein Hut versuchte, sich dauerhaft mit meiner Kopfhaut zu verbinden. Trotzdem amüsierte uns unser steinerner Gaffer-Ausguck herausragend und mobilisierte schließlich unsere Kraftreserven derart, dass wir uns weiterbewegen konnten.

Wir erreichten eine Ansammlung von Restaurants und fanden es großartig, nicht durch Geschrei und Gezeter zu einem Besuch animiert zu werden. Wir suchten uns ein Plätzchen in der Mitte der Fressmeile und bestellten uns frische Frühlingsrollen und das obligatorische begleitende Angkor.

Zwischenzeitlich waren fast 2 Stunden vergangen und wir machten uns – ohne jegliches schlechtes Gewissen – auf die Suche nach unserem Fahrer, der uns bereits erwartete, uns aber auf Grund der Verspätung nicht böse war. Mehr Hängemattenzeit für ihn und wir waren auch wieder etwas fitter.

Wir nahmen also die letzte Station unseres Ausfluges in Angriff – den Ta Prom. Dieser Tempel – Schauplatz für den Film „Lara Croft Tomb Raider“ mit Angelina Jolie, die während der Dreharbeiten ihre Liebe zu Kambodscha entdeckte – nimmt im Reigen der Tempelanlagen Angkor Wats einen besonderen Stellenwert ein, da man sich entschloss, ihn in dem Zustand zu belassen, in dem man ihn vorfand.

Die Vegetation und die herabgefallenen Mauersteine wurden nur so weit entfernt und gesichert, dass es Besuchern möglich ist, die Anlage zu begehen. Besonders eindrucksvoll sind die Würgefeigen (Ficus virens) und die noch größeren Terameles nudiflora, deren Wurzeln ganze Gebäude überwachsen.

Mein Panamahut und ich waren in der sengenden Dauerhitze mittlerweile zu einer Einheit verschmolzen, was wohl auch bewirkte, dass ich mich mich mehr und mehr wie die kleine Schwester von Indiana Jones zu fühlen begann.

Indira Jones – aka Macpeg – kletterte über Wurzeln, schlich gebückt durch halb verfallenen Gänge, zwängte sich durch steinerne Durchgänge und rechnete hinter jeder Ecke mit riesigen rollenden Steinen oder Falltüren, die mit einem falschen Schritt ausgelöst werden und eine Grube mit nadel-spitzen Pfählen auftun konnten. Aber nichts dergleichen passierte. Vermutlich stand ich einfach nur kurz vor einem Hitzschlag.

Nach gut einer Stunde ließ unser Entdecker-Enthusiasmus auch deutlich nach und wir machten uns auf den Rückweg zu unserem Fahrer. Hätten wir den Tempel bis zum Ende durchschritten, wären wir übrigens in etwa 2 Kilometer Entfernung zum Haupteingang – an dem unser Fahrer wartete – herausgekommen. Diese Information hatte uns unser Hängemattenexperte aber natürlich vorenthalten.

Auf Nachfrage, wo sich denn der Ausgang befände, klärte man uns aber auf und so quetschten wir uns an den anderen Besuchern vorbei zurück auf dem Weg, den wir gekommen waren, um einen längeren, hitzigen Fußmarsch zurück zum Treffpunkt zu umgehen.

Um 14:30 Uhr lieferte uns unser Fahrer wieder in unserem Guesthouse ab. Während der Rückfahrt hatten wir unsere Augen bereits nur mit großer Mühe offen halten können und waren nun bereit für einen längeren Powernap. Was für ein Tag!

Irgendwie schafften wir es aber doch, uns abends noch einmal aufzuraffen und uns auf die Pubstreet zu begeben. Dort war es mindestens 48x mal so laut und schrill wie noch am Morgen auf der Frühstücksmeile vor Angkor Wat. Die Bars und Pubs versuchten sich gegenseitig mit Kirmestechno zu übertönen. Dazwischen tummelten sich umgebaute TukTuks, die mit lautester Musik und noch viel bunteren Cocktails nach Kundschaft suchten. Die unzähligen Straßenhändler boten hochinteressante Snacks in Form von Schlangen und Skorpionen am Spieß an. Andere hatten Käfer, Grillen und Taranteln zu riesigen Haufen auf ihren mobilen Snack-Wagen aufgetürmt.

Siam Ream Madness at Night!

Wir hielten das Getümmel noch bis etwa 01:00 Uhr nachts aus und machten uns glücklich und ein wenig gesteinigt auf den Heimweg. Uns stand ein sehr, sehr ruhiger nächster Tag bevor…

Von „Heiß“ nach „Heißer“

Am 24.02.2017 nahmen wir ein letztes, leckeres Pancake Frühstück bei La ein. Während wir aßen, plumpste ein Blatt vom Baum, streifte meine Schulter und landete neben meinem Teller. Wenn ich sage plumpste, dann ist das wirklich korrekt, denn es war sehr schwer für ein halb abgestorbenes Blatt und zudem am oberen und unteren Ende merkwürdig gekrümmt und zusammengerollt.

Ich begutachtete das Blatt, was bei näherer Betrachtung wie eine Papierböötchen aussah, etwas genauer und drehte es herum. Aus dem unteren Teil quollen blitzartig hellrote, relativ große Ameisen hervor und gingen angesichts des Absturzes und meiner Störung sofort in Angriffshaltung indem sie sich auf Ihre 4 Hinterbeine stellten und mit den vorderen Beinen und den Antennen an Ihren Köpfchen wild und drohend in der Luft herumruderten.

Angezogen von unseren Schreckensschreien eilte La herbei und bugsierte das Blatt amüsiert in den nächsten Blumenkübel. Wir versuchten, die letzten auf dem Tisch verbliebenen Ameisen aus der Reichweite unseres Frühstücks zu entfernen, was uns gelang, ohne angepinkelt oder gebissen zu werden, aßen dann weiter und verabschiedeten uns anschließend von La, um unsere Schlafplätze im The Sanctuary zu räumen und auszuchecken.

Gegen 11:00 Uhr verließen wir das Epizentrum transzendentaler Selbstfindung mit den dürren Hipster Hippies und ließen uns entspannt und bei sanfter Briese zurück in die Realität an den Haad Rien schippern.

Wir checkten dort für weiter zwei Nächte im altbekannte und gewährten Shenanigans ein und wurden von Mayzaw, einer quirligen Burmesin, die dort an der Bar arbeitet, überschwänglich zurück begrüßt und sofort zum Bier am Pool genötigt.

Den weiteren Tag verbrachten wir in Haad Rien bei einer ausgedehnten Shoppintour. Abends trafen wir alte Bekannten von unserem vorherigen Aufenthalt gesammelt an der Poolbar und lernten auch einige neue Reisende kennen.

Zu späterer Stunde zog ein größeres Trüppchen aus Kanadiern, Neuseeländern und Amerikanern unter deutscher Beteiligung (meiner Wenigkeit) an den Strand, um zu quatschen, abwechselnd Musik auf einem wokähnlichen Instrument (dessen Namen ich bedauerlicherweise vergessen habe, dem ich aber nach einigen Anfangsschwierigkeiten sogar halbwegs harmonische Töne entlocken konnte) zu machen und das eine und andere Bierchen zu trinken. Ich genoss den entspannten Abend sehr, denn im Gegensatz zum The Sanctuary schien man sich hier durchaus wieder füreinander als nur für sich selbst zu interessieren und wir saßen ziemlich lange und freucht-fröhlich zusammen.

Für den nächsten Tag hatten Basti und ich uns, nach längerer Abstinenz, wieder einmal eine Rollertour vorgenommen. Obwohl in jeglichen Reiseführern ausdrücklich davor gewarnt wird, sich auf Grund der schlechten und zudem sehr kurvig und steil verlaufenden Straßen Koh Phagnans, als ungeübter Fahrer auf einen Roller zu schwingen, wagten wir es erneut. Wir wussten um den Zustand der Straßen und dieser kann wirklich nur als erbärmlich beschrieben werden. Der Vorteil ist allerdings, dass fast (…Bekloppte agieren im Straßenverkehr auf globaler Basis) alle Verkehrsteilnehmer recht vorsichtig und mit geringer Geschwindigkeit unterwegs sind.

Bisher war die Anmietung eines Rollers für uns sehr entspannt abgelaufen. Wir mussten keine Verträge unterschreiben, keine Pässe oder Kautionen hinterlegen und durften – wie auf Koh Lanta – sogar mit den Familienerbstücken durch die Gegend cruisen. Hier tickten die Uhren anders und nach einigem Zögern und verunsichertem Hin- und Herüberlegen, verpflichteten wir uns schließlich vertraglich, dass, wenn wir dem Roller auch nur ein einziges Haar in Form eines Kratzerchens krümmen würden, das jeweilige Teil komplett zu ersetzen. Erwähnt sei hierzu noch, dass fast jedes Teil des Rollers, bei etwaiger Beschädigung, in etwa mit dem Wert eines Kleinwagens der unteren Preisklasse beziffert war. Aber wir wollten die Insel mit einem größeren Radius erkunden und bissen schließlich in den sauren Knebelvertrags-Apfel.

Vom Manager des Shenanigans hatten wir uns noch einige Ausflugstipps geben lassen und die Information, dass es in einer bestimmten Richtung eine sehr gut ausgebaute vierspurige Straße geben sollte, auf der man bequem einige dieser Ziele erreichen könne.

Zunächst aber gestalten sich die Fahrbahnverhältnisse mehr als abenteuerlich. Die schmale Straße, die zu beiden Seiten großzügig mit Abschnitten voller Schotter und Sand versehen war, wand sich in Schlangenlinien an der Küste entlang. Teilweise ging es so steil bergauf, dass man meinte, nach hinten umzukippen oder – gefolgt von der nächsten Abwärtsetappe – nach vorne über den Lenker zu fallen.

Wir tuckerten also mit äußerster Vorsicht und unfähig, die Landschaft zu genießen, dahin. Unsere Hände waren schweißnass, was nicht nur Folge der Mittagshitze war, in der wir uns bewegten und drohten immer wieder vom Gasgriff abzurutschen. Nachdem wir von der Hauptstraße abgebogen waren, um zu einem Wasserfall zu gelangen, wurde es noch wackeliger. Schlaglöcher, so groß wie Bombentrichter, mussten umfahren werden und die Piste war mehr Schotterstrecke als alles andere. Nach einem weiteren wackeligen Abbiegemanöver gelangten wir endlich auf die beschriebene vierspurige Straße und konnten uns auf Grund des perfekt geteerten Untergrundes etwas mehr entspannen.

Auf einer Anhöhe legten wir einen Stopp ein. Uns knurrte bereits seit unserem Start ordentlich der Magen knurrte, da wir noch nicht gefrühstückt hatten. Das kleine Café, was wir so zufällig entdeckt hatten, war eine wahre Oase der Entspannung. Überall waren hübsche, balinesisch anmutende Skulpturen in einer kleinen, wunderschönen Gartenanlage verteilt. Die überdachte Terrasse spendete Schatten und bot einen spektakulären Ausblick auf den üppigen Dschungel und wild bewachsene Hügel. Aus den Boxen dudelte leise Chillout-Musik. Lediglich zwei Schweizer störten kurzzeitig die friedliche Szenerie, da sie sich neben uns ausgiebig über Roller- und Motorradunfälle und daraus resultierenden Verletzungen austauschten. Also genau jenes Gesprächsthema, dem wir aktuell mit Sicherheit nicht folgen wollten. Nachdem sie sich eine Zeit lang offenbar mit Horrorberichten gegenseitig zu übertrumpen versuchten, verabschiedeten sich sich aber dankbarerweise bald und wir hatten das Cafe quasi für uns.

Unsere Überraschung kannte keine Grenzen, als uns die beiden bestellten Sandwiches – zusammen mit einem äußerst leckeren und selbstgebrühten Kaffee – kredenzt wurden. Das Baguette war herrlich frisch und knusprig und im Inneren gefüllt mit krossem Speck, einem himmlischen Gouda, Tomaten, kleinen Gewürzgurken und einer… Achtung, Trommelwirbel… SENFREMOULADE! Als wir hinein bissen und genüsslich vor uns hin schmatzten wurde mir bewusst, dass ich „westliches“ Essen wohl doch etwas vermisste. Zumindest mehr, als ich vorher überhaupt angenommen hatte.

Nachdem wir aufgegessen hatten, genossen wir noch etwas die herrliche Szenerie, verabschiedeten uns von den netten Besitzern (einer Thailänderin und einem Schweizer – was die sensationelle Machart des Sandwiches und den herrlichen Käse erklärte) und brausten – um 100 Prozent entspannter – auf unseren Rollern auf und davon.

Wenig später gelangten wir zu dem Wasserfall, den wir ansteuern wollten und fanden ein kleines Paradies. Nachdem wir einige Meter durch den dichten Dschungel gegangen waren, öffnete sich vor uns eine kleine Schneise im Dickicht.

Der Wasserfall – an dessen unterem Ausläufer wir angelangt waren – stürzte in einen kleinen See, der eher an ein kleines Bassin erinnerte. Darunter schlossen sich abfallend weitere kleine Bassins an. Wir hängten unsere Beine ins Wasser und kühlten uns ab. Es waren nur wenige eine Handvoll anderer Leute hier und so blieben wir eine ganze Weile in herrlicher Natur, umflattert von Schmetterlingen, in angenehmer Ruhe und mit wassergekühlten Beinen sitzen.

Der nächste Stopp unserer Tour über Koh Phagnan sollte ein kleiner privater Beach sein. Dieser war zwar an einen Hotelkomplex angeschlossen, aber Zugang hatte jeder, der sich vorher beim „Schrankenwart“ in eine entsprechende Liste eintrug.

Der Strand war wirklich ein kleines Juwel. Nicht überlaufen, gesäumt mit riesigen Palmen und bewachsenen Felsabhängen. Der Sand war zwar relativ grobkörnig, fast kieselartig, doch das störte uns kaum. Vom Stand aus ging es sehr schnell tief in’s Wasser, was perfekt zum Schwimmen war. Die benachbarte Strandbar bot von der Kokosnuss bis zum Eiskaffee über Snacks und Eis alles, was einen schönen Tag am Strand rund macht.

Die Rückfahrt blieb – auch weil wir uns die anfängliche Schotterpiste unserer vermeintlichen Abkürzung sparten – Vorfalls- und Unfallfrei und wir waren heilfroh, unsere Roller wieder im Ursprungszustand abgeben zu können.

Da unsere westlichen Essensgewohnheiten durch das sensationelle Sandwich ein wenig getriggert waren, suchten wir für das Abendessen eine nicht-asiatische Alternative und landete nach einigem Suchen im „House of Hummus“. Basti und ich hatten bereits unsere Zuneigung für die arabische bzw. israelische Küche bei unserem Urlaub in Tel Aviv entdeckt und so genossen wir die kulinarische Abwechslung bei Hummus, Falafel und Baba Ghanoush.

Nach einem Abschiedsbier an Mayzaw’s Poolbar endete der Abend für uns früh, denn der Wecker schrillte am nächsten Morgen um 07:00 Uhr.

Pünktlich um 08:00 Uhr holte uns der Reisebüroinhaber persönlich – samt im Auto sitzender Frau und des frisch geschlüpften Babys – ab und transferierte uns an den Pier in Thongsala. Von dort aus nahmen wir die Speedferry nach Chumpon, wo wir wiederum in den Bus umstiegen. Dieser Bus brachte uns in der überschaubaren Reisedauer von 8 Stunden – das saßen wir mittlerweile auf einer unserer gut trainierten Hinterbacken ab – auf die Khao San Road nach Bangkok.

„Hello darkness, my old friend…“ schoss es mir angesichts des wilden Treibens auf der Partymeile und in demütiger Erinnerung an unseren dortigen „Bucket“-Absturz durch den Kopf. Also schnell weg hier, bevor wir eventuell wieder den Reizen dieses touristischen Sündenbabels erliegen sollten.

Unser Hostel mit dem klangvollen Namen „48 Airport“ befand sich ohnehin am anderen Ende der Stadt und nahe des Don Muaeng Flughafens, also versuchten wir uns im Kapern eines Taxis. Nach 6 – 7 glücklosen Versuchen, einen Taxifahrer zu finden, der uns nicht pauschal über’s Ohr hauen sondern statt dessen einfach sein Taximeter anschmeißen wollte, fanden wir einen willfährig Transportunternehmer und stiegen in das Taxi, was die Innenraumtemperatur der Neusser Skihalle hatte.

Wir versuchten, dem Fahrer so genau wie möglich unsere Adresse zu vermitteln und fuchtelten jeweils mit unseren Handys vor seinem Gesicht herum. Er nickte nur schläfrig und murmelte wiederholt „Airport, Hotel, Airporthotel, yes, yes…“.

Hätte er unseren Anweisungen nur etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt, hätte aus der 1,15 stündigen Fahrt ein 40minütiger Transfer werden können und er hätte keinen Ärger mit seiner Frau (oder Freundin) bekommen, die sich mehrmals (und immer ungeduldiger und lauter werdend) telefonisch bei ihm meldete. Wenn das Essen zu Hause auf dem Tisch steht, kennen die Tailänderinnen offensichtlich keine Geduld. Vielleicht musste der arme Tropf von Taxifahrer sogar ohne anständiges Essen und sicher ohne Kuscheleinheiten in’s Bettchen gehen. Ein klarer Fall von eigener Selbstschuld.

Aber schließlich erreichten wir unser Hostel, schmissen unsere Rucksäcke auf die überraschend gemütlichen Betten im 6er Dorm, der bis auf uns keine weiteren Gäste zu beherbergen schien, und machten uns auf die Suche nach etwa Essbarem.

Zwei dunkle Gassen weiter fanden wir eine Garküche, die noch in Betrieb war und aßen eine herrlich leckere Nudelsuppe, von der sich Basti gleich noch eine zweite Portion bestellte. Nach einem letzten Chang im Hostel knipsten wir die Lichter aus und schlummerten ein.

Der Wecker klingelte um 08:00 Uhr und an diesem Tag, dem 26.02.17, sollte das zweite Land auf unserer gemeinsamen Reiseliste angesteuert werden: Kambodscha!

Der Transfer zum Flughafen klappte einwandfrei und auch das Bording unseres Air Asia Fluges nach Siem Reap verlief angenehm unspektakulär. Die Flugzeit betrug lediglich etwas mehr als eine Stunde und kaum waren wir abgehoben, befanden wir uns auch fast schon wieder im Landeanflug. Im Flieger hatten wir gerade genug Zeit, einen kleinen Snack zu uns zu nehmen und die Anmeldeformalitäten für das Visa on Arrival auszufüllen, als er auch schon sanft auf kambodschanischem Boden aufsetzte.

Innerlich hatten wir uns bereits auf eine mindestens zweistündige Wartezeit bei der Visaabfertigung eingestellt, doch nachdem wir um 30 Dollar (100 Dollar hatte ich bereits von zu Hause als „Notgroschen“ für derartige Zwecke mitgebracht) Gebühren leichter, ein Passbild (ebenfalls aus Deutschland eingeführt) ärmer und einen entsprechenden Stempel im Pass reicher waren, waren gerade einmal 15 Minuten verstrichen. Läuft, dachten wir uns. Läuft vielleicht zu gut, schoben wir hinterher. Doch nach wie vor gab es keine Anzeichen irgendwelcher Startkatastrophen und wir verließen guter Dinge die Ankunftshalle.

Die uns entgegenschlagende Hitze, als wir das Flughafenterminal verließen, war anders als in Thailand. Trockener, staubiger und um einiges heißer. Eine wahre Gluthölle. Wir hatten beim Wiegen unseres Gepäcks am Schalter der Air Asia in Bangkok erstaunt festgestellt, dass das Gewicht unserer Rucksäcke deutlich – nämlich zwischen 5 und 6 Kilo – zugenommen hatte, was dem feuchtheißen Klima auf den thailändischen Inseln zuzuschreiben war. Wir hofften also unsere Klamotten, Handtücher und Decken endlich einmal wieder ordentlich durchtrocknen zu können. Angesichts der vorherrschenden Wetterverhältnisse und meiner mobilen Wäscheleine sollte dies hier kein Problem darstellen.

Wir rechneten bei Verlassen des Flughafengebäudes bereits wieder mit Heerscharen von fahrwilligen Taxiunternehmern, stellten aber fest, dass dies hier anders geregelt war. Man musste sich an einen separaten Schalter begeben und wurde dort einem Fahrer zugeteilt. Sehr entspannt, diese Vorgehensweise, da die Fahrer nicht versuchen, sich gegenseitig mit Gekreische und Gepäckentführung gegenseitig die Kundschaft wegzuschnappen.

Unser Fahrer brachte uns in seinem TukTuk in die Stadt und in Richtung unseres Hostels. Nicht allerdings, bevor er versucht hatte, uns von seinen unschätzbaren Diensten als lokaler Guide und ortskundiger Führer zu begeistern indem er uns ein Büchlein mit von zufriedenen Touristen handschriftlich dokumentierten Empfehlungen in die Hand drückte. Dafür waren wir noch nicht bereit und zwar auch, weil unser Lonely Plane Reiseführer nachdrücklich davor warnt, sich dem Erstbesten „hinzugeben“ ohne vorher Preise und Dienstleistungen verglichen zu haben. Am Happy Guest House in Siem Reap angekommen, versuchte er, uns ein Versprechen abzunötigen, was beinhaltete uns bei Ihn und NUR bei Ihm zu melden, wenn wir einen Ausflug nach Angkor Wat machen würden. Wir ließen uns allerdings nicht zu spontanen Zugeständnissen hinreißen und checkten erst einmal in unser Doppelzimmer ein.

Wenig später saßen wir im überdachten Garten des wirklich sehr schönen Guest House und ich bestellte mir das, wonach es mir schon so lange gelüstet hatte und was ich in Thailand nirgendwo bekommen hatte: eine frische, also nicht frittierte, Frühlingsrolle – in Deutschland auch als „Summerroll“ bekannt. Einfach köstlich!

Nach dieser kleinen Stärkung – flankiert von einem Angkor (der lokalen und sehr gut trinkbaren Biermarke) – stürzten wir uns in die Planung für den nächsten Tag.

Auf dem Programm stand der lang ersehnte Ausflug nach Angkor Wat – DEM touristischen Hotspot, der auf keiner Kambodschareise fehlen darf. Wir durchstöberten das Internet nach Empfehlungen und prüften das Angebot des Happy Guest House, was ebenfalls entsprechende Touren anbot. Wir riefen sogar noch unseren Fahrer vom Flughafen an, um ihn eventuell bei der Ernährung seiner – wie er uns berichtet hatte – 5 kleine, schwarze Köpfe umfassenden Großfamilie zu unterstützen. Da er aber partout nicht von einem recht hohen Preis abrücken wollte, erhielt das Happy Guest House unseren geneigten Zuschlag.

Wir entschieden uns für die „kleine Tour mit Sonnenaufgang“, welche eben diesen vor Angkor Wat beinhaltet sowie die dortige Besichtigung und anschließend sollte der Bayon Tempel folgen.Den Abschluss bildete der Tempel, der durch den Film „Lara Croft: Tomb Raider“ zu besonderer Berühmt- und Beliebtheit gelangt war: der Ta Prohm.

Nachdem unsere Buchungsmission erfolgreich abgeschlossen war, machten wir uns in das nahegelegene Zentrum auf. Irgendwie hatte ich keine großen Erwartungen an Siem Reap und war daher um so überraschter, wie schön die Stadt doch ist. Wir bewegten uns an einem kleinen Fluss in Richtung City, zu dessen Seiten hübsch hergerichtete Kolonialbauten und riesige, schattenspendende Bäume die Szenerie bestimmten.

Ich fühlte mich ein wenig wie in Südfrankreich – wenn man die Buddhistischen Tempel, die wir passierten, einmal ausklammerte. Überall gab es kleine, gemütliche Cafés und Boulangerien – eindeutiges Erbe der längst vergangenen Kolonialherrschaft der Franzosen. Die offensichtlich sehr ausgeprägte Kaffeekultur ließ mein Kaffee-Liebhaber-Herz sofort höher schlagen.

Auch der Markt nahe der Pub Street konnte sich sehen lassen und offerierte vom Seidenschal über Silberschmuck, ausgestopftem Getier und gerahmten Insekten so ziemlich alles, was das Touri-Herz begehrt.

Vom Markt aus bogen wir in die Pub Street ein und fanden ein schickes und durchaus stylishes Restaurant/Café/Bar-Lokal und ich gönnte mir einen lange überfälligen Gin-Tonic für sensationelle zwei Dollar.

Apropos Dollar… die offizielle Währung in Kambodscha sind Riel. 1 Euro entspricht etwa 4.200 Kambodschanischen Riel. Hebt man allerdings vom ATM Geld ab, spuckt dieser Dollar aus. Bezahlt man mit Dollar, bekommt man einen Teil in Dollar zurück und einen Teil in Riel.

Nachdem ich mich einigermaßen mit dem Umrechnungskurs von Thailändischen Baht zu Euro angefreundet hatte, war dies für mich ein erneuter mathematischer Supergau und mein Hirn fing bei jedem Bezahlvorgang beinahe Feuer.

Zu Beginn hoffte ich noch recht blauäugig, dass sich durch die ständige Herumrechnerei eventuell meine unterentwickelten Kopfrechenfähigkeiten zu ungeahnten Höhen aufschwingen würden. Ein klarer Trugschluss, der den Taschenrechner meines Handys zur meistgenutzten App und zum ständigen Alltagsbegleiter machte.

Gegen frühen Abend traten wir – beschwipst und beschwingt – den 15minütigen Spaziergang zu unserem Hostel an. Das schöne Gebäude – wie so viele hier im Kolonialstil errichtet – verfügte auf jeder Etage über einen ausladenden Balkon, den wir sofort in Beschlag nahmen. Komischerweise fiel uns erst hier, nachdem wir etwas zur Ruhe gekommen waren, so richtig auf, wie unglaublich wir den ganzen Tag über vor uns hingeglüht hatten. Ein kurzer Check des Thermometers auf dem Balkon ergab um 19:18 Uhr Ortszeit eine Außentemperatur von schnuckeligen 30 Grad. Die Sonne war bereits eine Stunde zuvor untergegangen. Tagsüber hatte die Temperatur bei etwa 39 Grad gelegen, was sich auch während unseres gesamten Aufenthaltes in Kambodscha nicht großartig ändern sollte…

Wir hatten Thailand als angenehm heiß empfunden, da auf den Inseln durchaus immer wieder ein angenehmes Lüftchen wehte. Kambodscha präsentierte sich bisher gänzlich ohne Lüftchen und um einige Grade heißer.

Um zu vermeiden, dass mir am nächsten Tag in Angkor Wat eine Reduktion meines Hirns durch dauer-sengende Gluthitze bevorstand, musste ich also meinen Panama-Hut aktivieren.

Im thailändischen Klima „Heiß“ hatte er bisher wenige Einsätze gehabt. Im kambodschanischen Klima „Heißer“ blickte er indes hoffnungsvoll einer erhöhten Anzahl von Hut-Trage-Tagen entgegen…