Über den Missbrauch von Kaffee und andere hippieske Fragwürdigkeiten…

The Sanctuary – was für ein herrliches Stücken Erde an der Südspitze der Insel Koh Phagnan! Nach unserer aufregenden Anreise per Boot stand uns der Sinn nach vollumfänglicher Entspannung und dafür schien hier genau der richtige Ort zu sein. Zum einen, weil man nicht ohne weiteres hier wegkonnte und zum anderen, weil die Anlage einfach wunderschön ist. Sie ist mit verschiedenen Hütten und Ebenen an einen Felshang gebaut; ähnlich einem verzweigten Netz aus Schwalbennestern – umwuchert von riesigen Bäumen, einer tropischen, farbenfrohen Pflanzenwelt und wunderschönen Gärten.

Doch bevor wir uns auf Tage des Nichtstuns freuen konnten, musste noch die Hürde des Check in genommen werden. Vorabreservierungen sind, wie im letzten Blogeintrag erwähnt, nicht möglich. Wir mussten also nehmen, was wir kriegen konnten – in der Hoffnung, dass wir uns dies, mit unserem zur Verfügung stehenden Budget auch irgendwie leisten konnten. Bei Betreten des Rezeptionsgebäudes, was sich seitlich des Hauptgebäudes befand, traf uns augenblicklich der Schlag – und zwar der Kälteschlag! Ich persönlich werde mit klimatisierten Räumen wohl nie so ganz „warm“ werden, also überzog meinen Körper im Handumdrehen eine beachtliche Gänsehaut und ich wartete nur darauf, dass sich beim Ausatmen weiße Wölkchen vor meinem Mund bilden würden – was natürlich ausblieb ;o)

Nach einigen Minuten des Wartens hatten wir uns akklimatisiert und die Dame an der Rezeption ließ uns wissen, dass im Dorm Room über dem Haupthaus aktuell nur ein einziges Bett zur Verfügung stand, aber eventuell ein Gast noch heute – oder morgen – vorsichtig seinen Check out angekündigt hatte. Im Dorm im oberen Teil der Anlage gäbe es aber auch noch Schlafplätze; diesen könnten wir uns zuerst gerne anschauen und uns dann entscheiden. Ein Mitarbeiter machte sich also mit uns auf den Weg. Unsere Rucksäcke ließen wir vorerst an der Rezeption zurück, was sich als äußerst gute Entscheidung erwies. Der Weg führte uns über winzige Stufen einen sehr steilen Weg hinauf; vorbei am Tea Room, am Meditation Temple – wo gerade so etwas ähnliches wie ein „Happy Breathing Workshop“ stattfand, am Cleaning Space, am Yoga Pavillon… alles sehr spirituell angehaucht und für uns somit vollkommen uninteressant. Aber die Natur war unglaublich schön und artenreich und die Gartenanlage phantastisch angelegt.

Das machten den steilen Aufstieg allerdings auch nicht leichter und wir näherten uns bereits einem Zustand ohnmächtiger Transzendenz – japsend und halb verdurstend. Nach Luft schnappend erreichten wir endlich den Dorm, der sich, wie es schien, ungefähr auf Höhe des Himalaja-Basislagers befand.

Ein sehr einladender Raum mit rechts und links jeweils 6 dicken, rückenfreundlichen Matratzen und mit 400 Baht – also umgerechnet etwa 10€ pro Nacht und Person, durchaus im Budget. Aber wollten wir diesen Aufstieg – dem unweigerlich ja auch ein jedes Mal wieder ein Abstieg folgen würde – täglich auf uns nehmen? Der Gedanke, gleich noch einmal mit unseren Rucksäcken hier hinauf kraxeln zu müssen, jagte mir – trotz völliger Systemüberhitzung – einen Schauer über den Rücken. Wir mussten also die Initiative ergreifen und den „eventuell auszugswilligen“ Gast im Schlafsaal über dem Hauptgebäude einmal selbst interviewen. Schnaubend und hechelnd stiegen wir die Treppen wieder hinab und nahmen den wesentlich komfortabler situierten 10er Schlafraum in Augenschein. Und es schien, als hätten wir Glück, denn der einzige Typ, der sich im Dorm befand, war gerade dabei seine Sachen zu packen. Da ein weiteres Bett unberührt war, musste er derjenige sein, der seine Auszugspläne an der Rezeption geäußert hatte. Auf neugierige Nachfrage hin bestätigte er uns dies und unsere Laune stieg sofort um diverse Level. Der Dormitory Room war ebenso gemütlich, wie der andere in luftiger Höhe, und ausgestattet mit einer sich über die gesamte Wand erstreckende Fensterfront, die einen herrlichen Ausblick auf die rauschende Brandung bot.

Allerdings machte mir eine Sache durchaus Sorgen und zwar die Dicke der vorhandenen Matratzen. Eigentlich konnte man diese eher mit zusammenrollbaren Matten vergleichen. Mein Rücken machte nicht gerade Freudensprünge… Aber ich wollte es wenigstens auf einen Versuch ankommen lassen – zur allergrößten Not hätte ja noch der Himalaya-Dorm eine Übernachtungs-Option dargestellt. Zurück an der Rezeption berichteten wir freudestrahlend von unserer Entscheidung und der Abreisewilligkeit des anderen Gastes und bezogen mit Sack und Pack unser neues, temporäres Heim.

Nach einem ausgedehnten Mittagsschläfchen und anschließendem Abendessen im Restaurant des Sanctuary (es gibt hier übrigens ausschließlich vegetarisches, veganes, organisches und damit auch direkt sehr teures Essen – aber Restaurants in der Umgebung bieten ein entspannteres Preissement und man bekommt durchaus auch Fleisch oder Fisch auf den Teller) machten wir uns mit unseren Stirnlampen auf zum benachbarten Eden Garden – einem coolen Club mit Chill out Terrasse, schönem Ausblick auf den Strand Haad Yuan und wechselnden, internationalen (gerne auch aus Berlin) DJ’s. Wie üblich, entledigt man sich seiner Schuhe vor dem Betreten des nach allen Seiten offenen Bambusgebäudes.

Ich weiß gar nicht, wann ich davor das letzte Mal barfuß getanzt hatte, aber in dieser Nacht haben wir es etwa von 22:00 Uhr bis 04:00 Uhr morgens ziemlich durchgängig getan. Die Stimmung war der Hammer, genauso wie die Musik und es stand immer jemand auf der Tanzfläche und schwebte elfengleich und scheinbar ganz fernab der Realität vor sich hin. Sicherlich kein Resultat von Alkoholgenuss – fast alle tranken Wasser. Ich hielt mich an mein lieb gewonnenes Chang und Basti testete ausgiebig die angebotenen Longdrinks. Was einen dort, unter anderem, zum Schweben bringen kann, erzähle ich später noch ausführlicher.

Der nächste Tag brachte einen ausgewachsenen „Changover“ mit sich und eine dicke Blase unter Bastis großem Zeh, als Folge unseres exzessiven Tanzverhaltens vom Vorabend. Nach einer ausgedehnten Aufwachphase schleppten wir uns zum Frühstück, was vielmehr ein Spätstück war. Viel würde heute nicht passieren; das war klar. Nach einem weiteren Schläfchen konnten wir uns aber doch aufraffen, die weitere Umgebung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und da wir den steilen Pfad in Richtung Eden und Haad Yuan nicht auf uns nehmen wollten, gingen wir einfach in die andere Richtung.

Wir durchquerten einen Palmenhain, wo überall Kokosnüsse mit witzigen Sprüchen herumlagen: „Penguins stole my sanity“ oder „This is not a dress rehearsal“, um nur einige zu nennen. Spiritualität macht offensichtlich kreativ – oder wahnsinnig. Wir hatten uns noch keine abschließende Meinung zu dieser Frage gebildet, amüsierten uns aber prächtig über die Kokosnüsse.

Der üppig von Bäumen, Pflanzen und Palmen gesäumte Weg wurde zunehmend schmaler und irgendwann auch steiler. Eigentlich keine riesige Herausforderung, aber bei 34 Grad im Schatten und mit schwabbeligen Flip Flops an den Füßen wird jeder Hügel zur gefühlten Besteigung eines 5.000ers.

Am höchsten Punkt angekommen verhieß uns ein buntes, selbst gemaltes Schild unsere bevorstehende Ankunft am Haad Why Nam. Die Aussicht auf die unter uns liegende Bucht war atemberaubend. Etwas Schöneres hatte ich bisher nur einmal, einige Jahre zuvor auf Kauaii/Hawaii gesehen. Der Anblick des Strandes und der umgebenden Bucht verschlug mir – trotz oder vielleicht auch wegen des anhaltend ausgewachsenen Hangovers – die Sprache. Unten angekommen nahmen wir eine Ecke das kleinen Strandrestaurants in Beschlag und machten uns auf den dort herumliegenden Sitzsäcken breit. Da wir keine Badeklamotten dabei hatten, stand der Plan für den nächsten Tag umgehend fest: Abschimmeln und Schwimmen am Haad Why Nam! Wir lagen noch eine ganze Weile faul auf den Sitzsäcken herum, bevor wir den Rückweg antragen und früh schlafen gingen.

Am nächsten Tag packten wir unsere Badesachen. Ich wollte meine Wäsche noch in die Reinigung bringen, also liefen wir ein wenig durch die Anlage – die dankbarer weise nicht ausschließlich steil aufsteigend in die Felswand konstruiert war.

Wir gingen an einer Ansammlung kleiner Hütten vorbei, die uns schon vorher aufgefallen war. Die Hütten waren kreisrund und aus gemauertem und glatt verputzten Ziegelwerk mit einem festen Spitzdach. Zu klein, um darin zu wohnen, aber auch zu groß, um als einzelne Toilette, oder ähnliches, durchzugehen.

Der Zufall wollte es, dass sich die Tür einer der Hütten öffnete und eine Frau in einem bunten Sarong herauskam. Wir gingen auf Sie zu, um sie nach Sinn und Zweck dieser kleinen Häuschen zu befragen. Sie entgegnete, dass sie an einem Cleansing-Workshop teilnahm (Workshops gab es hier noch und nöcher… für uns hörte sich das immer irgendwie nach Schwerstarbeit an) und jeder seine persönliche Hütte zugewiesen bekam, da man sich seinen – und jetzt kommt’s – morgendlichen Kaffee-Einlauf (!!!) am liebsten in vertrauter Umgebung gönnen möchte.

Wir schafften es mit knapper Not unsere ernsten und wissbegierigen Minen zu wahren, bedankten uns für die Auskunft und wünschten weiterhin beste Erfolge bei ihrem Workshop. Als wir um die nächste Ecke, in halbwegs sicherer Entfernung bogen, schauten wir uns halb fasziniert, halb entsetzt an und fanden wenig Worte für das soeben gehörte.

Ich liebe Kaffee, aber ich trinke ihn lieber und dünge mit dem Kaffeesatz maximal meine Pflanzen. Dass es offensichtlich noch weitere Verwendungsgebiete gibt, war mir neu und ich bin bis heute nicht sicher, was das genau bringen soll. Die Lady, die sich diese spezielle Art des Kaffee-Genusses gegönnt hatte, wirkte allerdings ganz zufrieden – wenigstens etwas ;o)

Nach dieser irritierend interessanten Begegnung gingen wir an den Haad Why Nam. Der Sand war hier viel feiner als am Beach vor dem Sanctuary und es ging etwas schneller ins tiefere Wasser, so dass Schwimmen hier problemlos möglich war.

Während der letzten Tage waren die Brandung und der Wind so stark gewesen waren, dass daran nicht zu denken war. Jetzt hatte sich der Wind in ein laues Lüftchen verwandelt und das Meer war nahezu flach. Perfekt für einen ausgedehnten Badetag.

Am Stand tummelten sich Gestalten jeglicher Couleur. Junge, hübsche Frauen mit hoch aufgetürmten Undone-Dutts und um die Hüften kreisenden Hulahop-Reifen; tiefengebräunte, salti-schlagende Jungspunde in knapp zulässig knappen Badeshorts, Mitfünfzigerinnen mit Federn in Haaren, Ohren und wallenden Seidenkaftanen, wild jonglierende und balancierende Jung- und Althippies, grauhaarige Eminenzen in goldenen Organza-Pluderhosen (männlich wohlgemerkt!), Instagramm-Fetischistinnen in Einteilern, die über mehr Verzierungen als der Kölner Dom verfügten und die bei natürlich unnatürlichen Posen auf diversen riesigen Steinen mehrfach das Gleichgewicht zu verlieren drohten… Und alle hatten etwas gemeinsam. Sie waren alle unheimlich attraktiv (zumindest strahlten sie diese Überzeugung aus) und unheimlich dünn. Wir hatten schon vorher mitgekommen, das es für einige hier eine Art „Challenge“ darstellte, sich von so gut wie gar nichts zu ernähren und somit Geist und Körper zu reinigen und auf eine neue Ebene zu führen. Oder sich alternativ – vielleicht anstelle einer anständigen Mahlzeit – einen Kaffee-Einlauf verpassen zu lassen… ;o)

Die Gespräche, denen wir mehr oder weniger zufällig lauschten, waren ähnlich gelagert… inhaltlich super-dünn, aber enthusiastisch und in voller Überzeugung ihrer epischen Relevanz geführt. Ich begann mich zu fragen, wie echt das hier alles war. Hatte dies noch irgendetwas mit dem ursprünglichen Aussteiger- und Hippie-Gedanken der 70er Jahre zu tun, oder war es nicht mehr und nicht weniger als eine Art Lifestyle, um einen gewissen Coolnessfaktor zu bedienen? Niemand sprach uns an und wir hatten keine Lust, uns an den banalen Konversationen zu beteiligen. Das lief hier völlig anders, als noch wenige Tage zuvor im Shenannigans. Alle wirkten – trotz dass man sich ständig gegenseitig versicherte, wie schön und wundervoll und amazing und energetic doch alles und jeder war – distanziert und kühl und es schien, als wollten sie irgendeine Form wahren oder ein gewisses Image darstellen. Irgendwie hatte ich mir das alles etwas weniger oberflächlich vorgestellt und war nun durchaus ein bisschen enttäuscht. Ein workshoppender, kaffeemissbrauchender Klangschalen-Hippie wird also in Zukunft wohl auch nicht mehr aus mir – und das sage ich ganz ohne Bedauern.

Der Tag hielt durchaus noch weitere Erkenntnisse bereit.

Unter anderem diese, dass es einen ganz blöde Idee ist, sich gegen 16:30 Uhr spontan zu einem Erkundungs-Hike zu einem abgelegenen Strand, dem Paradise Beach – zu entschließen.

Wir benahmen uns wie der klassische DAT (Dümmster Anzunehmender Teilnehmer) und missachteten alle Regeln, die bei einem derartigen Unterfangen Gültigkeit haben: kaum Wasser dabei, nichts zu Essen am Start, in Flip Flops unterwegs, kein Mückenspray im Rucksack und absolut keinen Plan, wie lange die Wanderung dauern würde. Um 18:00 Uhr beginnt der Sonnenuntergang und um 18:15 Uhr ist es quasi schon stockfinster. Unsere Stirnlampen lagen natürlich auch trocken und sicher im Dorm.

Aber zu Beginn unserer Wanderung war uns das noch herzlich egal und wir wanderten fröhlich los. Zuerst war der Weg ganz passabel, verschlechterte sich aber zusehends und mit jedem weiteren Schritt wurden die zu erklimmenden Steigungen steiler und holperiger.

Der Schotterweg war teilweise von Regenfällen klaftertief ausgespült, dass der Weg wie ein verzweigtes Flussbett – allerdings ohne Wasser – aussah. Bergauf war das mit Flip Flops noch halbwegs gut machbar, bergab glich es einer einzigen Zitterpartie und wir tasteten uns vorsichtig und angespannt von einer haltversprechenden Stelle zur nächsten.

So kamen wir nur im Schneckentempo voran und entsprechend wurde es später und später und noch immer war vom Paradise Beach weit und breit keine Spur. Unsere Gespräche, die wir nur noch keuchend führen konnten, begannen sich bereits darum zu drehen, wer sich von wem zuerst eine Scheibe abschneiden würde, um dem unweigerlichen Hungertod zu entgehen.

Ich hatte hier grundsätzlich die besseren Argumente, denn mit meinem mageren Scheibchen würde Basti nicht besonders lange überleben und somit wären wir beide quasi verloren.

Der Weg verlief weiterhin unbarmherzig auf und ab und wurde nicht besser. Unsere Klamotten waren komplett durchgeschwitzt und die Zeit saß uns im Nacken – mittlerweile war es bereits kurz nach 17:00 Uhr – und unser kleiner Wasservorrat war schon länger ausgetrunken.

Plötzlich vernahmen wir merkwürdige Geräusche im Unterholz hinter uns. Gefolgt von einem Schnauben und Grumeln wurde das Knacken und Krachen zunehmen lauter. Mir schlug das Herz bis zum Hals und auch Basti konnte nur noch mühsam die Form wahren. Das Tempo unserer matten Schritte nahm zu.

Ich rechnete schon mit einer Rotte Wildschweine, die tobend aus dem Gehölz brechen und uns mit wilden, glutroten Augen angreifen würde, als unser unsichtbarer „Verfolger“ seine Deckung aufgab und sich als ziemlich großer und bemerkenswert hübscher Hund zu erkennen gab.

Hunde waren uns bisher immer durch ihr entspanntes Wesen aufgefallen – wie sich einer verhalten würde, der einem im Dschungel über den Weg läuft, wussten wir noch nicht. Der Abstand, mit dem er hinter uns her trottete, verringerte sich immer weiter, bis er schließlich neben uns lief und sich aber nicht weiter für uns zu interessieren schien. Zum Glück – für uns – war es offensichtlich ebenfalls ein Vertreter der relaxten Gattung.

Er umkreiste uns mehrfach, lief vor, hinter oder neben uns, beschnupperte Bäume und markierte sie ausgiebig – und da er unsere Aufmerksamkeit ziemlich komplett einnahm, bemerkten wir erst nach einer Weile des gemeinsamen Wegs, dass dieser deutlich besser wurde und sich der dichte Dschungel um uns herum merklich lichtete.

Wir hatten es geschafft – der Paradise Beach lag nur wenige hundert Meter vor uns und wir erreichten ihn um Punkt 17:30 Uhr! Der Strand hat seinen Namen redlich verdient, denn er erstreckte sich einsam und in einer ausladenden Breite annähernd unberührt vor uns. Erleichtert stellten wir fest, dass sich er nicht völlig menschenleer war und sich dort auch eine kleine Beach-Bar befand, an der wir uns hechelnd eine Flasche Wasser und ein Chang bestellten! Selten zuvor hatte uns ein großer Schluck kühlen Wassers so entzückt, wie an diesem Strand.

Das Bier schmeckte nicht weniger gut und wir erholten uns auf einer gemütlichen Bank unter Palmen mit Blick aufs Meer – umringt von einer Schar von Hunden, unter denen sich auch unser temporärer Dschungel-Begleiter tummelte.

Doch schon nach wenigen Minuten der Entspannung trat unser nächstes Problem auf den Plan… Wir würden es vor Einbruch der Dunkelheit keinesfalls zurückschaffen. Wenn uns die Moskitos nicht bei lebendigem Leibe verspeisen würde, würden wir mindestens irgendwo abstürzen und uns die Hälse brechen.

Am Strand lag ein Fischerboot mit einem riesigen Gewirr aus Netzen an Bord. In uns keimte ein Fünkchen Hoffnung, dass man – sicherlich gegen einen entsprechenden Obolus – vielleicht eine Transferfahrt zurück ins The Sancturay verhandeln könnte. Wir befragten einen Einheimischen, der sich neben uns in einer Hängematte entspannte. Etwas verwirrt, aber offensichtlich nicht völlig desinteressiert, schälte er sich aus selbiger und schlufft zu einem Kollegen hinter der Bar.

Es folgten für uns unverständliche Gespräche und nach einiger Zeit kam er zurück und meinte, dass es auf Grund der Brandung nicht möglich sei, uns dorthin zu bringen.

Dies sorgte bei uns für lange, sorgenvolle Gesichter. Doch nach einer künstlerischen Pause meinte er grinsend, dass er uns zum Haad Why Nam schippern könnte. Was für eine Erleichterung! Vom Haad Why Nam war es nur ein etwa 10 Minütiger Weg zum The Sanctuary und dieser war auch ohne Stirnlampen und mit Flip Flops machbar. Der Preis von 200 Baht stimmte uns noch glücklicher und so nuckelten wir unsere Bierchen leer und bestiegen das Boot bei hereinbrechender Dämmerung und wurden innerhalb weniger Minuten sanft und sicher an den Haad Why Nam verschifft.

Nach einem kurzen Marsch zurück im Sancturay duschten wir uns den Schweiß von der Haut, aßen zu Abend und waren von den Ereignissen des Tages irgendwie noch nicht geschafft genug, dass diese uns direkt in’s Bett getrieben hätten.

Wir machten uns nochmals zum Haad Why Nam auf, da in dieser Nacht eine Feuershow dort stattfinden sollte. Allerdings stellten wir fest, dass es sich bei der Feuershow lediglich um ein müde flackerndes Lagerfeuer handelte und so blieben wir nur auf einen kurzen Drink am Strand und machten uns auf den Rückweg.

Wenn ich gewusst hätte, was uns dort erwartete, hätte ich die sichere Umgebung des Dorm wohl gar nicht erst verlassen. Mit Stirnlampen ausgerüstet schlenderten wir zurück. Basti stoppte plötzlich und zeigte aufgeregt auf eine höhlenartige Vertiefung in einer kleinen Anhöhe der rechten Seite des Weges.

Was ich dort sah, stellte mir sofort sämtliche Nackenhaare auf und mein erster Impuls war: FLUCHT!. In der Mitte der „Höhle“ hockte eine Spinne von der Größe meines Handtellers. Sie war schwarz-grau mit einem verhältnismäßig zierlichen Körper und sehr lange Beine. Zudem schien sie über und über borstig behaart zu sein. Am Schaurigsten aber waren ihre Augen, die das Licht unserer Stirnlampen wie kleine Leuchtdioden gleißend reflektierten.

Mir war geradezu übel vor lauter (wenn auch unbegründeter) Angst. Was könnte sie uns schon tun? Uns anfallen und in den Mund springen? So etwas Ähnliches stellte ich mir jedenfalls bei ihrem Anblick vor…

Ich hatte mich schon länger gefragt, wann der Moment kommen würde, da ich einmal mit so einem Getier zusammentreffen würde – jetzt war er gekommen und ich konnte mich kaum rühren. Ich traute mich einfach nicht näher an sie heran. Bastis Forschergeist war hingegen geweckt und er näherte sich der Monsterspinne bis auf wenige Zentimeter. Mir wurde immer elender, aber ohne Bildbeweis konnte ich sie auch nicht davonkommen lassen. Ich zoomte so weit wie möglich mit meinem iphone an die Spinne heran, aber das Resultat war ein einziger wackeliger Foto-Brei.

Basti erbarmte sich und kramte sein Telefon hervor und schoss die Aranea ab. Er konnte sich kaum losreißen, aber ich drängte auf Rückzug. Was für ein Anblick… meine Nackenhaare standen immer noch weit ab.

Als wir (ich für meinen Teil hochnervös) weiter gingen stellten wir sofort fest, dass diese Spinnenart unter Zuhilfenahme einer Stirnlampe exzellent zu lokalisieren ist. Auf dem Weg sowie rechts und links davon im Gebüsch blinkten uns unzählige kleine Leuchtaugen an. Die Viecher waren einfach ÜBERALL!!!

Ich rechnete bereits damit, mich innerhalb der nächsten Minuten – wie Frodo in Herr der Ringe – in einem riesigen Netz zu verheddern und als Spinnenmahlzeit zu enden. Natürlich geschah nichts dergleichen und bald darauf lagen wir gemütlich und sicher auf unseren Matratzen im Dorm.

Allerdings leistete ich mir noch einen kleine Semi-Panikanfall, indem ich das Moskitonetz, was sich über unseren jeweiligen Schlafplätzen befand, mit der Akribie eines Neurowissenschaftlers inspizierte und jeden einzelnen Millimeter extra gewissenhaft unter meine Matratze (auf der ich übrigens – trotz ihres geringen Durchmessers – überraschend gut schlief) stopfte. Alles in allem muss ich aber sagen, dass ich diesen Vorfall doch recht gelassen genommen habe. Die Ironie in diesem letzten Satz wird Insidern keinesfalls verborgen bleiben ;o)

Ein heißer Ritt auf kühlem Nass…

Nach einer tollen und entspannten Zeit auf Koh Lanta war es am 17.02.2017 an der Zeit, unsere Hängematten zu verlassen und unser kleines Insel-Hopping auf Koh Phangan fortzusetzen.

Der Transfer war gebucht, unsere Backpacks gepackt und so schrillten – nach einer weitestgehend schlaflosen Nacht, in der ich zu allem Übel auch noch ganze 10 Mückenstiche am linken Ellenbogen davontrug – um 06:00 Uhr morgens unsere Wecker.

Eine erfrischende Dusche beseitigte weitestgehend die verquollenen Spuren und wir standen überpünktlich vor unserer Bambushütte zur Abholung parat. Der Van, welcher uns um 07:30 Uhr aufsammelte, war noch nicht mit andere Reisenden besetzt, dementsprechend klemmten wir uns auf die Sitze direkt hinter dem Fahrer. Mit der Zeit und weiteren Pick up Stationen wurde das Gefährt bis unters Dach gefüllt und so erreichten wir nach ca. 3 Stündiger Fahrt den Donsak Pier in Suratthani. Dort besorgten wir uns unsere Fährtickets und wurden großzügig mit Aufklebern, die wir uns pflichtbewusst auf unsere T-Shirts pappten, versehen.

Der Anblick des Seelenverkäufers von einer Fähre weckte nicht zwingend Vertrauen in die Fähigkeiten thailändischer Nautiker, aber für Rückzugsgedanken blieb kein Spielraum. Der riesige Bauch der Personen- und PKW-Fähre tat sich auf und Menschenmassen, gefolgt von Mopes, Autos und Kleinlastern, quoll heraus.

Nach dem Motto „erst rauslassen, dann einsteigen“ warteten wir, bis wir die Fähre entern konnten. An Deck ist es erfahrungsgemäß stets sehr windig, was uns nur zu einem kurzen Rundgang veranlasste, um uns dann halbwegs bequeme Sitzplätze im Inneren zu suchen.

Fast auf Knopfdruck schliefen wir ein. Offensichtlich hatten wir unsere anfängliche Schlaflosigkeit bei diversen Transfers überwunden und schlummerten nun friedlich vor uns hin. Ich bete mein Cocoon Travel Pillow übrigens mittlerweile förmlich an, da es mich stets zuverlässig vor einem steifen Hals und unwürdigen Schlafpositionen bewahrt. Eine absolut lohnenswerte Investition in allen Lebens- und Reiselagen.

Nach ca. 6 Stündiger Überfahrt durch den Golf von Thailand erreichten wir den Thong Sala Pier auf Koh Phagnan und das erste Mal während unserer Reise begrüßte uns unser neues Ziel mit wolkenverhangenem Himmel und einigen Regentropfen. Allerdings zogen die Wolken schnell auf, als wir mit einem Taxi-Van mit gefühlten 5 km/h vom Pier in Richtung Haad Rin fuhren.

Über die schlechten und herausfordernden Straßenverhältnisse hatten wir bereits im Reiseführer gelesen – weshalb auch das Rollerfahren nur für geübte Easy Rider empfohlen wird. Wir waren weit entfernt von derartiger Routine, aber unsere Pläne sahen für die nächsten Tage ohnehin andere Aktivitäten vor.

Haad Rin ist vor allem für ein spezielles Spektakel – nämlich die Full Moon Party am gleichnamigen Strand – gleichermaßen berühmt wie berüchtigt. Wir schätzten uns glücklich, nicht während dieser Zeit, sondern einige Tage nach dem Ereignis dort angekommen zu sein, da die Stadt sonst vor über 30.000 feierwütigen Party-Gängern aus allen Nähten platzt. Nach 3 bis 4 Tagen Vollgas-Feierei, Tonnen vom Müll und einem Strandzustand, der den kompletten Austausch des feinkörnigen Sandes rechtfertigen würde, kehrt bis zum nächsten Vollmond erst einmal wieder nahezu friedlich Stille ein. So fanden wir das Örtchen auch vor.

Wir steuerten ein Hostel an, was wir lediglich für eine Nacht buchen wollten. Die fragwürdigen Gestalten in der Lobby und die Präsentation des unbehaglichen Dormitory-Rooms veranlassten uns aber zum sofortigen Rückzug. Wir klapperten die Gegend nach einer passenden Behausung ab und wurden nach kurzer Zeit fündig.

Das „Lazy House Shenanigans“ machte einen brauchbaren Eindruck auf uns und verfügte, neben einer kleinen Bar im Außenbereich, auch über eine Pool und über kostenlosen Kaffee in der Lobby – der sogar ziemlich gut genießbar war. Wir fanden ein Bettchen in einem 8er Schlafraum und staunten nicht schlecht, als uns der Manager erzählte, dass diese Betten während des Full Moon-Irrsinns für über 1.000 Baht verkauft werden – wir zahlten jeweils  150 Baht und rieben uns innerlich die Hände ;o)

Nach einem schnellen und wenig leckeren Abendessen auf der lokalen Amüsiermeile (ausnahmsweise war uns einmal nicht nach Thai Food, also bestellten wir einen Cheeseburger, der furchtbar und unpassender Weise auch einen Hauch asiatisch schmeckte) kehrten wir wieder in´s Hostel zurück und verbrachten einen unterhaltsamen Abend mit Deutschen, Engländern, Neuseeländern und Burmesen an der Poolbar.

Hier kam zum ersten Mal – und damit recht zeit-verzögert – so richtiges Backpacker-Feeling für uns auf. Wohl auch aus dem Grund, da uns die meisten Leute, mit denen wir bisher zusammentrafen, wohl für ein Pärchen auf Hochzeitsreise gehalten hatten, was sich durchaus kommunikationshemmend auswirken kann. Vor allem die Hostelbetreiber, die auf Grund unseres klangvollen, gemeinsamen Nachnamens zu voreiligen Schlüssen tendierten, machten uns gerne ungefragt zu „Husband and Wife“. Hier kam man mit jedem sofort in’s Gespräch und man erkundigte sich durchaus neugierig, in welchen „Beziehungs-Topf“ man uns beide denn werfen sollte und so entspannen sich angeregte Unterhaltungen in jedwede Richtung.

Der Aufbruch am nächsten Morgen, bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel, war mit 08:00 Uhr wieder sehr früh getimed, daher nahmen wir uns fest vor, während der nächsten Tage keinesfalls irgendeine Form von Weckerklingeln hören zu wollen. Am Strand toste die Brandung ungewöhnlich stark (die Bilder geben dies übrigens noch nicht einmal ansatzweise wieder…) und ein frische Brise pfiff uns um die Nasen. Bereits am Abend zuvor war uns aufgefallen, dass dort überhaupt keine Boote ankerten, wie dies sonst der Fall sein sollte. Als aber nach einiger Zeit ein Taxi-Boot-Schlepper mit entsprechendem Schild auf uns zusteuerte, waren wir guter Hoffnung, ein Fährboot zu erwischen, was uns an die östliche Seite des Haad Tien zum „The Sancturay“ bringen würde.

Zwischenzeitlich war auch eine Truppen reichlich desolat anmutender Engländer vom Taxi-Boot-Promoter akquiriert worden. Wir nahmen an, dass diese von einer Party zurück in ihre Unterkünfte wollten. Auf neugierige Nachfrage hin offenbarte sich aber, dass das Grüppchen mit den übergroßen Sonnenbrillen und den sonnen-versengten Schultern auf eine Afterparty in die „Guys Bar“ nahe des „The Sanctuary“ übersetzen wollte.

Nach einiger Zeit untätigen Herumstehens und Wartens durften wir uns um ein Boot versammeln, was mehr auf dem Strand als im Wasser lag. Ich hatte vorher alle meine empfindlichen Habseligkeiten in wasserdichte Stuffbags umgelagert und den Regenschutz über meinen Rucksack gezogen. Eine überaus weise und vorausschauende Entscheidung, wie sich sogleich herausstellen würde.

Da das Boot sehr weit an den Stand gespült worden war, durften neben der zweiköpfigen Besatzung auch alle männlichen Transferwilligen mit anpacken, um es wieder in Richtung offenes Meer zu bugsieren. Die ersten Versuche scheiterten kläglich; der Kahn schien auf seinem sandigen Liegeplatz festbetoniert zu sein. Der Steuermann kommandierte daraufhin in militärisch anmutendem Ton: „One, Two, Push“.

Nach verzweifeltem, aber trotzdem kläglich scheiternden gepusche durften auch die weiblichen Reisenden ihren Beitrag leisten und zumindest begann sich das Boot vorsichtig in die richtige Richtung zu bewegen. Das Wasser umspülte unsere Beine und den Kiel immer kraftvoller und schließlich gelang das kräftezehrende Vorhaben.

Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir unsere Backpacks schon an Bord gehabt hätten, denn das Wasser vor der hinteren Einstiegsrampe war mittlerweile so hoch, dass es bis auf die Mitte der Oberschenkel reichte. Ich sah uns bereits vor der Küste Koh Phagnans mit unseren Rucksäcken im Wasser treiben. Aber entgegen meiner Befürchtungen klappte der Einstieg – dank starker, helfender Hände der Besatzung – unfallfrei.

Wir positionierten uns und unser Gepäck an Bord des Bootes, in dessen Inneren sich schon eine beachtliche Menge Wasser angesammelt hatte, relativ mittig. Die Besatzung war damit nicht zufrieden und gab uns zu verstehen, dass alle weiter nach hinten – Richtung Motor – rutschen sollten.

Die seitlichen Sitzbänke und die querliegenden Sitz-Bretter waren triefend nass – was uns beim Hinsetzen natürlich feuchte Hosenböden bescherte. Die aufs Ufer zurollende Brandung hatte nicht nachgelassen, im Gegenteil, sie schien sogar noch stärker geworden zu sein.

Der Steuermann startete den Motor und trotz dem, dass wir uns noch gar nicht nennenswert vom Strand entfernt hatten, bekamen wir einen Vorgeschmack darauf, was uns während der Fahrt erwarten würde.

Wir lagen seitlich zum Strand und schaukelten wild auf den Brandungswellen herum. Quer zum Steuermann sitzend krallte ich mich an meinem Backpack fest und mühte mich damit ab, ihn so auszurichten, dass er mir nicht von den Knien ins Wasser im Innere des Bootes fiel. Gleichzeitig versuchte ich noch eine halbwegs stabile Sitzposition zu finden, was barfuß auf dem glitschigen Boden und mit kleinem Daypack auf dem Rücken alles andere als ein einfaches Unterfangen darstellte.

So schwer beschäftigt sah ich die große Welle, die unser Boot seitlich traf, gar nicht auf uns zukommen. Basti und eine der Afterhour-Engländerinnen bekamen eine volle Ladung feinsten, thailändischen Meerwassers auf ihre jeweiligen Rücken ab.

Basti hatte – im Gegensatz zu seiner Sitznachbarin – den Anstand, nicht wir ein hysterischer Brüllaffe zu kreischen. Der Steuermann hatte es mittlerweile unter größter Anstrengung über die Brandung geschafft. Doch das machte die Fahrt keineswegs ruhiger.

Die Wellen peitschten gegen den Bug – das Boot stieg bedrohlich hoch auf, nur um in der nächsten Sekunde, wie in einem Fahrstuhl, nach unten zu stürzen und auf das Wasser aufzuschlagen. Das Wasser spritzte überall herum – interessanterweise nur nicht auf mich. Wer im Phantasialand in Brühl bereits einmal das Vergnügen einer Fahrt mit River Quest genossen hat, der weiß, dass man aus dem Gefährt entweder vollständig trocken oder nass bis auf die Knochen wieder herauskommt. Als mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss, hoffte ich inständig, aus dieser Nummer weitestgehend „ungebadet“ herauszukommen. Ich hätte mich aber auch über eine ordentliche Dusche nicht beschwert! Bei allem Gerüttel, Geschüttel und dieser doch nicht zu unterschätzenden Situation, hatte ich den Spaß meines Lebens. Der stürmische Wind, die peitschenden Wellen, die schäumende Gischt… da fühlt man sich einfach nur lebendig!

Ich bin nicht sicher, ob ein Teil der englischen Partyfraktion diese Meinung teilte, denn die vorher noch eher ins rötlich spielende Gesichtsfarbe eines Mädchens erinnerte jetzt eher an die einstige Trendfarbe Greige – mit einem Hauch morastigen Schlamms. Alles in Allem nicht beneidenswert.

Vom Motor des Fährbootes aus führt eine lange, relativ dünne, verchromte Stange in Richtung Bug. An dieser Stange ist eine Art Seilzug angebracht, mit der die Motorleistung und entsprechend die Geschwindigkeit reguliert wird. Außerdem dient die Stange zur Lenkung des Bootes. Unser Steuermann – ein äußerst erfahrender Vertreter seiner Gewerbes – lenke sein Boot nicht durch die rauhe, aufgewühlte See. Er ritt es förmlich!!! Er hängte sich mit voller Wucht auf die Stange, drückte seine Hüfte dagegen, saß halb darauf. So unglaublich anstrengend wie das für Ihn gewesen sein muss… er ließ es kraftvoll-elegant und fast schon anmutig wirken.

Wir hatten uns kurz vorher am Strand von Haad Rin noch darüber aufgeregt, dass sich die Preise für den Transfer ins „The Sanctuary“ während der letzten 5 Jahre von 200 auf 400 Baht verdoppelt hatten (Eine Autofahrt ist im Gegensatz früher mittlerweile möglich, aber sehr umständlich und lang andauernd). Davon war jetzt keine Rede mehr – der Mann und seine Dienste waren jeden Cent wert!

Zu gerne hätte ich ein Foto von Basti und mir gemacht, traute mich aber nicht, mein Handy aus seiner wasserdichten und somit sicheren Hülle des Stuff Bags zu klauben. Ein Selfie wollte ich nicht mit dem Verlust meines Handys bezahlen.

Nach ca. 15 Minuten wilder Bootsfahrt näherten wir uns der Bucht, an der das „The Sanctuary“ liegt. Der Steuermann brauchte einige Anläufe, bis er den richtigen Winkel zum Strand erwischt; ihn schließlich fand und an seinem Gas-Zug riss und wir mit Vollgas und einem Affenzahn auf den Strand zurasten – dicht vorbei an rechterhand liegenden steilen Felswänden und aus dem Wasser ragenden Steinen, die auf Grund der hohen Wellen einmal mehr, einmal weniger gut zu sehen waren. Der Strand kam immer näher, die Geschwindigkeit nahm immer weiter zu! Wer bremst verliert; wir hatte es über die Brandung geschafft und klatschten mit Getöse auf den Strand – gefolgt von spontanen Jubelschreien und Geklatsche für unseren wilden Wellenreiter-Steuermann.

Erleichtert und glücklich, wieder ein Abenteuer überstanden zu haben, wankten wir den Strand entlang und auf „The Sanctuary“ zu. Basti hatte hier bereits vor 5 Jahren Station gemacht und mir die Location wärmstens ans Herz gelegt.

Was ich auf den ersten Blick vom Hauptgebäude sehen konnte, war wunderschön. Das Haus wirkte, als sei es in den Felsen, der sich kurz hinter dem Strand erhob, ganz natürlich eingepasst worden. Wir hatten im Vorfeld bereits mehrfach mit der Rezeption telefoniert, um in Erfahrung zu bringen, ob noch Hütten oder Dormitory Rooms verfügbar waren. Der Nachteil am „The Sanctuary“ ist, dass man vorab nichts reservieren kann. Das läuft nach dem Motto „First come, first serve“. Am Morgen hatte man uns angedeutet, dass noch Dorms zur Verfügung stünden – wo und zu welchem Preis hatte man uns aber nicht verraten. So führte uns unser Weg zielstrebig an die Rezeption.

Ob wir im „The Sanctuary“ tatsächlich Unterschlupf fanden und was wir sonst auf dieser Seite der wunderschönen Insel Koh Phagnan erlebt haben, erzähle ich Euch beim nächsten Bericht ;o)