Von „Heiß“ nach „Heißer“

Am 24.02.2017 nahmen wir ein letztes, leckeres Pancake Frühstück bei La ein. Während wir aßen, plumpste ein Blatt vom Baum, streifte meine Schulter und landete neben meinem Teller. Wenn ich sage plumpste, dann ist das wirklich korrekt, denn es war sehr schwer für ein halb abgestorbenes Blatt und zudem am oberen und unteren Ende merkwürdig gekrümmt und zusammengerollt.

Ich begutachtete das Blatt, was bei näherer Betrachtung wie eine Papierböötchen aussah, etwas genauer und drehte es herum. Aus dem unteren Teil quollen blitzartig hellrote, relativ große Ameisen hervor und gingen angesichts des Absturzes und meiner Störung sofort in Angriffshaltung indem sie sich auf Ihre 4 Hinterbeine stellten und mit den vorderen Beinen und den Antennen an Ihren Köpfchen wild und drohend in der Luft herumruderten.

Angezogen von unseren Schreckensschreien eilte La herbei und bugsierte das Blatt amüsiert in den nächsten Blumenkübel. Wir versuchten, die letzten auf dem Tisch verbliebenen Ameisen aus der Reichweite unseres Frühstücks zu entfernen, was uns gelang, ohne angepinkelt oder gebissen zu werden, aßen dann weiter und verabschiedeten uns anschließend von La, um unsere Schlafplätze im The Sanctuary zu räumen und auszuchecken.

Gegen 11:00 Uhr verließen wir das Epizentrum transzendentaler Selbstfindung mit den dürren Hipster Hippies und ließen uns entspannt und bei sanfter Briese zurück in die Realität an den Haad Rien schippern.

Wir checkten dort für weiter zwei Nächte im altbekannte und gewährten Shenanigans ein und wurden von Mayzaw, einer quirligen Burmesin, die dort an der Bar arbeitet, überschwänglich zurück begrüßt und sofort zum Bier am Pool genötigt.

Den weiteren Tag verbrachten wir in Haad Rien bei einer ausgedehnten Shoppintour. Abends trafen wir alte Bekannten von unserem vorherigen Aufenthalt gesammelt an der Poolbar und lernten auch einige neue Reisende kennen.

Zu späterer Stunde zog ein größeres Trüppchen aus Kanadiern, Neuseeländern und Amerikanern unter deutscher Beteiligung (meiner Wenigkeit) an den Strand, um zu quatschen, abwechselnd Musik auf einem wokähnlichen Instrument (dessen Namen ich bedauerlicherweise vergessen habe, dem ich aber nach einigen Anfangsschwierigkeiten sogar halbwegs harmonische Töne entlocken konnte) zu machen und das eine und andere Bierchen zu trinken. Ich genoss den entspannten Abend sehr, denn im Gegensatz zum The Sanctuary schien man sich hier durchaus wieder füreinander als nur für sich selbst zu interessieren und wir saßen ziemlich lange und freucht-fröhlich zusammen.

Für den nächsten Tag hatten Basti und ich uns, nach längerer Abstinenz, wieder einmal eine Rollertour vorgenommen. Obwohl in jeglichen Reiseführern ausdrücklich davor gewarnt wird, sich auf Grund der schlechten und zudem sehr kurvig und steil verlaufenden Straßen Koh Phagnans, als ungeübter Fahrer auf einen Roller zu schwingen, wagten wir es erneut. Wir wussten um den Zustand der Straßen und dieser kann wirklich nur als erbärmlich beschrieben werden. Der Vorteil ist allerdings, dass fast (…Bekloppte agieren im Straßenverkehr auf globaler Basis) alle Verkehrsteilnehmer recht vorsichtig und mit geringer Geschwindigkeit unterwegs sind.

Bisher war die Anmietung eines Rollers für uns sehr entspannt abgelaufen. Wir mussten keine Verträge unterschreiben, keine Pässe oder Kautionen hinterlegen und durften – wie auf Koh Lanta – sogar mit den Familienerbstücken durch die Gegend cruisen. Hier tickten die Uhren anders und nach einigem Zögern und verunsichertem Hin- und Herüberlegen, verpflichteten wir uns schließlich vertraglich, dass, wenn wir dem Roller auch nur ein einziges Haar in Form eines Kratzerchens krümmen würden, das jeweilige Teil komplett zu ersetzen. Erwähnt sei hierzu noch, dass fast jedes Teil des Rollers, bei etwaiger Beschädigung, in etwa mit dem Wert eines Kleinwagens der unteren Preisklasse beziffert war. Aber wir wollten die Insel mit einem größeren Radius erkunden und bissen schließlich in den sauren Knebelvertrags-Apfel.

Vom Manager des Shenanigans hatten wir uns noch einige Ausflugstipps geben lassen und die Information, dass es in einer bestimmten Richtung eine sehr gut ausgebaute vierspurige Straße geben sollte, auf der man bequem einige dieser Ziele erreichen könne.

Zunächst aber gestalten sich die Fahrbahnverhältnisse mehr als abenteuerlich. Die schmale Straße, die zu beiden Seiten großzügig mit Abschnitten voller Schotter und Sand versehen war, wand sich in Schlangenlinien an der Küste entlang. Teilweise ging es so steil bergauf, dass man meinte, nach hinten umzukippen oder – gefolgt von der nächsten Abwärtsetappe – nach vorne über den Lenker zu fallen.

Wir tuckerten also mit äußerster Vorsicht und unfähig, die Landschaft zu genießen, dahin. Unsere Hände waren schweißnass, was nicht nur Folge der Mittagshitze war, in der wir uns bewegten und drohten immer wieder vom Gasgriff abzurutschen. Nachdem wir von der Hauptstraße abgebogen waren, um zu einem Wasserfall zu gelangen, wurde es noch wackeliger. Schlaglöcher, so groß wie Bombentrichter, mussten umfahren werden und die Piste war mehr Schotterstrecke als alles andere. Nach einem weiteren wackeligen Abbiegemanöver gelangten wir endlich auf die beschriebene vierspurige Straße und konnten uns auf Grund des perfekt geteerten Untergrundes etwas mehr entspannen.

Auf einer Anhöhe legten wir einen Stopp ein. Uns knurrte bereits seit unserem Start ordentlich der Magen knurrte, da wir noch nicht gefrühstückt hatten. Das kleine Café, was wir so zufällig entdeckt hatten, war eine wahre Oase der Entspannung. Überall waren hübsche, balinesisch anmutende Skulpturen in einer kleinen, wunderschönen Gartenanlage verteilt. Die überdachte Terrasse spendete Schatten und bot einen spektakulären Ausblick auf den üppigen Dschungel und wild bewachsene Hügel. Aus den Boxen dudelte leise Chillout-Musik. Lediglich zwei Schweizer störten kurzzeitig die friedliche Szenerie, da sie sich neben uns ausgiebig über Roller- und Motorradunfälle und daraus resultierenden Verletzungen austauschten. Also genau jenes Gesprächsthema, dem wir aktuell mit Sicherheit nicht folgen wollten. Nachdem sie sich eine Zeit lang offenbar mit Horrorberichten gegenseitig zu übertrumpen versuchten, verabschiedeten sich sich aber dankbarerweise bald und wir hatten das Cafe quasi für uns.

Unsere Überraschung kannte keine Grenzen, als uns die beiden bestellten Sandwiches – zusammen mit einem äußerst leckeren und selbstgebrühten Kaffee – kredenzt wurden. Das Baguette war herrlich frisch und knusprig und im Inneren gefüllt mit krossem Speck, einem himmlischen Gouda, Tomaten, kleinen Gewürzgurken und einer… Achtung, Trommelwirbel… SENFREMOULADE! Als wir hinein bissen und genüsslich vor uns hin schmatzten wurde mir bewusst, dass ich „westliches“ Essen wohl doch etwas vermisste. Zumindest mehr, als ich vorher überhaupt angenommen hatte.

Nachdem wir aufgegessen hatten, genossen wir noch etwas die herrliche Szenerie, verabschiedeten uns von den netten Besitzern (einer Thailänderin und einem Schweizer – was die sensationelle Machart des Sandwiches und den herrlichen Käse erklärte) und brausten – um 100 Prozent entspannter – auf unseren Rollern auf und davon.

Wenig später gelangten wir zu dem Wasserfall, den wir ansteuern wollten und fanden ein kleines Paradies. Nachdem wir einige Meter durch den dichten Dschungel gegangen waren, öffnete sich vor uns eine kleine Schneise im Dickicht.

Der Wasserfall – an dessen unterem Ausläufer wir angelangt waren – stürzte in einen kleinen See, der eher an ein kleines Bassin erinnerte. Darunter schlossen sich abfallend weitere kleine Bassins an. Wir hängten unsere Beine ins Wasser und kühlten uns ab. Es waren nur wenige eine Handvoll anderer Leute hier und so blieben wir eine ganze Weile in herrlicher Natur, umflattert von Schmetterlingen, in angenehmer Ruhe und mit wassergekühlten Beinen sitzen.

Der nächste Stopp unserer Tour über Koh Phagnan sollte ein kleiner privater Beach sein. Dieser war zwar an einen Hotelkomplex angeschlossen, aber Zugang hatte jeder, der sich vorher beim „Schrankenwart“ in eine entsprechende Liste eintrug.

Der Strand war wirklich ein kleines Juwel. Nicht überlaufen, gesäumt mit riesigen Palmen und bewachsenen Felsabhängen. Der Sand war zwar relativ grobkörnig, fast kieselartig, doch das störte uns kaum. Vom Stand aus ging es sehr schnell tief in’s Wasser, was perfekt zum Schwimmen war. Die benachbarte Strandbar bot von der Kokosnuss bis zum Eiskaffee über Snacks und Eis alles, was einen schönen Tag am Strand rund macht.

Die Rückfahrt blieb – auch weil wir uns die anfängliche Schotterpiste unserer vermeintlichen Abkürzung sparten – Vorfalls- und Unfallfrei und wir waren heilfroh, unsere Roller wieder im Ursprungszustand abgeben zu können.

Da unsere westlichen Essensgewohnheiten durch das sensationelle Sandwich ein wenig getriggert waren, suchten wir für das Abendessen eine nicht-asiatische Alternative und landete nach einigem Suchen im „House of Hummus“. Basti und ich hatten bereits unsere Zuneigung für die arabische bzw. israelische Küche bei unserem Urlaub in Tel Aviv entdeckt und so genossen wir die kulinarische Abwechslung bei Hummus, Falafel und Baba Ghanoush.

Nach einem Abschiedsbier an Mayzaw’s Poolbar endete der Abend für uns früh, denn der Wecker schrillte am nächsten Morgen um 07:00 Uhr.

Pünktlich um 08:00 Uhr holte uns der Reisebüroinhaber persönlich – samt im Auto sitzender Frau und des frisch geschlüpften Babys – ab und transferierte uns an den Pier in Thongsala. Von dort aus nahmen wir die Speedferry nach Chumpon, wo wir wiederum in den Bus umstiegen. Dieser Bus brachte uns in der überschaubaren Reisedauer von 8 Stunden – das saßen wir mittlerweile auf einer unserer gut trainierten Hinterbacken ab – auf die Khao San Road nach Bangkok.

„Hello darkness, my old friend…“ schoss es mir angesichts des wilden Treibens auf der Partymeile und in demütiger Erinnerung an unseren dortigen „Bucket“-Absturz durch den Kopf. Also schnell weg hier, bevor wir eventuell wieder den Reizen dieses touristischen Sündenbabels erliegen sollten.

Unser Hostel mit dem klangvollen Namen „48 Airport“ befand sich ohnehin am anderen Ende der Stadt und nahe des Don Muaeng Flughafens, also versuchten wir uns im Kapern eines Taxis. Nach 6 – 7 glücklosen Versuchen, einen Taxifahrer zu finden, der uns nicht pauschal über’s Ohr hauen sondern statt dessen einfach sein Taximeter anschmeißen wollte, fanden wir einen willfährig Transportunternehmer und stiegen in das Taxi, was die Innenraumtemperatur der Neusser Skihalle hatte.

Wir versuchten, dem Fahrer so genau wie möglich unsere Adresse zu vermitteln und fuchtelten jeweils mit unseren Handys vor seinem Gesicht herum. Er nickte nur schläfrig und murmelte wiederholt „Airport, Hotel, Airporthotel, yes, yes…“.

Hätte er unseren Anweisungen nur etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt, hätte aus der 1,15 stündigen Fahrt ein 40minütiger Transfer werden können und er hätte keinen Ärger mit seiner Frau (oder Freundin) bekommen, die sich mehrmals (und immer ungeduldiger und lauter werdend) telefonisch bei ihm meldete. Wenn das Essen zu Hause auf dem Tisch steht, kennen die Tailänderinnen offensichtlich keine Geduld. Vielleicht musste der arme Tropf von Taxifahrer sogar ohne anständiges Essen und sicher ohne Kuscheleinheiten in’s Bettchen gehen. Ein klarer Fall von eigener Selbstschuld.

Aber schließlich erreichten wir unser Hostel, schmissen unsere Rucksäcke auf die überraschend gemütlichen Betten im 6er Dorm, der bis auf uns keine weiteren Gäste zu beherbergen schien, und machten uns auf die Suche nach etwa Essbarem.

Zwei dunkle Gassen weiter fanden wir eine Garküche, die noch in Betrieb war und aßen eine herrlich leckere Nudelsuppe, von der sich Basti gleich noch eine zweite Portion bestellte. Nach einem letzten Chang im Hostel knipsten wir die Lichter aus und schlummerten ein.

Der Wecker klingelte um 08:00 Uhr und an diesem Tag, dem 26.02.17, sollte das zweite Land auf unserer gemeinsamen Reiseliste angesteuert werden: Kambodscha!

Der Transfer zum Flughafen klappte einwandfrei und auch das Bording unseres Air Asia Fluges nach Siem Reap verlief angenehm unspektakulär. Die Flugzeit betrug lediglich etwas mehr als eine Stunde und kaum waren wir abgehoben, befanden wir uns auch fast schon wieder im Landeanflug. Im Flieger hatten wir gerade genug Zeit, einen kleinen Snack zu uns zu nehmen und die Anmeldeformalitäten für das Visa on Arrival auszufüllen, als er auch schon sanft auf kambodschanischem Boden aufsetzte.

Innerlich hatten wir uns bereits auf eine mindestens zweistündige Wartezeit bei der Visaabfertigung eingestellt, doch nachdem wir um 30 Dollar (100 Dollar hatte ich bereits von zu Hause als „Notgroschen“ für derartige Zwecke mitgebracht) Gebühren leichter, ein Passbild (ebenfalls aus Deutschland eingeführt) ärmer und einen entsprechenden Stempel im Pass reicher waren, waren gerade einmal 15 Minuten verstrichen. Läuft, dachten wir uns. Läuft vielleicht zu gut, schoben wir hinterher. Doch nach wie vor gab es keine Anzeichen irgendwelcher Startkatastrophen und wir verließen guter Dinge die Ankunftshalle.

Die uns entgegenschlagende Hitze, als wir das Flughafenterminal verließen, war anders als in Thailand. Trockener, staubiger und um einiges heißer. Eine wahre Gluthölle. Wir hatten beim Wiegen unseres Gepäcks am Schalter der Air Asia in Bangkok erstaunt festgestellt, dass das Gewicht unserer Rucksäcke deutlich – nämlich zwischen 5 und 6 Kilo – zugenommen hatte, was dem feuchtheißen Klima auf den thailändischen Inseln zuzuschreiben war. Wir hofften also unsere Klamotten, Handtücher und Decken endlich einmal wieder ordentlich durchtrocknen zu können. Angesichts der vorherrschenden Wetterverhältnisse und meiner mobilen Wäscheleine sollte dies hier kein Problem darstellen.

Wir rechneten bei Verlassen des Flughafengebäudes bereits wieder mit Heerscharen von fahrwilligen Taxiunternehmern, stellten aber fest, dass dies hier anders geregelt war. Man musste sich an einen separaten Schalter begeben und wurde dort einem Fahrer zugeteilt. Sehr entspannt, diese Vorgehensweise, da die Fahrer nicht versuchen, sich gegenseitig mit Gekreische und Gepäckentführung gegenseitig die Kundschaft wegzuschnappen.

Unser Fahrer brachte uns in seinem TukTuk in die Stadt und in Richtung unseres Hostels. Nicht allerdings, bevor er versucht hatte, uns von seinen unschätzbaren Diensten als lokaler Guide und ortskundiger Führer zu begeistern indem er uns ein Büchlein mit von zufriedenen Touristen handschriftlich dokumentierten Empfehlungen in die Hand drückte. Dafür waren wir noch nicht bereit und zwar auch, weil unser Lonely Plane Reiseführer nachdrücklich davor warnt, sich dem Erstbesten „hinzugeben“ ohne vorher Preise und Dienstleistungen verglichen zu haben. Am Happy Guest House in Siem Reap angekommen, versuchte er, uns ein Versprechen abzunötigen, was beinhaltete uns bei Ihn und NUR bei Ihm zu melden, wenn wir einen Ausflug nach Angkor Wat machen würden. Wir ließen uns allerdings nicht zu spontanen Zugeständnissen hinreißen und checkten erst einmal in unser Doppelzimmer ein.

Wenig später saßen wir im überdachten Garten des wirklich sehr schönen Guest House und ich bestellte mir das, wonach es mir schon so lange gelüstet hatte und was ich in Thailand nirgendwo bekommen hatte: eine frische, also nicht frittierte, Frühlingsrolle – in Deutschland auch als „Summerroll“ bekannt. Einfach köstlich!

Nach dieser kleinen Stärkung – flankiert von einem Angkor (der lokalen und sehr gut trinkbaren Biermarke) – stürzten wir uns in die Planung für den nächsten Tag.

Auf dem Programm stand der lang ersehnte Ausflug nach Angkor Wat – DEM touristischen Hotspot, der auf keiner Kambodschareise fehlen darf. Wir durchstöberten das Internet nach Empfehlungen und prüften das Angebot des Happy Guest House, was ebenfalls entsprechende Touren anbot. Wir riefen sogar noch unseren Fahrer vom Flughafen an, um ihn eventuell bei der Ernährung seiner – wie er uns berichtet hatte – 5 kleine, schwarze Köpfe umfassenden Großfamilie zu unterstützen. Da er aber partout nicht von einem recht hohen Preis abrücken wollte, erhielt das Happy Guest House unseren geneigten Zuschlag.

Wir entschieden uns für die „kleine Tour mit Sonnenaufgang“, welche eben diesen vor Angkor Wat beinhaltet sowie die dortige Besichtigung und anschließend sollte der Bayon Tempel folgen.Den Abschluss bildete der Tempel, der durch den Film „Lara Croft: Tomb Raider“ zu besonderer Berühmt- und Beliebtheit gelangt war: der Ta Prohm.

Nachdem unsere Buchungsmission erfolgreich abgeschlossen war, machten wir uns in das nahegelegene Zentrum auf. Irgendwie hatte ich keine großen Erwartungen an Siem Reap und war daher um so überraschter, wie schön die Stadt doch ist. Wir bewegten uns an einem kleinen Fluss in Richtung City, zu dessen Seiten hübsch hergerichtete Kolonialbauten und riesige, schattenspendende Bäume die Szenerie bestimmten.

Ich fühlte mich ein wenig wie in Südfrankreich – wenn man die Buddhistischen Tempel, die wir passierten, einmal ausklammerte. Überall gab es kleine, gemütliche Cafés und Boulangerien – eindeutiges Erbe der längst vergangenen Kolonialherrschaft der Franzosen. Die offensichtlich sehr ausgeprägte Kaffeekultur ließ mein Kaffee-Liebhaber-Herz sofort höher schlagen.

Auch der Markt nahe der Pub Street konnte sich sehen lassen und offerierte vom Seidenschal über Silberschmuck, ausgestopftem Getier und gerahmten Insekten so ziemlich alles, was das Touri-Herz begehrt.

Vom Markt aus bogen wir in die Pub Street ein und fanden ein schickes und durchaus stylishes Restaurant/Café/Bar-Lokal und ich gönnte mir einen lange überfälligen Gin-Tonic für sensationelle zwei Dollar.

Apropos Dollar… die offizielle Währung in Kambodscha sind Riel. 1 Euro entspricht etwa 4.200 Kambodschanischen Riel. Hebt man allerdings vom ATM Geld ab, spuckt dieser Dollar aus. Bezahlt man mit Dollar, bekommt man einen Teil in Dollar zurück und einen Teil in Riel.

Nachdem ich mich einigermaßen mit dem Umrechnungskurs von Thailändischen Baht zu Euro angefreundet hatte, war dies für mich ein erneuter mathematischer Supergau und mein Hirn fing bei jedem Bezahlvorgang beinahe Feuer.

Zu Beginn hoffte ich noch recht blauäugig, dass sich durch die ständige Herumrechnerei eventuell meine unterentwickelten Kopfrechenfähigkeiten zu ungeahnten Höhen aufschwingen würden. Ein klarer Trugschluss, der den Taschenrechner meines Handys zur meistgenutzten App und zum ständigen Alltagsbegleiter machte.

Gegen frühen Abend traten wir – beschwipst und beschwingt – den 15minütigen Spaziergang zu unserem Hostel an. Das schöne Gebäude – wie so viele hier im Kolonialstil errichtet – verfügte auf jeder Etage über einen ausladenden Balkon, den wir sofort in Beschlag nahmen. Komischerweise fiel uns erst hier, nachdem wir etwas zur Ruhe gekommen waren, so richtig auf, wie unglaublich wir den ganzen Tag über vor uns hingeglüht hatten. Ein kurzer Check des Thermometers auf dem Balkon ergab um 19:18 Uhr Ortszeit eine Außentemperatur von schnuckeligen 30 Grad. Die Sonne war bereits eine Stunde zuvor untergegangen. Tagsüber hatte die Temperatur bei etwa 39 Grad gelegen, was sich auch während unseres gesamten Aufenthaltes in Kambodscha nicht großartig ändern sollte…

Wir hatten Thailand als angenehm heiß empfunden, da auf den Inseln durchaus immer wieder ein angenehmes Lüftchen wehte. Kambodscha präsentierte sich bisher gänzlich ohne Lüftchen und um einige Grade heißer.

Um zu vermeiden, dass mir am nächsten Tag in Angkor Wat eine Reduktion meines Hirns durch dauer-sengende Gluthitze bevorstand, musste ich also meinen Panama-Hut aktivieren.

Im thailändischen Klima „Heiß“ hatte er bisher wenige Einsätze gehabt. Im kambodschanischen Klima „Heißer“ blickte er indes hoffnungsvoll einer erhöhten Anzahl von Hut-Trage-Tagen entgegen…

Vom Strand in den Dschungel und zurück… Koh Lanta at a glance

Da der erste Monat meiner Asien-Reise mittlerweile fast schon vorüber ist, hinke ich mit meiner Berichterstattung ordentlich hinterher ;o)

Daher gibt es heute einen etwas weniger ausführlichen Eintrag zu unserem Aufenthalt auf Koh Lanta, sonst gibt es den letzten Blogeintrag erst einen Monat nach meiner Rückkehr nach Deutschland und das ist dann doch auch weniger zielführend.

Nach zwei Nächten in unser gemütlichen Bambushütte im OK Chawkoh Bungalow stand schon der nächste Umzug bevor. Ursprünglich war es ja unser Plan gewesen, näher an den Strand zu rücken, stattdessen landetet wir auf Grund einer etwas zu hastig ausgeführten und research-minimierten Hostelworldbuchung direkt in Dschungel.

In den Lanta Maikeaw Bungalos hatten wir uns ebenfalls für eine Bambushütte entschieden, durften jedoch auf Grund eines Überbuchungsfehlers zwischen einer solchen und einem großzügig geschnittenen Zimmer mit einem Doppel- und einem Einzelbett wählen.

Angesichts dieser Offerte und auf Grund der Lage, die mit „im Dschungel“ wirklich treffend bezeichnet war, entschieden wir uns für die luxuriösere Variante.

Die Betten machten auf den ersten Blick einen urgemütlichen Eindruck. Dieser wurde innerhalb wenige Sekunden brutal zerstört, als wir uns auf diesen niederließen. Auf einem Stein zu schlafen wäre kuschliger gewesen. Mein Rücken hatte während der Reise matrazen-technisch bereits einiges erleiden müssen, aber das war der absolute Negativ-Rekord. Ich fragte mich ernsthaft, wie ich darauf einigermaßen gut schlafen können sollte.

Wir checkten gegen 12:00 Uhr ein und überlegten, was wir mit dem Rest des Tages anstellen sollten. Unser Bewegungsradius war bisher ziemlich eingeschränkt, da wir weder permanent auf Tuk Tuk Fahrer zurückgreifen wollten und keiner von uns scharf auf eine Rollerfahrt war. Ich, weil ich als ausgewiesener Fußgänger und Fahrradfahrer bisher nie das Bedürfnis verspürt hatte, einen zu fahren und Basti, weil er in Indien, bei seiner ersten Fahrt, einen ziemlich fiesen Sturz mit großzügigen Abschürfungen, begleitet von tagelangen Schmerzen erlitten hatte.

Ein Fußmarsch kam auf Grund der Abgeschiedenheit unserer Location und der sengenden Hitze nicht in Frage. Außerdem hatte Basti seit einigen Tagen diffuse Schmerzen im Fuß, was diese Option zusätzlich ausschloss. Wir hätten uns auf Fahrräder geschwungen, aber es stand nur eine klapprige Schäse zur Verfügung – zwar kostenfrei, aber trotzdem immer noch eines zu wenig. Wir schlichen um die Roller herum, die in der Anlage zur Anmietung bereitstanden. Keiner von ihnen erweckte auch nur ansatzweise den Anschein eines funktionstüchtigen Zustandes – zumindest nach europäischen Standards.

Wir lungerten auf der Terrasse des hauseigenen Restaurants herum und behielten die ankommenden und abfahrenden Rollerfahrer prüfend im Auge. Wir diskutierten unsere Optionen, die kaum vorhanden waren; wägten ab, diskutierten Pro’s und Kontra’s und fassten einen Entschluss.

Wenn wir hier weg wollten, dann mussten wir das Experiment wagen.

Wir gingen – nach wie vor zögernd – an die Rezeption und erkundigten uns nach Preis und Optionen. Da ich bisher nie gefahren war, bot uns die nette Hausherrin an, dass ich mit Ihrem Roller fahren könnte – wenn irgendetwas daran kaputt gehen sollte, bräuchte ich die Reparatur nicht zu bezahlen. Da ich ein Sparfuchs bin, fruchtete dieses Angebot sofort.

Ich hatte natürlich Angst, das Familienerbstück zu beschädigen, sprang aber mit Anlauf über meinen Schatten und auf den Sitz von „Puh, dem Bären“ (dieses entzückende Motiv zierte die Sitzbank). Basti zitterte sich ebenfalls an sein zweites Roller-Erlebnis heran, aber nach einer ausführlichen (hüstel) 5 minütigen Probefahrt über die hubbelige Dschungelstraße, fühlten wir uns sicher genug, einen Ausritt zu wagen.

Habe ich erwähnt, dass in Thailand Linksverkehr herrscht? Eine weitere Hürde unseres Vorhabens – allerdings gewöhnte ich mich im Handumdrehen an diese für mich neuen Gegebenheiten und wir zuckelten los.

Sofort durchströmte mich ein Gefühl der Freiheit als wir die Hauptstraße, entlang der Küste, mit verantwortungsbewussten 20 km/h entlang rauschten. Hupende Laster und überholende Tuk Tuks und Roller brachten uns nicht aus der Ruhe – wir genossen unsere neu gewonnene Freiheit und hatten keinerlei Bedarf, irgendwo einen Abhang herunter zu rollen oder den Asphalt zu küssen.

Die Straßenverhältnisse sind denkbar schlecht für Rollerfahrer, daher waren wir bereits des Öfteren Zeuge von Rollerunfällen geworden. Die meisten tragen noch nicht einmal einen Helm. Wir fuhren also äußerst vorsichtig und gut behelmt durch die wunderschöne Landschaft.

Unser erster Stop führte uns zur Kantiang Bay in’s „Same Same but Different Ressort“. Hier chillten wir in einem schönen Strandrestaurant unter einem riesigen Spitzdach aus Bambus. Die Bedienung wies uns drauf hin, dass sich über unseren Köpfen ein kleiner Python zum Mittagsschläfchen zusammengerollt hatte und zog verwundert von dannen, als wir es ablehnten, den Platz zu wechseln. Wenige Sekunden später wurden wir – bzw. die über uns schlafende Schlange – zum Fotoobjekt der Begierde für alle weiteren Gäste des Restaurants. Ein irres Erlebnis ;o)

Weiter ging die gemütliche und durch den Fahrtwind herrlich erfrischende Fahrt in Richtung Koh Lanta National Park, wo wir einen Wasserfall besichtigen wollten. Der Wasserfall war nur über einen schmalen Trampelpfad zu erreichen, der uns mitten durch den Dschungel führte. Die Geräuschkulisse war absolut faszinierend. Kreischende Affen, zirpende Grillen und weitere nicht identifizierbare Klänge begleiteten unseren 30 minütigen Hike über Stock und Stein, vorbei an kleinen Flüssen und herabhängenden Lianen und bizarren Felsformationen.

Ich wandere grundsätzlich gerne, also kannte die Begeisterung auch hier keinerlei Grenzen. Schließlich erreichten wir den Wasserfall und erfrischten uns in dem kleinen darunter liegenden See. Wir hatten diesen sogar ganze 5 Minuten für uns alleine, bevor die nächsten Wanderer eintrafen.

Der Weg zurück auf unseren Rollern war nun keine größere Herausforderung mehr für uns. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag mittlerweile bei rund 30 km/h – ich wurde fast schon ein wenig übermütig, legte mich engagiert in die Kurven und fühle mich wie ein Easy Rider.

Abends wollten wir die nahegelegene Mong Bar – einen bekannten Partyhotspot Koh Lantas – mit unserer Anwesenheit beglücken. Den Roller zu nutzen, war allerdings ausgeschlossen, da das lokale Bier in seiner Stärke nicht zu unterschätzen ist.

Wie vorher von unserer Herbergsmutter versprochen, stand nun auch das zweite Fahrrad zur kostenfreien Nutzung bereit. Basti und ich schnappten uns unsere Kopflampen (die Fahrräder verfügten erwartungsgemäß über keinerlei funktionierende Beleuchtung) und schwangen uns auf die Fahrräder. Meines war ein knallgrünes Kinderrad, was den Schriftzug „Angry Bird“ trug und sich überraschend gut fahren ließ. Wir absolvierten den Weg im Handumdrehen.

Bedauerlicherweise rauschte ich wenige Meter vor Ankunft an der Mong Bar in ein bis zum Aufprall unsichtbares Schlagloch, was Angry Bird das Leben kostete. Die Kette drehte durch, eine Vorwärtsbewegung war nicht mehr möglich – ich hatte vermutlich das hintere Lager zerlegt.

Den Rückweg bestritten wir unter ausgelassenem Gekreische und Gelächter – mit Kopflampen nach vorne und nach hinten ausreichend für den restlichen Verkehr sichtbar gemacht – im Tandemmodus. Also Basti durfte strampeln und ich klammerte mich an ihn, während mir der Gepäckträger blaue Flecken in den Hintern drückte. Angry Bird hatten wir nicht verantwortungslos zurückgelassen sondern bei der Mong Bar in verantwortungsvolle Hände zur Abholung am nächsten Tag gegeben. Ich kenne sein Schicksal leider nicht, hoffe aber, dass eine Wiederbelebung erfolgreich verlaufen ist.

Den Freitag verbrachten wir damit, in der Hängematte vor uns hinzuschimmeln und einfach die Seele baumeln zu lassen. Am Samstag, 11.02. bestiegen wir uns wieder unsere Rolle und cruisten nach Old Town – auf der gegenüberliegenden Seite der Insel gelegen. Auf der Fahrt dorthin, die uns durch das Hinterland – wiederum mit atemberaubender Natur versehen – führte, kreuzte ein riesiger Leguan unseren Weg.

Wir waren mit unseren Rollern ein ganzes Stück von Ihm entfernt, als er auf der linken Straßenseite gemütlich aus dem Dickicht hervorschlenderte und gemächlich die Straße überquerte. Er verschwand auf der anderen Straßenseite, als wir an ihm vorbei fuhren. Vom Maul bis zum Schwanz war er gut anderthalb Meter lang. Und das einfach so in freier Wildbahn… Ich war ziemlich überwältigt!

Old Town ist ein wunderschönes, kleines Städtchen, was vor allem durch seine teilweise über 100 Jahre alten Stelzenhäuser bekannt ist, die im Wasser stehen, aber mit dem Festland verbunden sind. Wir schlenderten die Straße entlang, besuchten ein hübsches Cafe, in dem ich endlich einmal wieder zu einem ausgezeichneten Kaffeegenuss kam und besorgen uns getrocknete Mangos bei einem Straßenhändler.

Auf dem Rückweg machten wir an einem Restaurant auf einer Anhöhe an der Küste halt und aßen – bei einem traumhaften Ausblick auf weitere kleine Inselchen vor Koh Lanta – phantastisches Seafood zu günstigen Preisen.

Bevor es wieder zurück in den Dschungel ging, gönnten wir uns am Abend noch etwas, worüber wir schon seit unserer Ankunft in Bangkok gesprochen, aber bisher nie in die Tat umgesetzt hatten: eine Massage! Klassische Thaimassage für mich – Schulter- und Fußmassage für Basti. Kaum hatte die Masseurin ihre Hände auf meinen Rücken gelegt, knackte es schon ordentlich im Gebälk und mein Rücken konnte nach einigen quälenden Nächten auf steinharten Betten endlich ein wenig entspannen.

Abends schnürten wir wieder unsere Rucksäcke, um am nächsten Morgen auszuchecken und unseren Aufenthalt zurück an den Strand zu verlegen. Die Lanta River Sand Bungalows hatten wir schon während unserer ersten Rollertour ausgescheckt und uns auch bereits eine Hütte in dritter Reihe nach Beachfront (die Hütten ganz vorne kosten meistens zwischen 2.500 und 1.500 Baht – für uns eindeutig zu teuer) vor reserviert.

Dieser Spot entsprach genau unseren Vorstellungen von Chillout am Beach. Der Strand war traumhaft schön, kaum besucht und in eine kleine Bucht eingefasst. Nebenan konnte man sich mit Meerblick massieren lassen, was wir später auch taten. Ein Restaurant mit tollem Ausblick auf den benachbarten Klong Nin Beach gab es auch.

Am Abend unserer Ankunft gaben wir wieder einmal unseren Partygelüsten nach und besuchten die Mushroom Bar – ca. 15 Minuten wilder Tuk Tuk Fahrt inklusive. Wir hätten uns den Ausflug eigentlich sparen können, denn die Haudrauf-Feierathmosphäre mit Kirmestechno und gruselig aufgepinselten Neonfarben auf die Leiber der Bucket-Enthusiasten, war nicht die Erfahrung, nach der wir gesucht hatten. Wir machten uns also recht zügig auf den Rückweg und verbrachten den Rest des Abends in unseren Hängematten auf der kleinen Terrasse unseres Bungalows.

Dieser hatte übrigens keinerlei Fenster, nur Bambusverstrebungen, die von innen mit Gardinen verhangen waren. Mehr am Busen der Natur zu schlummern geht nur, wenn man draußen schläft. Wir fanden es herrlich und schliefen – dank einer wirklich und endlich sehr guten Matratze – ausnehmend gut.

Die nächsten Tage verbrachten wir ausschließlich mit Hardcore-Hammocking und am Strand. Bastis Fußschmerzen waren mittlerweile so schlimm geworden, dass wir in die Klinik mussten und er dort sogar schmerzhafte Spritzen in die Ferse über sich ergehen lassen musste. Also war absolute Schonung angesagt, was uns im Lanta River Sand alles andere als schwer fiel.

Am Abend vor unserer Abreise nach Koh Phagnan, am 16.02.17, wurden wir zufällig noch Zeuge eines herrlichen Naturspektakels am Beach. Da unsere Terrasse mit den Hängematten so unheimlich gemütlich war, hatten wir es nach Einbruch der Dunkelheit noch gar nicht bis an den Strand geschafft. Als wir nach dem Essen dort noch einmal hinschlenderten, schien sich dieser überall zu „bewegen“. Ich wurde sofort an ein Erlebnis vor einigen Jahren auf Kauaii erinnert, wo ich mit meiner besten Freundin Urlaub machte und der Strand Nachts durch tausende kleine Krabben zum Leben erweckt wurde.

Wir kramten unsere Kopflampen hervor und sahen überall kleine und größere Krebse in Schneckenhäusern, die ihnen als Behausung und zum blitzartigen Rückzug dienten, herumwuseln. Ich traute mich sogar, einige von ihnen auf meinen Händen herumwandern zu lassen. Wieder ein wunderschönes und faszinierendes Erlebnis, was wir dank oder wegen unserer ausgeprägten Hängematten-Addiction fast verpasst hätten.

Aber eben auch nur fast ;o)