Gebeutelt in Phnom Penh…

Der frühe Morgen des 04.03. hielt für Basti eine böse Überraschung bereit. Eigentlich sah man ihm sein Elend nicht an, was wohl durchaus der bisher erreichten Bräunungsstufe zuzuschreiben war. Das änderte aber nichts daran, dass er sich vor Bauchkrämpfen krümmte und elendig vor sich hin röchelte, als wir uns zur Abfahrtsstelle unseres Busses nach Phnom Penh aufmachten.

Eine Handvoll Imodium Akut sicherte ihn gegen ungewollte Darmaktivitäten während unseres mehrstündigen Transfers ab – ob ihn das auch vor einer oralen Entleerung bewahren würde, sollte sich erst noch zeigen. Plastik-Tüten, proaktiv gesammelt, hatten wir vorsichtshalber in rauen Mengen am Start. Unser Bus – der natürlich keine Toilette an Bord hatte und somit die Schweißperlen-Parade auf Bastis Stirn noch zusätzlich verstärkte, war im vorderen Teil gut gefüllt. Wir verkrümelten uns also auf die hinteren Sitzplätze in Achsennähe.

Hier war es nicht nur besonders „hopsig“, sondern, dank der Nähe zum Motor, von unten her auch ausgesprochen un-kuschelig heiß. Von oben brüllte uns die Klimaanlage zum Ausgleich eiskalte Luft entgegen. Alles nicht zuträglich für den ohnehin schon gebeutelten Patienten.

Wenigstens hatten wir hinten Platz, sodass wir jeweils zwei Doppelsitze für uns allein beanspruchen konnten und Basti fiel dankbarerweise schnell in einen, wenn auch unruhigen, Schlaf. Ich musste mich also mit mir selbst beschäftigen, schrieb etwas und glotzte ansonsten semi-interessiert aus dem Fenster und begutachtete die staubtrockene Landschaft.

Jeder Stopp des Busses brachte eine willkommene Abwechslung und gab mir Gelegenheit, die interessanten Snackvarianten, unter anderem bestehend aus grünen Eiern am Stiel, die auf einem Grill vor sich hin schmurgelten, in Augenschein zu nehmen. Probieren wollte ich nichts der sonderbaren Angebote. Statt dessen hielt ich mich an das, was keine Magenverrenkungen verursachte – Bier. Meine allzeit sichere Nahrungs-Ergänzungs-Bank.

Um 9:30 Uhr waren wir aus Battambang gestartet und weitestgehend durch spärlich besiedeltes Ödland gefahren. Gegen 16:00 Uhr wichen die ausgedörrten Landschaften langsam aber sicher immer größer werdenden Ansammlungen von Häusern und Geschäften – die Ankunft in Phnom Penh ließ sich also entsprechend erahnen.

Um 17:00 Uhr erreichten wir dann auch den Busbahnhof von Phnom Penh und Basti erwachte ebenfalls aus seiner schlaftrunkenen Lethargie. Spätestens, als wie gewohnt Horden von Taxifahrern auf uns zuströmten und uns als Fahrgäste gewinnen wollten, war er fast ganz wach, aber nach der Elendsfahrt natürlich weniger gut gelaunt.

Wir verhandelten also nicht lange herum und gaben dem, der am wenigsten an uns herumzerrte, den Zuschlag für den Fahrauftrag. Interessantes Detail übrigens an dieser Stelle: Die Fahrer schnappten sich stets zuerst Bastis Rucksack. Ich durfte meinen eigentlich immer selbst tragen. Allerdings gab ich ihn so oder so nicht gerne aus der Hand und es machte mir nichts aus, ihn selbst zu den Taxis, oder TukTuks zu schleifen. „Ladys First“ war aber offensichtlich weder in Thailand noch in Kambodscha eine gängige Devise. Hier hatte wohl der Mann noch die Hosen anzuhaben und das Geld in der Tasche. Wenn wir zum Beispiel irgendwo eine Rechnung anforderten, dann wurde diese immer Basti unter die Nase gehalten. Legte ich das Geld in den Umschlag, kam dieser mit entsprechendem Wechselgeld natürlich nicht zurück zu mir – sondern zu Basti. Und obwohl ich meistens diejenige war, die ein Bier bestellt und Basti einen Fruchtshake, war mit schlafwandlerischer Sicherheit davon auszugehen, dass die Getränke entsprechend falsch serviert wurden. Schon lustig, dass dies zu Hause mittlerweile durchaus anders ist ;o)

Unser Hostel war glücklicherweise nicht besonders weit vom Busbahnhof entfernt und so dauerte die Fahrt nur etwas über 10 Minuten und wir standen vorm Onederz Hostel, das vor zwei Monaten gerade neu eröffnet hatte.

Wir hatten zwei Betten im 12er Dorm gebucht und man zeigte uns diese in der dritten Etage. Die Betten befanden sich direkt hinter dem Eingang des Dorms – nicht optimal also – und uns vielen sofort zwei freie Betten an der schönen, großen Fensterfront auf. Wir fragten also den Servicemitarbeiter, der uns das Zimmer zeigte, sofort, ob ein Wechsel möglich wäre. Basti wollte sich verständlicherweise nicht mehr bewegen und so ging ich wieder an die Rezeption und fädelte den Umzugsdeal ein.

So bezogen wir also final ein Doppelstockbett in erster Reihe zum Panoramafenster – Basti unten, ich oben – mit einem herrlichen Ausblick direkt auf den Mekong.

Mit dem Hostel hatten wir einen Volltreffer gelandet. Das Personal war unheimlich freundlich und hilfsbereit, die Betten ultrage-mütlich, es gab große Schließfächer und blitzsaubere und schön gestaltete Gemeinschaftsbäder mit sensationellen Regenwaldduschen. Der Gemeinschaftsraum mit Sitzsäcken und einem monströs großen Fernseher mit Netflix Anschluss war ebenfalls sehr einladend auf einer Zwischenebene zwischen Rezeption und den darüber liegenden Zimmern angelegt. Später entdeckte ich noch eine Dachterrasse, mit tollem Ausblick, auf der wir meistens alleine abhängen konnten, da diese nirgends ausgeschildert war. Wer also irgendwann einmal in Phnom Penh sein sollte, und Lust auf ein schönes Dorm-Bett in einem schicken, modernen Hostel haben sollte, dem sei das Onederz sehr an’s Herz gelegt.

Patient Basti fühlte sich nach der anstrengenden Busfahrt nach wie vor nicht besser und sollte sich direkt nach unserer Ankunft in seinem Bett zusammen. Mir knurrte dagegen mittlerweile ziemlich der Magen und ich erkundigte mich an der Rezeption, ob es in der Nähe etwas Empfehlenswertes gäbe. Als ich das Wort „Night Market“ hörte, war die Entscheidung auch sofort gefallen – zudem sich dieser auch noch in 5-minütiger Laufweite direkt um die Ecke befand.

Bei Ankunft am Night Market war ich zuerst etwas enttäuscht, da die Reihen der aufgebauten Geschäfte zuerst nur aus mönströser Unterwäsche für die Kambodschanerin ab 50 zu bestehen schien. Daneben gab es noch mehr oder weniger authentisch gefälschte Chanel und Gucci Taschen und Sonnenbrillen jeglicher Allerweltsmarken sowie diversen Nippes und gerahmte Insekten.

In der Mitte des Marktes war eine riesige Bühne aufgebaut, auf der sich ein einsames Gesangstalent die Seele aus dem Leib performte. Vor der Bühne standen – natürlich in größtmöglichem Sicherheitsabstand – etwa 8 Leute und begutachteten die Bemühungen des angehenden Schlagerstars. Als ich dieses Spektakel passiert hatte, wurde es interessant.

Auf der Fläche eines mittelgroßen Fußballfeldes war der blanke Asphalt mit Bastteppichen ausgelegt auf denen sich schmatzende und lachende Menschen tummelten. Die Teppichfläche war umgeben mit Essenständen auf den sich die leckersten Dinge auftürmten. Das Angebot was so groß und unüberschaubar, dass ich mich nach einigen Anläufen schließlich für eine Hühnersuppe entschied. Wenig exotisch zwar, aber da weiß man, was man bekommt.

Ich bestellte und machte es mir auf einem freien Plätzchen inmitten der Teppichlandschaft im Schneidersitz gemütlich. Der Boden war von der Hitze des Tages so erwärmt worden, dass es den Anschein hatte, man würde auf einer Fußbodenheizung sitzen. Schließlich wurde mir meine Suppe gebracht und ich fragte mich ernsthaft, wie die vielen verschiedenen Restaurantbetreiber es in diesem Getümmel schafften, den Überblick über ihre Gäste zu behalten. Hier waren mit Sicherheit einige Kambodschaner im Service beschäftigt, die mit einem photographischen Gedächtnis gesegnet waren. Faszinierend!

Die Suppe dampfte und duftete herrlich vor sich hin. Ich schnappte mir ein frisches Paar Stäbchen und untersuchte den Inhalt genauer. Das Schöne an der asiatischen Küche ist – zumindest ist dies meine Meinung – dass nicht nur die Filetstückchen in das Essen wandern, sondern auch der ganze Rest, der nun einmal natürlicherweise zu so einem Tier gehört, entsprechend verarbeitet wird. Aus dem Inneren der Suppenschale förderte ich nach und nach gefleischte Knochen zu Tage, die es sorgfältig abzunagen galt. Auch Innereinen fanden sich bei tieferer Suppenschürfung in Form von Leber und Teilen von Hühnermägen. Außerdem quadratische rote Stückchen, die entweder einmal eine Lunge gewesen waren oder sonstiges gepresste Blutpampe darstellten. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn ich auch noch einen Hühnerhals herausgefischt hätte – ich hätte ihn selbstverständlich gewürdigt und von seiner fleischigen Hülle befreit. Irgendwie finde ich, dass dies dem Tier, was zu meinem „Vergnügen“ im Topf gelandet ist, Respekt zollt.

Ich mochte als Kind schon Innereine und daran hat sich bis heute – trotz BSE und Vogelgrippe – eigentlich auch nichts geändert. Ich esse sie nur, aus eben diesen Gründen, nicht mehr besonders häufig.

Was ich allerdings immer dann esse sobald es meinen Weg kreuzt ist Zuckerwatte. Zum Nachtisch gönnte ich mir also die kambodschanische Variante und konnte keinerlei Unterschied zu den bisher mir bekannten europäischen Ausführungen feststellen. Ich wusste es durchaus zu schätzen, diesen vertrauten Geschmack zu erhalten und nicht etwa eine Note von Chilli, Lemongras oder Koriander zu erschmecken. Bei Zuckerwatte hab ich’s sehr gerne traditionell.

Nach diesen kulinarischen Highlights ging ich zurück in’s Hostel und nach einem kurzen Check up bei Patient Basti ließ ich mich noch etwas auf der Dachterrasse nieder und entspannte Angkor-seeling mit Blick auf den Mekong.

Am nächsten Morgen war Basti wieder ganz hergestellt und mir ging es nach einer ruhigen Nacht in einem herrlich gemütlichen Bett ebenfalls hervorragend. Das Frühstück im Hostel stellte direkt ein weiteres Highlight dar, denn dort gab meine geliebten Fluffy-Pankaces und nicht das flache Plinsen-Substitut zubereitet und serviert wurden.

So gestärkt machten wir uns zu Fuß daran, die Stadt genauer unter die Lupe zu nehmen. Heiß war es natürlich auch hier und die Luftfeuchtigkeit ließ und nach wenigen Metern schon wieder schwitzen, wie nach einem Marathon. Aber irgendwie gewöhnt man sich daran. Zumal ALLE um einen herum am ölen sind ;o) Unsere erste Station erreichten wir nach etwa 20 Minuten Fußweg: den Zentralmarkt oder auch Phsar Thmei, was in der Khmer Sprache „Neuer Markt“ bedeutet.

Dieses Gebäude, was im Stil des Art Déco errichtet ist, wurde von 1935 bis 1937 von zwei französischen Architekten erbaut. Das zentrale Herzstück bildet eine 25 Meter hohe Kuppel, von der 4 jeweils 44 Meter lange Arme in alle Himmelsrichtungen abzweigen. Handel wird hier mit allen möglichen Alltagsgütern wie Stoffen, DVD’s, Sonnenbrillen und Spielzeug, Fake-Handtaschen und Klamotten betrieben.

Am beeindruckendsten fand ich jedoch das Angebot an frischen Früchten, Fleisch und Fisch, Blumen und allen möglichen Snacks. Es gehen einem schier die Augen über angesichts der herrlichen Farben, Formen und Gerüche und dem endlos scheinenden Angebot der Garküchen, die sich im überdachten Inneren der Seitenarme des Zentralmarktes tummeln.

Hier aßen wir auch direkt zu Mittag und der Oktopus, den ich mir zur Feier des Tages bestellt hatte und der direkt neben uns auf dem Grill landetet, schmeckte schlichtweg sensationell und war butterzart.

Die nächste Station unserer Erkundungstour erhob sich nach kurzem Fußmarsch in der lodernden Mittags-Glut vor uns auf einem 27 Meter hohen, künstlich angelegten Hügel. Das spirituelle Zentrum Phnom Penhs, der Wat Phnom, ist mit seinen vielen Statuen und Schreinen und den riesigen Bäumen und hübsch angelegten Schlenderwegen, ein sehr sehenswertes buddhistisches Bauwerk.

In einem der kleineren Tempel entdeckten wir, neben den üblichen Opfergaben an Geldscheinen (echten und kopierten), Räucherstäbchen, Lotosblumen und Früchten sogar ein ganzes Spanferkel! Da bat wohl jemand mit Nachdruck um einen ganz besonders vollen Teller.

In den Bäumen um den Wat Phnom herum erspähten wir auch einige riesige Flughunde, die kopfüber von den Ästen baumelten und sich sonnten – wohlgemerkt inmitten der Stadt!

Nach unserer erfolgreichen Erkundungstour erfrischten wir uns im Hostel mit einem ausgedehnten Nachmittagsnap, um uns am Abend erneut auf den Weg zu machen. Ziel unseres Streifzuges war die Bassac Lane, ein kleines, aber sehr feines Ausgehviertel, was aus vielen unterschiedlichen Bars zusammengewürftel ist, die westlichen Ansprüchen in keinster Weise nachstehen. Hippe Hippsterhangouts mit Kunstcharakter sozusagen.

Den Weg dorthin bestritten wir zu Fuß; vorbei am Independent Monument, welches im Stil der neuen Khmer Architektur in lotosblütenförmiger Art einer Stupa zu Gedenken der Unabhängigkeit Kambodschas von den Franzosen 1953 errichtet wurde. Nach diesem ca. 40 minütigen, und auch des Nächtens noch immer schweißtreibenden, Spaziergang hatten wir uns einen guten Cocktail redlich verdient. Bei herrlichem Vollmond und einer schönen Aussicht über die Stadt schmeckte dieser gleich doppelt so gut. Leider waren die schicken Bars nicht sonderlich belebt, was uns relativ zügig veranlasste, den Rückweg anzutreten. Diesmal gönnten wir uns für diesen auch ein TukTuk, da wir einfach zu kaputt für einen neuerlichen Fußmarsch waren.

Für Montag, den 06.03. stand – nach einem neuerlichen Pancake Frühstück – wieder Kultur auf dem Plan. Wir wollten das Genozid Museum Tuol Sleng, auch bekannt unter der Bezeichnung S21, besuchen. Die Killing Fields, welche sich ebenfalls in Phnom Penh befinden, hatten wir nicht auf dem Plan, aber das Museum wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Eigentlich gingen wir davon aus, dass es sich außerhalb der Stadt befinden würde und nicht, wie sich herausstellte, mitten darin. Das Gebäude steht inmitten eines Wohngebietes und ist von einer Mauer umgeben, die am oberen Ende zusätzlich mit Stacheldraht bewehrt ist. Die Mauer wurde erst errichtet, als das S21 seiner grausamen, zweiten Bestimmung – einem geheimen Foltergefängnis der Roten Khmer, während deren Schreckensherrschaft von 1975 bis 1979 – zugeführt wurde.

Um besser verstehen zu können, was dort vor sich gegangen war, nahmen wir uns einen deutschen Audioguide und verbrachten die nächsten drei Stunden damit, Geschichten von Überlebenden und Erzählern zu lauschen, die dieses furchtbare Kapitel der Khmer beleuchtete und unter der Herrschaft von Pol Pot jeden 4 Kambodschaner zu Tode kommen ließ.

Bis heute ist es nur schwer zu begreifen, wie sich der Hass und die Verblendung einer Diktatur gezielt gegen das eigene Volk richten kann und die Vernichtung von Andersdenkenden, Intellektuellen und einfach modernen Menschen zum Ziel hat. Dieser kurze Zeitraum – gerade einmal 4 Jahre – katapultierten ein blühendes, aufstrebendes Kambodscha in die Steinzeit zurück. Die Folgen sind bis heute spürbar. Aber die Kambodschaner haben ihren Lebensmut und -willen nicht verloren. Auch das spürt man und das gibt allen Hoffnung.

Nach diesem durchaus schockierenden (aber in jedem Fall empfehlenswerten) Besuch mussten wir uns erst einmal ein wenig sammeln. Wir schlenderten etwas ziellos umher, bis wir an einem Hostel ankamen, dass uns an der Eingangstür seine Rooftop-Bar mit Pool anpries. Genau das richtige, um ein wenig abzuschalten.

Vor der Tür kamen wir mit einem deutschen Pärchen in’s Gespräch, was uns, unter Aufbietung aller Handelskunst, unbedingt ihre „Tigerlili“, ein ziemlich abgerocktes, aber durchaus fahrtüchtig wirkendes Motorrad, verkaufen wollten. Ich habe ja bereits des Öfteren über Bastis und meine zittrigen Moped-Ausflüge berichtet, dementsprechend bissen sich die beiden sehr erfolgreich die Zähne an uns aus. Aber wir hatten ein nettes Gespräch und verabschiedeten uns, mit dem Versprechen, einen Aushang zum Verkauf ihrer „Tigerlili“ in unserem Hostel zu platzieren, was wir später auch pflichtbewusst taten. Allerdings erst, nachdem wir in der Rooftopbar etwas enttäuscht feststellen musste, dass man mit der Bezeichnung „Pool“ wohl etwas vollkommen anderes, als ein klassisches Schwimmbad in kleiner Ausführung, gemeint haben musste. Wir entdeckten noch nicht mal ein Plantschbecken, tranken aber trotzdem ein Bierchen zur Entspannung und ärgerten uns nicht, auf diesen billigen „Nepper, Schlepper, Tourifänger“-Trick hereingefallen zu sein.

Abends gingen wir wieder auf den Night Market, um uns durch das Angebot lokaler Köstlichkeiten zu futtern. Zum Dessert orderte ich mir von einem Obsthändler eine „Bunte Tüte“ mit mehr oder weniger ominös aussehenden Früchten.

Auf der Dachterrasse unseres Hostels musste ich dann feststellen, dass lediglich 50 Prozent davon auch genießbar waren. Einige Früchte schmeckten herrlich süß, knackig, ein wenig säuerlich, ganz wunderbar. Die andere Hälfte bot Konsistenzen von nicht essbarer Holzigkeit bis hin zu Säure-Attacken, die meine Gesichtszüge entgleisen lassen. Das mitgelieferte Pülverchen war keine Hilfe, da es – wie ich zuerst vermutet hatte – kein Zucker, sondern Salz mit Chilli war. Aber an der Hälfte der Früchte hatte ich durchaus mein Vergnügen, also betrachtete ich die Investition von 2 Dollar als absolut angemessen für diese fruchtigen Feldtest.

Der folgende Tag stand ganz im Zeichen diverser Schönheitsreparaturen. Mein Tagesrucksack, ein ultralight Raumwunder von Osprey, den mir eine liebe Freundin kurz vor meiner Abreise ganz überraschend zum Geschenk gemacht hatte und den ich seitdem heiß und innig liebte, hatte bereits, auf Grund der teilweise durchaus strapaziösen Reisetätigkeit, zwei kleine Risse genau dort abbekommen, wo er gerne einmal Kontakt mit diversen Untergründen aufnehmen musste.

Ich wollte keine weiteren Beschädigungen riskieren, also musste eine Wunderwaffe zur Reparatur her. Basti und ich gingen im Ausland nicht nur gerne in Supermärkte, wir zeigten uns auch interessiert an internationalen Baumärkten. In Phnom Penh fanden wir nach einem Streifzug durch diverse Lampenläden und Geschäfte mit Malerbedarf auch einen entsprechenden Dealer für Handwerksbedarf und erkundigten uns beim Verkaufspersonal, ob man hier auch das führte, was bekanntlich die Welt im Inneren Zusammenhält: Gaffa-Tape!

Alles hatte man im Angebot: Malerkrep, Isolierband, Klebeband, Packband… aber kein Gaffa. Irgendwann kamen wir auf die Idee, dass man dieses bewährte Klebematerial im Ausland unter Umständen unter einer anderen Bezeichnung führen könnte, da stießen wir auch endlich auf das Produkt unseres Begehrens. Tatsächlich erinnerte ich mich auch in dem Moment, in dem wir es erspähten, dass man Gaffa auf internationaler Basis nicht Gaffa, sondern DUCT Tape nennt.

Der Preis war übrigens auch ganz international und mit fast 7 Euro pro Rolle sicherlich kein Schnäppchen. Etwas besonders ausgefallenes hatte das Tape allerdings: ein herrliches Muster. Die Grundfarbe war ein heller Grünton und auf dieser Grundierung tummelten sich lustige Comic-Gürkchen, die mit Sprechblaser versehen waren, welche „Dill with it“ verlauten ließen. Wir mussten es haben!

Nicht nur, weil es meinen Rucksack erfolgreich von weiteren Beschädigungen bewahren würde, sondern weil es einfach das sensationellste Gaffa-Tape war, was wir jemals erblickt hatten. Basti und ich teilten und die Kosten und verließen glücklich den Baumarkt.

Der nächste Punkt auf unserer To Do Liste: ein Haarschnitt für Basti. Sein Pony versuchte während der letzten Tage bereits, ein gewisses Eigenleben zu entwickeln und sich in seinem Gesicht auszubreiten, also musste entsprechend Abhilfe geschaffen werden. Nachdem wir einen lokalen Choiffeur ausfindig gemacht hatten und dieser ihm zuerst einen der bekannteren David-Beckham-Schnitte mit längerem Deckhaar schmackhaft machen wollte (er hatte im Hinterzimmer wohl bereits die Extension für willige Kunden bereitliegen), blieb es dann doch bei der bewährten Variante „Hinten-Vorne-Seiten-Kurz und die Kopfhaut soll nicht durchscheinen“.

Danach hatten wir uns einen „Feel-Good-Cafe“ in gleichnamigem Etablissement verdient und verkrümelten uns später auf „unsere“ Dachterrasse in „unserem“ Hostel mit Blick auf „unseren“ Mekong, um den Tag vor unserer Abreise nach Kratie zu beenden.

Phnom Penh ist wirklich eine tolle und beeindruckende Stadt. Allerdings sind das hohe, lärmende Verkehrsaufkommen und die damit einhergehende Luftverschmutzung Dinge, die man weniger vermisst, sobald man ihr den Rücken kehrt.

Also machten wir uns am nächsten Tag in eine Region mit weniger Chancen auf Atemwegserkrankungen auf: Kratie, im Osten Kambodschas.

Und hier erwartete uns – im Gegensatz zum pulsierenden Großstadtleben – ein nahezu eremitisches Dasein zwischen Kühen, Katzenbabies und Gottesanbeterinnen. Aber dazu an anderer Stelle mehr!

Böötchenfahrt mit Hindernissen im wahre Land des Lächelns…

Dienstag, der 28. Februar verlief, nach unserer Inspektion Angkor Wats und einem neuerlichen Ausflug auf die Pub Street Siem Reaps, äußerst beschaulich und stand zudem im Zeichen neuerlichen Aufbruchs, da wir, wie schon so oft zuvor, wieder unsere Backpacks schnürten, um am nächsten Tag nach Battambang aufzubrechen.

Am nächsten Tag standen wir also wieder einmal sehr früh auf und warteten wir vor unserem schönen Guesthouse, was wir wirklich nur ungerne verließen, auf unseren Minibus, der uns zum Bootsanleger Siem Reaps bringen sollte.

Wir hatten uns für die Anreise per Boot entschieden und waren gespannt, wie sich diese gestalten würde. Die Reiseveranstalter halten sich hinsichtlich expliziterer Auskünfte zu den diversen Transportmitteln stets sehr bedeckt. Entweder gibt es ein Speed Boat oder ein normales Boot, Bus ist gleich Bus und Mini Van ist gleich Mini Van – aber es wird einem eigentlich fast immer alles als very VIP angepriesen. So kann man sich eigentlich immer nur auf ein Neues überraschen lassen.

Unser Boot, was wir nach kurzer Fahrt in einem bis unters Dach vollgestopften Mini Bus, erreichten war alles andere als very VIP. Aber es machte einen gemütlichen Eindruck und man konnte im unteren Bereich in Doppelsitzen in Zweierreihe sitzen oder es sich – neben dem gesamten Gepäck – auf dem Dach gemütlich machen. Das Boot war nach allen Seiten offen, Fenster oder ähnlichen Schnickschnack hatte man sich direkt gespart. Die Hartschalensitze lagen in etwa auf gleicher Höhe mit der Wasseroberfläche, was einen schönen und fast „ebenerdigen“ Blick auf das Ufer ermöglichte. Platzkarten gab es keine, also beschlagnahmten Basti und ich direkt einmal jeweils einen Doppelsitz für uns und breiteten uns strategisch aus.

Im Boot waren noch einige Plätze frei, als wir mit riesigem Getöse, was durch den riesigen Dieselmotor im Heck des Bootes verursacht wurde und uns und die Umgebung in eine stinkende, schwarze Wolke hüllte, starteten. Feinstaubfilter ahoi. Ich begann, darüber nachzudenken, wie sinnvoll die Anschaffung eines Mundschutzes – wie ihn fast alle Einheimischen trugen – sein könnte.

Aber bald verflog der Qualm und wir machten uns auf die Reise nach Battambang, die zwischen 6 bis 9 Stunden andauern sollte. Warum diese recht große Zeitspanne zwischen Minimum und Maximum angegeben wird, liegt zum einen am stark variierenden Wasserstand des Mekong. Während der Trockenzeit führt er verständlicherweise viel weniger Wasser, als während der Regenperiode. Einen weiteren Grund werde ich später noch eingehend erläutern.

Der Anleger in Siem Reap ist mit beeindruckenden Stelzenhäusern gesäumt, die teilweise bis zu 10 Meter über dem Wasser thronen. Der Wasserspiegel war auf Grund der Trockenzeit sehr niedrig, was die Häuser wie bizarre Stelzenläufer wirken ließ.

Langsam aber sicher ließen wir die Stadt hinter uns und tuckerten auf dem Mekong dahin. Die Landschaft wurde immer menschenleerer, nur ab und zu lagen kleine Fischerboote in Ufernähe, wo die Fischer ihrem Tagewerk nachgingen. Die Natur zu beiden Seiten wurde immer üppiger und viele weiße Reiher stolzierten im Schilf auf der Suche nach Beute herum. Immer wieder passierten wir riesige Gebilde aus Bambusstangen, die sich als Senken zum Fischfang entpuppten. Sie waren mitten auf dem Fluß verankert und teilweise waren auch kleine Hütten angebaut, die aber weitestgehend unbewohnt schienen.

Ich hatte mich bereits beim Start unserer Fahrt gewundert, wo die Leute hin verschwunden waren, die zuvor alle mit an Bord gekommen waren, aber nun nicht die Sitzreihen neben, vor und hinter uns besetzten. Als Basti vorschlug, ob wir uns nicht einmal auf dem Dach umschauen sollten, löste sich dieses kleine Rätsel auch direkt auf.

Da oben war es mittlerweile ganz schön voll und belagert von sonnenhungrigen Backpackern und dem Gepäck aller Reisenden. Das Dach wölbte sich zu beiden Seiten leicht nach unten und war lediglich mit einer kleine Reling versehen, die etwa eine Handbreit hoch war. Überall lagen Leute oder Rucksäcke herum und man musste konzentriert herumbalancieren, um A: nicht vom Dach in den Mekong zu stürzen oder B: auf irgendetwas oder irgend wen zu treten.

Letzteres misslang mir auf dem Rückweg nach unten, als ich mich entweder für Absturz oder (unbeabsichtigten, aber in der Hitze des Gefechts nicht zu vermeidenden) Fußtritt für eine herumlungernde Touristin entscheiden musste, die sich wirklich außerordentlich dümmlich platziert hatte und die schmale Durchgangsgasse vom Vordereck auf’s Dach komplett mit ihrem ausladenden Allerwertesten blockierte. Ich ignorierte erfolgreich ihr entrüstetes Schnauben und bösen Blicke und war einfach nur froh, dass man mich nicht hatte aus dem Mekong fischen müssen.

Vor meinem wackeligen Rückweg saßen wir etwa eine Stunde auf dem Dach und genossen die Aussicht. Wir passierten schwimmende Dörfer, wo uns immer wieder fröhliche Kinder und Jugendliche zuwinkten und „Hello, Hello“ riefen. Die Dörfer, welche komplett auf dem Wasser lagen, hatten nur in den seltensten Fällen Verbindungen mit dem Festland. Manchmal gab es schmale Stege, die zu Hütten am Rand führten. Ansonsten spielte sich das komplette Leben der Menschen dort auf dem Wasser ab. Leben, schlafen, kochen, spielen, arbeiten, tanzen… immer umgeben von Wasser. Es gab sogar schwimmende Kirchen. Sehr faszinierend und die Menschen wirkten obendrein unheimlich fröhlich und mindestens so interessiert an uns, wie wir an ihnen.

Kambodscha war uns bisher nicht nur durch seine außergewöhnliche Hitze und dementsprechend etwas ausgedörrte Landschaft aufgefallen. Es hat, im Gegensatz zu Thailand, was ja als ursprüngliches Land des Lächelns bekannt ist, etwas unglaublich Schönes zu bieten. Nämlich die freundlichsten, offensten und lebensfrohsten Menschen, die ich jemals zuvor erlebt habe.

Ständig riefen uns Kinder auf der Straße hinterher „Hello, what’s your name“ und wollte uns per High Five abklatschen oder uns mindestens zuwinken. Überall dudelt immer irgendwelche zu laute, zu schräge, zu kreischende Musik und es wird dazu getanzt, wild gehüpft, oder mindestens ebenso schräg gesungen. Auf den Straßen wird gelacht oder man neckt sich und freut sich des Lebens.

Kambodscha ist durch seine bewegte Geschichte und die kriegserschütterte Vergangenheit ein sehr junges Volk. Man sieht kaum ältere Generationen auf den Straßen. Den Lebensmut und die Freude an ihrem Dasein haben diese Menschen aber offensichtlich nicht verloren. Auch, wenn Sie in unseren Augen als arm gelten oder nach unseren Standards ein hartes, sehr einfaches und wenig beneidenswertes Leben führen sind sie in vielerlei Hinsicht doch viel reicher als wir. Man kann nur hoffen, dass sich die Kambodschaner diese Eigenschaften für immer bewahren!

Aber nun zurück auf Böötchen. Wir ließen uns auf dem Dach noch immer die Sonne auf die Bäuche scheinen, als wir von einem Seitenarm des Mekong plötzlich auf scheinbar offenes Gewässer hinausfuhren. Man konnte kein Ufer mehr sehen und zu allen Seiten breitete sich nichts als Wasser aus – bis an den Horizont. Dieses beeindruckende Gewässer war jedoch kein Meer, sondern der Tonle Sap, bzw. Tonle See, größter Binnensee Asiens. Auch hier tauchte plötzlich, wie aus dem Nichts eine schwimmende Kleinstadt – samt Rathaus und Kirche aus.

Langsam aber sicher wurde es mir auf dem Oberdeck zu ungemütlich, denn ich fühlte mich wie die Katze auf dem heißen Blechdach. Ich verkrümelte mich, unbeabsichtigte Fußtritte verteilend, wieder unter Deck. Hier war es wesentlich angenehmer und es wehte sogar eine leichte Brise durch die Sitzreihen.

Nach einiger Zeit auf dem Tonle Sap kehrten wir wieder auf den Mekong zurück und ich versuchte, einen kleinen Powernap einzulegen. Ziel war es hierbei, mit Einnahme einer maximal unbequem wirkenden Position ein maximal gutes Nap-Ergebnis zu erzielen. Ich schnappte mit eine Schwimmweste, legte sie auf die Außenbordwand, um meine Waden etwas zu polstern und hängte einen Fuß nach draußen. Das Bein mit Fuß Nummer Zwei winkelte ich an, um mich damit gegen den Vordersitz zu stabilisieren und nicht zur Seite wegzukippen. Mein Kopf lag jetzt auf dem Platz im Gang und wurde optimal von meinem geliebten Nackenhörnchen gestützt. Ich bin mir sicher, dass dies noch merkwürdiger aussah, als es sich anfühlte, aber es war tatsächlich bequem genug, dass ich tief und fest einschlief.

Geweckt wurde ich dadurch, dass irgendwann dicke, fleischige Wasserpflanzen gegen meinen Außen-Bord-Fuß schlugen, was mich erschrocken veranlasste, den Fuß nach innen zu verlagern. Minuten später fuhren wir so dicht an einer dicken Bambusstande, die zur Fahrbahnmarkierung dienen sollte, vorbei, dass ich vermutlich verdammt weh getan hätte, hätte mein Fuß von draußen herumgebaumelt. Manchmal muss man einfach Glück haben oder im richtigen Moment von Wasserpflanzen geweckt werden.

Der Fluss hatte sich während meines Schläfchens optisch sehr verändert, da überall riesige Inseln von Wasserpflanzen herumtrieben. Diese schienen, je weiter wir uns vorwärts bewegten, immer dichter und höher zu werden. Unser Kapitän hatte durchaus Mühe, einen Weg durch das Gewirr an Pflanzen zu finden, als es plötzlich nach Verbranntem zu stinken begann und die Motorgeräusche immer stockender aus dem hinteren Bootsteil drangen. Der Steuermann kam mit einem Napf von vorne angerannt und schaufelte damit Wasser aus dem Fluss direkt auf den Motor. Dieser dampfe und zischte wie ein Tauchsieder und die beiden Nautiker verschwanden kurzzeitig im Nebel, der durch das verdunstete Wasser vom überhitzten Motor aufstieg.

Da der Kapitän zusammen mit dem Steuermann hinten an der Maschine zu kämpfen hatte, steuerte unser Boot zwar sehr langsam, aber doch führerlos immer tiefer in den Teppich aus Schwimmpflanzen. Irgendwann wurde es dem Motor zu viel und er verabschiedete sich unter lautem Keuchen und Rumpeln komplett. Wir hatten gerade einmal 2,5 Stunden der Tour hinter uns und wir fragten uns, wie es nun weitergehen sollte.

Die Crew war aber offensichtlich auf derartige Vorfälle vorbereitet und begann kurzerhand, den Motor auszubauen und durch einen neuen, der irgendwo hervorgezaubert wurde, zu ersetzen. Das Ganze dauerte etwa eine Stunde, dann war der Kahn wieder flott.

Allerdings nicht ganz so flott wie vorher. Wir waren deutlich langsamer unterwegs und so richtig rund lief der neue Motor nicht. Nach kurzer Fahrt musste die Crew nochmals stoppen, um nachzujustieren.

Erneut setzen wir die Reise fort, doch das Aggregat versagte abermals und da wurde es auch dem Kapitän zu bunt. Er hämmerte auf dem Motorblock herum und fluchte lautstark vor sich hin. Der angeschlagenen Maschine entlockte der so aber doch noch einige Kraftreserven und wir schipperten im Zeitlupentempo zu einem der „Floating Villages“ und machen an einem Hausboot fest. Hier gab es auch einen Shop, wo sich alle mit Essen und Erfrischungen versorgen konnten.

Nach einer Weile legte ein weiteres, vollkommen leeres, Boot an und wir rechneten bereits damit, in dieses Gefährt umgeladen zu werden, als es auch schon wieder ablegte. Trotzdem begann die Crew damit, unser Gepäck von unserem erlahmten Kahn auf den Anleger abzuladen. Wir vermuteten also, dass man uns eine Bus für die Weiterreise nach Battambang zur Verfügung stellen würde.

Ein fahrbarer Untersatz wartetet tatsächlich auf dem Festland auf uns. Allerdings nicht in Gestalt eines Busses für alle Reisenden. Stattdessen standen dort drei Pick ups mit offenen Ladeflächen herum. Die Temperaturen hatten zwischenzeitlich von heiß nach brüllend gewechselt und uns schwante schlimmeres.

Basti roch den Braten und platzierte sich strategisch günstig an der Seitentür der Fahrerkabine neben einem der Pick ups, die immerhin 5 Sitzplätze im Inneren boten und als unser Gepäck verstaut war und der Fahrer den Motor anließ, um die Klimaanlage in Betrieb zu nehmen, hüpften wir einfach hinter den Fahrersitz auf eine 3er Bank und freuten uns wie die kleine Kinder, dass wir einen halbwegs erträglichen und zudem klimatisierten Platz gefunden hatten, statt, wie ein Großteil der Anderen, hinten auf den Pick ups sitzen zu müssen.

Nachdem sich noch zwei weitere Passagiere nebst Fahrer zu uns gesellt hatten ging die Fahrt los. Und was für eine Fahrt das werden sollte… Uns standen 2 Stunden Rüttelplattenfeeling auf einer Straße, die ihren Namen nicht verdiente, bevor. Die Straße war nichts als ein staubiger, rumpeliger, ausgewaschener Dreckpfad, der durch ausgedörrte Landschaft führte.

Unser Fahrer war ein absolutes Genie, der sein Gefährt inkl. touristischer Zuladung trotz der herausfordernden Bedingungen perfekt beherrschte. Der vor uns fahrende Pick up nahm so ziemlich jeden tiefer hängenden Ast und jedes struppige Gebüsch so mit, dass die Leute auf der Ladefläche auch ziemlich viel davon hatten. Unser Fahrer schaffte es, die hinten Mitreisenden vor fast jeder Astpeitsche zu bewahren. Nach einiger Zeit hatte sich der Pick up vor uns auch schon fest gefahren. Alle mussten abspringen, nur wir Luxusreisenden im Inneren der Fahrzeuge durften sitzen bleiben und bestaunen, wie unser Fahrer den vorauseilenden Dilettanten galant mit einem Seil, so dünn wie Zahnseide, Rückwärts aus dem Dreck bugsierte. Das Spielchen machte er noch zwei Mal mit anderen liegen gebliebenen Fahrzeugen und wir klatschten jedes Mal begeistert Beifall.

Als nettes Detail amüsierten wir uns übrigens darüber, dass sein Pick up zwar eine absolute Schrottlaube zu sein schien, sein Besitzer sich aber ganz stilbewusst einen Louis Vuitton Lenkradüberzug geleistet hatte. Dass es sich hierbei um einen Fake handelte, lag nahe, denn ich bin mir sicher, dass es in der Produktpalette des französischen Luxuswarenproduzenten keine Lenkradüberzüge gibt. Es sei denn sie sind Custom made und unser Fahrer sah nicht danach aus, als würde er für derartiges sein Geld zum Fenster hinauswerfen.

Rein fahrerisch war die Tour ein Vergnügen, rückentechnisch für mich die absolute Katastrophe. Obwohl wir wirklich die besten Plätze ergattert hatten, konnte ich schon nach einer viertel Stunde vor Schmerzen kaum noch sitzen und hing wir ein gebeuteltes Fragezeichen auf meiner Bank. Nach 1,5 Stunden legten wir eine Pause ein, in der ich wieder halbwegs gerade biegen konnte.

Der Anblick der anderen Reisenden, die von der Ladefläche krauchten, ließ mich allerdings sofort jeden Schmerz vergessen und in froher und dankbarer Demut verteilte ich mitleidsvolle Blicke. Die Ärmsten waren von oben bis unten mit Staub überzogen. Die wenigen staubfreien Flächen waren teilweise heftig von der Sonne verbrannt oder mit ordentlichen Kratzern überzogen. Trotzdem war die Laune nicht die schlechteste und der letzte Teil der Reise wurde nach der Rast ohne Murren und Knurren angetreten.

Nach weiteren 30 Minuten – und insgesamt moderaten 7 Stunden – erreichten wir endlich den Busbahnhof von Battambang und hier wartete – wie wir fast schon befürchtet hatten – wieder einmal eine Horde wild gewordener TukTuk Fahrer auf uns.

Wir konnten kaum den Pick up verlassen, so sehr bedrängten und die Taxifahrer. Wir kämpften uns zur Ladefläche des Pick ups durch und bevor ich meinen Rucksack herunter hieven und vom Staub befreien konnte, hatte ihn sich schon ein Fahrer zu seinem TukTuk entführen. Die ereignisreiche Anreise hatte uns allerdings so geschlaucht, dass sich die Gegenwehr in Grenzen hielt und wir dem Rucksack-Entführer den Zuschlag gaben. Witziger Weise mussten wir für die Fahrt noch nicht einmal etwas bezahlen, da er auch offiziell für unser Hotel in Battambang arbeitete. Dafür wollte er uns aber direkt eine Tour für den nächsten Tag aufschwatzen. Als wir unser Hotel erreicht hatten, ließen wir ihn ohne weiteren ermüdenden Kommentar einfach stehen und schlichen zur Rezeption.

Das Personal empfing uns freundlich, aber geschüttelt von Hustenanfällen. „Hand vorm Mund“ ist in Asien nicht gebräuchlich, also gingen wir etwas auf Abstand, um am nächsten Tag nicht mit dem gleichen Keuchhusten aufzuwachen. Eine weniger erregerbefallene Angestellte führte uns auf unser Zimmer, welches wir für ok befanden und uns einzugswillig zeigten.

Die Gute hatte noch einen wertvollen Tipp für uns und ermahnte uns, unsere T-Shirts unter keinen Umständen unter dem Ventilator auszuziehen, der sich über unseren Köpfen auf höchster Stufe drehte. Es würde mindestens den Verlust unserer Hände bedeuten! Wir schauten erst uns fragend an und dann Sie und wollten wissen, was der Ventilator des Grauens für Stunts beherrschte, denn das Gerät befand sich in 3 Meter Höhe unter der Decke und keiner von uns beiden ist über 2 Meter groß.

Sie kläre uns dann auf, dass die Deckenhöhe in der 3. Etage viiiiel niedriger sei als in der 2. Etage – auf der wir uns befanden. Somit war diese Information für uns zwar erschreckend, aber ebenso nutzlos wie irrelevant. Danke trotzdem und Safety first.

Als sie das Zimmer verlassen hatte, entdeckte ich, dass dieses eigentlich bereits belegt war. Und zwar mit einer riesigen Kakerlake, die allerdings offensichtlich auf dem letzten Loch pfiff. Sie lag auf dem Rücken und zuckte nur noch schlapp mit einem ihrer Hinterbeinchen.

Wir zwangen sie umgehend zum Auszug, indem wir sie mit einem Flipflop in den Hotelflur schnippten (Wo sie für die nächsten 2 Tage vor sich hinschimmelte – das Hotelpersonal zeigte sich davon ausnahmslos unbeeindruckt, wie unser Feldtest ergab. Wir entsorgten sie später selbst großmütig per Luftbestattung über den Balkon).

Das Zimmer gehörte nun offiziell uns! Wir machten uns noch auf die Suche nach etwas Essbarem und besorgten uns auf dem Rückweg eine Flasche koreanischen Reiswein, der uns im Supermarktregal angelacht hatte. Z

Zurück im Hotel ließen wir uns den Schlummertrunk schmecken und guckten dabei Americas Next Top Model, da unser Hotelzimmer über den Luxus eines Fernsehers mit Empfang diverser englischsprachiger TV-Kanäle verfügte und freuten uns darauf, am nächsten Tag Battambang und Umgebung richtig kennen zu lernen…

Von „Heiß“ nach „Heißer“

Am 24.02.2017 nahmen wir ein letztes, leckeres Pancake Frühstück bei La ein. Während wir aßen, plumpste ein Blatt vom Baum, streifte meine Schulter und landete neben meinem Teller. Wenn ich sage plumpste, dann ist das wirklich korrekt, denn es war sehr schwer für ein halb abgestorbenes Blatt und zudem am oberen und unteren Ende merkwürdig gekrümmt und zusammengerollt.

Ich begutachtete das Blatt, was bei näherer Betrachtung wie eine Papierböötchen aussah, etwas genauer und drehte es herum. Aus dem unteren Teil quollen blitzartig hellrote, relativ große Ameisen hervor und gingen angesichts des Absturzes und meiner Störung sofort in Angriffshaltung indem sie sich auf Ihre 4 Hinterbeine stellten und mit den vorderen Beinen und den Antennen an Ihren Köpfchen wild und drohend in der Luft herumruderten.

Angezogen von unseren Schreckensschreien eilte La herbei und bugsierte das Blatt amüsiert in den nächsten Blumenkübel. Wir versuchten, die letzten auf dem Tisch verbliebenen Ameisen aus der Reichweite unseres Frühstücks zu entfernen, was uns gelang, ohne angepinkelt oder gebissen zu werden, aßen dann weiter und verabschiedeten uns anschließend von La, um unsere Schlafplätze im The Sanctuary zu räumen und auszuchecken.

Gegen 11:00 Uhr verließen wir das Epizentrum transzendentaler Selbstfindung mit den dürren Hipster Hippies und ließen uns entspannt und bei sanfter Briese zurück in die Realität an den Haad Rien schippern.

Wir checkten dort für weiter zwei Nächte im altbekannte und gewährten Shenanigans ein und wurden von Mayzaw, einer quirligen Burmesin, die dort an der Bar arbeitet, überschwänglich zurück begrüßt und sofort zum Bier am Pool genötigt.

Den weiteren Tag verbrachten wir in Haad Rien bei einer ausgedehnten Shoppintour. Abends trafen wir alte Bekannten von unserem vorherigen Aufenthalt gesammelt an der Poolbar und lernten auch einige neue Reisende kennen.

Zu späterer Stunde zog ein größeres Trüppchen aus Kanadiern, Neuseeländern und Amerikanern unter deutscher Beteiligung (meiner Wenigkeit) an den Strand, um zu quatschen, abwechselnd Musik auf einem wokähnlichen Instrument (dessen Namen ich bedauerlicherweise vergessen habe, dem ich aber nach einigen Anfangsschwierigkeiten sogar halbwegs harmonische Töne entlocken konnte) zu machen und das eine und andere Bierchen zu trinken. Ich genoss den entspannten Abend sehr, denn im Gegensatz zum The Sanctuary schien man sich hier durchaus wieder füreinander als nur für sich selbst zu interessieren und wir saßen ziemlich lange und freucht-fröhlich zusammen.

Für den nächsten Tag hatten Basti und ich uns, nach längerer Abstinenz, wieder einmal eine Rollertour vorgenommen. Obwohl in jeglichen Reiseführern ausdrücklich davor gewarnt wird, sich auf Grund der schlechten und zudem sehr kurvig und steil verlaufenden Straßen Koh Phagnans, als ungeübter Fahrer auf einen Roller zu schwingen, wagten wir es erneut. Wir wussten um den Zustand der Straßen und dieser kann wirklich nur als erbärmlich beschrieben werden. Der Vorteil ist allerdings, dass fast (…Bekloppte agieren im Straßenverkehr auf globaler Basis) alle Verkehrsteilnehmer recht vorsichtig und mit geringer Geschwindigkeit unterwegs sind.

Bisher war die Anmietung eines Rollers für uns sehr entspannt abgelaufen. Wir mussten keine Verträge unterschreiben, keine Pässe oder Kautionen hinterlegen und durften – wie auf Koh Lanta – sogar mit den Familienerbstücken durch die Gegend cruisen. Hier tickten die Uhren anders und nach einigem Zögern und verunsichertem Hin- und Herüberlegen, verpflichteten wir uns schließlich vertraglich, dass, wenn wir dem Roller auch nur ein einziges Haar in Form eines Kratzerchens krümmen würden, das jeweilige Teil komplett zu ersetzen. Erwähnt sei hierzu noch, dass fast jedes Teil des Rollers, bei etwaiger Beschädigung, in etwa mit dem Wert eines Kleinwagens der unteren Preisklasse beziffert war. Aber wir wollten die Insel mit einem größeren Radius erkunden und bissen schließlich in den sauren Knebelvertrags-Apfel.

Vom Manager des Shenanigans hatten wir uns noch einige Ausflugstipps geben lassen und die Information, dass es in einer bestimmten Richtung eine sehr gut ausgebaute vierspurige Straße geben sollte, auf der man bequem einige dieser Ziele erreichen könne.

Zunächst aber gestalten sich die Fahrbahnverhältnisse mehr als abenteuerlich. Die schmale Straße, die zu beiden Seiten großzügig mit Abschnitten voller Schotter und Sand versehen war, wand sich in Schlangenlinien an der Küste entlang. Teilweise ging es so steil bergauf, dass man meinte, nach hinten umzukippen oder – gefolgt von der nächsten Abwärtsetappe – nach vorne über den Lenker zu fallen.

Wir tuckerten also mit äußerster Vorsicht und unfähig, die Landschaft zu genießen, dahin. Unsere Hände waren schweißnass, was nicht nur Folge der Mittagshitze war, in der wir uns bewegten und drohten immer wieder vom Gasgriff abzurutschen. Nachdem wir von der Hauptstraße abgebogen waren, um zu einem Wasserfall zu gelangen, wurde es noch wackeliger. Schlaglöcher, so groß wie Bombentrichter, mussten umfahren werden und die Piste war mehr Schotterstrecke als alles andere. Nach einem weiteren wackeligen Abbiegemanöver gelangten wir endlich auf die beschriebene vierspurige Straße und konnten uns auf Grund des perfekt geteerten Untergrundes etwas mehr entspannen.

Auf einer Anhöhe legten wir einen Stopp ein. Uns knurrte bereits seit unserem Start ordentlich der Magen knurrte, da wir noch nicht gefrühstückt hatten. Das kleine Café, was wir so zufällig entdeckt hatten, war eine wahre Oase der Entspannung. Überall waren hübsche, balinesisch anmutende Skulpturen in einer kleinen, wunderschönen Gartenanlage verteilt. Die überdachte Terrasse spendete Schatten und bot einen spektakulären Ausblick auf den üppigen Dschungel und wild bewachsene Hügel. Aus den Boxen dudelte leise Chillout-Musik. Lediglich zwei Schweizer störten kurzzeitig die friedliche Szenerie, da sie sich neben uns ausgiebig über Roller- und Motorradunfälle und daraus resultierenden Verletzungen austauschten. Also genau jenes Gesprächsthema, dem wir aktuell mit Sicherheit nicht folgen wollten. Nachdem sie sich eine Zeit lang offenbar mit Horrorberichten gegenseitig zu übertrumpen versuchten, verabschiedeten sich sich aber dankbarerweise bald und wir hatten das Cafe quasi für uns.

Unsere Überraschung kannte keine Grenzen, als uns die beiden bestellten Sandwiches – zusammen mit einem äußerst leckeren und selbstgebrühten Kaffee – kredenzt wurden. Das Baguette war herrlich frisch und knusprig und im Inneren gefüllt mit krossem Speck, einem himmlischen Gouda, Tomaten, kleinen Gewürzgurken und einer… Achtung, Trommelwirbel… SENFREMOULADE! Als wir hinein bissen und genüsslich vor uns hin schmatzten wurde mir bewusst, dass ich „westliches“ Essen wohl doch etwas vermisste. Zumindest mehr, als ich vorher überhaupt angenommen hatte.

Nachdem wir aufgegessen hatten, genossen wir noch etwas die herrliche Szenerie, verabschiedeten uns von den netten Besitzern (einer Thailänderin und einem Schweizer – was die sensationelle Machart des Sandwiches und den herrlichen Käse erklärte) und brausten – um 100 Prozent entspannter – auf unseren Rollern auf und davon.

Wenig später gelangten wir zu dem Wasserfall, den wir ansteuern wollten und fanden ein kleines Paradies. Nachdem wir einige Meter durch den dichten Dschungel gegangen waren, öffnete sich vor uns eine kleine Schneise im Dickicht.

Der Wasserfall – an dessen unterem Ausläufer wir angelangt waren – stürzte in einen kleinen See, der eher an ein kleines Bassin erinnerte. Darunter schlossen sich abfallend weitere kleine Bassins an. Wir hängten unsere Beine ins Wasser und kühlten uns ab. Es waren nur wenige eine Handvoll anderer Leute hier und so blieben wir eine ganze Weile in herrlicher Natur, umflattert von Schmetterlingen, in angenehmer Ruhe und mit wassergekühlten Beinen sitzen.

Der nächste Stopp unserer Tour über Koh Phagnan sollte ein kleiner privater Beach sein. Dieser war zwar an einen Hotelkomplex angeschlossen, aber Zugang hatte jeder, der sich vorher beim „Schrankenwart“ in eine entsprechende Liste eintrug.

Der Strand war wirklich ein kleines Juwel. Nicht überlaufen, gesäumt mit riesigen Palmen und bewachsenen Felsabhängen. Der Sand war zwar relativ grobkörnig, fast kieselartig, doch das störte uns kaum. Vom Stand aus ging es sehr schnell tief in’s Wasser, was perfekt zum Schwimmen war. Die benachbarte Strandbar bot von der Kokosnuss bis zum Eiskaffee über Snacks und Eis alles, was einen schönen Tag am Strand rund macht.

Die Rückfahrt blieb – auch weil wir uns die anfängliche Schotterpiste unserer vermeintlichen Abkürzung sparten – Vorfalls- und Unfallfrei und wir waren heilfroh, unsere Roller wieder im Ursprungszustand abgeben zu können.

Da unsere westlichen Essensgewohnheiten durch das sensationelle Sandwich ein wenig getriggert waren, suchten wir für das Abendessen eine nicht-asiatische Alternative und landete nach einigem Suchen im „House of Hummus“. Basti und ich hatten bereits unsere Zuneigung für die arabische bzw. israelische Küche bei unserem Urlaub in Tel Aviv entdeckt und so genossen wir die kulinarische Abwechslung bei Hummus, Falafel und Baba Ghanoush.

Nach einem Abschiedsbier an Mayzaw’s Poolbar endete der Abend für uns früh, denn der Wecker schrillte am nächsten Morgen um 07:00 Uhr.

Pünktlich um 08:00 Uhr holte uns der Reisebüroinhaber persönlich – samt im Auto sitzender Frau und des frisch geschlüpften Babys – ab und transferierte uns an den Pier in Thongsala. Von dort aus nahmen wir die Speedferry nach Chumpon, wo wir wiederum in den Bus umstiegen. Dieser Bus brachte uns in der überschaubaren Reisedauer von 8 Stunden – das saßen wir mittlerweile auf einer unserer gut trainierten Hinterbacken ab – auf die Khao San Road nach Bangkok.

„Hello darkness, my old friend…“ schoss es mir angesichts des wilden Treibens auf der Partymeile und in demütiger Erinnerung an unseren dortigen „Bucket“-Absturz durch den Kopf. Also schnell weg hier, bevor wir eventuell wieder den Reizen dieses touristischen Sündenbabels erliegen sollten.

Unser Hostel mit dem klangvollen Namen „48 Airport“ befand sich ohnehin am anderen Ende der Stadt und nahe des Don Muaeng Flughafens, also versuchten wir uns im Kapern eines Taxis. Nach 6 – 7 glücklosen Versuchen, einen Taxifahrer zu finden, der uns nicht pauschal über’s Ohr hauen sondern statt dessen einfach sein Taximeter anschmeißen wollte, fanden wir einen willfährig Transportunternehmer und stiegen in das Taxi, was die Innenraumtemperatur der Neusser Skihalle hatte.

Wir versuchten, dem Fahrer so genau wie möglich unsere Adresse zu vermitteln und fuchtelten jeweils mit unseren Handys vor seinem Gesicht herum. Er nickte nur schläfrig und murmelte wiederholt „Airport, Hotel, Airporthotel, yes, yes…“.

Hätte er unseren Anweisungen nur etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt, hätte aus der 1,15 stündigen Fahrt ein 40minütiger Transfer werden können und er hätte keinen Ärger mit seiner Frau (oder Freundin) bekommen, die sich mehrmals (und immer ungeduldiger und lauter werdend) telefonisch bei ihm meldete. Wenn das Essen zu Hause auf dem Tisch steht, kennen die Tailänderinnen offensichtlich keine Geduld. Vielleicht musste der arme Tropf von Taxifahrer sogar ohne anständiges Essen und sicher ohne Kuscheleinheiten in’s Bettchen gehen. Ein klarer Fall von eigener Selbstschuld.

Aber schließlich erreichten wir unser Hostel, schmissen unsere Rucksäcke auf die überraschend gemütlichen Betten im 6er Dorm, der bis auf uns keine weiteren Gäste zu beherbergen schien, und machten uns auf die Suche nach etwa Essbarem.

Zwei dunkle Gassen weiter fanden wir eine Garküche, die noch in Betrieb war und aßen eine herrlich leckere Nudelsuppe, von der sich Basti gleich noch eine zweite Portion bestellte. Nach einem letzten Chang im Hostel knipsten wir die Lichter aus und schlummerten ein.

Der Wecker klingelte um 08:00 Uhr und an diesem Tag, dem 26.02.17, sollte das zweite Land auf unserer gemeinsamen Reiseliste angesteuert werden: Kambodscha!

Der Transfer zum Flughafen klappte einwandfrei und auch das Bording unseres Air Asia Fluges nach Siem Reap verlief angenehm unspektakulär. Die Flugzeit betrug lediglich etwas mehr als eine Stunde und kaum waren wir abgehoben, befanden wir uns auch fast schon wieder im Landeanflug. Im Flieger hatten wir gerade genug Zeit, einen kleinen Snack zu uns zu nehmen und die Anmeldeformalitäten für das Visa on Arrival auszufüllen, als er auch schon sanft auf kambodschanischem Boden aufsetzte.

Innerlich hatten wir uns bereits auf eine mindestens zweistündige Wartezeit bei der Visaabfertigung eingestellt, doch nachdem wir um 30 Dollar (100 Dollar hatte ich bereits von zu Hause als „Notgroschen“ für derartige Zwecke mitgebracht) Gebühren leichter, ein Passbild (ebenfalls aus Deutschland eingeführt) ärmer und einen entsprechenden Stempel im Pass reicher waren, waren gerade einmal 15 Minuten verstrichen. Läuft, dachten wir uns. Läuft vielleicht zu gut, schoben wir hinterher. Doch nach wie vor gab es keine Anzeichen irgendwelcher Startkatastrophen und wir verließen guter Dinge die Ankunftshalle.

Die uns entgegenschlagende Hitze, als wir das Flughafenterminal verließen, war anders als in Thailand. Trockener, staubiger und um einiges heißer. Eine wahre Gluthölle. Wir hatten beim Wiegen unseres Gepäcks am Schalter der Air Asia in Bangkok erstaunt festgestellt, dass das Gewicht unserer Rucksäcke deutlich – nämlich zwischen 5 und 6 Kilo – zugenommen hatte, was dem feuchtheißen Klima auf den thailändischen Inseln zuzuschreiben war. Wir hofften also unsere Klamotten, Handtücher und Decken endlich einmal wieder ordentlich durchtrocknen zu können. Angesichts der vorherrschenden Wetterverhältnisse und meiner mobilen Wäscheleine sollte dies hier kein Problem darstellen.

Wir rechneten bei Verlassen des Flughafengebäudes bereits wieder mit Heerscharen von fahrwilligen Taxiunternehmern, stellten aber fest, dass dies hier anders geregelt war. Man musste sich an einen separaten Schalter begeben und wurde dort einem Fahrer zugeteilt. Sehr entspannt, diese Vorgehensweise, da die Fahrer nicht versuchen, sich gegenseitig mit Gekreische und Gepäckentführung gegenseitig die Kundschaft wegzuschnappen.

Unser Fahrer brachte uns in seinem TukTuk in die Stadt und in Richtung unseres Hostels. Nicht allerdings, bevor er versucht hatte, uns von seinen unschätzbaren Diensten als lokaler Guide und ortskundiger Führer zu begeistern indem er uns ein Büchlein mit von zufriedenen Touristen handschriftlich dokumentierten Empfehlungen in die Hand drückte. Dafür waren wir noch nicht bereit und zwar auch, weil unser Lonely Plane Reiseführer nachdrücklich davor warnt, sich dem Erstbesten „hinzugeben“ ohne vorher Preise und Dienstleistungen verglichen zu haben. Am Happy Guest House in Siem Reap angekommen, versuchte er, uns ein Versprechen abzunötigen, was beinhaltete uns bei Ihn und NUR bei Ihm zu melden, wenn wir einen Ausflug nach Angkor Wat machen würden. Wir ließen uns allerdings nicht zu spontanen Zugeständnissen hinreißen und checkten erst einmal in unser Doppelzimmer ein.

Wenig später saßen wir im überdachten Garten des wirklich sehr schönen Guest House und ich bestellte mir das, wonach es mir schon so lange gelüstet hatte und was ich in Thailand nirgendwo bekommen hatte: eine frische, also nicht frittierte, Frühlingsrolle – in Deutschland auch als „Summerroll“ bekannt. Einfach köstlich!

Nach dieser kleinen Stärkung – flankiert von einem Angkor (der lokalen und sehr gut trinkbaren Biermarke) – stürzten wir uns in die Planung für den nächsten Tag.

Auf dem Programm stand der lang ersehnte Ausflug nach Angkor Wat – DEM touristischen Hotspot, der auf keiner Kambodschareise fehlen darf. Wir durchstöberten das Internet nach Empfehlungen und prüften das Angebot des Happy Guest House, was ebenfalls entsprechende Touren anbot. Wir riefen sogar noch unseren Fahrer vom Flughafen an, um ihn eventuell bei der Ernährung seiner – wie er uns berichtet hatte – 5 kleine, schwarze Köpfe umfassenden Großfamilie zu unterstützen. Da er aber partout nicht von einem recht hohen Preis abrücken wollte, erhielt das Happy Guest House unseren geneigten Zuschlag.

Wir entschieden uns für die „kleine Tour mit Sonnenaufgang“, welche eben diesen vor Angkor Wat beinhaltet sowie die dortige Besichtigung und anschließend sollte der Bayon Tempel folgen.Den Abschluss bildete der Tempel, der durch den Film „Lara Croft: Tomb Raider“ zu besonderer Berühmt- und Beliebtheit gelangt war: der Ta Prohm.

Nachdem unsere Buchungsmission erfolgreich abgeschlossen war, machten wir uns in das nahegelegene Zentrum auf. Irgendwie hatte ich keine großen Erwartungen an Siem Reap und war daher um so überraschter, wie schön die Stadt doch ist. Wir bewegten uns an einem kleinen Fluss in Richtung City, zu dessen Seiten hübsch hergerichtete Kolonialbauten und riesige, schattenspendende Bäume die Szenerie bestimmten.

Ich fühlte mich ein wenig wie in Südfrankreich – wenn man die Buddhistischen Tempel, die wir passierten, einmal ausklammerte. Überall gab es kleine, gemütliche Cafés und Boulangerien – eindeutiges Erbe der längst vergangenen Kolonialherrschaft der Franzosen. Die offensichtlich sehr ausgeprägte Kaffeekultur ließ mein Kaffee-Liebhaber-Herz sofort höher schlagen.

Auch der Markt nahe der Pub Street konnte sich sehen lassen und offerierte vom Seidenschal über Silberschmuck, ausgestopftem Getier und gerahmten Insekten so ziemlich alles, was das Touri-Herz begehrt.

Vom Markt aus bogen wir in die Pub Street ein und fanden ein schickes und durchaus stylishes Restaurant/Café/Bar-Lokal und ich gönnte mir einen lange überfälligen Gin-Tonic für sensationelle zwei Dollar.

Apropos Dollar… die offizielle Währung in Kambodscha sind Riel. 1 Euro entspricht etwa 4.200 Kambodschanischen Riel. Hebt man allerdings vom ATM Geld ab, spuckt dieser Dollar aus. Bezahlt man mit Dollar, bekommt man einen Teil in Dollar zurück und einen Teil in Riel.

Nachdem ich mich einigermaßen mit dem Umrechnungskurs von Thailändischen Baht zu Euro angefreundet hatte, war dies für mich ein erneuter mathematischer Supergau und mein Hirn fing bei jedem Bezahlvorgang beinahe Feuer.

Zu Beginn hoffte ich noch recht blauäugig, dass sich durch die ständige Herumrechnerei eventuell meine unterentwickelten Kopfrechenfähigkeiten zu ungeahnten Höhen aufschwingen würden. Ein klarer Trugschluss, der den Taschenrechner meines Handys zur meistgenutzten App und zum ständigen Alltagsbegleiter machte.

Gegen frühen Abend traten wir – beschwipst und beschwingt – den 15minütigen Spaziergang zu unserem Hostel an. Das schöne Gebäude – wie so viele hier im Kolonialstil errichtet – verfügte auf jeder Etage über einen ausladenden Balkon, den wir sofort in Beschlag nahmen. Komischerweise fiel uns erst hier, nachdem wir etwas zur Ruhe gekommen waren, so richtig auf, wie unglaublich wir den ganzen Tag über vor uns hingeglüht hatten. Ein kurzer Check des Thermometers auf dem Balkon ergab um 19:18 Uhr Ortszeit eine Außentemperatur von schnuckeligen 30 Grad. Die Sonne war bereits eine Stunde zuvor untergegangen. Tagsüber hatte die Temperatur bei etwa 39 Grad gelegen, was sich auch während unseres gesamten Aufenthaltes in Kambodscha nicht großartig ändern sollte…

Wir hatten Thailand als angenehm heiß empfunden, da auf den Inseln durchaus immer wieder ein angenehmes Lüftchen wehte. Kambodscha präsentierte sich bisher gänzlich ohne Lüftchen und um einige Grade heißer.

Um zu vermeiden, dass mir am nächsten Tag in Angkor Wat eine Reduktion meines Hirns durch dauer-sengende Gluthitze bevorstand, musste ich also meinen Panama-Hut aktivieren.

Im thailändischen Klima „Heiß“ hatte er bisher wenige Einsätze gehabt. Im kambodschanischen Klima „Heißer“ blickte er indes hoffnungsvoll einer erhöhten Anzahl von Hut-Trage-Tagen entgegen…

Ein heißer Ritt auf kühlem Nass…

Nach einer tollen und entspannten Zeit auf Koh Lanta war es am 17.02.2017 an der Zeit, unsere Hängematten zu verlassen und unser kleines Insel-Hopping auf Koh Phangan fortzusetzen.

Der Transfer war gebucht, unsere Backpacks gepackt und so schrillten – nach einer weitestgehend schlaflosen Nacht, in der ich zu allem Übel auch noch ganze 10 Mückenstiche am linken Ellenbogen davontrug – um 06:00 Uhr morgens unsere Wecker.

Eine erfrischende Dusche beseitigte weitestgehend die verquollenen Spuren und wir standen überpünktlich vor unserer Bambushütte zur Abholung parat. Der Van, welcher uns um 07:30 Uhr aufsammelte, war noch nicht mit andere Reisenden besetzt, dementsprechend klemmten wir uns auf die Sitze direkt hinter dem Fahrer. Mit der Zeit und weiteren Pick up Stationen wurde das Gefährt bis unters Dach gefüllt und so erreichten wir nach ca. 3 Stündiger Fahrt den Donsak Pier in Suratthani. Dort besorgten wir uns unsere Fährtickets und wurden großzügig mit Aufklebern, die wir uns pflichtbewusst auf unsere T-Shirts pappten, versehen.

Der Anblick des Seelenverkäufers von einer Fähre weckte nicht zwingend Vertrauen in die Fähigkeiten thailändischer Nautiker, aber für Rückzugsgedanken blieb kein Spielraum. Der riesige Bauch der Personen- und PKW-Fähre tat sich auf und Menschenmassen, gefolgt von Mopes, Autos und Kleinlastern, quoll heraus.

Nach dem Motto „erst rauslassen, dann einsteigen“ warteten wir, bis wir die Fähre entern konnten. An Deck ist es erfahrungsgemäß stets sehr windig, was uns nur zu einem kurzen Rundgang veranlasste, um uns dann halbwegs bequeme Sitzplätze im Inneren zu suchen.

Fast auf Knopfdruck schliefen wir ein. Offensichtlich hatten wir unsere anfängliche Schlaflosigkeit bei diversen Transfers überwunden und schlummerten nun friedlich vor uns hin. Ich bete mein Cocoon Travel Pillow übrigens mittlerweile förmlich an, da es mich stets zuverlässig vor einem steifen Hals und unwürdigen Schlafpositionen bewahrt. Eine absolut lohnenswerte Investition in allen Lebens- und Reiselagen.

Nach ca. 6 Stündiger Überfahrt durch den Golf von Thailand erreichten wir den Thong Sala Pier auf Koh Phagnan und das erste Mal während unserer Reise begrüßte uns unser neues Ziel mit wolkenverhangenem Himmel und einigen Regentropfen. Allerdings zogen die Wolken schnell auf, als wir mit einem Taxi-Van mit gefühlten 5 km/h vom Pier in Richtung Haad Rin fuhren.

Über die schlechten und herausfordernden Straßenverhältnisse hatten wir bereits im Reiseführer gelesen – weshalb auch das Rollerfahren nur für geübte Easy Rider empfohlen wird. Wir waren weit entfernt von derartiger Routine, aber unsere Pläne sahen für die nächsten Tage ohnehin andere Aktivitäten vor.

Haad Rin ist vor allem für ein spezielles Spektakel – nämlich die Full Moon Party am gleichnamigen Strand – gleichermaßen berühmt wie berüchtigt. Wir schätzten uns glücklich, nicht während dieser Zeit, sondern einige Tage nach dem Ereignis dort angekommen zu sein, da die Stadt sonst vor über 30.000 feierwütigen Party-Gängern aus allen Nähten platzt. Nach 3 bis 4 Tagen Vollgas-Feierei, Tonnen vom Müll und einem Strandzustand, der den kompletten Austausch des feinkörnigen Sandes rechtfertigen würde, kehrt bis zum nächsten Vollmond erst einmal wieder nahezu friedlich Stille ein. So fanden wir das Örtchen auch vor.

Wir steuerten ein Hostel an, was wir lediglich für eine Nacht buchen wollten. Die fragwürdigen Gestalten in der Lobby und die Präsentation des unbehaglichen Dormitory-Rooms veranlassten uns aber zum sofortigen Rückzug. Wir klapperten die Gegend nach einer passenden Behausung ab und wurden nach kurzer Zeit fündig.

Das „Lazy House Shenanigans“ machte einen brauchbaren Eindruck auf uns und verfügte, neben einer kleinen Bar im Außenbereich, auch über eine Pool und über kostenlosen Kaffee in der Lobby – der sogar ziemlich gut genießbar war. Wir fanden ein Bettchen in einem 8er Schlafraum und staunten nicht schlecht, als uns der Manager erzählte, dass diese Betten während des Full Moon-Irrsinns für über 1.000 Baht verkauft werden – wir zahlten jeweils  150 Baht und rieben uns innerlich die Hände ;o)

Nach einem schnellen und wenig leckeren Abendessen auf der lokalen Amüsiermeile (ausnahmsweise war uns einmal nicht nach Thai Food, also bestellten wir einen Cheeseburger, der furchtbar und unpassender Weise auch einen Hauch asiatisch schmeckte) kehrten wir wieder in´s Hostel zurück und verbrachten einen unterhaltsamen Abend mit Deutschen, Engländern, Neuseeländern und Burmesen an der Poolbar.

Hier kam zum ersten Mal – und damit recht zeit-verzögert – so richtiges Backpacker-Feeling für uns auf. Wohl auch aus dem Grund, da uns die meisten Leute, mit denen wir bisher zusammentrafen, wohl für ein Pärchen auf Hochzeitsreise gehalten hatten, was sich durchaus kommunikationshemmend auswirken kann. Vor allem die Hostelbetreiber, die auf Grund unseres klangvollen, gemeinsamen Nachnamens zu voreiligen Schlüssen tendierten, machten uns gerne ungefragt zu „Husband and Wife“. Hier kam man mit jedem sofort in’s Gespräch und man erkundigte sich durchaus neugierig, in welchen „Beziehungs-Topf“ man uns beide denn werfen sollte und so entspannen sich angeregte Unterhaltungen in jedwede Richtung.

Der Aufbruch am nächsten Morgen, bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel, war mit 08:00 Uhr wieder sehr früh getimed, daher nahmen wir uns fest vor, während der nächsten Tage keinesfalls irgendeine Form von Weckerklingeln hören zu wollen. Am Strand toste die Brandung ungewöhnlich stark (die Bilder geben dies übrigens noch nicht einmal ansatzweise wieder…) und ein frische Brise pfiff uns um die Nasen. Bereits am Abend zuvor war uns aufgefallen, dass dort überhaupt keine Boote ankerten, wie dies sonst der Fall sein sollte. Als aber nach einiger Zeit ein Taxi-Boot-Schlepper mit entsprechendem Schild auf uns zusteuerte, waren wir guter Hoffnung, ein Fährboot zu erwischen, was uns an die östliche Seite des Haad Tien zum „The Sancturay“ bringen würde.

Zwischenzeitlich war auch eine Truppen reichlich desolat anmutender Engländer vom Taxi-Boot-Promoter akquiriert worden. Wir nahmen an, dass diese von einer Party zurück in ihre Unterkünfte wollten. Auf neugierige Nachfrage hin offenbarte sich aber, dass das Grüppchen mit den übergroßen Sonnenbrillen und den sonnen-versengten Schultern auf eine Afterparty in die „Guys Bar“ nahe des „The Sanctuary“ übersetzen wollte.

Nach einiger Zeit untätigen Herumstehens und Wartens durften wir uns um ein Boot versammeln, was mehr auf dem Strand als im Wasser lag. Ich hatte vorher alle meine empfindlichen Habseligkeiten in wasserdichte Stuffbags umgelagert und den Regenschutz über meinen Rucksack gezogen. Eine überaus weise und vorausschauende Entscheidung, wie sich sogleich herausstellen würde.

Da das Boot sehr weit an den Stand gespült worden war, durften neben der zweiköpfigen Besatzung auch alle männlichen Transferwilligen mit anpacken, um es wieder in Richtung offenes Meer zu bugsieren. Die ersten Versuche scheiterten kläglich; der Kahn schien auf seinem sandigen Liegeplatz festbetoniert zu sein. Der Steuermann kommandierte daraufhin in militärisch anmutendem Ton: „One, Two, Push“.

Nach verzweifeltem, aber trotzdem kläglich scheiternden gepusche durften auch die weiblichen Reisenden ihren Beitrag leisten und zumindest begann sich das Boot vorsichtig in die richtige Richtung zu bewegen. Das Wasser umspülte unsere Beine und den Kiel immer kraftvoller und schließlich gelang das kräftezehrende Vorhaben.

Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir unsere Backpacks schon an Bord gehabt hätten, denn das Wasser vor der hinteren Einstiegsrampe war mittlerweile so hoch, dass es bis auf die Mitte der Oberschenkel reichte. Ich sah uns bereits vor der Küste Koh Phagnans mit unseren Rucksäcken im Wasser treiben. Aber entgegen meiner Befürchtungen klappte der Einstieg – dank starker, helfender Hände der Besatzung – unfallfrei.

Wir positionierten uns und unser Gepäck an Bord des Bootes, in dessen Inneren sich schon eine beachtliche Menge Wasser angesammelt hatte, relativ mittig. Die Besatzung war damit nicht zufrieden und gab uns zu verstehen, dass alle weiter nach hinten – Richtung Motor – rutschen sollten.

Die seitlichen Sitzbänke und die querliegenden Sitz-Bretter waren triefend nass – was uns beim Hinsetzen natürlich feuchte Hosenböden bescherte. Die aufs Ufer zurollende Brandung hatte nicht nachgelassen, im Gegenteil, sie schien sogar noch stärker geworden zu sein.

Der Steuermann startete den Motor und trotz dem, dass wir uns noch gar nicht nennenswert vom Strand entfernt hatten, bekamen wir einen Vorgeschmack darauf, was uns während der Fahrt erwarten würde.

Wir lagen seitlich zum Strand und schaukelten wild auf den Brandungswellen herum. Quer zum Steuermann sitzend krallte ich mich an meinem Backpack fest und mühte mich damit ab, ihn so auszurichten, dass er mir nicht von den Knien ins Wasser im Innere des Bootes fiel. Gleichzeitig versuchte ich noch eine halbwegs stabile Sitzposition zu finden, was barfuß auf dem glitschigen Boden und mit kleinem Daypack auf dem Rücken alles andere als ein einfaches Unterfangen darstellte.

So schwer beschäftigt sah ich die große Welle, die unser Boot seitlich traf, gar nicht auf uns zukommen. Basti und eine der Afterhour-Engländerinnen bekamen eine volle Ladung feinsten, thailändischen Meerwassers auf ihre jeweiligen Rücken ab.

Basti hatte – im Gegensatz zu seiner Sitznachbarin – den Anstand, nicht wir ein hysterischer Brüllaffe zu kreischen. Der Steuermann hatte es mittlerweile unter größter Anstrengung über die Brandung geschafft. Doch das machte die Fahrt keineswegs ruhiger.

Die Wellen peitschten gegen den Bug – das Boot stieg bedrohlich hoch auf, nur um in der nächsten Sekunde, wie in einem Fahrstuhl, nach unten zu stürzen und auf das Wasser aufzuschlagen. Das Wasser spritzte überall herum – interessanterweise nur nicht auf mich. Wer im Phantasialand in Brühl bereits einmal das Vergnügen einer Fahrt mit River Quest genossen hat, der weiß, dass man aus dem Gefährt entweder vollständig trocken oder nass bis auf die Knochen wieder herauskommt. Als mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss, hoffte ich inständig, aus dieser Nummer weitestgehend „ungebadet“ herauszukommen. Ich hätte mich aber auch über eine ordentliche Dusche nicht beschwert! Bei allem Gerüttel, Geschüttel und dieser doch nicht zu unterschätzenden Situation, hatte ich den Spaß meines Lebens. Der stürmische Wind, die peitschenden Wellen, die schäumende Gischt… da fühlt man sich einfach nur lebendig!

Ich bin nicht sicher, ob ein Teil der englischen Partyfraktion diese Meinung teilte, denn die vorher noch eher ins rötlich spielende Gesichtsfarbe eines Mädchens erinnerte jetzt eher an die einstige Trendfarbe Greige – mit einem Hauch morastigen Schlamms. Alles in Allem nicht beneidenswert.

Vom Motor des Fährbootes aus führt eine lange, relativ dünne, verchromte Stange in Richtung Bug. An dieser Stange ist eine Art Seilzug angebracht, mit der die Motorleistung und entsprechend die Geschwindigkeit reguliert wird. Außerdem dient die Stange zur Lenkung des Bootes. Unser Steuermann – ein äußerst erfahrender Vertreter seiner Gewerbes – lenke sein Boot nicht durch die rauhe, aufgewühlte See. Er ritt es förmlich!!! Er hängte sich mit voller Wucht auf die Stange, drückte seine Hüfte dagegen, saß halb darauf. So unglaublich anstrengend wie das für Ihn gewesen sein muss… er ließ es kraftvoll-elegant und fast schon anmutig wirken.

Wir hatten uns kurz vorher am Strand von Haad Rin noch darüber aufgeregt, dass sich die Preise für den Transfer ins „The Sanctuary“ während der letzten 5 Jahre von 200 auf 400 Baht verdoppelt hatten (Eine Autofahrt ist im Gegensatz früher mittlerweile möglich, aber sehr umständlich und lang andauernd). Davon war jetzt keine Rede mehr – der Mann und seine Dienste waren jeden Cent wert!

Zu gerne hätte ich ein Foto von Basti und mir gemacht, traute mich aber nicht, mein Handy aus seiner wasserdichten und somit sicheren Hülle des Stuff Bags zu klauben. Ein Selfie wollte ich nicht mit dem Verlust meines Handys bezahlen.

Nach ca. 15 Minuten wilder Bootsfahrt näherten wir uns der Bucht, an der das „The Sanctuary“ liegt. Der Steuermann brauchte einige Anläufe, bis er den richtigen Winkel zum Strand erwischt; ihn schließlich fand und an seinem Gas-Zug riss und wir mit Vollgas und einem Affenzahn auf den Strand zurasten – dicht vorbei an rechterhand liegenden steilen Felswänden und aus dem Wasser ragenden Steinen, die auf Grund der hohen Wellen einmal mehr, einmal weniger gut zu sehen waren. Der Strand kam immer näher, die Geschwindigkeit nahm immer weiter zu! Wer bremst verliert; wir hatte es über die Brandung geschafft und klatschten mit Getöse auf den Strand – gefolgt von spontanen Jubelschreien und Geklatsche für unseren wilden Wellenreiter-Steuermann.

Erleichtert und glücklich, wieder ein Abenteuer überstanden zu haben, wankten wir den Strand entlang und auf „The Sanctuary“ zu. Basti hatte hier bereits vor 5 Jahren Station gemacht und mir die Location wärmstens ans Herz gelegt.

Was ich auf den ersten Blick vom Hauptgebäude sehen konnte, war wunderschön. Das Haus wirkte, als sei es in den Felsen, der sich kurz hinter dem Strand erhob, ganz natürlich eingepasst worden. Wir hatten im Vorfeld bereits mehrfach mit der Rezeption telefoniert, um in Erfahrung zu bringen, ob noch Hütten oder Dormitory Rooms verfügbar waren. Der Nachteil am „The Sanctuary“ ist, dass man vorab nichts reservieren kann. Das läuft nach dem Motto „First come, first serve“. Am Morgen hatte man uns angedeutet, dass noch Dorms zur Verfügung stünden – wo und zu welchem Preis hatte man uns aber nicht verraten. So führte uns unser Weg zielstrebig an die Rezeption.

Ob wir im „The Sanctuary“ tatsächlich Unterschlupf fanden und was wir sonst auf dieser Seite der wunderschönen Insel Koh Phagnan erlebt haben, erzähle ich Euch beim nächsten Bericht ;o)

Die Geschichte vom hüpfenden Backpack…

Nachdem unser Ausflug zum Affengaffen in Ao Nang unser einziges Highlight des dortigen Aufenthaltes blieb, entschlossen wir uns, nach einer weiteren, ruhigen Nacht im K-Bunk Hostel, zur raschen Fortsetzung unserer Reise und machten uns am 07. Februar auf nach Koh Lanta. Die Insel ist mit dem Festland per Autofähre zu erreichen und über Brücken verbunden, sodass wir uns für einen Direktransfer per Van entschieden.

Wir hatten so ziemlich jedes Reisebüro in Ao Nang abgeklappert, um den günstigsten Anbieter für unser Vorhaben zu finden – die Preise variierten von 350 bis 600 Baht und so entschieden wir uns für die billigste Variante. Die Abholung sollte um 10:00 Uhr ab Hostel erfolgen. Unsere Rucksäcke hatten wir am Vorabend schon gepackt und mussten selbige morgens, nach einer erfrischenden Dusche, einem Frühstück mit krossem Speck und Rührei und einem sehr guten Kaffee (meistens bekommt man Instant-Kaffee kredenzt, dementsprechend ist ein Filterkaffee für mich persönlich hier stets ein willkommenes morgendliches Highlight) nur noch aus dem dritten Stock nach unten schleifen.

Gut, dass wir bereits um 09:00 Uhr auf der Terrasse hockten und unser Frühstück genossen, denn der kleine Laster mit überdachter Laderampe, die rechts und links mit schmalen Bänken versehen war und uns nach Koh Lanta – oder zumindest zum nächsten Sammelpunkt – bringen sollte, knatterte bereits um 09:30 Uhr vor. Der Fahrer nahm die Quittung für unseren Transfer prüfend in Augenschein, glich unsere Namen offenbar mit seiner eigenen Liste ab und gab uns zu verstehen, dass wir aufsteigen dürften.

Die Laderampe war bereits zur Hälfte gefüllt und wir gesellten uns zur bunten Schar an Reisenden. Etwa 30 Minuten später kamen wir am Fährhafen in Krabi an. Allerdings wollten wir dort gar nicht hin, da wir ja per Van nach Koh Lanta gelangen wollten. Es folgte ein hektische und gestenreiche Konversation mit dem Fahrer, der schließlich zu verstehen schien, dass wir nicht an den Pier sondern an irgendeine andere Stelle gehörten. Also durften wir wieder auf der Ladefläche, die nun ganz uns alleine gehörte, Platz nehmen und wir fuhren weiter.

Ich wollte reflexartig die Tür der Ladefläche schließen, was Basti nur mit einem milden Lächeln quittierte und meinte, dass diese immer offen blieben und ich mich damit nicht abmühen sollte. Etwa 5 Minuten später donnerte der Laster in ein massives Schlagloch, was Bastis Rucksack dazu animierte, fröhlich und äußerst zielstrebig in Richtung dieser Tür zu hüpfen. Ich schrie laut auf und Basti hechtete hinter seinem Rucksack her. Dieser hing bereits halb draußen auf der Straße und Basti drohte es ihm gleich tun zu wollen, konnte sich jedoch unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte wieder – samt Rucksack – ins Innere des Lasters befördern. Wir waren käsebleich und schauten uns schnaufend und entsetzt an, nur um Sekunden später in wildes und erleichtertes Lachen auszubrechen. Dieser unfreiwillige Stunt hätte durchaus das Ende unserer Reise bedeuten können – wir waren froh und glücklich, dass, bis auf einen ordentlichen Schreck und einer kleinen Schramme an Bastis Knie, nichts weiter passiert war.

Wir hatten unsere schlotternden Glieder gerade wieder unter Kontrolle, als die Lasterfahrt auf einem Hinterhof endete. Kein Bus, kein Van, kein Guide weit und breit. Wir kletterten von der Ladefläche und fragten den Fahrer, wie es nun weitergehen sollte. „Back to Hostel“ entgegnete dieser milde lächelnd. Irgendetwas lief hier gerade ganz schief. Unser nächster Transfer würde um 11:00 Uhr ab Krabi gehen, mittlerweile war es 10:15 Uhr, eine Rückfahrt nach Ao Nang hätte bedeutet, dass wir die Abfahrt in jedem Fall verpassen würde. Langsam aber sehr sicher wurde unser Nervenkostüm löchrig. Wir nötigten den Fahrer, über dessen Kopf ein einziges Fragezeichen zu wabern schien, die Nummer des Reisebüros anzurufen und ohne weitere Umwege zu klären, wo wir nun hin müssten.

Das Resultat dieses Gespräches: Er hatte uns falsch zugeordnet und hätte uns gar nicht mitnehmen dürfen – nun klärte sich auch auf, warum er schon so früh am Hostel gewesen war. Er stopfte uns in sein Auto, was auf dem Hinterhof geparkt war und knatterte wieder mit uns los. Nun endlich zur richtigen Station in Krabi. Wir vergewisserten uns dort gefühlt 100-mal, ob wir nun richtig wären, ob und wann es nach Koh Lanta gehen sollte und ob wir auch wirklich, wirklich – also WIRKLICH – die korrekte Company erreicht hätten. Die Antwort fiel jeweils positiv aus und so versuchten wir, uns wieder etwas zu entspannen. Um Punkt 11:00 Uhr fuhr unser MINI-Van vor (wieder fragten wir 3 bis 18-mal nach: „Koh Lanta, right? By Van, correct?! Direct transfer, ok?!“ – Antwort: „Yes, yes yes“.) und wir nahmen hinter dem Fahrer Platz.

Dort hatten wir es richtig gemütlich, mit viel Platz und einer moderat eingestellten Klimaanlage. Die Fahrt war herrlich, da wir ausgiebig die herrliche Landschaft begutäugeln konnten. Nach einiger Zeit verließen wir das Festland, passierten eine Art Maut Station und fuhren über Koh Klang nach Hua Hin, wo wir per Auto-Fähre nach Koh Lanta Noi (Noi steht für „Groß“) übersetzten und schließlich – nachdem wir eine letzte Brücke überquert hatten – auf Koh Lanta Yai (Yai bedeutet „Klein“) landeten.

Wir hofften, hier nun noch ein Stück weiter an unser persönliches, kleines Paradies heranzurücken und hatten schon im Vorfeld über Hostelworld unsere erste Bambushütte am Long Beach gebucht. In Ao Nang mussten wir noch einen 15-minütigen Fußweg bis zum Strand zurücklegen – auf Koh Lanta waren es nur noch ganze 4 Minütchen. Bedauerlicherweise trennte uns die Hauptstraße vom direkten Zugang zum Beach. Und etwas ernüchtert stellten wir fest, dass sich unsere Hütte leider auf der falschen, also von der Hauptstraße aus in Richtung Inland liegenden, Seite befand. Wir bezogen unsere Hütte, die so weit wie möglich von der Straße entfernt war und stellten begeistert fest, dass man die viel befahrene Straße zwar sehen, aber in der hübschen kleinen Anlage nicht wirklich hören konnten.

Die Hütte war richtig knuffig. Es gab eine winzige Terrasse mit einer Hängematte und einem Stuhl. Im Inneren versteckte sich ein großes Bett mit gewohnt steinharter Matratze. Mein Rücken und meine Schultern schrien mittlerweile immer lauter nach einer anständigen Thai-Massage… Es gab einen Kühlschrank, eine kleine Kochecke mit Toaster und Wasserkocher und ein Bad, was dezenten Freiluftcharakter bot, da die Wände nach oben hin nicht bis unter das Dach geschlossen waren. Unsere erste Hütte! Wir waren glücklich mit unserer Wahl, beschlossen aber, unsere nächste Unterkunft noch näher an den Strand zu verlagern und begannen – wieder einmal – unsere Rucksäcke auszupacken.

Dann begaben wir uns an den Strand und unsere Überzeugung, mit Koh Lanta eine wirklich gute Wahl getroffen zu haben, wurde weiter verstärkt. Der Strand erstreckte sich über eine so große Distanz, dass man das Ende nicht sehen konnte. Der Name „Long Beach“ kommt also nicht von ungefähr. Im Gegensatz zum Trubel in Ao Nang war es hier herrlich ruhig und die Zahl der Sonnenanbeter hielt sich in überschaubaren Grenzen. Es gab weniger Palmen, dafür aber imposante Kiefer- und Pinienbäume. Und das Wasser war – so schien es uns jedenfalls – deutlich klarer und um einige Grad kühler als noch bei unserem ersten Zusammentreffen mit Thailands Stränden. Wir verbrachten den Tag am Beach – und aßen Abends in einer netten kleinen Garküche am Straßenrand, bevor wir es uns auf unserer briefmarken-großen Terrasse gemütlich machten und den ersten Tag auf dieser schönen Insel ausklingen ließen…

Mit dem Love-Bus nach Krabi

Nach den ersten ereignisreichen Tagen in Bangkok machten wir uns am Samstag, 04. Februar 2017 auf den Weg in südlichere Gefilde Thailands. Genauer gesagt nach Krabi – einer an der Andamanensee gelegenen Provinz, etwa 800 km von Bangkok entfernt. Krabi Town ist die Hauptstadt dieser Region, doch das eigentliche Ziel hieß für uns Ao Nang – wiederum 20 km westlich von Krabi Town gelegen. Das ehemalige Fischerdorf entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem touristischen Zentrum für Familien und Pauschalurlauber. Backpacker gibt es aber durchaus ebenfalls noch einige und für unsere geplante Weiterreise nach Koh Lanta bildete Ao Nang einen recht guten Ausgangspunkt.

Aber bevor wir eine Gedanken an den nächsten Teil unserer Reise verschwenden konnten, mussten wir erst einmal von Bangkok nach Krabi gelangen. Wie bereits erwähnt, hatten wir uns für die Anreise per Nacht-Bus entschieden. Ich war eigentlich nie ein großer Fan von Busfahrten, aber da sich auch in Deutschland das Netz aus Fernbusanbietern durch Wegfallen des Bahnmonopols als günstige Reise-Alternative etabliert hat, war meine Abscheu gegen dieses Fortbewegungsmittel deutlich gemildert.

Basti – mein Reisen erprobter Begleiter – wurde allerdings nicht müde mir von diversen Negativerfahrungen auf Bustouren seinerseits, aus Indien und Asien, zu berichten. Eigentlich malte er die bevorstehende Busfahrt in den schwärzesten Farben und so stellte ich mich mental schon einmal auf eine ganz prächtige Tortur ein. Wir rechneten damit, dass der Bus gegen 19:00 Uhr am Bangkok Busterminal abfahren würde. Um diese Zeit traf das Taxi, was uns vom Reisebüro auf der Rambutri Road abgeholt hatte, auch dort ein. Unser Fahrer besorgte nach Ankunft die eigentlichen Busfahrkarten, übergab sie uns und ließ uns wissen, dass wir nicht vor 20:40 Uhr abfahren würden. Das verlängerte unsere Gesichter direkt schon einmal um einige Zentimeter. Wir schlichen auf dem Busterminal herum und versuchten, ein „Wegbier“ für die Fahrt aufzutreiben. Keine Chance – auf dem ganzen Gelände, inkl. angrenzendem 7eleven, wurde kein Alkohol verkauft. Sicherlich gibt es dafür gute Gründe, also war dies nicht weiter tragisch. Essens-technisch konnte man sich vor Ort mit allem nötigen Bestens versorgen. Garküchen ohne Ende, Pancake-Stände, Esskastanien, Softdrinks… alles da, was das Herz des Busreisenden begehrt.

Wir entdeckten dann noch ein riesiges Einkaufszentrum im zweiten Stocke des Hauptgebäudes und ließen uns dort – bei besten „vollklimatisierten“ Bedingungen – nieder und warteten, bis unser Bus-Stündchen geschlagen hatte. Schließlich war die Zeit reif und wir trotteten zu unserem Terminal, was wir auf Grund der riesigen Nummern an den Abfahrtsstationen auf problemlos fanden.

Ersten Anlass zur Sorge bereitete mir persönlich ein thailändischer Mitarbeiter der Transfergesellschaft, der unsere Bustickets kontrollierte und diese offensichtlich nicht oder nur schwierig erkennen konnte. Er kniff die Augen zusammen, legte seine Stirn in beeindruckende Falten und bewegte die Tickets vor seinen Augen in unterschiedlichen Abständen vor und zurück und murmelte dabei Unverständliches. Irgendwann gab er sie uns grinsend zurück und meinte nur „Ok, Ok, Ok…“. Ob er auf den Tickets tatsächlich etwas erkannte, bleibt spekulative Vermutung. Ich schaute zu Basti und sagte: „Ich hoffe bloß, dass das nicht unser Busfahrer ist!“. Weitere 15 Minuten später wussten wir: Das war unser Busfahrer! Aber da er in seiner Fahrerkabine nach seiner Brille angelte, die er zuvor – eventuell aus Gründen der Eitelkeit – nicht getragen hatte, entschloss ich mich, gelassen zu bleiben und in den Doppeldecker-Bus zu klettern.

Dieser war überraschend gut und recht komfortabel ausgestattet. In Punkto Beinfreiheit war das Ganze zwar etwas knapp bemessen, jedoch bei weitem nicht so minimal, wie wir es befürchtet hatten. Unsere Plätze fanden sich im oberen Bereich, relativ weit vorne – was bei solchen Reisen durchaus gut ist, denn je weiter hinten man Platz nimmt, desto näher rückt man der Hinterachse und auf der kann es ungemütlich werden. Es sei denn, man mag es, wie auf einem Trampolin durch die Lande zu hopsen. So weit also alles gut.

Der Bus – den ich prompt „Love-Bus“ taufte, da er über ein herzförmiges Fenster in der Seitentür verfügte, setzte sich in Bewegung und unsere Fahrt startete. Und mit ihm startete eine schlaflose Nacht. Eigentlich rühmte ich mich stets, in jeglichen, widrigen Situationen Schlaf zu finden, aber irgendwie schienen diese Tage bereits seit dem Flug nach Bangkok (Flugzeit Thai Airways: 10,5 Stunden – Schlafzeit Peggi: 55 Minuten) gezählt. Trotz bereit liegender, gemütlicher Decken, kuschliger Fleece-Jacke (Wichtige, denn es wurde während er Fahrt richtig kalt), einem multifunktionalen Tuch-Sarong-Turban-Schal (einem Mitbringsel aus Moldawien), meinem bewährten, aufblasbaren Cocoon-Nackenhörnchen und einer überaus eleganten (not ;o) Lufthansa-Schlafbrille inkl. Ohrstöpsel gelang es mir nicht, in Morpheus Arme zu finden.

Welche Position auch immer ich einzunehmen versuchte, entpuppte sich mindestens als falsch, unbequem, blutzufuhr-behindernd oder schmerzhaft. Das eingeschmuggelte Notfallbier (das hatte ich mir noch auf der Rambutri Road besorgt hatte) traute ich mich nicht zu trinken, da Alkoholkonsum im Bus erstens untersagt war und Bier zweitens bekanntlich harntreibende Eigenschaften besitzt und ich wollte alles, nur nicht die Toilette im Bus benutzen. Ich bin diesbezüglich nicht empfindlich, aber der Geruch, der im unteren Bereich des Busses im Vorbeigehen an der Klo-Kabine aus selbiger drang, überspannte mein Erträglichkeits-Level von vorneherein.

Basti erging es während meiner erfolglosen Schlafversuche nicht anders, als mir selbst. Der Ansatz, uns gegenseitig müde zu quasseln blieben ein weiteres erfolgs-negatives Unterfangen. Wir sehnten also den ersten Stopp herbei und nach drei Stunden Fahrt durften wir unser Love-Bus-Gefängnis auch erstmals verlassen. Was Anblick der riesigen, überdachten Halle überraschte uns. Alles war blitzsauber, gekachelt, hell und freundlich und vollgestopft mit Tischen voller verrückter Snacks, Süßigkeiten, Getränke und sonstigem Krimskrams. Wir blieben etwa 20 Minuten – genug Zeit also für entspannte Nutzung der ebenfalls sehr sauberen sanitären Anlagen – diesmal mit dem lang ersehnten Adventure-Klo (ich sage nur: hocken statt hängen ;o) und Ausbalancierung unseres Nikotinhaushaltes. Basti besorgte sich noch einen Beauti Drink in ansprechendem Pink (vermutlich für grenzenlose Schönheit von innen und außen) und weiter ging die nächtliche Fahrt.

Wieder zurück auf unseren Plätzen ging das Schlaflos-Spiel in eine erneute Runde. Nach einigen weiteren Stunden hingen uns die Lippen in Fetzen vom Dauergequatsche. Der Rest des lustigen Busladung schnorchelte friedlich vor sich hin, nur uns wollte ein sanfter Schlummer nicht gelingen.

Wie heißt es doch so schön: „Nach müde kommt blöd“ – Wahnsinn war für uns mittlerweile eine greifbare Option. Draußen zog die nächtliche Landschaft vorbei… Dschungel wechselte sich ab mit dem Schein von Laternen von Straßenhändlern und Wohnhäusern. Interessant war hierbei, dass es selten Landstriche ohne Anzeichen menschlichen Lebens gab. Irgendwo flackerte fast immer ein Licht. In unseren müden Augen flackerte der Irrsinn. Nach endlos scheinenden Stunden fiel ich dann doch – wie Basti auch – in einen kurzen Schlaf. Die Fahrt über eine sprungschanzen-ähnliche Erhebung auf der Straße, während der ich fast aus dem Sitz fiel, machte das Vergnügen aber bald wieder zunichte. Ich beschloss darauf hin, einfach wach zu bleiben. Da muss ich dann richtig tief eingeschlafen sein ;o)

Nach etwa 10 Stunden erreichten wir Suratani – wo sich uns ein unwirkliches, nebelverhangenes und unglaublich tristes Szenario bot. Der Bus hielt kurz an und wir wollten schnell ein Zigarettenpäuschen einlegen, als er sich auch schon wieder in Bewegung setzte. Unser hilfloses Gekrächze und die korrespondierenden schlagmangel-entstellten Gesichter veranlasste einige Mitreisende dazu, uns mitleidig zu informieren, dass wir auch beim Fahrer rauchen könnten. Daraufhin kletterten wir in die Fahrerkabine und klemmten uns links neben dem Wagenlenker direkt hinter die Winschutzscheibe. Leider hatte ich mein Handy auf unserem Platz vergessen, daher gibt es von diesem Highlight leider kein Bildmaterial. Das Erlebnis steigerte unsere Laune allerdings immens und so blickten wir den letzten 4 Stunden unserer Bustour relativ gelassen entgegen.

Wie üblich (insert Side eye here) vielen wir kurz vor Ankunft in Krabi noch einmal in einen so tiefen Schlaf, dass der Ausstieg chaotisch, hektisch und paralysiert ausfiel. Ich konnte eigentlich nur noch hysterisch kichern und brauchte die nächsten 15 Minuten, um mir im Klaren darüber zu werden, wo wir waren und warum! Aus dem Schlaf gerissen zu werden gehörte noch nie zu meinen favorisieren Erlebnissen… Basti war bereits wieder ganz geschäftig dabei, sich um unseren Transfer zum Hostel in Ao Nang zu kümmern. Im Bus hatten wir eine Backpackerin aus Italien kennengelernt, mit der wir uns ein Taxi teilten. Wir hätten auch die Möglichkeit gehabt, statt 500 Baht (geteilt durch 3) für das Taxi zu investieren, nur 80 Baht pro Person für eine weitere Busfahrt aufzuwenden. Jedoch wollten wir nicht noch einen Stunde mit dem Warten auf den lokalen Bus vergeuden, geschweige denn für die nächste Zeit einen von innen sehen. Weiterhin hätte dies bedeutet, dass wir noch einmal ca. anderthalb Stunden in dem Gefährt hätten zubringen müssen. Danke, aber nein Danke!

Nach kaum 20 Minuten Fahrzeit, während der wir einen ersten, phantastischen Vorgeschmack auf die wunderschöne Landschaft Krabis bekamen, standen wir an der Rezeption des K-Bunk Hostel. Die Jungs an der Rezeption waren unglaublich nett und empfingen uns – trümmerhaften Zustands ungeachtet – extrem freundlich. Und somit beginnt das nächste Kapitel unserer Reise.

Aber dazu an anderer Stelle mehr ;o)